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Donnerstag, 30. April 2015

Das Haus der dunklen Träume - Stefanie Kasper

Titel: Das Haus der dunklen Träume
Autorin: Stefanie Kasper
Verlag: Goldmann
Genre: Mystery-Thriller
Seitenzahl: 416
ISBN: 978-3442474028





"Ein altes Pfarrhaus, böse Träume und eine schreckliche Wahrheit

Nach sieben Jahren in der Großstadt zieht die junge Annika Burgdorfer wieder in ihr altes Heimatdorf in Oberbayern, wo sie einen alten Pfarrhof kauft und eigenhändig restauriert. Als sie eines Nachts seltsame Geräusche hört, glaubt sie zunächst, die alten Dielen des Hauses würden ächzen. Doch die Geräusche werden zunehmend bedrohlicher. Außerdem verfolgen Annika immer häufiger seltsame Träume, in denen ihr eine Magd namens Maria erscheint, die Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Hof lebte. Zusammen mit dem Weltenbummler Victor Rautenstein kommt Annika einem grausamen Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur …"




"Das Haus der dunklen Träume" spielt abwechselnd in der heutigen Zeit und in der Vergangenheit, genauer gesagt im 18. Jahrhundert. Der Schreibstil der Autorin ist hierbei sehr einfach gehalten, für meinen Geschmack ein wenig zu einfach, denn besonders in den Abschnitten aus der Sicht der Magd hat es die Autorin für mich leider nicht geschafft, diese Zeitepoche rüberzubringen. Das verwundert mich doch sehr, denn ich habe gelesen, dass die Autorin vorwiegend historische Romane schreibt. Ich weiß natürlich nicht, wie ihre anderen Bücher sind, aber in "Das Haus der dunklen Träume" war für mich kaum ein Unterschied zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit zu spüren. Das fand ich ein wenig schade.

Die Autorin hat ohne jeden Zweifel Talent zum Schreiben, nur leider ist die Geschichte rund um "Das Haus der Träume" nicht ganz ausgereift in meinen Augen. Es fehlt ein wenig Recherche, um dem Haus und den einzelnen Personen (besonders in der Vergangenheit) Tiefe zu geben.

Bei den Rückblenden in die Vergangenheit waren die Dialoge größtenteils auf bayerisch verfasst. Bei kurzen Abschnitten wäre das für mich sicher kein Problem gewesen, aber nach einiger Zeit fand ich diese Dialoge nur noch anstrengend, da man schon sehr genau lesen musste, um das alles zu verstehen. Klar, die Autorin hat ihre Geschichte in Bayern angesiedelt, aber für die Leser, die damit keinerlei Erfahrung haben, ist dies etwas schwer und nimmt auch teilweise die Spannung! Dauernd habe ich mich gefragt: "Was heißt das noch gleich?" und "Wie soll ich das jetzt verstehen?" Leider muss ich sagen, dass ich die Abschnitte aus der Sicht der Magd dadurch sehr langatmig fand. Wie zuvor erwähnt, fehlte mir hier auch das Gefühl der Zeit. Die Magd hätte wohl genauso gut ein normales Dorfmitglied in der heutigen Zeit sein können!!




Annika Burgdorfer ist eine junge Frau mit der ich mich ganz am Anfang nicht so recht identifizieren konnte. Sie wirkte auf mich zu Beginn der Geschichte recht naiv und nicht besonders stark. Wir lernen sie zwar in einer Situation kennen, wo sie ihr Leben gerade komplett neu umkrempelt, aber irgendwie waren ihre Gedanken für mich teilweise nicht nachvollziehbar. Alles geht sehr schnell, sie verlässt ihren Freund und fängt ein neues Leben auf dem Pfarrhof an, den sie mithilfe ihrer Familie wieder aufbaut. Leider wurde ich erst gegen Ende des Buches warm mit der lieben Annika, denn sie wirkte für mich teilweise noch recht jung und irgendwie unerfahren, obwohl das im riesigen Kontrast zu der Rolle steht, die die Autorin ihrer Protagonistin auferlegt hat.

Interessant und ganz spannend fand ich hingegen Viktor, der urplötzlich auftaucht und auch eine Verbindung zu dem Pfarrhaus hat. Doch welche? Und was verschweigt er Annika? Die Auflösung fand ich ganz spannend und auch ihre gemeinsame Ermittlung war für mich das Highlight dieses Buches.



Ich liebe Bücher, die in alten, gruseligen Gemäuern spielen und dann auch noch mit Geistern zu tun haben. In "Das Haus der dunklen Träume" steht diese paranormale Geschichte aber leider nicht im Vordergrund. Wirklich schade fand ich, dass es die Autorin nicht geschafft hat, das Haus mit seiner dunklen Vergangenheit so genau zu beschreiben, dass ich es mir bildhaft vorstellen konnte. Für mich war es nur ein Haus. Ich habe beim Lesen kein bedrückendes Gefühl gehabt, da die gruseligen Stellen leider viel zu kurz waren und auch sonst keinerlei Spannung in Bezug auf das Haus aufgebaut wurde. Ich denke, ein wenig mehr Recherche hätte dem Buch auf jeden Fall gut getan, besonders was die Zeitepoche und die Geschichte des Pfarrhauses betrifft. Hier hätte ich mir viel mehr Hintergründe gewünscht und viel mehr kleine Dinge, die der guten Annika passieren. Die einzigen "Geister"-Abschnitte waren für mich leider alles andere als unheimlich.

Trotz all meiner Kritik muss ich sagen, das mich "Das Haus der dunklen Träume" durchaus unterhalten konnte, aber auf einer anderen Weise. Ich hatte mit einem Mystery-Thriller gerechnet, doch letztendlich ist das Buch eher eine leichte Liebesgeschichte, die später dann mit einem Hauch Paranormales versüßt wird. Das Buch ist wirklich gut und schnell zu lesen und das Ende fand ich auch nicht schlecht, aber bei mir persönlich hat es leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.



