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Dienstag, 13. Juni 2017

[Rezension] Murder Park - Jonas Winner

Titel: Murder Park
Autor:  Jonas Winner
Genre: Thriller, Psychothriller
Erscheinungsdatum: 13. Juni 2017
Anzahl der Seiten: 416
Cover und Inhaltsangabe © Heyne

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!






"Zodiac Island vor der Ostküste der USA: ein beliebter Freizeitpark – bis dort ein Serienmörder drei junge Frauen auf bestialische Weise tötet. Der Täter Jeff Bohner wird schnell gefasst, der Park aber geschlossen. Die Schreie der Opfer scheinen vergessen zu sein. 20 Jahre später: Die Insel soll zur Heimat werden für den Murder Park – eine Vergnügungsstätte, die mit unseren Ängsten spielt. Paul Greenblatt wird zusammen mit elf weiteren Personen auf die Insel geladen. Und dann beginnen die Morde."



Die Anfrage zu "Murder Park" habe ich bereits vor über einen Monat bekommen. Das Buch klang dabei äußerst vielversprechend und ich war gleich hin und weh, denn ich habe hier einen atemlosen Thriller auf einer Insel mit einem gruseligen Freizeitpark erwartet.

Erst kurz vorm Lesen habe ich mitbekommen, dass Jonas Winner der Autor von "Die Zelle" ist, ein Buch, das mich leider weniger begeistern konnte, das aber eine große Leserschaft gefunden hat. Ganz unvoreingenommen habe ich mich dann aber ans Lesen von "Murder Park" gemacht und leider muss ich sagen, dass der Schreibstil von Jonas Winner auch hier absolut nicht meins war.

Spannung konnte der Autor zwar aufbauen, aber viel zu lange bewegt sich die Geschichte im Kreis und es ist unklar, was denn nun das zentrale Thema der Handlung ist. Ist es nun der "Murder Park", der ehemalige Park namens "Zodiac Island", der Serienmörder Jeff Bohner, Pauls Vergangenheit, das Mörderspiel oder doch die Singlebörse?

Was mir hier auch wieder am Schreibstil aufgefallen ist: Der Autor neigt zu endlosen Beschreibungen von Handlungen, was dazu geführt hat, dass ich oft den Faden verloren habe und ganze Abschnitte noch einmal lesen musste, um mir wirklich alles vorstellen zu können. Leider hat mich dies immer wieder aus der Geschichte katapultiert ...

Stilistisch ist Jonas Winners Schreibstil gut, aber eben sehr eigen. Wer "Die Zelle" mochte, wird vermutlich auch an "Murder Park" gefallen finden. Mir hat aber eine gewisse Atmosphäre vom Park selbst gefehlt. Während die Geschichte selbst zwar an einigen Stellen wegen der vielen Hintergrundinformationen doch eine gewisse Atmosphäre besitzt, hatte ich als Leser weniger das Gefühl, im "Murder Park" angekommen zu sein.




- Paul -

Insgesamt zwölf Personen werden auf die Insel gebracht, darunter der Besitzer des Parks, Presseleute und Angestellte. Durch Video-Interviews mit den einzelnen Personen wird eine gewisse Spannung aufgebaut, denn schnell wird klar, dass alle Leute dort eine Verbindung zum früheren Park oder zum Serienmörder Jeff Bohner haben.

Einer dieser Leute ist Paul, den wir gleich zu Beginn kennenlernen und der zu unserem Protagonisten wird. Wir erfahren seine eigene Verbindung zu Jeff Bohner und dem ehemaligen Zodiac Park und bekommen mit, dass er selbst wohl auch noch einige Dinge nicht so recht verarbeiten konnte.

Paul als Protagonisten empfand ich schwierig. Versteht mich nicht falsch, ich liebe "kaputte" Charaktere, Menschen, die einfach anders sind, aber Paul selbst war mir in seiner Gedankenwelt zu wirr. Ich konnte ihn schlecht einschätzen, was vermutlich vom Autoren beabsichtigt war, aber leider konnte mich seine ganze Hintergrundgeschichte deswegen auch nicht mitreißen ...

