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Donnerstag, 6. Oktober 2016

[Rezension] Das Ufer - Richard Laymon

Titel: Das Ufer
Autor: Richard Laymon
Genre: Horrorroman
Verlag: Heyne Hardcore
Bereits gelesene Bücher des Autoren: Nacht, Rache, Das Treffen, Das Spiel, Die Insel, Die Jagd, Das Haus, Die Spur, Das Loch, Der Killer, Der Geist, In den finsteren Wäldern
Cover und Inhaltsangabe © Heyne Hardcore



"Der dunkle See … Das einsame Haus am Ufer … Zwei junge Menschen, die dort eine Liebesnacht verbringen wollen … Doch einer von ihnen wird den nächsten Morgen nicht mehr erleben … 18 Jahre später wird die Kleinstadt Tiburon von einem Serienkiller heimgesucht. Angst und Wahnsinn greifen um sich, und das Haus am Ufer wird wieder zum Ort unvorstellbaren Grauens!"





Wie viele von euch wissen, bin ich schon seit über 10 Jahren großer Laymon Fan. Jedes seiner Bücher erwarte ich schon Wochen, nein Monate, vor dem Erscheinungstermin sehnsüchtig, denn besonders seine in Deutschland zuerst erschienen Bücher haben es mir angetan. Sie haben noch immer einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal.

Richard Laymon ist bereits seit 2001 tot. Leider, denn ich finde, das Horrorgenre hat dadurch einen großen Verlust erleiden müssen. Laymon schreibt genial und einfach "ANDERS". Das ist der Grund, warum ich seine Bücher lesen. Er klammert sich nicht an Standards, sondern schreibt einfach so, wie es ihm gefällt. Oder sollte ich besser sagen: Er schrieb wie es ihm gefiel?

In all den Jahren sind einige Bücher von Laymon erschienen und in letzter Zeit werden ach immer wieder neue Bücher auf den deutschen Markt gebracht. Klar, als absoluter Fan giert es einem natürlich schon nach "neuen" Werken des Autoren, aber dennoch muss ich sagen, dass mittlerweile das Beste von ihm längst auf dem Markt ist.

Der Schreibstil von "Das Ufer" ist eine Mischung aus "absolut Laymon"- typisch und "absolut Laymon"- untypisch. Wie das zusammenpasst? Auf der einen Seite haben wir den gewohnt leichten und flotten Schreibstil und die genialen Charaktere, auf der anderen Seite wirkt das Buch aber zu konstruiert - und genau das passt leider überhaupt nicht zu dem Laymon, den ich so verehre!




- Leigh -

Leigh ist die Mutter von Deana. Das Mutter-Tochter-Gespann steht im Mittelpunkt dieser recht mörderischen Geschichte. Die Vergangenheit von Leigh sah leider überhaupt nicht rosig aus. In Rückblicken erfahren wir hier, wie sie als Teenager Schwanger wurde und was mit Deanas Vater geschehen ist.

Leigh liebt ihre Tochter und möchte sie beschützen. Für einen Laymoncharakter recht typisch hat sie kein gutes Händchen was die Männerwahl angeht. Was genau das heißt, müsst ihr aber selbst herausfinden!

- Deana -

Deana, Leighs Tochter, ist eine kleine Rebellin. Sie hat eigentlich nicht als ihren Freund im Kopf und so ist es nicht verwunderlich, dass sie mit diesem am Anfang Laymon-typisch rummacht. Leider verwandelt sich dieses kurze Glück jedoch in einen wahren Albtraum, denn ihr Freund wir von einem Killer getötet. Ein Killer, der es auch auf sie abgesehen hat ...





Die Charaktere und die ganze Atmosphäre hat mich wieder einmal in meine Jugend zurückversetzt. Wie in Laymons älteren Werken gibt es auch hier nur durchgeknallte Person, die nicht so reagieren, wie man im echten Leben wohl reagieren würde. Das ist eben Richard Laymon - und das muss man eben mögen oder eben nicht!