Ein gutes Buch für Zwischendurch für Leute, die es eher weniger gruselig mögen!

Ich vergebe 3 von 5 Käseratten!

Dienstag, 28. April 2015

Das Hotel - Jack Kilborn

Titel: Das Hotel
Originaltitel: Endurance
Autor: Jack Kilborn
Genre: Horror
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 384
ISBN: 978-3453528833







"Einladend wirkt das Rushmore Inn zwar nicht gerade, aber der Profisportlerin Maria bleibt nichts anderes übrig, als sich dort ein Zimmer zu nehmen. Als ihr klar wird, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, ist es schon zu spät – denn aus dem Rushmore Inn reist niemand lebend wieder ab ..."




Schon lange wollte ich ein Buch von Jack Kilborn lesen, da ich großer Horrorfan bin und immer wieder gerne neue Autoren entdecke. Um "Das Hotel" schlich ich deswegen schon länger herum und nun, nach dem Lesen frage ich mich, warum ich mich nicht schon viel früher an Kilborns Bücher gewagt habe. Der Autor hat es nämlich wirklich drauf und hat mit "Das Hotel" eine Geschichte geschaffen, die sowohl spannend, als auch gruselig ist.

Sein Schreibstil ist perfekt für das Horrorgenre. Das Buch nimmt bereits auf den ersten Seiten so viel Fahrt auf, dass es unmöglich erscheint, es wieder aus den Händen zu legen. Jack Kilborn versteht sein Handwerk und lässt seine Leser gleich zu Beginn bereits in dieses Horror-Hotel einchecken. Das Buch hat mich in einen Bann gezogen und mich bis zum grandiosen Ende nicht mehr losgelassen. Für kurze Zeit war ich Gast im Rushmore Inn und habe diese ganzen Grausamkeiten am eigenem Leib erleben müssen. So muss ein gutes Horrorbuch sein, es muss die Leser tief in die Geschichte ziehen und ihnen das Gefühl geben, alles hautnah mitzuerleben. "Das Hotel" hat dies bei mir geschafft!




Jack Kilborn lässt in seinem Buch viele verschiedene Charaktere miteinander agieren, die alle auf ihre Art sehr spannend sind. Zum einen ist da Maria, die vor einem Jahr das Rushmore Inn betreten hat und dann nie wieder gesehen wurde. Ein Jahr später macht sich ihr Verlobter zusammen mit ihrem labilen Bruder auf die Suche nach ihr und kommt dabei einem dunklen Geheimnis auf die Spur.

Zudem lernen wir Deb kennen, eine junge Frau, die anfangs sehr normal erscheint, aber schon einiges durchgemacht hat. Sie hat beide Beine verloren und trägt seitdem Prothesen. Das Hotel, in das sie eigentlich hatte einchecken wollen, sind plötzlich sämtliche Zimmer ausgebucht und sie muss auf das Rushmore Inn ausweichen. Zusammen mit einem Reporter, der sie wegen dem Ironwoman-Wettbewerb interviewen möchte, fährt sie zu dem Hotel, ohne zu wissen, was dort eigentlich auf sie wartet.

Als letztes lernen wir auch noch eine Familie kennen, die eine Übernachtung im Rishmore Inn in einem Preisausschreiben gewonnen hat. Die einzelnen Familienmitglieder sind sehr interessant. Da ist zum einen die Tochter Kelly, die ebenfalls an dem Wettbewerb teilnehmen möchte und ziemlich genervt von dem plötzlichen Auftauchen ihrer Oma ist. Die Großmutter hat sich nämlich wenig für die Familie interessiert und sich stattdessen etlichen Hilfsprojekten zugewandt. Florence ist sehr tough und weiß sich zu verteidigen. Doch wird sie auch das Rushmore Inn lebend verlassen können???






Das Buch fängt gleich mit einer sehr spannenden Szene in dem Hotel an. Maria hat dort eingecheckt und ist wenig begeistert von der "freakigen" Einrichtung. Das Rushmore Inn könnte nämlich als Museum aller ehemaligen Präsidenten durchgehen! Überall hängen Bilder, alte Erinnerungsstücke und im Foyer stehen sogar lebensgroße "Wachs"-Figuren. Es scheint, als wären die Besitzer des Hotels sehr verrückt und natürlich kommt es wie es kommen muss und es passiert etwas sehr Gruseliges! Hier möchte ich nicht zu viel verraten, aber ich kann sagen, dass es Jack Kilborn schafft, den Spannungsbogen gleich ins unermessliche zu steigern.

Die eigentliche Geschichte in "Das Hotel" beginnt aber erst ein Jahr später, als erneut der jährliche Ironwoman-Wettkampf stattfindet. Felix macht sich auf die Suche nach seiner Verlobten und gleichzeitig verschlägt es auch noch andere "Gäste" in das Hotel. Der Autor wechselt die Sichtweisen alle paar Seiten, weswegen die Geschichte sehr schnell Fahrt aufnimmt. Jack Kilborn ist zudem ein Meister von Cliffhangern. Es gibt kaum ein Kapitelende, das den Leser nicht animiert, sofort weiterzulesen. Aus diesem Grund konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und auch zwischen dem Lesen musste ich mit den einzelnen Charakteren mitfiebern, "Das Hotel" war ein Buch, das mich nicht mehr losgelassen hat, das mich mit eisigen Klauen gefangen hielt, um mich tiefer in diese unheimliche Geschichte zu ziehen. So muss ein guter Horrorroman sein!

Der Autor schafft es, durch das geheimnisvolle Hotel und die ganzen Leute drumherum, eine angespannte Atmosphäre zu schaffen, Was geht im Rushmore Inn wirklich vor? Wer steckt dahinter? und vor allem, was passiert mit den Menschen dort? Fragen über Fragen, die alle nach und nach sehr kreativ beantwortet werden. Bei Richard Laymon gibt es oft keinerlei Erklärung, wieso seine "Hinterwäldler" zu solchen "Kreaturen" wurden, doch Kilborn lässt den Leser mit keinerlei Unwissenheit zurück. Alles wird aufgeklärt und ich muss sagen, dass ich dieses Hotel mit all den Leuten da als absoluten Horror empfinde! Ich hoffe, dass ich niemals in einer ähnlichen Unterkunft übernachten werde!