- Nebencharaktere -

Die Tatsache, dass insgesamt 12 Leute auf der Insel sind, gibt wenig Spielraum, jeden einzelnen näher kennenzulernen. Das möchte ich auch gar nicht kritisieren, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass neben Paul noch weitere Personen eine zentralere Rolle gespielt hätten. Für einen psychologischen Thriller waren mir die Nebencharaktere einfach zu lieblos charakterisiert.




Die Idee rund um den "Murder Park" fand ich von Anfang an total spannend und faszinierend. So ein ehemaliger Park auf einer Insel mit solch einer interessanten und mörderischen Vorgeschichte besitzt von sich aus schon einen gewissen Reiz. Der Beginn der Geschichte fand ich auch noch sehr unterhaltsam. Es gibt immer wieder Interviews, die im Vorfeld mit den einzelnen Charakteren aufgenommen worden sind und das gibt gute Einblicke in den ehemaligen Park und auch in die Morde, die damals passiert sind.

Den Mythos um Jeff Bohner, den Serienmörder, der drei Frauen umgebracht haben soll, fand ich sehr spannend, auch wenn ich mir hier mehr Details gewünscht hätte. In Bezug auf Pauls eigene Erlebnisse wurden mir die Dinge aber zu oft durchgekaut und es gab einige Widersprüche, die ich anfangs mit seiner Verwirrtheit in Verbindung gebracht hat. Ich habe das Buch mit zwei anderen Bloggerkollegen rege diskutiert und uns sind insgesamt einige Schwammigkeiten in der gesamten Handlung aufgefallen. Da wir aber alle ein Vorab-Leseexemplar hatte, können wir uns nur darauf beziehen!

Der Schreibstil war, wie bereits angedeutet, absolut nicht mein Geschmack, was aber eben nur meine persönliche Meinung wiederspiegelt. Ich mag es nicht, wenn Beschreibungen endlos in die Länge gezogen werden, wenn die Geschichte seitenweise auf der Stelle tritt und wenn Dinge hunderte Male durchgekaut werden.

Das Buch mit seinem Grundgerüst bestehend aus dem Mörderspiel, dem neuen Park und der Vorgeschichte mit den Morden fand ich solide. Die Mischung hat mir allerdings nicht gefallen, mir war es irgendwann zu wenig "Mörderspiel" und zu viel "Psycho", weswegen die Spannung auf der Strecke blieb. Irgendwann wurden die Morde selbst auch nur noch zur Nebensache und es ging nur noch um Pauls innere Konflikte.

Das Ende selbst habe ich so bereits schnell erwartet. Es hat mich in gewisser Weise an einen anderen Autoren erinnert, den ich hier aufgrund von Spoilern aber nicht nennen werde. Einige Teile von "Murder Park" konnten mich gut unterhalten, doch Angst, Beklemmung oder gar Thrill habe ich beim Lesen leider nicht gespürt. Aufgrund des Schreibstils war es leider bei mir auch so, dass ich einige Abschnitte noch einmal lesen musste, um mein Kopfkino überhaupt in Ganz zu bekommen.




"Murder Park" wird gewiss viele Fans finden. Wer "Die Zelle" mochte, wird vermutlich auch dieses Buch hier mögen, das mehr ein Psychothriller als ein Thriller ist. Mich konnte die Story leider nicht
gefangen nehmen, vielleicht habe ich von einem gruseligen Freizeitpark mit einer düsteren Vorgeschichte auch einfach zu viel erwartet ...

Da ich hier bei der Rezension fair bleiben möchte, bewerte ich dieses Buch als durchschnittliche Thrillerkost. Ich kann zudem nicht beurteilen, inwiefern sich das Vorab-Leseexemplar von dem nun erschienenen Buch unterscheidet und ob die Ungereimtheiten vielleicht verbessert wurden!

