Seiten

Montag, 21. November 2016

[Rezension] Das Frostmädchen - Stefanie Lasthaus

Titel: Das Frostmädchen
Autor: Stefanie Lasthaus
Genre: Roman
Verlag: Heyne
Bereits gelesene Bücher des Autorin: keine
Cover und Inhaltsangabe ©  Heyne

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.



"Als ihr Freund Gideon bei einem Streit handgreiflich wird, flieht die zwanzigjährige Neve hinaus in die klirrend kalte Nacht des kanadischen Winters und verirrt sich. Glücklicherweise wird sie rechtzeitig von dem jungen Künstler Lauri gefunden, der sie in seiner abgelegenen Blockhütte gesund pflegt. Bei Lauri fühlt sich Neve vom ersten Augenblick an geborgen, und zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. Doch in der Nacht im Wald ist etwas mit Neve geschehen – etwas, das die uralte Wintermagie in ihr entfesselt hat …"




Dieser Monat lief bis dato eigentlich echt gut und ich dachte, in diesem Monat tatsächlich einmal auf einen echten Flop verzichten zu können. Leider trudelte dann "Das Frostmädchen" bei mir ein. Das Buch habe ich bereits in der Verlagsvorschau von Heyne gesehen und dort ist mir das überaus hübsche Cover sofort ins Auge gestochen. Auch die Ankündigung, dass es sich hier um einen Epos über Liebe, Magie und dunkle Geheimnisse handelt, hat mich neugierig gemacht. Leider muss ich sagen, dass diese Versprechungen nichts als heiße Luft sind ...

Was ist ein Epos eigentlich? Wikipedia sagt, dass dies eine ausschweifende Erzählung ist. "Das Frostmädchen" von Stefanie Lasthaus ist meiner Meinung das genaue Gegenteil, denn die Geschichte ist über mehrere hundert Seiten so künstlich aufgebauscht, dass ich zum Ende hin ganze Absätze nur noch überflogen habe. Auch der Schreibstil der Autorin konnte mich leider nicht den Bann ziehen und war mir stellenweise einfach zu kitschig. Bei mir setzte während des Lesens kein Kopfkino ein.

Anscheinend handelt es sich bei "Das Frostmädchen" nicht um den ersten Roman der Autorin. Das hat mich tatsächlich erstaunt. Er wirkt stellenweise sehr aufgebauscht, sehr eintönig und die Geschichte kommt nach den ersten 100 Seiten nicht mehr voran und dümpelt vor sich hin. Viel Inhalt beziehungsweise Handlung hat das Buch leider nicht und das ist das Hauptproblem. Die fast 400 Seiten sind so extrem in die Länge gezogen mit Wiederholungen, immer wieder den gleichen Gedankengängen unserer Protagonisten und einer Handlung, die sich im Kreis dreht. Magie beziehungsweise Fantasy war nicht zu spüren und leider auch keine echte Gefahr.

Ich bin mir sicher, dass Stefanie Lasthaus Talent zum Schreiben hat, denn hin und wieder funkelte eine gewisse Leidenschaft durch. Meiner Meinung nach ist das allerdings noch ausbaufähig, was aber keine Schande ist. Nur die Schreibroutine hilft, besser zu werden und seinen eigenen Stil zu finden.




- Neve -

Leider sind der Autorin auch die Charaktere nicht besonders glaubhaft gelungen. Es fehlte an einer gewissen Nähe, an einer Hintergrundgeschichte. Ich habe mich teilweise so gefühlt, als würde ich ins kalte Wasser geworfen werden. Neve ist nämlich ein recht schwieriger Charakter, aber warum sie so schwierig ist, erfahren wir nicht. Am Rande bekommen wir nur mit, dass sie vor ihrem gewalttätigen (Ex-) Freund geflohen ist. Ansonsten bleibt sie recht farblos und ihre Handlungen konnte ich teilweise nicht nachvollziehen.

Neve war mir leider auch überhaupt nicht sympathisch, sondern das genaue Gegenteil. Teilweise hat sie mich genervt, denn sie wird als sehr unschuldig und schüchtern beschrieben, ist aber streckenweise doch sehr berechnend. Wie sollte ich also Emotionen für ihre Liebesgeschichte aufbringen?

- Lauri -

Neves Gegenpart ist Lauri, ein junger Künstler, der in einer Hütte einfach nur in Ruhe arbeiten will, dann aber Neve in einem Schneeberg halb erfroren findet. Natürlich verliebt er sich in den ersten 24 Stunden so unsterblich in sie, dass er am liebsten immer an ihrer Seite sein will ...

Die Anziehung der beiden konnte ich nicht verstehen, aber ich bin wohl auch einfach nicht der Typ für solche oberflächlichen Liebeleien. Lauri war mir zu Beginn halbwegs sympathisch, aber irgendwann verlor sich auch das. Für mich war zwischen den beiden leider keinerlei Liebe spürbar, denn dafür ging es mir zu schnell. Die beiden haben kaum ein Wort gewechselt und dann soll es die große Liebe sein? Selbst Edward und Bella haben sich mehr Zeit gelassen! (Sorry, den konnte ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen!)




Leider weckt das Cover und auch der Klappentext ganz andere Erwartungen an das Buch. Ich bin von einer jugendlichen Love-Story mit Fantasyelementen ausgegangen, doch stattdessen sind sowohl Neve als auch Lauri bereits Erwachsene, die sich vorrangig sexuell zueinander hingezogen fühlen. Die Emotionen, die von der Autorin vermutlich beabsichtigt waren, sind bei mir leider nicht angekommen. Ganz im Gegenteil, ich hatte schon nach den ersten 50 Seiten solch eine Langeweile gespürt, dass ich das Buch am liebsten abgebrochen hätte. In der Hoffnung, dass die Geschichte irgendwann Fahrt aufnimmt, habe ich weitergelesen.