Der unterschwellige Humor des Autoren hat mir auch sehr gut gefallen. In "Das Hotel" gab es zwei oder drei Stellen bei denen ich wirklich lachen musste. Das hat die Geschichte noch einmal aufgelockert und gezeigt, dass Jack Kilborn seinen Lesern nicht nur das Gruseln lehrt, sondern sie auch zum Lachen bringen kann.

Mein erster Kilborn wird mit Sicherheit nicht der letzte sein! Ich bin froh solch einen talentierten Autoren entdeckt zu haben und freue mich schon riesig, weitere Bücher von ihm zu lesen!






Willkommen im Horror-Hotel, das Rushmore Inn wird niemand so schnell wieder verlassen! Eine grandiose Geschichte bei der man das Gefühl hat, selbst Gast in diesem Hotel des Grauens zu sein. Meine absolute Empfehlung!

Ich vergebe 5 von 5 Käseratten mit Extrakäse!





Montag, 27. April 2015

Ich vermisse dich - Harlan Coben

Titel: Ich vermisse dich
Originaltitel: Missing you
Autor: Harlan Coben
Genre: Thriller
Verlag: Page & Turner
Seitenzahl: 512
ISBN: 978-3442204403





"Kat Donovan, Detective bei der New Yorker Kriminalpolizei, ist überzeugter Single, seit sich einst ihre große Liebe einfach aus dem Staub machte. Jetzt, 18 Jahre später, starrt sie fassungslos in die Augen desselben Mannes – auf dem Profilbild einer Dating-Website. Noch während sie überlegt, ob sie ihn kontaktieren soll, wird der Mann auf dem Foto zum Verdächtigen in einem Mordfall – und Kats Ermittlungen führen tief in ihre eigene schmerzhafte Vergangenheit. Währenddessen belauert ein Mörder aus der Ferne jeden einzelnen von Kats Schritten. Denn ihre Nachforschungen drohen einen sorgfältig ausgeklügelten Plan zu stören. Einen Plan, der mit den Sehnsüchten und Hoffnungen einsamer Herzen spielt, bei dem es um viel Geld geht – und der schon so viele Menschenleben gekostet hat, dass es auf eins mehr nicht ankommt …"




"Ich vermisse dich" ist endlich mein erster Coben, den ich bis zum Ende gelesen habe. Ja, ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Autoren bisher schwer getan habe. Ich habe schon drei Bücher von ihm angefangen, aber nie zu Ende gelesen. Warum? Ich denke, dass liegt wohl daran, dass Harlan Coben sehr ruhige Thriller schreibt, die fast schon Charakterstudien sind. Sein Schreibstil ist zwar sehr tiefgründig, aber an manchen Stellen leider auch ein wenig langatmig. Dieser Stil ist nicht ganz so meins.

Auch in "Ich vermisse dich" neigt der Autor, alles hunderte Male zu wiederholen, was für mich den Lesegenuss ein wenig gemindert hat. Ich denke, ich bin eine sehr aufmerksame Leserin, da muss ich die Story nicht dauernd noch einmal vorgesetzt bekommen. Nein, ich denke, dieser Stil führt leider dazu, dass Harlan Coben niemals zu einem meiner Lieblingsautoren werden wird.




Der Schreibstil gefällt mir zwar nicht, dafür kann ich jetzt aber verstehen, warum es so viele Leute gibt, die seine Thriller lieben. Die Charakterzeichnung ist einmalig. Jede einzelne Person bekommt ein Gesicht und einen Hintergrund. Dies hat mir sehr gut gefallen. Es erschafft ein klares Bild von jedem Charakter und ich als Leser habe mich fast gefühlt, als würde ich mich mit ihnen anfreunden.

In "Ich vermisse dich" von Harlan Coben drehten so einige interessante Personen auf die Bildfläche. Zum einen ist da Kat Donovan, die auf einer Flirtseite ihren Exfreund sieht. Erst mal ist das ja nichts Besonderes, aber Jeff hat sie damals verlassen, obwohl sie verlobt gewesen waren. Er ist noch immer ihre große Liebe über den sie einfach nicht hinwegkommt. Alles überschlägt sich, als plötzlich Brandon Phelps bei ihr im Büro auftaucht und behauptet, seine Mutter sei verschwunden. Sie soll ausgerechnet mit ihrem Jeff "durchgebrannt" sein. Nach und nach kommt Kat einem dunklen Geheimnis auf die Spur und begegnet einigen Menschen aus ihrer eigenen Vergangenheit. Denn ganz nebenbei wird auch der Fall ihres getöteten Vaters von einer anderen Seite beleuchtet.




Wie zuvor bereits erwähnt ist der Stil des Autoren, alles unnötig in die Länge zu ziehen und die ganzen Fakten hunderte Male durchzukauen, nicht wirklich mein Geschmack. Ich bin aber dennoch positiv überrascht, wie interessant und spannend die eigentliche Geschichte doch war. Es geht um die Gefahren, die im Internet lauern. Welche Macht gibt Anonymität? Und gibt es Menschen, die daraus vielleicht mehr machen?

Die Geschichte fängt schon sehr spannend an, als Kat ihre große Liebe auf einer Single-Seite findet. Ihre Emotionen sind sehr gut greifbar, denn sie hat Jeff noch immer nicht vergessen. Er ist und bleibt ihre große Liebe. Noch immer schwirrt ihre eine Frage im Kopf herum: Warum hat er sie damals verlassen. Eine Frage, die der Autor erst am Ende mit einer sehr traurigen Erklärung beantwortet.

