Titel: Das Schweigen
Autor: Jan Costin Wagner
Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 288
Cover: © Goldmann
Begonnen: 10.06.2022
Beendet: 13.06.2022
Im Sommer 1974 verschwand ein Mädchen. Dreiunddreißig Jahre später werden an der gleichen Stelle eine Fahrrad und eine Tasche gefunden. Kann es sein, dass der Täter von damals erneut zugeschlagen hat?
Vor kurzem habe ich zwei Bücher von Jan Costin Wagner in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt, die mich vor allem dadurch neugierig gemacht haben, dass sie von einem hessischen Autor stammen, aber in Finnland spielen. Da es hier auch um Ermittler und somit auch um Ermittlungsarbeit geht, war ich erst einmal skeptisch, muss aber sagen, dass der Autor mich schon nach wenigen Seiten in den Bann gezogen hat.
Gleich zu Beginn erleben wir die damalige Tat mit und erfahren sehr eingängig von zwei Männern, die sich gemeinsam Filme ansahen und dann in einem roten Kleinwagen einem Mädchen auflauerten. Was erst mal wie eine eindeutige Tat klingt, ist in Wahrheit aber vielschichtiger, da einer der Männer "nur" zuschaut und schließlich auch komplett von der Bildfläche verschwindet. Doch wie lange kann ein Mensch schweigen? Vor allem, wenn das Schweigen immer lauter wird und die eigene Seele zerkratzt?
Literarisch, tiefgründig und vor allem ganz eigen erzählt Jan Costin Wagner in diesem Roman nun von der Schuld, die sich nicht so leicht verdrängen oder gar abschütteln lässt. Die Charaktere wirken dabei allesamt sehr düster und das Hauptthema - nämlich Kinderpornografie und Kindesmissbrauch - geht sehr nahe.
Überraschenderweise mochte ich auch die beiden Ermittler sehr gerne. Da ist zum einen Ketola, der gerade in den Ruhestand getreten ist, aber immer wieder an den damaligen Fall denkt und zum anderen Kimmo, der mit dem neuen Fall konfrontiert wird, aber selbst mit dem Tod seiner Frau zu kämpfen hat.
In diesem Roman geht aber nicht um die Suche nach dem Täter sondern dem Verstehen der Hintergründe. Als großer Fan von "Whydunit"-Krimis kam ich hier auf voll auf meine Kosten und mochte besonders das doch sehr bitte Ende, das einem zeigt, dass es eben nur selten so ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag und das es eben doch nicht nur darum gehen sollte, einen Täter dingfest zu machen ...