Autor: Patricia Highsmith
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: 1974
Anzahl der Seiten: 268
Cover und Inhaltsangabe © Diogenes
"Seit der Heirat seiner ehemaligen Freundin Annabelle führt der Chemiker David Kelsey ein Doppelleben. Unter falschem Namen hat er sich ein Haus gemietet, in dem er ohne Wissen seiner Freunde die Wochenenden verbringt. Hier hat er sich eine Traumwelt aufgebaut, in der er sich einbildet, mit Annabelle zusammenzuleben. Eines Tages erscheint Annabelles Mann im Wochenendhaus, um Kelsey zur Rede zu stellen."
"Der süße Wahn" ist mittlerweile mein dritter Krimi von Patricia Highsmith und ich bin nach wie vor mehr als angetan von ihren Werken. Wir betrachten hier nämlich nicht die Tätersuche, sondern sind hautnah dabei, wie ein Mensch in eine Tat getrieben wird.
Wie bereits in meinen anderen Rezensionen erwähnt, geht es hier wieder einmal um das "Whydunit", also das "Warum" hinter einer Tat. Zwar gibt es auch Polizeiarbeit, aber die läuft für den Leser nicht sichtbar im Hintergrund ab, was absolut mein Geschmack ist, denn ich tue mich mit Ermittlergeschichten recht schwer! (Ich glaube, das brauche ich auf diesem Blog nun nicht mehr erwähnen!)
Auf jeden Fall begleiten wir in "Der süße Wahn" wieder mal einen recht sympathischen jungen Mann, der aus der Ferne zusehen muss, wie die Liebe seines Lebens nun mit jemand anderen verheiratet ist. Er zieht sich in einen regelrechten Wahn zurück, der ihm und auch den Menschen in seinem Umfeld nicht besonders gut tut! Patricia Highsmith hat hier wieder einmal einen sehr vielschichtigen Charakter erschaffen, mit dem der Leser, trotz einiger krankhafter Züge, doch mitfiebert.
- David Kelsey -
Im Mittelpunkt der Geschichte steht David, ein augenscheinlich "normaler" junger Mann, der bei den meisten Leuten in seinem Umfeld recht beliebt ist. David selbst hat allerdings ein großes Geheimnis: Er kämpft noch immer um seine große Liebe, obwohl diese längst verheiratet ist und ihn eigentlich nur noch als guten Freund ansieht.
David hat sich ein Wochenendhaus gekauft. Hier stellt er sich vor mit seiner geliebten Annabelle zu leben und verliert sich so in einen "süßen Wahn". Er lässt nicht locker, schreibt Annabelle unzählige Briefe, besucht sie und bettelt sie förmlich, direkt vor der Nase ihres neuen Mannes, an, zu ihm zurück zu kommen.
Ich konnte mich in David sehr gut hineinversetzen. Patricia Highsmith hat mit ihm wieder einen sehr vielschichtigen Charakter geschaffen, der nicht unbedingt dem Bild des "normalen Täters" entspricht. Es war interessant und spannend, an seiner Seite zu kämpfen, obwohl schnell klar ist, dass ein Sieg nahezu aussichtslos aus.
Patricia Highsmith gehört momentan zu meinen liebsten Krimi-Autorinnen, einfach weil ihre Bücher nicht dem typischen Muster entsprechen und nicht die Tat selbst in den Fokus rücken, sondern die Motivation dahinter. In "Der süße Wahn" geht es um eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art, eine Liebe, die hier nämlich kein Happy End zu haben scheint.
David sieht nur eine Frau an seiner Seite: Annabelle. In seiner Vorstellung idealisiert er sie, macht sie zu dem einzigen Menschen, mit der glücklich sein kann. Das sie längst verheiratet ist, ja, dass er seine Chance vertan hat, ignoriert er gekonnt.