Ich finde es beeindruckend, wie Harlan Coben es schafft, einen roten Faden durch die ganze Geschichte zu ziehen und gleichzeitig so viel über die einzelnen Charaktere preiszugeben. Ja, in "Ich vermisse dich" passt eigentlich alles zusammen. Erst am Ende schließt sich der Kreis und das ganze Buch wird rund. Bis zum großen Finale hat es der Autor geschafft, meinen Kopf mit hunderten Fragen zu füllen, die dann nach und nach beantwortet werden. Hier beweist er wirklich Geschick und ich kann verstehen, warum er mit seinen Büchern so erfolgreich ist.

Abschließend kann ich sagen, dass mir "Ich vermisse dich" einige kurzweilige Stunden verschafft hat und ich letztendlich froh bin, dem Autoren noch eine Chance gegeben zu haben. Seine Liebe zum Schreiben ist auf jeden Fall spürbar und das ist meiner Meinung nach beim Lesen am wichtigsten!






Ein guter, solider Thriller, der besonders durch seine Charaktertiefe besticht. Ich werde zwar nie ein großer Fan des Autoren, aber vielleicht werde ich irgendwann noch einmal einen Coben lesen!

Ich vergebe 4 von 5 Käseratten.



Freitag, 24. April 2015

Das Camp - Nick Cutter

Titel: Das Camp
Originaltitel: The Troop
Autor: Nick Cutter
Genre: Thriller/Horror
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 464
ISBN: 978-3453437791





"Ein Mann strandet auf einer einsamen Insel vor der kanadischen Küste. Er ist ausgemergelt, dünn, wirkt mehr tot als lebendig. Und er hat Hunger – einen unstillbaren, schmerzhaften Hunger. Auf der Insel findet er eine Scouttruppe vor. Die Scouts merken schnell: Der Fremde ist krank, todkrank. Egal, wie viel er isst: sein Körper fällt mehr und mehr in sich zusammen. Und dann sehen sie, dass sich etwas unter seiner Bauchdecke bewegt. Während die Scouts überlegen, was zu tun ist, bemerkt ihr Leiter, dass ihn plötzlich ein nie gekannter Hunger quält …"



Nick Cutter legt für einen Thriller/Horror einen sehr eigentümlichen Schreibstil an den Tag. Ja, ich würde ihn fast schon als übertrieben bildlich bezeichnen. Gleich zu Beginn dieser Rezension muss ich sagen, dass mir der Schreibstil überhaupt nicht gefallen hat. Nick Cutters Vorbilder waren ohne Zweifel Stephen King und Richard Laymon, doch ihm schien beim Schreiben nicht klar zu sein, dass man diese beiden Stile unmöglich kombinieren kann. Für jedes andere Genre hätte mir Nick Cutters metaphorischer Schreibstil gut gefallen, aber für einen Thriller mit Horrorelementen passte diese überhaupt nicht.

Der Autor neigt zudem dazu, alles zu vergleichen, auf einer einzigen Seite hatte ich einmal 4 (!) Vergleiche gefunden. Alles muss bei ihm bildhaft beschrieben werden, so hatte der Wurm mal Ähnlichkeit mit einem Schlauch und dann wieder mit einem Luftballon. Mich hat das ganze verwirrt, denn das passte nicht zu dieser doch recht einfachen Storyline. Meiner Meinung nach hat der Autor hier sehr viel Potenzial verschenkt indem er versucht hat, die ganze Geschichte mit diesen Metaphern zu verschönern. Vielleicht liegt ihm dieses Genre auch einfach nicht!




Neben dem seltsamen Schreibstil gefielen mir auch die Charaktere eher weniger. Es handelt sich hier um Pfadfinder, die zusammen mit ihrem Gruppenführer ihre verbliebenen Abzeichen auf einer verlassenen Insel machen wollen. Der Autor schweift immer mal wieder in die Vergangenheit der einzelnen Jugendlichen ab und schwächt so die Story. Warum werden immer wieder so kleine, nichtssagende Anekdoten zum Besten gegeben, wenn die Geschichte eigentlich gerade mal ein wenig spannend wird? Die Antwort ist einfach: Das Buch musste irgendwie gefüllt werden, denn die eigentliche Geschichte ab dem Ausbruch dieser seltsamen Krankheit hatte für mich das Niveau einer Kurzgeschichte, die künstlich aufgebauscht wurde. Manche Seite habe ich einfach überflogen, weil die Story sehr langatmig wirkte.

Unter den Pfadfindern ist auch ein Junge, der gerne Tiere quält. Natürlich! Irgendwie muss ja noch ein weiteres Horrorelement mit auf die Insel gebracht werden! Die "Tiere-Quäl-Szenen" fand ich jedoch unmöglich! Als eine wehrlose Katze voller Enthusiasmus ertränkt wurde, musste ich fast weinen, genauso wie bei der Stelle mit der Schildkröte. Hier wollte Nick Cutter nur eins: Schocken!
Vielleicht ist ihm das gelungen, aber das hat dieses Buch noch lange nicht zu einem Genuss gemacht!



Ich bin großer Fan von Horrorliteratur von Stephen King, Joe Hill oder Richard Laymon, aber dieses Buch hat mich einfach nur verstört zurückgelassen! Auf dem Cover steht, dass es sich bei "Das Camp" um einen Thriller handelt. Ein Thriller gehört ja zur Spannungsliteratur, aber Spannung habe ich in diesem Buch vergeblich gesucht. Die ganze Geschichte wirkt enorm konstruiert und bietet keinerlei Überraschungen. Ich habe die ersten 100 Seiten gelesen und die Geschichte konnte ich im Anschluss in wenigen Sätzen wiedergeben.

Gleich zu Beginn werden auch immer wieder Auszüge aus der Geschichte nach dem "Unglück" eingestreut. So wissen wir schon ganz zu Beginn in groben Zügen, wer das alles überleben wird und etwa nach der Hälfte des Buches ist dem Leser im Grunde die gesamte Geschichte dieses seltsamen Wurms bekannt. Klar, die Grundidee ist gut und auch sehr unheimlich, aber die Umsetzung hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Hier hätte ich mir mehr Geheimnisse gewünscht und einen Spannungsbogen, der sich bis zum Ende hin aufbaut.

