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Freitag, 27. Juli 2018

[Rezension] A Head full of Ghosts - Paul Tremblay

Titel: A Head full of Ghosts
Autor:  Paul Tremblay
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 26. Juni 2018
Anzahl der Seiten: 400
Cover und Inhaltsangabe © Festa Verlag




"A Head Full of Ghosts schildert auf mehreren Zeit- und Personenebenen die Erlebnisse der 14-jährigen Marjorie. Als sie Anzeichen einer Geisteskrankheit zeigt, gipfelt die Hilflosigkeit ihrer Familie und der Ärzte in einem Exorzismus, der als Show live im TV ausgeschlachtet wird.
Jahre später gibt Merry, die jüngere Schwester von Marjorie, ein Interview und spricht über die tragischen und unheimlichen Geschehnisse, die seither zur urbanen Legende wurden."




"A Head full of Ghosts" von Paul Tremblay klang ganz nach meinem Geschmack als ich es bei einer lieben Bloggerkollegin gesehen habe. Allerdings muss ich hier gleich zu Beginn sagen, dass das Cover doch eher einen sehr unheimlichen Schauerroman verspricht, während doch der Klappentext die tatsächliche Richtung dieses Romans andeutet.

Im Grunde ist das Buch nämlich tatsächlich nur ein Bericht. Horrorfns werden hier wohl nicht auf ihre Kosten kommen, denn wer hier eine gruselige Atmosphäre erwartet, Horror oder gar einen spannenden Thriller, der wird wohl enttäuscht werden.

Paul Tremblay erzählt seine Geschichte nämlich recht distanziert, vorwiegend berichtet er das Geschehen nur aus der Sicht eines jungen Mädchens, das, so hat es auf mich gewirkt, keinerlei Angst zeigt. Dadurch bleiben natürlich auch die Emotionen des Lesers auf der Strecke.




- Merry -

Meredith, die kurz Merry genannt wird, erzählt hier während eines Interviews die Geschichte der Besessenheit von ihrer älteren Schwester Marjorie. Als Leser tauchen wir nun also in ihre Gedankenwelt ein und erfahren, was genau damals mit ihrer Schwester geschehen war, als diese für eine Reality-Show als "Besessene" vermarktet wurde.

Dabei wirken Merrys Erinnerungen wie ein Bericht ohne Wertung, doch leider auch ohne Emotionen. Hatte Merry damals keine echte Angst vor ihrer Schwester? Und was ist mit ihren Eltern? War es nicht etwas verantwortungslos, auch die kleine Merry mit in die ganze Sache zu ziehen?

Ich musste mich hier tatsächlich erst einmal an Merrys Naivität gewöhnen. Leider wurden mir die Themen, die sie direkt betreffen (wie beispielsweise das Mobbing an der Schule) zu kurz angesprochen. Zwar habe ich während des Lesens ahnen können, wie es letztendlich in ihr aussehen musste, aber die Distanz zu ihr war mir teilweise zu groß. Dabei ist sie tatsächlich die stille Protagonistin, die, die tatsächlich nach und nach an der "Besessenheit" ihrer Schwester zerbricht.


- Marjorie -

Im Fokus des Ganzen steht hier Merrys ältere Schwester Marjorie. Die Erinnerung Merrys setzt bereits an einem Punkt an, dem sich Marjorie anfängt seltsam zu benehmen. Steckt da wirklich eine echte Besessenheit hinter?

Die Beziehung zwischen den beiden Schwestern fand ich gut geschildert, denn Merry steht durchgehend auf Marjories Seite, versteht aber noch nicht, was genau mit ihr passiert. Ist sie krank? Oder wirklich von einem Dämon besessen?

Marjorie selbst lernt der Leser nur durch Merrys Augen und durch die berichtartigen Erzählungen kennen. Für mich hat das leider eine gewisse Distanz geschaffen und ich hatte am Ende das Gefühl, dass ich weder Marjorie noch Merry wirklich gekannt habe ...




"A Head full of Ghosts" lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite empfand ich die Thematik furchtbar interessant und fesselnd, auf der anderen Seite hat mich der furchtbar distanzierte Schreibstil genervt. Ich wollte so gerne tiefer in die Geschichte eindringen, doch der Autor hat mir dies leider nicht ermöglicht.

