Freitag, 24. April 2015

Das Camp - Nick Cutter

Titel: Das Camp
Originaltitel: The Troop
Autor: Nick Cutter
Genre: Thriller/Horror
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 464
ISBN: 978-3453437791





"Ein Mann strandet auf einer einsamen Insel vor der kanadischen Küste. Er ist ausgemergelt, dünn, wirkt mehr tot als lebendig. Und er hat Hunger – einen unstillbaren, schmerzhaften Hunger. Auf der Insel findet er eine Scouttruppe vor. Die Scouts merken schnell: Der Fremde ist krank, todkrank. Egal, wie viel er isst: sein Körper fällt mehr und mehr in sich zusammen. Und dann sehen sie, dass sich etwas unter seiner Bauchdecke bewegt. Während die Scouts überlegen, was zu tun ist, bemerkt ihr Leiter, dass ihn plötzlich ein nie gekannter Hunger quält …"



Nick Cutter legt für einen Thriller/Horror einen sehr eigentümlichen Schreibstil an den Tag. Ja, ich würde ihn fast schon als übertrieben bildlich bezeichnen. Gleich zu Beginn dieser Rezension muss ich sagen, dass mir der Schreibstil überhaupt nicht gefallen hat. Nick Cutters Vorbilder waren ohne Zweifel Stephen King und Richard Laymon, doch ihm schien beim Schreiben nicht klar zu sein, dass man diese beiden Stile unmöglich kombinieren kann. Für jedes andere Genre hätte mir Nick Cutters metaphorischer Schreibstil gut gefallen, aber für einen Thriller mit Horrorelementen passte diese überhaupt nicht.

Der Autor neigt zudem dazu, alles zu vergleichen, auf einer einzigen Seite hatte ich einmal 4 (!) Vergleiche gefunden. Alles muss bei ihm bildhaft beschrieben werden, so hatte der Wurm mal Ähnlichkeit mit einem Schlauch und dann wieder mit einem Luftballon. Mich hat das ganze verwirrt, denn das passte nicht zu dieser doch recht einfachen Storyline. Meiner Meinung nach hat der Autor hier sehr viel Potenzial verschenkt indem er versucht hat, die ganze Geschichte mit diesen Metaphern zu verschönern. Vielleicht liegt ihm dieses Genre auch einfach nicht!




Neben dem seltsamen Schreibstil gefielen mir auch die Charaktere eher weniger. Es handelt sich hier um Pfadfinder, die zusammen mit ihrem Gruppenführer ihre verbliebenen Abzeichen auf einer verlassenen Insel machen wollen. Der Autor schweift immer mal wieder in die Vergangenheit der einzelnen Jugendlichen ab und schwächt so die Story. Warum werden immer wieder so kleine, nichtssagende Anekdoten zum Besten gegeben, wenn die Geschichte eigentlich gerade mal ein wenig spannend wird? Die Antwort ist einfach: Das Buch musste irgendwie gefüllt werden, denn die eigentliche Geschichte ab dem Ausbruch dieser seltsamen Krankheit hatte für mich das Niveau einer Kurzgeschichte, die künstlich aufgebauscht wurde. Manche Seite habe ich einfach überflogen, weil die Story sehr langatmig wirkte.

Unter den Pfadfindern ist auch ein Junge, der gerne Tiere quält. Natürlich! Irgendwie muss ja noch ein weiteres Horrorelement mit auf die Insel gebracht werden! Die "Tiere-Quäl-Szenen" fand ich jedoch unmöglich! Als eine wehrlose Katze voller Enthusiasmus ertränkt wurde, musste ich fast weinen, genauso wie bei der Stelle mit der Schildkröte. Hier wollte Nick Cutter nur eins: Schocken!
Vielleicht ist ihm das gelungen, aber das hat dieses Buch noch lange nicht zu einem Genuss gemacht!



Ich bin großer Fan von Horrorliteratur von Stephen King, Joe Hill oder Richard Laymon, aber dieses Buch hat mich einfach nur verstört zurückgelassen! Auf dem Cover steht, dass es sich bei "Das Camp" um einen Thriller handelt. Ein Thriller gehört ja zur Spannungsliteratur, aber Spannung habe ich in diesem Buch vergeblich gesucht. Die ganze Geschichte wirkt enorm konstruiert und bietet keinerlei Überraschungen. Ich habe die ersten 100 Seiten gelesen und die Geschichte konnte ich im Anschluss in wenigen Sätzen wiedergeben.

Gleich zu Beginn werden auch immer wieder Auszüge aus der Geschichte nach dem "Unglück" eingestreut. So wissen wir schon ganz zu Beginn in groben Zügen, wer das alles überleben wird und etwa nach der Hälfte des Buches ist dem Leser im Grunde die gesamte Geschichte dieses seltsamen Wurms bekannt. Klar, die Grundidee ist gut und auch sehr unheimlich, aber die Umsetzung hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Hier hätte ich mir mehr Geheimnisse gewünscht und einen Spannungsbogen, der sich bis zum Ende hin aufbaut.

Auch das Ende lässt sich in wenigen Sätzen wiedergeben und die letzten 200 Seiten handeln eigentlich nur davon, wie die Jugendlichen versuchen, irgendwie zu überleben. Hin und wieder schweift der Autor dann auch ins "Widerliche". An und für fand ich die Anfangsszene mit dem riesigen Wurm der aus dem Körper des Mannes kommt ganz in Ordnung, aber dann musste dieser Parasit so sehr mit Metapher ausgeschlachtet werden, das meine eigene Fantasie nicht angeregt wurde. Nein, der Autor kaut seinen Lesern alles vor, er bekommt nicht die Chance, sich alles selbstständig vorzustellen, weswegen ich gleich zu Beginn schon nicht in die Geschichte kam. Um es einmal mit den Worten des Autoren auszudrücken: Ich habe mich wie ein Fisch auf dem Trockenen gefühlt!

Es fällt mir sehr schwer, dieses Buch jetzt zu bewerten, denn ich konnte nichts finden, das mir auch nur ansatzweise gefallen hat. Die "Ekelszenen" sollten provozieren, doch sie haben eher das Gegenteil getan. Sie haben mich als Leser so sehr geschockt, dass ich keine Lust auf die eigentliche Geschichte mehr habe und eigentlich bin ich da überhaupt nicht empfindlich. Hinzu kommt der seltsame und unpassende Schreibstil und die Charaktere, mit denen ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte. Für mich war dieses Buch ein riesiger Flop, obwohl sich der Klappentext eigentlich ganz spannend angehört hat.



"Das Camp" von Nick Cutter konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Der Autor verbindet einen übertriebenen bildhaften Schreibstil mit provokanten "Ekelszenen" und seltsamen Charakteren. Ich bin enttäuscht!!

Ich vergebe 1 von 5 Käseratten!


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