Auch das Ende lässt sich in wenigen Sätzen wiedergeben und die letzten 200 Seiten handeln eigentlich nur davon, wie die Jugendlichen versuchen, irgendwie zu überleben. Hin und wieder schweift der Autor dann auch ins "Widerliche". An und für fand ich die Anfangsszene mit dem riesigen Wurm der aus dem Körper des Mannes kommt ganz in Ordnung, aber dann musste dieser Parasit so sehr mit Metapher ausgeschlachtet werden, das meine eigene Fantasie nicht angeregt wurde. Nein, der Autor kaut seinen Lesern alles vor, er bekommt nicht die Chance, sich alles selbstständig vorzustellen, weswegen ich gleich zu Beginn schon nicht in die Geschichte kam. Um es einmal mit den Worten des Autoren auszudrücken: Ich habe mich wie ein Fisch auf dem Trockenen gefühlt!

Es fällt mir sehr schwer, dieses Buch jetzt zu bewerten, denn ich konnte nichts finden, das mir auch nur ansatzweise gefallen hat. Die "Ekelszenen" sollten provozieren, doch sie haben eher das Gegenteil getan. Sie haben mich als Leser so sehr geschockt, dass ich keine Lust auf die eigentliche Geschichte mehr habe und eigentlich bin ich da überhaupt nicht empfindlich. Hinzu kommt der seltsame und unpassende Schreibstil und die Charaktere, mit denen ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte. Für mich war dieses Buch ein riesiger Flop, obwohl sich der Klappentext eigentlich ganz spannend angehört hat.



"Das Camp" von Nick Cutter konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Der Autor verbindet einen übertriebenen bildhaften Schreibstil mit provokanten "Ekelszenen" und seltsamen Charakteren. Ich bin enttäuscht!!

Ich vergebe 1 von 5 Käseratten!


Donnerstag, 23. April 2015

[Abgebrochen] Allwissend - Jeffery Deaver

Titel: Allwissend
Originaltitel: Roadside Crosses
Autor: Jeffery Deaver
Genre: Krimi
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 544
ISBN: 978-3764503369




"Am Straßenrand steht ein Kreuz mit roten Rosen: zum Gedenken an einen Autounfall. Das Todesdatum: morgen. Und tatsächlich entdeckt die Polizei am nächsten Tag eine junge Frau gefangen in einem Kofferraum – nur Sekunden trennen sie vom Tod. Ihr Peiniger wusste offensichtlich, dass sie unter schwerer Klaustrophobie litt. Die Verhörexpertin und psychologische Ermittlerin Kathryn Dance erkennt als Erste, dass der Mörder es darauf abgesehen hat, die schlimmsten Ängste seiner Opfer wahr werden zu lassen. Und weitere Kreuze kündigen weitere Morde an …"




Durch den Klappentext wurde ich auf dieses Buch aufmerksam. Er klang spannend und ganz nach meinem Geschmack, doch letztendlich konnte mich die Geschichte nicht dazu verleiten, in das Buch abzutauchen. Ich breche selten ein Buch ab. Manchmal habe ich die Hoffnung, dass alles doch am Ende doch noch besser werden kann, dass sich dann erst der rote Faden zeigen wird. Diese Woche habe ich mich durch "Allwissend" von Jeffery Deaver gequält. Ja, es war eine reinste Qual für mich, denn mein Kopfkino wollte sich von Anfang an einfach nicht einstellen. Nach 2/3 habe ich das Buch heute beiseite gelegt und ich werde euch hier kurz aufzeigen, was mir an dem Buch nicht gefallen hat ohne am Ende eine Wertung abzugeben. Das wäre meiner Meinung nach hier nicht besonders fair!

Die Geschichte ging an und für sich sehr spannend los. Ein Mädchen wird entführt und findet sich in einem Kofferraum wieder. Ich war hin und hergerissen, denn die Szene hatte durchaus Spannung, konnte mich aber nicht in die Geschichte ziehen. Es war, als würde ich alles aus der Ferne beobachten. Das Buch kam auch im Laufe der nächsten Seiten nicht näher an mich heran. Hier geht es zwar los wie ein stinknormaler Krimi, bei dem erst einmal die Ermittler vorgestellt werden, aber mir hat hier eine gewisse Professionalität gefehlt. Die Verhörexpertin Kathryn Dance wirkte die ganze Zeit wie eine Anfängerin für mich, denn auch sie lässt sich hier ganz schön an der Nase herumführen. Müsste sie Lügen im Grunde nicht durchschauen?

Desweiteren hat mich das Hauptthema des Buches etwas zwiespaltig zurück gelassen. Es geht ums Blogger und ums Onlinegaming. Leider erkennt man sofort, dass der Autor sich mit dieser Materie nicht auskennt. Es werden einfach Dinge erfunden, die eigentlich durch einfache Recherche hätten geklärt werden können. Das Bloggeruniversum ist ja kein Buch mit sieben Siegeln und als Autor sollte man besonders bei einem Thriller/Krimi doch schon auf eine gewisse Logik wert legen.
Das Fass zum Überlaufen hat meiner Meinung nach die Beschreibung des Onlinespiels gebracht. Hier musste ich das Buch abbrechen, denn solch einen Quatsch konnte ich mir nicht antun. Hier bekämpft die Ermittlerin zum Beispiel online in Form eines Rollenspiels seinen Tatverdächtigen!! Ja, und natürlich ist auch online eine Flucht möglich. Ich mag es, wenn Autoren ihre Fantasie mit ins Spiel bringen, aber hier ist der Autor weit über das Ziel hinausgeschossen. Vielleicht sollte er mal dringend ein paar Blogs besuchen und sich zudem einen Account bei einem Onlinespiel machen!




Mein erster und letzter Deaver!! Auf eine Käserattenbewertung verzichte ich hier, da ich das Ende nicht kenne!