Die Geschichte rund um "Das Ufer" fängt spannend an. Besonders die Rückblenden aus Leighs Jugend haben mir gefallen und die Seiten flogen nur so dahin. Leider lässt das Buch dann aber stark nach. Es wirkte auf mich unfertig und leider zu konstruiert.

Wer Laymons Bücher kennt, weiß, wie wenig der Leser vorhersehen kann. Es gibt immer Wendungen, verrückte Ideen und kranke und blutige Horroreinlagen. Leider war davon ab der Mitte nichts mehr zu finden. Es war schnell klar, worauf die Geschichte hinausläuft und vor allem, wie die Charaktere zueinander stehen. Für meinen Geschmack gab es dafür einfach zu viele Hinweise und deswegen konnte mich das Ende nicht so recht überraschen.

Auch die gewohnt blutige und verrückte Seite blieb hier ein wenig aus und es gab stattdessen viele Schäferstündchen der gewohnten Laymon-Art. Hier hätte ich mir ein paar mehr von seinen kranken Ideen gewünscht, denn leider ist dieses Buch recht unblutig. Die Horroreinlagen kamen mir leider zu kurz!

Die Rolle der Polizei empfand ich in diesem Buch als recht unpassend. Das wollte meiner Meinung nach nicht direkt mit Laymons sonstigem Stil harmonisieren, denn dadurch hat er sich den gewohnten Freiraum genommen. Seine Geschichten kamen sonst ohne Ermittler und dergleichen aus und ich denke, das sollte auch so bleiben! An einer Stelle stagniert die Story zudem und leider wird da auf eine Person zurückgegriffen, die plötzlich eine Vision hat. Nein, diesen unmöglichen Versuch die Geschichte irgendwie noch am Laufen zu halten, möchte ich wirklich schnell wieder vergessen!

Ich möchte hier aber nicht nur meckern. Als großer Laymon-Fan (Ich besitze beinahe alle seiner Bücher), freue ich mich, dass bei Heyne Hardcore überhaupt weiterhin Bücher von ihm erscheinen. In "Das Ufer" gab es auch immer wieder Momente, die ich absolut stark fand und Momente, in denen ich wieder einmal schmunzeln musste. Ich stehe auf diesen schwarzen und sehr bitteren Humor, aber dennoch war "Das Ufer" insgesamt nicht so rund wie seine anderen Werke. Die Auflösung war zu schnell zu erahnen und alles wirkte zum Ende hin viel zu konstruiert. Und dieses Happy End war für mich wahrlich eine Spur zu übertrieben!




"Das Ufer" ist kein typischer Laymon. Viel Blut fließt nicht und auch die Auflösung bietet kaum Überraschungen. Dennoch konnten mich einzelne Passagen, die Charaktere und die Atmosphäre wieder einmal überzeugen. Für Fans des Autoren daher ein Muss, für "Laymon"- Einsteiger würde ich eins seiner stärkeren Werke ("Nacht", "Das Treffen" oder "Rache") empfehlen!

Ich vergebe 3 von 5 Käseratten.





2 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    mit unlogischem Handeln tue ich mir oft etwas schwer und ich glaube, Laymon und ich werden nicht mehr zueinander finden. Trotzdem reizt es mich immer wieder, wenn ich eine Rezi zu seinem Büchern aufblinken sehe. Vielleicht kommt ja noch eine Laymon-Phase auf mich zu und dann werde ich eins seiner 'besseren' Bücher lesen.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Hi Nicole

      Ja, Laymon scheidet die Geister! Wäre ich nicht schon so lange Fan von ihm, würden mich seine neusten Bücher auch nicht mehr vom Hocker reisüßen! Aber naja. Er ist eben nicht für jeden geeignet, man braucht schon seinen Sinn für Humor und die fürs Makabere!

      Liebe Grüsse
      Jessi

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