Samstag, 3. August 2013

Nashville - Antonia Michaelis

Nun komme ich einmal zu einem tollen Buch, das ich durch eine Leserunde bei "Lovely Books" lesen durfte. Von Antonia Michaelis habe ich im Vorfeld schon "Der Mädchenerzähler" gelesen und war fasziniert von ihrem einmaligen Schreibstil. Auch "Nashville" zeichnet sich besonders durch den Stil aus, den ich hier während der Rezension wahrscheinlich gar nicht so recht in Worte fassen kann. Trotzdem werde ich versuchen, zu erklären, was mir besonders an diesem Buch gefallen hat.

Inhalt

Die achtzehnjährige Svenja findet in einer Abseite ihrer neuen Tübinger Studentenwohnung einen verwahrlosten, stummen 11-jährigen Jungen und nimmt ihn bei sich auf. Nach seinem T-Shirt-Aufdruck nennt sie ihn Nashville. Als eine Serie von Morden an Obdachlosen die Stadt in Aufruhr versetzt, wird Svenja unruhig. Hat Nashville, der immer wieder heimlich verschwindet, etwas damit zu tun? Bald schon merkt sie, dass nicht nur Nashvilles, sondern auch ihr Leben bedroht ist.

Cover

Das Cover mit dem versteckten Messer finde ich sehr passend und es ist auch wirklich sehr ansprechend, wenn man es im Buchladen sieht. Zuerst habe ich mich gefragt was denn das Wolfsspiel sei und dies hat mich besonders neugierig gemacht. Das Cover ist also auf jeden Fall ein Hingucker. 

Charaktere

Es ist gar nicht so einfach etwas über die Charaktere zu sagen, doch eines haben sie auf jeden Fall gemeinsam: Sie sind "verrückt", aber auf eine positive Art und Weise. Besonders Svenja, die Protagonistin wirkt stets sehr "neben der Spur", aber trotzdem mag man sie als Leser. Sie ist weit davon entfernt perfekt zu sein und doch fiebert man mit ihr mir. Manchmal versteht man sie nicht so wirklich, denn vieles in dem Buch liegt "zwischen den Zeilen" verborgen, doch das macht das Buch aus. Man muss sich Mühe geben, alle Charaktere kennen zu lernen und dies macht das Buch zu etwas wirklich besonderem.

Natürlich wäre da auch noch Nashville, der zuerst nicht spricht, sich aber immer mehr öffnet. Man versteht im Laufe des Buches, warum er handelt, wie er eben handelt und warum er zu einem solchen Kind geworden ist. Ich habe ihn während des Lesens sehr gemocht und doch hat es mich jedes Mal wütend gemacht, wenn er wieder einmal verschwunden ist. Man kann im Endeffekt sein Verhalten jedoch verstehen, manche Dinge kann man einfach nicht in Worte fassen und manche sind eben in der Stille verborgen.

Im Buch kommen noch zahlreiche andere Charaktere vor, die alle etwas "unnormales" haben. Aber was ist schon normal? ein Französischer Kater Karlo? Eine Junge zwischen den Zeilen? Jemand, der Züge füttert? Oder ein Friedel, der so verpeilt ist, dass er manche Sachen einfach vergisst? Eine kochende Nachbarin, die immer da ist, wenn man sie gerade braucht? Auf jeden Fall sind alle Charaktere sehr einmalig und man mag sie sehr schnell.

Meine Meinung

Ich habe das Buch von Anfang an genossen, muss jedoch zu sagen, dass es für mich kein Buch für "Zwischendurch" ist. Man muss sehr genau lesen und manche Sätze einfach mehrmals, weil sie so schön sind und man einige Zeit braucht, um sie zu verstehen. Dies ist also sicher kein Buch, dass man schnell überfliegen kann und eigentlich bin ich recht froh, dass ich fast 3 Wochen dafür gebraucht habe, denn so konnte es mich die ganze Zeit in Gedanken begleiten. 

Die Autorin schafft es, einen hohen Spannungsbogen aufzubauen, indem sie in jedem Kapitel neue Fragen aufwirft. Es kommen Personen dazu, die man nur schleierhaft wahrnimmt und erst viel später näher kennen lernt. Man muss als Leser selbst entscheiden, wen man vertraut und ich hatte schon sehr früh einen Verdacht, was den Täter angeht. (Trotzdem war ich am Ende nicht enttäuscht.) In jedem Fall konnte man beim Lesen viel entdecken und obwohl es in einer Welt spielt, die man selbst kennt, erscheint alles so fern und neu. Das Buch ist dank des Schreibstils so unvorhersehbar, dass es bei jedem erneutem Aufschlagen des Buches zu einem neuen Erlebnis wird. 

Ich möchte hier gar nicht versuchen, den Schreibstil der Autorin in Worte zu fassen, denn das wird gar nicht möglich sein. Es liegt viel zwischen den Worten verborgen, man bekommt fast nie klare Sätze geliefert, doch darf sich seine Wahrheiten selbst zurecht legen. Auch das Ende kann man als Leser selbst interpretieren, auch wenn noch etwas passiert ist, was ich wirklich schockierend und sehr traurig fand. 

Auch das Wolfsspiel, das im Endeffekt mit allem im Zusammenhang stand, war sehr passend. Beim Lesen wusste ich auch bereits, dass ich das Spiel bereits kannte. Wer von euch den Film "Cry Wolf" kennt, weiß bestimmt was ich meine. 

Lieblingsstelle

Es ist schwer in einem solchen Buch eine Lieblingsstelle festzumachen, denn es besteht im Grunde nur aus Momenten, die ich schön und einmalig fand. Es gibt sehr viele Sätze, die ich schön fand und die ich mir am liebsten irgendwie markiert hätte. Beispiel hier wäre die Stelle mit dem "Zugfütterer" oder auch die des "Jungen zwischen den Zeilen."

Fazit

Es ist schwer über solch ein Buch eine Rezension zu schreiben, denn es ist in jedem Fall ein Buch, dass man wegen seiner wunderschönen Sprache selbst entdecken muss. Es ist ein Buch, dass zu dem Leser spricht und ihn zum nachdenken auffordert. Für mich war es ein absolutes "Must Read" und ich warte schon gespannt auf neue Bücher von Antonia Michaelis.


Ich vergebe 5 von 5 Käseratten mit Extrakäse.

2 Kommentare:

  1. Wirklich eine sehr treffende Rezension. Mag ich:) Genau lesen ist sehr wichtig bei diesem Buch. Wer einen reinen und klassischen Thriller erwartet, wird vielleicht nicht zufrieden sein. Es ist mehr als das und fordert auch mehr.

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  2. Tolle Rezension! Jetzt möchte ich das Buch noch dringender lesen! :)

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