Habt ihr schon mal was von Jeffery Deaver gelesen??? Und habt ihr in der letzten Zeit ein Buch abgebrochen?

Mittwoch, 22. April 2015

Das Lied von Eis und Feuer, Der Thron der sieben Königreiche - George R.R Martin


Titel: Der Thron der Sieben Königreiche
Originaltitel: A Clash of Kings
Autor: George R.R Martin
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 576
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3442268221

ACHTUNG!!! DAS IST BAND 3 DER REIHE. BITTE NUR LESEN, WENN VORHERIGE TEILE BEKANNT SIND. ENTHÄLT SPOILER!!!



"Nach dem Tod seines Vaters ist es an dem erst fünfzehnjährigen Robb Stark, die Herrschaft über Winterfell und damit über den ganzen Norden von Westeros anzutreten. Robb kämpft noch um die Anerkennung und den Respekt seiner Untertanen, da bricht im Reich ein Bürgerkrieg aus. Für Robb stellt sich allerdings kaum die Frage, auf welcher Seite er kämpfen wird, denn der junge König Joffrey Baratheon hält seine Schwestern als Geisel. Und während das Reich zerbricht, wächst im eisigen Norden eine viel größere Gefahr heran."



Auch im dritten Band dieses Epos treffen wir wider auf alte Bekannte, lernen aber auch eine neue Seite kennen. Zum ersten Mal begegnen wir hier Stannis und Renly Baratheon, die beide von sich behaupten, ebenfalls Anspruch auf den Thron zu haben. Vom Gesetz her haben sie vermutlich recht, doch in diesem Teil begehen sie einen schweren Fehler...
Beide Charaktere finde ich hier sehr interessant, da man auch sehr viele Hintergrunde erfährt. Sympatisch finde ich hier vor allem Stannis, der aber mit seinen Entscheidungen nicht immer richtig liegt.

In "Der Thron der sieben Königreiche" begleiten wir zum einen Daenerys nach Qarth, während Arya in Gefangenschaft gerät, Bran herausfindet, was mit ihm nicht stimmt und Tyrion versucht, seiner Schwester die Macht zu stehlen. In diesem Band fand ich besonders Tyrions Intrigen sehr spannend, denn es scheint, als hätte er hier noch Großes vor.

Eine Stelle, die ich im Buch besonders witzig fand, war Theon Graufreuds Rückkehr auf die Eiseninseln. Beim ersten Treffen mit seiner Schwester musste ich beim Lesen wirklich lauthals loslachen. Die Szene war mir aus der Serie einfach nicht mehr in Erinnerung.



Schon band eins und Band zwei der Reihe konnten mich begeistern und dies trifft auch auf diesen Teil zu, auch wenn ich finde, dass manche Dinge hier ein wenig in die Länge gezogen worden. So geht es zwar direkt weiter, aber am Anfang war die Geschichte für mich ein wenig langatmig. Vielleicht lag es daran, dass George Martin hier erst einmal aus der Sicht von Stannis geschrieben hat, beziehungsweise auch die "rote Frau" erstmals auftritt, die ich schon in der Fernsehserie nicht ganz so sympatisch fand. Jedenfalls musste ich mit diesem Teil erst einmal etwas warm werden und zwischenzeitlich habe ich es auch kurz beiseite gelegt. "Das Lied von Eis und Feuer" ist meiner Meinung nach keine Buchserie, die man schnell lesen kann. Man sollte sich stattdessen lieber jedes einzelne Buch auf der Zunge zergehen lassen und die Geschichten der einzelnen Personen genießen. (Bei dem guten George Martin weiß man ja nie, wie lange die eigenen Lieblingscharaktere noch dabei sind!)

Hier in dem Teil wird klar, dass bald der Krieg ausbrechen wird. Jeder versucht, seine Armee zu vergrößern, doch das ist manchmal schwerer als gedacht. Robb Stark beispielsweise muss sich erst einmal lernen, sich als König des Nordens durchzusetzen, während Stannis und Renly durch ihre eigenen Probleme abgehalten werden. Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan von Fantasy, aber die Serie und auch die Bücher haben mich wirklich zu einem absoluten Fan gemacht. Ganz Westeros erscheint mir so real und auch alle Personen sind mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Ich freue mich bereits auf die weiteren Teile und kann auch hier wieder nur eine klare Empfehlung aussprechen. Aber Vorsicht: Die Serie macht echt süchtig!!!



Der weitere Teil einer tollen Buchserie!!! Absolut empfehlenswert!!!

Ich vergebe 5 von 5 Käseratten.

Wer von euch ist auch so ein großer Fan von der Serie??? Und wer sind eure Lieblingscharaktere? 





Montag, 20. April 2015

Opferland - Bettina Obrecht

Titel: Opferland
Autor: Bettina Obrecht
Erschienen am: 13. Oktober 2014
Verlag: cbj
Genre: Jugendbuch
Seitenzahl: 288
ISBN: 978-3570402481






"Jahrelang wurde Cedric gemobbt, mehrere Schulwechsel hat er hinter sich. Doch jetzt besucht er eine entfernte Stadtschule, hier kennt ihn niemand, hier scheint ein Neuanfang möglich. Dafür nimmt Cedric sogar die Trennung von seiner Familie in Kauf. Doch als der Schul- Liebling Lars ihn zum Spaß »Opfer« nennt, brennen bei Cedric die Sicherungen durch und die Vergangenheit holt ihn ein - gnadenlos. Nur die zurückhaltende Sinja hält noch zu ihm. Werden die beiden es schaffen, dem »Opferland« endlich zu entfliehen?"




Bettina Obrecht hat mit "Opferland" ein Jugendbuch erschaffen, das besonders durch die unterschwelligen Gefühle und Weisheiten besticht. Der Stil ist sehr geradlinig und perfekt für eine solch sensible Geschichte. Es wird nichts schön geredet. Die Autorin bringt die Geschehnisse auf einen Punkt, an dem man als Leser selbst zwischen "Falsch" und "Richtig" entscheiden muss. Zudem regt sie zu Nachdenken an und versucht zu zeigen, was in den Schatten von deutschen Schulen fast täglich passiert! Ja, diese Geschichte ist vielleicht nicht haargenau so passiert, aber sie gehört doch in abgewandelter Form zum täglichen Leben. Ganz gleich ob es ein Schüler einer Schule ist, ein Angestellter in einer Firma oder Mensch, in einer Gemeinschaft, die sich gegen "anders denkende" verschworen haben!




