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Donnerstag, 2. August 2018

[Rezension] Tiefe Wasser - Patricia Highsmith

Titel: Tiefe Wasser
Autor: Patricia Highsmith
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: 1976
Anzahl der Seiten: 302
Cover und Inhaltsangabe © Diogenes



"Liebende sind wie zwei Hälften, die ein Leben lang auf dem Weg zueinander sind. Sagt Plato. Doch Victor und Melinda sind so sehr füreinander vorherbestimmt, daß scheinbar nichts mehr sie voreinander retten kann."




Nachdem ich im vergangenen Monat "Zwei Fremde im Zug" von Patricia Highsmith gelesen hatte und absolut gefesselt von dem Schreibstil der Autorin war, musste ich gleich ein weiteres Buch lesen!

"Tiefe Wasser" ist dabei wieder einmal ein Krimi, bei dem das "Whydunit", also das große "Warum" hinter einer Tat im Fokus steht. In dieser Geschichte lernen wir Vic kennen, einen Mann, der in der Partnerschaft schon viel aushalten musste und doch immer noch besonnen agiert. Doch wie viel kann ein Mensch wirklich ertragen?

Dabei ist dieser Krimi wieder einmal sehr tiefgründig, was mir einfach mehr liegt als diese typischen neueren Krimis, in denen es nur um das Finden eines Mörders geht. Die ganze Geschichte ist aus der Sicht von Vic geschildert, wir werden mit ihm zusammen also an den Rand den Verzweiflung gebracht. Wird er irgendwann einen Schritt zu weit gehen?



- Victor Van Allen -

Vic, wie er von seinen Freunden liebevoll genannt wird, ist ein überaus netter Mensch, der immer ruhig und besonnen wirkt. Dass die Beziehung zu seiner Frau schon lange zerbrochen ist, scheint ihm nicht viel auszumachen. Auch die Tatsache, dass Melinda schon öfters betrogen hat und ihm immer neue Männer vorführt, scheint ihn kalt zu machen.

Das ist allerdings nur die Oberfläche. Wie am Anfang Mrs. Nash so treffend formuliert: "Du kommst mir vor wie einer, der immer alles in sich hineinfrisst, um dann eines Tages ... Eines Tages ..."

Und dieser Tag soll im Laufe dieser Geschichte kommen. Vic ist ein sympathischer Mensch, den ich als Leser am liebsten beschützen wollte. Er ist Verleger, interessiert sich für Schnecken (Von denen er selbst welche hält) und liebt es, intelligente Gespräche zu führen.

- Melinda -

Puhh, Melinda ist kleine Rebellin und sie passt leider überhaupt nicht zu Vic, der ihr nicht nur intellektuell überlegen ist, sondern auch von seiner Art viel zu ruhig und ausdauernd für sie ist. Melinda will das Leben genießen und das am liebsten mit immer neuen Männerbekanntschaften.

Melinda zeigt vollkommenes Desinteresse ihrem Mann und leider auch ihrem Kind gegenüber. Sie lebt eigentlich nur für sich und schert sich nicht um die Gefühle ihrer Mitmenschen. Dies fand ich besonders abstoßend an ihr, vor allem, da sie sich einfach nicht von Vic Scheiden lassen wollen. Die beiden klammern sich aneinander, obwohl sie sich damit nur gegenseitig in den Abgrund ziehen.




Getreu dem Spruch "Stille Wasser sind tief" erschafft Patricia Highsmith hier einen Protagonisten, der äußerlich vollkommen ruhig und besonnen wirkt. Doch unter der Oberfläche brodelt es schon lange. Dies wird bereits auf den ersten Seiten deutlich, in denen unser Protagonist einem Kontrahenten erzählt, er hätte den letzten Liebhaber seiner Frau ermordet. Ob da nun etwas dran ist, kann der Leser erst einmal schlecht einschätzen, doch ich fand es köstlich, wie viel Angst Vic nur verbal verbreiten konnte.

Vic selbst scheint seine Frau nicht mehr zu lieben - Sie leben schon lange getrennt und teilen nicht einmal mehr das Schlafzimmer miteinander. Bis zu einem gewissen Punkt toleriert Vic die Liebeleien seiner Frau, doch er wünscht sich, dass sie sich "wenigstens einen gescheiten Mann sucht". Alles andere sieht er als Verhöhnung seiner eigenen Person.

"Tiefe Wasser" ist ein sehr tiefgründiger Krimi, der den Leser tief in die Gedankenwelt von Vic entführt. Wird er irgendwann ausbrechen? Und was wird dann geschehen?

Mir tat Vic total leid, denn er ist hier wirklich mit einer Frau gestraft, die ihn immer wieder erniedrigt. Ironischerweise schlüpft Vic hier komplett in die Rolle des Unschuldslamms. Niemand traut ihm eine Tat zu, ist er doch äußerlich die Ruhe in Person. Hier wird wieder klar, dass doch die äußere Erscheinung viel ausmacht, ja, dass es anscheinend doch wichtig ist, wie man nach außen hin wirkt.

Lange kann Vic sein Innerstes aber nicht verbergen und es war hier nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schreckliches passiert. Mit jedem neuen Mann, der in Melindas Leben tritt, steigert sich die Spannung bis zu einem recht bitteren Ende!




Mein zweiter Krimi von Patricia Highsmith konnte mich auch absolut überzeugen. Eine tiefgründige Charakterstudie eines Mannes, der trotz äußerer Stärke innerlich längst zerbrochen ist! "Tiefe Wasser" hat mich fasziniert und wird definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein!

2 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    spannend, dass dich mal ein Krimi überzeugen kann (außer Sherlock natürlich). Vielleicht haben es dir besonders die älteren Krimis angetan? Der hier ist ja auch schon 41 Jahre alt. Ich finde es übrigens schön, dass du auch ältere Bücher vorstellst. Das hat was.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Huhu Nicole :D

      Oh ja, ich habe auch schon gemerkt, dass mir diese neueren Ermittler-Krimis überhaupt nicht liegen und dass ich mich echt in älteren Werken eher wiederfinde ... ;) Besonders Patricia Highsmith hat es mir angetan, ich hab mir direkt zwei weitere Bücher von ihr bestellt! :D

      Ich liebe es auch, in älteren Büchern zu stöbern und so ganz besondere und vielleicht schon vergessene Schätze noch mal rauszukramen! Manche Bücher verdienen es echt, auch heute noch gelesen zu werden! :D

      Liebe Grüße
      Jessi

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