Leider wollte das Kopfkino bei mir einfach nicht einsetzen. Es war, als würde ich die Geschichte aus der Ferne betrachten. Einzig die Beschreibungen der Umgebung sind der Autorin anschaulich gelungen. Die frostige Eislandschaft war spürbar, aber leider hat das nicht gereicht, um den Buch ausreichend Leben einzuhauchen. Es blieb alles kalt und für mich lief alles recht geradlinig ab. Höhen und Tiefen habe ich vergebens gesucht und Verständnis konnte ich für einige Handlungen leider nicht aufbringen. (Hier sei besonders ein gewisser Mord erwähnt ...)

Rückblickend betrachtet fand ich die reine Grundidee nicht schlecht, aber hier hapert es eindeutig an der Umsetzung. Der Schreibstil liest sich sehr abgehackt und erzeugte keine Bilder in meinem Kopf. Die Charaktere wirkten blass und ohne Leben, teilweise hatte ich das Gefühl, die Autorin würde ihre eigenen Personen nicht so recht kennen und leider wird die ganze Geschichte ohne erkennbaren Spannungsbogen erzählt. Einzig die Aufmachung des Buches gefällt mir, passt aber leider überhaupt nicht zum Inhalt.

Zum Ende möchte ich an dieser Stelle nicht viel sagen. Es passt, ist aber genau so zu erwarten und erinnert ein wenig an die Happy Ends aus gängigen Märchen. Mir fiel die Rezension an dieser Stelle wirklich schwer, denn leider konnte ich dem Buch nichts Positives abgewinnen. Streckenweise hatte ich zum Ende hin nur noch überflogen, denn Spaß hatte ich beim Lesen leider nicht! Ich möchte die Autorin an dieser Stelle aber auf keinem Fall demotivieren. Talent ist spürbar und sie soll unbedingt weiterschreiben!




Es tut mir leid, das Buch an dieser Stelle nicht besser bewerten zu können. "Das Frostmädchen" war das komplette Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte. Die Geschichte ist zäh, die Charaktere sind blass und der Schreibstil zu aufgebauscht!

Ich vergebe 1 von 5 Käseratten,









10 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    ui, das ist ja schon fast eine vernichtende Rezension, umso schöner finde ich deine aufbauenden Worte an die Autorin. Tja, es kann halt nicht nur Bestseller geben ...

    Liebe Grüße,
    Nicole

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Nicole,
      Jetzt machst du mir noch ein schlechteres Gewissen als ich eh schon hab! Ich wollte das Werk ja auf keinen Fall zerreißen, ich konnte nur leider nichts positives finden! 😐😐😐

      Liebe Grüsse
      Jessi

      Löschen
    2. Du hast es ja nicht verrissen! Du hast schön und sachlich argumentiert und dabei noch die Autorin aufgemuntert. Vernichtend ist die Rezi trotzdem, aber kein Verriss!

      Liebe Grüße,
      Nicole

      Löschen
    3. Ups, jetzt habe ich dir gestern hier als normalen Kommentar geantwortet! Siehe hier drunter! 😂😂

      Noch einmal danke, dass du die rezi sachlich fandest! 😀

      Liebe grüße
      Jessi

      Löschen
  2. Vernichtend hört sich aber schon böse an! 😬😆😉 Ich fühle mich immer etwas schlecht, wenn ich ein Buch so schlecht bewerten muss, da blutet meine eigenes autorenherz, denn ich weiss wie weh eine richtig schlechte Rezension wehtun kann! Aber ich muss hier irgendwie auch ehrlich bleiben 😢

    Danke, dass du es als sachlich empfunden hast, ich war mir schon den ganzen tag echt unsicher! 😊

    Liebe Grüsse
    Jessi

    AntwortenLöschen
  3. Oha, danke für die Warnung! Aber nicht nur für jemanden mit wenig Lesefreizeit (wie mich) ist deine Rezi hilfreich, auch der Autorin helfen, denke ich jedenfalls, Klartext und konstruktive Kritik weit mehr als blinde Lobhudelei, die nicht die Tatsachen widerspiegelt.

    Jeder kann aus Fehlern lernen ...

    Liebe Grüße
    Patricia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Patricia,
      Warnen wollte ich nicht direkt, Geschmäcker sind ja auch verschieden! 😁 und ja, ich sehe es genauso, ich möchte hier auf dem Blog ehrlich bleiben und dem Autoren auch eine ehrliche Kritik geben, ich denke, das ist wichtig, auch wenn es in seltenen Fällen dann mal richtig schlecht ausfällt! Aber umso besser wird dann das nächste Buch! 😀

      Liebe Grüsse
      Jessi

      Löschen
  4. Hi Jessi,
    ich hab die ganze Zeit mit dem Buch gehadert und bin nach deiner Rezi echt froh auf mein Bauchgefühl gehört zu haben.
    Liebe Grüße
    Ela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Ela,

      also mein Bauchgefühl meinte, das wäre das perfekte Winterbuch! :P Mein Bauch scheint mich nicht zu mögen! :D

      Liebe GRüße
      Jessi

      Löschen
    2. Passiert schon mal. Ging mir aktuell mit "Stunde Null" von Michael Green so ...

      Löschen

Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Datenschutzerklärung
dieses Blogs.