Ich war überrascht, dass diese Geschichte aus der Sichtweise eines Jungen geschrieben ist. Auf den ersten Blick wirkt Cedric nicht wie das typische "Opfer". Nein, er wirkt stark und er kann sich auf alle Fälle durchsetzen, doch je länger man seiner Geschichte folgt, um so klarer wird einem, dass er trotzdem in diese Opferrolle gerutscht ist. In diesem Meer aus verbaler und körperlicher Gewalt droht er zu ertrinken und es ist erschreckend, dass es niemanden zu geben scheint, der ihn retten möchte.
Leben wir vielleicht wirklich in einem "Opferland"? Einem Ort, wo es nur zwei Seiten gibt: die Starken und die Schwachen?

Cedric ist nicht die einzige vielschichtige Person in diesem Buch. Interessant fand ich auch die Rolle der Eltern, die ihn vollständig unterstützen und ihm vertrauen, egal, was passiert. Solche Eltern gibt es wohl in der heutigen Zeit nicht mehr so oft. Sie lassen Cedric auch in der schweren Zeit nicht allein und versuchen ihm zu helfen, doch es scheint, dass auch sie keine Kraft dafür haben. Es ist ein erbarmungsloser Krieg, den Cedric da durchlebt und es scheint keinerlei Hoffnung zu geben.

Auch Sinja, ein Mädchen mit dem Cedric "befreundet" ist, spielt noch eine wichtige Rolle. Sie unterstützt Cedric, auch wenn es ihr schwer fällt. Sie selbst hat ebenfalls eine schwere Last zu tragen, doch ist es nicht einfacher, diese Last zu teilen??




Da ich selber gerade ein Buch über Mobbing schreibe und während meiner Schulzeit auch auf der "Opferliste" stand, habe ich Cedrics Geschichte förmlich in mich aufgezogen. Man lernt Cedric zu Beginn des Buches nicht in der Schule kennen, sondern während der Film-AG, wodurch man ihn vollständig voreingenommen kennenlernt. Als Leser kann man zu Beginn nicht recht fassen, dass dieser kluge und mutige Junge eine dunkle Vergangenheit besitzt, doch nach und nach wird klar, wie zerbrochen er innerlich ist. Als ihn ein anderer Junge plötzlich "Opfer" nennt, verliert er völlig die Fassung und seine Fassade bekommt Risse.

Als Leser erfährt man ab hier was damals vorgefallen ist. Alles nimmt seinen Anfang in der Grundschule, in der er sich plötzlich als "anders" abgestempelt wird. Klar, das ist einfacher, als sich die Mühe zu geben, jemanden kennenzulernen. Für ihn beginnt die Hölle und er muss sich von da an durchkämpfen, denn es scheint, als hätten sich alle in der Schule gegen ihn verschworen. Selbst die Lehrer halten ihn für "schwierig" und schieben ihm die gesamte Schuld zu. Es ist eben leicht, sich gegen einen Schüler zu stellen, als gegen eine ganze Klasse.

Aus meiner Schulzeit weiß ich, dass Lehrer in manchen Fällen nicht unbedingt reifer als ihre Schüler sein müssen. Es gibt Pädagogen, die mit solchen "Mobbingatacken" maßlos überfordert sind und sich deswegen auf die Seite der mobbenden Schüler stellen. So ist es auch in "Opferland". Cedric versucht zu Beginn noch, Hilfe bei den Lehrern zu suchen, aber sie glauben ihm nicht und reden davon, dass er selbst der Schuldige ist, da er ja "anders" ist. Diese Geschichte hat mich furchtbar wütend gemacht und ich habe mich beim Lesen so furchtbar machtlos gefühlt. Wir leben in einer Welt aus Oberflächlichkeiten, eine Welt, die von den Starken beherrscht wird. Jene Starken, die vorgeben, was "Richtig" und "Falsch" ist. Es wird wenig nachgedacht und wenn es dann zu unausweichlichen Probleme kommt, wird die Sache schön geredet. Ich bin der Meinung, dass besonders Mobbing überhaupt nicht entstehen würde, wenn von Anfang an Respekt gelehrt werden würden. Doch an deutschen Schulen sieht es anders aus. Kinder werden dazu erzogen, alles was nicht der Norm entspricht, auszusondern. Kein Wunder, dass an diesem Druck so viele Kinder kaputt gehen!

Auch Cedric hält das alles nicht mehr aus. "Opferland" wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal erfahren wir, was in seiner Schulzeit passiert ist und dann werden wir in die Gegenwart katapultiert, wo sich plötzlich alle erneut gegen ihn verschwören. Er ist in einem Teufelskreis gefangen und er spürt, dass er das alles kein weiteres Mal durchhalten wird. Doch wo soll er sich noch Hilfe suchen?? Außer seinen Eltern scheint ihm doch eh niemand zu glauben?? Was, wenn er für immer ein Opfer bleiben wird?

"Opferland" ist für mich sehr emotional und ich musste mir beim Lesen öfters mit den Tränen kämpfen. Es ist eine Geschichte, die es so gegeben haben könnte und aus diesem Grund hat sie mich so stark mitgenommen. Cedric redet davon, dass die Schulzeit eine Art Gefängnis ist, dass man mit 6 Jahren inhaftiert wird und erst nach 10 Jahren freigelassen wird, um sein Leben zu beginnen. Das trifft es meiner Meinung nach sehr gut. Schule ist ein Zwang, dem man nicht entkommen kann, ganz gleich ob man psychisch krank wird oder wie Cedric diesen Schikanen ausgeliefert ist. Es scheint alles so ausweglos und als Einzelner ist man machtlos dagegen!