Hier muss man allerdings erwähnen, dass auch Annabelle recht zwiegespalten erscheint. Liebt sie ihren Ehemann wirklich? Und möchte sie tatsächlich, dass David auf Abstand geht? Für mich wurde es hier nicht deutlich, denn sie sagt nie klar und deutlich, dass David verschwinden soll. Kein Wunder also, dass dieser sich weiterhin Hoffnungen macht. In dieser Hinsicht konnte ich ihn vollkommen verstehen.
In Effie und Wes hat David noch zwei Freunde, die von Anfang an eigentlich immer für ihn da sind, die ihn vor dem Wahn, in den er sich begibt, beschützen wollen, es aber leider nicht schaffen. Besonders Effies Rolle in dem Ganzen ist furchtbar tragisch, denn es wird deutlich, dass sie mehr für David empfindet. Ironisch ist hier natürlich, dass David damit genau so reagiert wie Annabelle ihm gegenüber. Er stößt Effie nicht von sich, sondern gibt ihr Hoffnungen, obwohl es überhaupt keine Chance auf Glück gibt - für niemanden.
Natürlich gibt es hier auch eine Tat, die David dazu veranlasst ein Netz aus Lügen zu errichten. Leider verliert er sich irgendwann selbst darin, denn die Wahrheit blitzt an einigen Stellen durch. Hier habe ich wirklich mitgefiebert, war mit der Aussichtslosigkeit seiner Situation aber durchaus bewusst. Das Ende war wieder einmal recht typisch für Highsmith und ich habe es genau so erwartet. Dennoch war dieser Krimi durchwegs fesselnd, es ist ihr wieder einmal gelungen, die "Täter"-Sicht glaubhaft herüberzubringen. So glaubhaft, dass ich als Leser moralisch gesehen vermutlich auf der falschen Seite stand ...
Mit "Der süße Wahn" ist Patricia Highsmith ein sehr verstörender Krimi gelungen, der den Leser in die Gedankenwelt eines liebeskranken Mannes entführt. Sehr eindringlich beschreibt sie hier ein augenscheinlich "normales" Leben, dass durch eine winzige "Fehlentscheidung" aus den Fugen gerät.
Mich konnte die Geschichte wieder voll und ganz überzeugen und ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin!
Erscheinungsdatum: 1974
Anzahl der Seiten: 268
Cover und Inhaltsangabe © Diogenes
"Seit der Heirat seiner ehemaligen Freundin Annabelle führt der Chemiker David Kelsey ein Doppelleben. Unter falschem Namen hat er sich ein Haus gemietet, in dem er ohne Wissen seiner Freunde die Wochenenden verbringt. Hier hat er sich eine Traumwelt aufgebaut, in der er sich einbildet, mit Annabelle zusammenzuleben. Eines Tages erscheint Annabelles Mann im Wochenendhaus, um Kelsey zur Rede zu stellen."
"Der süße Wahn" ist mittlerweile mein dritter Krimi von Patricia Highsmith und ich bin nach wie vor mehr als angetan von ihren Werken. Wir betrachten hier nämlich nicht die Tätersuche, sondern sind hautnah dabei, wie ein Mensch in eine Tat getrieben wird.
Wie bereits in meinen anderen Rezensionen erwähnt, geht es hier wieder einmal um das "Whydunit", also das "Warum" hinter einer Tat. Zwar gibt es auch Polizeiarbeit, aber die läuft für den Leser nicht sichtbar im Hintergrund ab, was absolut mein Geschmack ist, denn ich tue mich mit Ermittlergeschichten recht schwer! (Ich glaube, das brauche ich auf diesem Blog nun nicht mehr erwähnen!)
Auf jeden Fall begleiten wir in "Der süße Wahn" wieder mal einen recht sympathischen jungen Mann, der aus der Ferne zusehen muss, wie die Liebe seines Lebens nun mit jemand anderen verheiratet ist. Er zieht sich in einen regelrechten Wahn zurück, der ihm und auch den Menschen in seinem Umfeld nicht besonders gut tut! Patricia Highsmith hat hier wieder einmal einen sehr vielschichtigen Charakter erschaffen, mit dem der Leser, trotz einiger krankhafter Züge, doch mitfiebert.