Irgendwann ist es mir zwar gelungen, mich auf die Geschichte einzulassen, doch das Lesen fiel mir dadurch nicht leichter. Es gab Punkte, an denen es tatsächlich ausreichend Platz für eine gruselige Atmosphäre geschaffen wurden - doch diese hat der Autor für mich leider nicht genutzt. Teilweise habe ich mich wirklich so gefühlt, als würde ich an der Oberfläche treiben, während die Geschichte doch tief unterhalb dieser noch so viel zu bieten hat.

Die Grundidee hat mir, wie gesagt, auch sehr gut gefallen, genau wie der Aufbau des Buches anhand von Merrys Interview und ihren Erinnerungen an ihre "Kindheit", die durch die Besessenheit von Marjorie doch einen Riss bekam. Auch die Blogeinträge mit den vielen Anspielungen auf Horrorromane und Horrorfilme konnten mich als eingefleischter Fan überzeugen, auch wenn sie mich doch noch weiter aus der Haupthandlung katapultiert haben.

Die Idee, einen Exorzismus als Reality-Show zu vermarkten, ist nicht neu. Besonders im Filmbereich habe ich da schon einiges gesehen. Positiv bei diesem Roman muss ich daher erwähnen, dass er sich doch kritisch mit der ganzen Thematik auseinandersetzt, auch wenn ich die Familie nicht zu 100% verstehen konnte. Warum lassen sie ihre 8-jährige Tochter das alles mit ansehen? Wieso halten die Eltern Merry nicht von alledem fern? Und warum sehen sie nur das Leid ihrer größeren Tochter?

Das Ende hat hingegen einen gewissen Nachklang, den das Buch auf jeden Fall gebraucht hat. Erst auf den letzten Seiten offenbart sich das schreckliche Ausmaß, dass diese "Besessenheit" nahm und hier musste ich auch zum ersten Mal richtig schlucken. Der Leser wird hier selbst zum Mitdenken animiert und das empfand ich als absolut passenden Ausgang!

Abschließend fällt es mir allerdings dennoch schwer, das Buch hier zu bewerten. Es fiel mir nicht leicht, am Ball zu bleiben, teilweise dachte ich sogar dran, das Buch abzubrechen. So stark ich auch das Ende fand, so holprig war für mich dann aber der Weg dahin, der für mich leider keinen Platz für Emotionen und vor allem Mitgefühl ließ.




"A Head full of Ghosts" von Paul Tremblay war ein Buch, das mich auf der einen Seite fasziniert, auf der anderen Seite aber leider durch die distanzierte Herangehensweise auch etwas gelangweilt hat. Die Geschichte von Merry und Marjorie ließt sich wie ein Bericht, wie längst vergessene Erinnerungen, die wieder aufgewärmt werden, um den Leser am Ende zu schockieren. Die kritische Betrachtungen haben mir gefallen, doch für mich kam leider keine Atmosphäre auf ...

4 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    schade, dass es vom Stil her gar nicht deins war. So sind wir halt alle verschieden. Ich fand es gerade deshalb recht ansprechend, weil es eben nicht zu sehr auf das Horror-Genre pocht und Raum für eigene Spekulationen gelassen hat.

    Das Ende hat mich auch nicht kalt gelassen, denn damit rechnet mal wirklich nicht. ^^

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Huhu Nicole :D

      Mir hat bei dem Buch leider mal wieder die Atmosphäre gefehlt ;/ Das war mein größtest Problem mit dem Buch, leider ... ich bin einfach kein Fan dieses Berichtartigen, ich bin lieber hautnah dabei. Deswegen kam ich auch nie an H.P. Lovecraft heran! ;)

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
      Jessi

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  2. Hallo :)

    Ich kannte das Buch noch gar nicht, bin aber aufgrund der ... sagen wir mal doch recht krassen Inhaltsangabe hängen geblieben und war neugierig, wie das Buch letztendlich umgesetzt wurde. Schade, dass das wohl nicht so gelungen ist. Ohne die Story selbst gelesen zu haben, stimme ich dir zu, dass ein distanzierter Schreibstil gerade mit der Thematik wohl eher wenig "Horror"-Gefühle auslöst. Schade.

    Liebe Grüsse ♥
    paperlove von Between the Lines.

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    1. Huhu :D

      Das ist glaube ich auch Geschmackssache, viele lieben ja auch H.P.Lovecraft, aber ich finde seine Geschichten auch zu distanziert ... Ich glaube, entweder mag man den Stil oder eben nicht! ;)

      Liebe Grüße
      Jessi

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