Autor: Joe Hill
Verlag: Heyne
Genre: Thriller
Seitenzahl: 800
ISBN: 978-3453268821
Inhalt
"Vicky, für ihren Vater einfach nur »das Gör«, hat die geheime Gabe, Dinge zu finden – verlorenen Schmuck, verlegte Fotos, Antworten auf unbeantwortbare Fragen. Dazu muss sie sich einfach nur auf ihr Fahrrad schwingen. Über die nahe gelegene alte Holzbrücke gelangt sie dann im Handumdrehen, wohin sie will, an all die meilenweit entfernten Orte, wo sich das Verlorene befindet. Der Kleinen ist klar, dass andere (ihre Eltern!) darüber nur ungläubig den Kopf schütteln würden. Sie glaubt es ja selbst nicht richtig.
Auch Charlie Manx hat eine spezielle Gabe. Er ist so in Kinder vernarrt, dass er sie gleich dutzendweise kidnappt. Über verborgene Wege bringt er sie in seinem unheimlichen Rolls-Royce nach »Christmasland«, wo er ewige Weihnacht zu feiern verspricht. Und da Vicky immer wieder Ärger anzieht, ist es kein Wunder, dass sich ihre Wege und die von Charlie irgendwann einmal kreuzen. Aber sie ist gewitzt genug, dem Häscher zu entkommen.
Das ist jetzt Jahre her, und aus dem einzigen Kind, das Charlie je entwischen konnte, ist eine junge Frau geworden, die am liebsten alles vergessen würde. Nur dass Charlie niemand ist, der etwas vergisst. Eines Tages nimmt er Vicky das Wichtigste in ihrem Leben. Kann sie es wiederfinden? Ein gnadenloser Kampf entbrennt, und Vicky will nur eines: Charlie endgültig vernichten ..."
Charaktere
Vor Jahren habe ich bereits ein Buch von Joe Hill gelesen und dieses bis heute in guter Erinnerung behalten. Ein Grund waren die tolle Charaktere. Auch mit "Christmasland" beweist Joe Hill wieder, dass er das Talent hat, das Buch und alle Charaktere zum Leben zu erwecken. Die ganze Geschichte wirkt so detailliert, dass man schon nach einigen Seiten gefangen ist. Kein einziger Nebencharakter bleibt farblos, sie alle haben Tiefe und Charakter und genau das hebt Joe Hill von vielen anderen Autoren ab.
"Christmasland" ist aus mehreren Sichtweisen geschrieben, wodurch wir als Leser sowohl das "Gute", als auch das "Böse" näher kennen lernen. Zum einen ist da Vic, die plötzlich raus findet, dass sie mit ihrem Fahrrad über eine Brücke fahren kann, die es im Grunde nicht mehr gibt. Wir lernen sie als Kind kennen, sind aber auch bei anderen Abschnitten ihres Lebens dabei,wodurch man ihr unsagbar nahe kommt. Ich war, ähnlich wie sie, hin- und hergerissen zwischen der Realität und der "Fantasy" beziehungsweise der "Ingestalt".
Charlie Manx ist der Bösewicht der Geschichte. Er entführt Kinder, die es angeblich schlecht in ihren Familien haben und verspricht ihnen einen unendliches Leben im Christmasland, einem Ort, wo nur noch Vergnügen existiert. Doch bedeutet Vergnügen gleich Glück? Witzig fand ich hier die besonders die Geschichte des etwas trotteligen Gehilfen von Charlie Manx. Bing ist ein Kerl, der im Grunde nicht viel auf dem Kasten hat, aber trotzdem unbedingt ins Christmasland möchte. Hier habe ich öfters lachen müssen, obwohl die Geschichte an und für sich bitterböse ist.
Meine Meinung
Joe Hill, der Sohn von Stephen King ist, hat mit "Christmasland" einen unheimlichen und gruseligen Mystery/Horrorroman erschaffen, der einen so schnell nicht wieder loslässt. Man hat das Gefühl, tief in die Geschichte einzutauchen, so tief, das man das Gefühl hat, sich selbst auf den Weg nach Christmasland zu befinden. Joe Hill hat sich eindeutig eine Menge von seinem Vater abgeschaut und vor allem einen eigenen, aber dennoch ähnlichen Stil entwickelt. Das Buch erinnert an Kings alte Romane wie "Christine" oder "Es" und konnte mich deswegen voll und ganz überzeugen, denn ich bin ein riesiger Fan des "alten" Stephen Kings.
Auf gut 800 Seiten jagt Joe Hill den Leser durch ein spannendes und teilweise sehr mysteriöses Szenario. Zu allererst lernen wir Vic als Kind kennen und erfahren von ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, an jeden Ort zu reisen, der ihr beliebt. Durch eine Reise erfährt sie von Manx und bekommt gesagt, dass sie die einzige ist, die ihn aufhalten kann. Das passiert auch Jahre später, aber nicht für besonders lange, denn Manx ist kein normaler Mann....
Wie zuvor erwähnt fand ich besonders die Charaktere einfach nur originell. Es gibt keine "normalen" und langweiligen Personen in diesem Buch, sondern nur außergewöhnliche Menschen, was mir besonders gut gefällt. Joe Hill schwimmt mit seinem Schreibstil mit voller Kraft gegen den Strom und reißt den Leser mit sich. "Christmasland" ist ein Buch voller Spannung, das einen stellenweise in eine magische "Fantasiewelt" entführt, aber auch unheimliche Momente aufweist. Allerdings würde ich das Buch nicht als Thriller bezeichnen, denn mit dieser Bezeichnung erwartet man vielleicht eher eine sehr realitätsnahe Geschichte. Für mich war "Christmasland" auf jeden Fall eines der besten Bücher, dass ich seit langem gelesen habe und ich weiß schon jetzt, dass ich dem nächsten Werk von Joe Hill ungeduldig entgegenfiebern werde.
Fazit
Ein absolutes Meisterwerk, das ich vor allem Fans des "alten" Stephen Kings ans Herz legen möchte. Für mich eines der besten Bücher seit langem!
Ich vergebe 5 von 5 Käseratten mit Extrakäse.