Die Geschichte ist liebevoll erzählt, hat aber auch eine gewisse Gnadenlosigkeit, die sehr gut zu diesem Thema passt. Bettina Obrecht zeigt, wie es kommen kann, wenn man sich traut, "anders" zu sein und versucht mit Cedrics Geschichte die Leute wachzurütteln. Ich finde "Opferland" sollte eine Pflichtlektüre werden, nicht nur in der Schule, sondern auch für angehende Lehrer und Erzieher. Nur wenn man die Ungerechtigkeit begreift, kann man dagegen kämpfen!




Ein Buch, dass mich emotional sehr bewegt hat und mich wohl noch lange begleiten wird!

Ich vergebe 5 von 5 Käseratten mit Extrakäse!!!






Samstag, 18. April 2015

Ich jage dich - Lars Kepler

Titel: Ich jage dich
Originaltitel: Stalker
Erschienen am: 12. März 2015
Autor: Lars Kepler
Genre: Krimi
Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 688
ISBN: 978-3785725115





"Der Serienmörder folgt einem perfiden Muster: Er sucht nach Frauen, die alleine leben. Er filmt sie abends durch das erleuchtete Fenster und stellt den voyeuristischen Clip auf YouTube. Und dann ermordet er die Frauen. Die Kriminalpolizei versucht alles, um einen nächsten Mord zu verhindern. Aber der Mörder ist ihnen immer einen Schritt voraus. Beim vierten Mordopfer ist das Muster jedoch durchbrochen: Die Ermittler finden am Tatort einen bewusstlosen Mann. Ist er etwa der Täter?"






Ich habe im letzten Jahr bereits das Buch „Flammenkinder“ von Lars Kepler gelesen und ich war so begeistert, dass ich auch unbedingt weitere Bücher des Autorenduos lesen wollte. Leider konnte „Ich jage dich“ schon das Niveau von „Flammenkinder“ nicht halten. Besonders der Schreibstil hat sich meiner Meinung nach stark ins Negative verändert. Situationen werden unzählige Male wiederholt und durchgekaut und das Autorenduo versucht Dinge mehrfach zu erklären, sodass ich mich als Leser gefragt habe, ob die Autoren mich denn für „blöd“ halten. Ich habe manche Dinge schon nach dem ersten Mal verstanden, ja, ich denke beim Lesen auch mit! Ich brauche dann die gleiche Sache nicht noch einmal zehn mal wiederholt haben. Dieser „Stil“ hat mich in dem Buch besonders gestört, denn er hat den gesamten Lesegenuss zerstört!!!




In „Ich jage dich“ von Lars Kepler trifft der Leser auf alte Bekannte, auch wenn es erst einmal scheint, dass Jonna nicht mehr mit von der Partie ist. An und für sich gibt sich das Autorenduo auch hier Mühe, die Charaktere so gut wie möglich auszubauen, doch auch hier war ich eher enttäuscht von den steif wirkenden Protagonisten. Sie handeln alles andere als logisch und als Leser war ich am Ende nur noch genervt von ihnen, obwohl ich besonders Jonna eigentlich zuvor gemocht habe.

Ich muss sagen, dass die ganzen Figuren ein wenig seltsam, fast schon steif handeln. Vor allem die Stellung der Polizei hat mir überhaupt nicht gefallen! Ist es in Schweden etwa tatsächlich üblich, dass sich Beamte über das Gesetzt stellen und Selbstjustiz verüben wollen? Ist es okay, als Polizist einfach mal so um sich zu schießen? Also hier haben sich die Autoren meiner Meinung keinen Gefallen getan. Klar, irgendwie musste am Ende die Flucht erklärt werden, aber diese Herangehensweise der Polizei war einfach nur schwach!!




Zu Beginn des Buches dachte ich noch: „Oh, das ist ein spannender Krimi/Thriller“, denn hier wurde zu Beginn die Tat aus Sicht eines Opfers beschrieben. Ja, das war wirklich spannend und unvorhersehbar, doch dann, als Eric, der Psychologe ins Spiel kommt, verliert sich die Geschichte vollkommen und es ist kein roter Faden mehr sichtbar.

Die Grundidee zu „Ich jage dich“ ist eigentlich genial und gut durchdacht, doch in der Umsetzung haben sich leider sehr viele Schwächen eingeschlichen. In dem Buch geht es in erster Linie um einen Stalker, der Frauen erst beobachtet und sie dann tötet. Die Polizei bekommt dann einen kurzen Videoclip, schafft es aber zu Anfang nicht, die Frauen zu retten. Diese Ausgangssituation ist sehr spannend und klug und doch bleiben die Autoren einfach nicht am Ball. Die Geschichte verläuft sich schon im ersten Drittel und ich als Leser hatte das Gefühl, in einem regelrechten Wirrwarr gefangen zu sein.

Auch die zahlreichen sehr übertriebenen „Action“-Szenen, die James Bond fast schon Konkurrenz machen, konnten die Geschichte nicht vorantreiben. Es wurde sehr viel wiederholt und in die Länge gezogen und im Grunde war nur die letztendliche Auflösung wirklich überraschend. Die Wahl des Täters hätte nicht besser sein können, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Nur leider ist der Weg zur Aufdeckung des Täters nicht wirklich gelungen, sodass auch das Ende die Geschichte nicht mehr retten konnte.

Abschließend muss ich sagen, dass ich sehr enttäuscht war. Ich habe mich sehr auf den neuen Lars Kepler gefreut, vor allem da mich das Thema „Stalking“ sehr interessiert. Leider weiß ich nach dem Lesen dieses Buches nicht, ob ich noch einmal Lust habe, etwas der beiden zu lesen. Wir werden sehen!




Ich kann hier leider keine Empfehlung aussprechen. Die Geschichte ist verwirrend, zäh und langatmig, teilweise agieren die Personen auch absolut unlogisch!

Ich vergebe 2 von 5 Käseratten!