- David Kelsey -
Im Mittelpunkt der Geschichte steht David, ein augenscheinlich "normaler" junger Mann, der bei den meisten Leuten in seinem Umfeld recht beliebt ist. David selbst hat allerdings ein großes Geheimnis: Er kämpft noch immer um seine große Liebe, obwohl diese längst verheiratet ist und ihn eigentlich nur noch als guten Freund ansieht.
David hat sich ein Wochenendhaus gekauft. Hier stellt er sich vor mit seiner geliebten Annabelle zu leben und verliert sich so in einen "süßen Wahn". Er lässt nicht locker, schreibt Annabelle unzählige Briefe, besucht sie und bettelt sie förmlich, direkt vor der Nase ihres neuen Mannes, an, zu ihm zurück zu kommen.
Ich konnte mich in David sehr gut hineinversetzen. Patricia Highsmith hat mit ihm wieder einen sehr vielschichtigen Charakter geschaffen, der nicht unbedingt dem Bild des "normalen Täters" entspricht. Es war interessant und spannend, an seiner Seite zu kämpfen, obwohl schnell klar ist, dass ein Sieg nahezu aussichtslos aus.
Patricia Highsmith gehört momentan zu meinen liebsten Krimi-Autorinnen, einfach weil ihre Bücher nicht dem typischen Muster entsprechen und nicht die Tat selbst in den Fokus rücken, sondern die Motivation dahinter. In "Der süße Wahn" geht es um eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art, eine Liebe, die hier nämlich kein Happy End zu haben scheint.
David sieht nur eine Frau an seiner Seite: Annabelle. In seiner Vorstellung idealisiert er sie, macht sie zu dem einzigen Menschen, mit der glücklich sein kann. Das sie längst verheiratet ist, ja, dass er seine Chance vertan hat, ignoriert er gekonnt.
Hier muss man allerdings erwähnen, dass auch Annabelle recht zwiegespalten erscheint. Liebt sie ihren Ehemann wirklich? Und möchte sie tatsächlich, dass David auf Abstand geht? Für mich wurde es hier nicht deutlich, denn sie sagt nie klar und deutlich, dass David verschwinden soll. Kein Wunder also, dass dieser sich weiterhin Hoffnungen macht. In dieser Hinsicht konnte ich ihn vollkommen verstehen.
In Effie und Wes hat David noch zwei Freunde, die von Anfang an eigentlich immer für ihn da sind, die ihn vor dem Wahn, in den er sich begibt, beschützen wollen, es aber leider nicht schaffen. Besonders Effies Rolle in dem Ganzen ist furchtbar tragisch, denn es wird deutlich, dass sie mehr für David empfindet. Ironisch ist hier natürlich, dass David damit genau so reagiert wie Annabelle ihm gegenüber. Er stößt Effie nicht von sich, sondern gibt ihr Hoffnungen, obwohl es überhaupt keine Chance auf Glück gibt - für niemanden.
Natürlich gibt es hier auch eine Tat, die David dazu veranlasst ein Netz aus Lügen zu errichten. Leider verliert er sich irgendwann selbst darin, denn die Wahrheit blitzt an einigen Stellen durch. Hier habe ich wirklich mitgefiebert, war mit der Aussichtslosigkeit seiner Situation aber durchaus bewusst. Das Ende war wieder einmal recht typisch für Highsmith und ich habe es genau so erwartet. Dennoch war dieser Krimi durchwegs fesselnd, es ist ihr wieder einmal gelungen, die "Täter"-Sicht glaubhaft herüberzubringen. So glaubhaft, dass ich als Leser moralisch gesehen vermutlich auf der falschen Seite stand ...
Mit "Der süße Wahn" ist Patricia Highsmith ein sehr verstörender Krimi gelungen, der den Leser in die Gedankenwelt eines liebeskranken Mannes entführt. Sehr eindringlich beschreibt sie hier ein augenscheinlich "normales" Leben, dass durch eine winzige "Fehlentscheidung" aus den Fugen gerät.
Mich konnte die Geschichte wieder voll und ganz überzeugen und ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin!