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Samstag, 30. Dezember 2017

[Rezension] Das Haus der verrückten Kinder - Valérie Valère

Titel: Das Haus der verrückten Kinder
Autor:  Valérie Valère
Genre: Ein Bericht
Erscheinungsdatum: 1989
Anzahl der Seiten: 167
Cover und Inhaltsangabe © rororo







Vier Monate verbringt die 13-Jährige Valérie in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik, dem Haus der verrückten Kinder. Sie ist magersüchtig, will nicht mehr essen und einfach dieser Welt entfliehen … Sie sieht alles schwarz, ist tief in sich verloren und macht doch keine Versuche, aus dieser Dunkelheit herauszukommen. In dieser egoistischen Welt will sie nicht leben, sie will der Welt einfach nur entfliehen …




„Das Haus der verrückten Kinder“ von Valérie Valère war mal wieder so ein besonderer Zufallsfund in einem Bücherschrank. Das Buch ist alt, die Autorin, die hier ihre dunkelsten Erinnerungen niedergeschrieben hat, mit 21 Jahren verstorben. Diese Geschichte, ihre Geschichte, ist dabei kein literarisches Werk, sondern in erster Linie ein Bericht. Im Vorwort erwähnt Valérie Valère bereits, dass sie sich nicht die Mühe gemacht hat, die richtigen Worte zu finden oder alles chronologisch zu ordnen. Stattdessen gibt sie hier Einblick in ihre Gedankenwelt, in die Gedankenwelt einer 13-jährigen Magersüchtigen …

Das Buch besitzt keinen echten Anfang, kein Ende und im Grunde auch keine Handlung. Es ist ein Buch, das man verstehen muss. Bereits im ersten Drittel, als Valérie Valères Mutter über die Einfachheit des Essens philosophiert und immer wieder zetert, wie sehr sie selbst doch unter dem Verhalten ihrer Tochter leidet, gibt die Autorin den gutgemeinten Rat, nicht weiterzulesen, wenn schon hier nichts verstanden wird.

In dem Bericht geht es in erster Linie ums Verstehen. Wir nehmen zwar bruchstückchenhaft an  Valérie Valères Einweisung in die Klinik teil, an die Momente, als die Schwestern sie förmlich zum Essen zwingen wollen und an dem Kennenlernen anderer Magersüchtiger, aber das Buch beschreibt dabei nicht alles, was die Autorin wohl hier erlebt hat und es ist alles nur aus den kindlichen Augen einer 13-Järhigen dagestellt.

Das Buch ist ungemein pessimistisch und daher wohl nicht für jeden Leser geeignet. Es ist allerdings auch schonungslos ehrlich und wohl die letzte Abrechnung der Autorin an eine Welt, die sie nicht verstehen kann. Sie kritisiert das System, die egoistische Welt der Erwachsenen und die fehlende Menschlichkeit. Jeder kümmert sich nur noch um sich selbst, alle leben aneinander vorbei und jeder, der etwas „anders“ ist, wird eiskalt weggesperrt, angeblich vor der großen, bösen Welt da draußen, in Wahrheit sind doch die „Verrückten“ in den Augen der Normalen die „Bösen“.

Essen ist doch so einfach. Valérie Valère muss nur ein paar Kilos zunehmen, um endlich nicht mehr eingesperrt sein zu müssen, um endlich wieder an einem Leben teilzunehmen, das sie eh ablehnt. Die Klinikzeit bricht das arme Mädchen. Sie ist nicht verrückt als sie eingeliefert wird, sondern erst, als sie herauskommt. „Das Haus der verrückten Kinder“ hat auch sie zerstört …

Die Geschichte von Valérie Valère ist schockierend, düster, etwas wirr, aber doch schonungslos ehrlich. Sie hat die richtigen Blickwinkel, auch wenn die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegt. Da sind ihre Eltern, die jegliche Schuld aufeinander abwälzen, die Schwestern und Ärzte, die nur das Symptom bekämpfen wollen und das Essen, das einen großen Feind darstellt, weil es am Leben hält ...

Das Buch ist meiner Meinung nach nur für eine kleine Randgruppe geeignet, für Leute, die verstehen, die Dinge hinterfragen und sie nicht einfach hinnehmen, für Leute, die mit wachsen Augen durchs Leben gehen und die auch das Schlechte wahrnehmen! Es ist kein Buch, das man am Ende glücklich zuschlägt, ganz im Gegenteil ...




„Das Haus der verrückten Kinder“ ist kein Buch im herkömmlichen Sinne, sondern ein Bericht, der aus den düsteren, aber ehrlichen Gedanken einer 13-Jährigen besteht, die mit dieser schrecklichen und egoistischen Welt abrechnen will! Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Bewertung, da es mir falsch vorkommen würde, ihrer Gedankenwelt und ihren Erinnerungen eine Zahl zu verpassen. Ich empfehle das Buch aber dennoch weiter, aber nur an Leute, die auch wirklich verstehen WOLLEN ...

2 Kommentare:

  1. Klingt schrecklich und ist dennoch unglaublich wichtig. Danke für das Vorstellen dieses Buches! Du hast auf jeden Fall mein Interesse geweckt!

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    1. Huhu :D

      Das freut mich, ich finde es immer toll, solche Bücher zu entdecken, die man sonst vielleicht übersieht!

      Liebe Grüße
      Jessi

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