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Montag, 10. September 2018

[Rezension] Norra Latin - Die Schule der Träume - Sara B. Elfgren

Titel: Norra Latin - Die Schule der Träume
Autor:  Sara B. Elfgren
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 31. August 2018
Anzahl der Seiten: 639
Cover und Inhaltsangabe © Arctis Verlag

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und die Leserunde!



"Tamar und Clea haben die Aufnahmeprüfung der renommierten Stockholmer Schauspielschule Norra Latin bestanden. Die beiden sind grundverschieden, doch sie verbindet der Traum von einer Schauspielkarriere. Aber dass der Schulalltag so aufregend wird, hätten sie nie gedacht. Denn es gibt Gerüchte über eine Tragödie, die sich dort vor Jahrzehnten ereignet hat. Was ist damals bei einer Shakespeare-Aufführung passiert? Und wer ist der mysteriöse »Schatten« von Norra Latin? Je tiefer Tamar und Clea in die Vergangenheit eintauchen, desto größer wird das Rätsel – und die Gefahr."




Die Schule Norra Latin hat einst tatsächlich existiert. Nun dient sie als Schauplatz für eine sehr geheimnisvolle Geschichte, die für den Leser lange Zeit recht nebulös erscheint.

Das Buch besitzt zwei Sichten, wobei ich mich als Leser lange Zeit gefragt habe, ob diese tatsächlich nötig waren. Während Tamar ein sehr interessanter und vor allem tiefgründiger Charakter ist, bleibt Clea in ihren Geschichten doch recht eindimensional und hat mich leider sogar etwas aggressiv gemacht.

Als Leser werden wir an die Schauspielschule "Norra Latin" entführt. Nach und nach offenbart sich eine sehr geheimnisvolle und teilweise auch recht unheimliche Geschichte über eine alte Legende. In "Norra Latin" soll nämlich noch immer ein Schüler umherwandeln, der vor vielen Jahren nach einer Aufführung einfach verschwand ...




- Tamar -

Tamar war mein Lieblinsgcharakter in diesem Buch. Bei ihr ist die Leidenschaft zur Schauspielerei deutlich zu spüren. In ihrer Kindheit hat sie "Ein Sommernachtstraum" als Theaterstück gesehen und war von der Rolle des Puck so fasziniert war, dass sie nun den großen Traum hat, selbst einmal auf einer großen Bühne zu stehen.

Tamar hat allerdings auch Selbstzweifel. Sie weiß nicht, ob sie gut genug ist und ob sie sich wirklich mit den anderen Schauspielschülern messen kann. Nach außen hin wirkt sie recht kühl, verschlossen und undurchsichtig.

Wir begleiten Tamar hier dabei, die Wahrheit hinter der alten Legende herauszufinden, erfahren aber auch, dass sie unsterblich in Clea verliebt ist. Verstehen oder greifen konnte ich diese Gefühle aber nicht ...

- Clea -

Auf der anderen Seite steht Clea, die bereits ein kleiner Star ist. Im Laufe der Geschichte kommt sie mit ihren Jugendfreund Tim zusammen und diese Beziehung dominiert ihre Abschnitte und leider auch das gesamte Buch. Die beiden geben nach außen hin das perfekte Traumpaar ab, während sie doch in Wahrheit nur zwei Verlorene sind, die sich verzweifelt aneinanderklammer, sich dabei aber noch weiter nach unten ziehen.

Leider verliert sich Clea im Laufe der Handlung immer mehr. Auf der einen Seite wollte ich sie wachrütteln, doch auf der anderen hat sie mich auch ein wenig genervt. Im Grunde ist und bleibt Clea bis zum Schluss auch nur Nebencharakter, ihre ganzen Erlebnisse sind für die eigentliche Story komplett unwichtig!




"Norra Latin - Die Schule der Träume" von Sara B. Elfgren hat mich überrascht. Es beinhaltet eine Geschichte, die ich so anhand des Klappentextes nicht erwartet hatte. Geht es um Geister? Magie? Oder nur darum, in eine Rolle zu schlüpfen?