Weitere Meinungen zum Buch:

Patricia von Fiktive Welten (5 von 5)
Andrea von Leseblick (4 von 5)
Nicole von Zeit für neue Genres (3 von 5)





5 Kommentare:

  1. Hi Jessi,

    mit dieser Wertung hatte ich im Vorfeld nicht gerechnet. ;o)

    Mir liegt der Schreibstil von Jonas Winner in diesem Buch. Andere Titel kenne ich bisher nicht. Vielleicht sollte ich mir "Die Zelle" mal zu Gemüte führen. ;o)

    Was mich hier nicht ganz überzeugen konnte, war ebenfalls das Ende. Das lief mir etwas zu glatt und für alles gab es eine (fast schon zu konstruierte) Antwort. Da ich ein Freund offener Enden bin, hätte ich mir wie schon erwähnt, eine andere Person als Bösewicht gewünscht. Oder vielmehr einen abreißenden Faden, der uns nach Abschluss des Thrillers auf unsere eigene Fantasie bzgl. dieser Person verweist.

    Außerdem hätte ich diese Single-Sache nicht gebraucht. Vor allem diese Entwicklung am Ende.

    Nichtsdestotrotz habe ich volle Punktzahl vergeben, weil ich denke, dass gerade Gelegenheitsleser jede Menge Spekulationsmöglichkeiten finden werden. In dieser Hinsicht ist es für uns "Profis" ja ohnehin schwer, ein Buch zu finden, dass uns nicht hier und da schon weit vorab an den Täter denken lässt. *grins

    Liebe Grüße
    Patricia

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    1. Hi Patricia :D

      Du hast natürlich recht, wir sind in dem Bereich einfach schon zu verwöhnt und wollen immer etwas "Besonderes" in einer Geschichte. Obwohl ich sagen muss, dass ich auch durchschnittliche Thriller durchaus unterhaltsam finde, letzte Woche hatte ich so einen, der zwar echt vorhersehbar war, aber dennoch gut unterhalten konnte. Und darum geht es ja beim Lesen, ums Unterhalten werden, oder?

      Mich konnte "Murder Park" nur bedingt unterhalten, was aber echt vorwiegend am Schreibstil lag. Manche Abschnitte musste ich echt zwei Mal lesen, um überhaupt mein Kopfkino in Gang zu bekommen. So ein Kopfkino ist mir irgendwie immer das Wichtigste beim Lesen, wenn das nicht funktioniert, dann treibe ich irgendwie nur so dahin und es ist echt mühsam zu lesen!

      Bezüglich des Endes war ich auch enttäuscht, es wirkte alles recht zusammengeschustert. Auf der einen Seite kann ich das aber verstehen, denn ein Auto bemüht sich doch, auf alle Fragen passende Antworten zu haben. Dass ich auch eher auf "offene" Enden stehe, weißt du ja, aber ich glaube, damit unterscheiden wir uns schon von dem Durchschnittsleser, der nach dem Zuschlagen einfach nur alles geklärt haben möchte. Ich merke das immer wieder bei meinen eigenen Büchern wie oft ich Kritik bekomme, dass es am Ende zu offen gehalten ist ... Aber ich spekuliere beim Lesen einfach selbst gerne und die besten Bücher sind doch die, über die man noch Jahre später nachgrübeln kann! :D

      Liebe Grüße
      Jessi

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  2. Hallo Jessi,

    jetzt bin ich auch endlich dazu gekommen, deine Rezension zu lesen. Du hast es wunderbar beschrieben: zu wenig Mörderspiel und zu viel Psycho! Das kann ich unterschreiben. Der Park selbst ist mir viel zu sehr in den Hintergrund gerutscht. Da hätte wirklich was draus werden können.

    Mit dem Schreibstil hatte ich keine Probleme, manchmal gibt es das eben, dass man mit einem Autor überhaupt nicht klar kommt (das ist bei mir Ken Follett; mit den Hörbüchern klappt es aber).

    Liebe Grüße,
    Nicole

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