Die Autorin schlägt hier verschiedene Themen an und so war mir lange Zeit nicht klar, in welche Richtung sich das Buch denn entwickeln wird. Erst einmal haben wir da die alte Legende über einen Schüler, der bei einer Aufführung verschwand und davor angeblich einen Lehrer getötet haben soll. Tamar wird im Laufe der Geschichte tiefer in die damaligen Geschehnisse hineingezogen und scheint von dem Geist des Jungen verfolgt zu werden. Verliert sie etwa den Bezug zur Realität? Oder möchte tatsächlich jemand, dass endlich die Wahrheit ans Licht kommt?

Cleas Abschnitte sind hingegen der totale Kontrast. Hier geht es um eine Scheinwelt, die nach außen hin aufrecht erhalten werden muss. Sehr kritisch betrachtet die Autorin hier die sozialen Medien, in denen doch eine Perfektion vorherrscht, die es in der "echten Welt" überhaupt nicht gibt. Leider hat mich Cleas Sicht teilweise etwas genervt und ja, leider auch gelangweilt. Ihre Geschichte tritt lange Zeit auf der Stelle, denn im Grunde geht es hier nur um die On-Off-Beziehung zu Tim, die mich als Leser sehr wütend und auch recht depressiv zurückgelassen hat.

Während in Tamars Abschnitten wenigstens Spannung vorherrscht, bleiben Cleas Abschnitte lange Zeit nichtssagend und sterbenslangweilig. Die Verbindung beider Handlungsstränge lässt hier auch auf sich warten und ich habe als Leser angefangen, einen gewissen Hass auf die nicht enden wollende Romanze zwischen Clea und Tim zu empfinden. Und Hass ist etwas, dass ich beim Lesen eines Jugendbuches eigentlich nicht empfinden möchte ...

Positiv empfand ich allerdings die Leichtigkeit, mit der die Autorin beispielsweise das Thema LGBT einbaut. Es gibt keine Wertung, keine Kritik, sondern das Thema Homosexualität, das hier aber nicht im Fokus steht, wird als vollkommen normal betrachtet. Auch die Tiefe der Charaktere hat mir gefallen, auch wenn für mich Cleas Abhängigkeit von Tim einen viel zu großen Platz einnahm.

Leider wirkt das Buch mit seinen 639 Seiten viel zu sehr in die Länge gezogen. Während zahlreiche Anspielungen zu Supernatural oder auch Harry Potter die ganze Sache noch etwas auflockern, verläuft die Haupthandlung recht geradlinig und ohne große Spannung.

Die alte Legende über den verschwundenen Jungen wird unzählige Male wiederholt, genau wie die Abhängigkeit von Clea und Tim immer wieder Thema ist. Es war für mich schwer, am Ball zu bleiben. Ich hatte zwar das Gefühl, in der Geschichte drin zu sein, gleichzeitig aber auch irgendwie nicht. Es war seltsam, denn das Buch war auf der einen Seite sehr intensiv, auf der anderen aber auch so nichtssagend, weil oft einmal 50 Seiten am Stück nichts, wirklich rein gar nichts, passiert ist. (Weswegen es in der Leserunde auch kaum Gesprächsstoff gab!)

Am Ende war ich leider furchtbar enttäuscht und war erst einmal unsicher, wie ich das Buch überhaupt bewerten soll. Auf der einen Seite ist die Story rund um Erling und sein Verschwinden sehr interessant, auf der anderen Seite ist dann aber das Ende, das einfach nicht zur restlichen Geschichte passen will. Als Leser habe ich mich gefragt, warum ich mich über 500 Seiten durch eine seltsam träge Handlung, die sich wirklich in zwei, drei Sätzen zusammenfassen lässt, gequält habe, nur um dann mit so einer schnellen Auflösung abgefertigt zu werden ... Leider erschien mir das Ende nicht stimmig und so habe ich das Buch hier tatsächlich sehr enttäuscht zugeschlagen ...




"Norra Latin - Die Schule der Träume" besitzt einen wundervoll melancholischen Schreibstil und eine besondere Charaktertiefe, doch beides wird überhaupt nicht genutzt. Die Story ist furchtbar träge, es passiert recht wenig, es gibt zahlreiche Wiederholungen und leider ein "Happy End" das einfach nicht zur Handlung passen will ... Für mich leider ein echter Flop ...

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