Donnerstag, 30. Juni 2022

[Rezension] Das Schweigen - Jan Costin Wagner

 


Titel: Das Schweigen

Autor:  Jan Costin Wagner

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 288
Cover: © Goldmann

Begonnen: 10.06.2022
Beendet: 13.06.2022




Im Sommer 1974 verschwand ein Mädchen. Dreiunddreißig Jahre später werden an der gleichen Stelle eine Fahrrad und eine Tasche gefunden. Kann es sein, dass der Täter von damals erneut zugeschlagen hat?

Vor kurzem habe ich zwei Bücher von Jan Costin Wagner in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt, die mich vor allem dadurch neugierig gemacht haben, dass sie von einem hessischen Autor stammen, aber in Finnland spielen. Da es hier auch um Ermittler und somit auch um Ermittlungsarbeit geht, war ich erst einmal skeptisch, muss aber sagen, dass der Autor mich schon nach wenigen Seiten in den Bann gezogen hat.

Gleich zu Beginn erleben wir die damalige Tat mit und erfahren sehr eingängig von zwei Männern, die sich gemeinsam Filme ansahen und dann in einem roten Kleinwagen einem Mädchen auflauerten. Was erst mal wie eine eindeutige Tat klingt, ist in Wahrheit aber vielschichtiger, da einer der Männer "nur" zuschaut und schließlich auch komplett von der Bildfläche verschwindet. Doch wie lange kann ein Mensch schweigen? Vor allem, wenn das Schweigen immer lauter wird und die eigene Seele zerkratzt?

Literarisch, tiefgründig und vor allem ganz eigen erzählt Jan Costin Wagner in diesem Roman nun von der Schuld, die sich nicht so leicht verdrängen oder gar abschütteln lässt. Die Charaktere wirken dabei allesamt sehr düster und das Hauptthema - nämlich Kinderpornografie und Kindesmissbrauch - geht sehr nahe.

Überraschenderweise mochte ich auch die beiden Ermittler sehr gerne. Da ist zum einen Ketola, der gerade in den Ruhestand getreten ist, aber immer wieder an den damaligen Fall denkt und zum anderen Kimmo, der mit dem neuen Fall konfrontiert wird, aber selbst mit dem Tod seiner Frau zu kämpfen hat.

In diesem Roman geht aber nicht um die Suche nach dem Täter sondern dem Verstehen der Hintergründe. Als großer Fan von "Whydunit"-Krimis kam ich hier auf voll auf meine Kosten und mochte besonders das doch sehr bitte Ende, das einem zeigt, dass es eben nur selten so ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag und das es eben doch nicht nur darum gehen sollte, einen Täter dingfest zu machen ...


Mein erster Roman von Jon Costin Wagner hat mich mit der Art, wie hier ein "Täter" näher beleuchtet wird, überzeugt und überrascht. Ein spannendes und vor allem sehr vielschichtiges Werk!

Ich vergebe 5 von 5.


Dienstag, 28. Juni 2022

[Rezension] Mias Glück - Mårten Sandén

 


Titel: Mias Glück

Autor:  Mårten Sandén

Genre: Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 288
Cover: © Oetinger

Begonnen: 08.06.2022
Beendet: 10.06.2022




John und Mia treffen in einem alten, verlassenen Pavillon aufeinander. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein, denn John kommt aus einer reichen Familie und Mia hat gerade die Schule geschmissen, hat aber auch keine Lust mehr auf all die sinnlosen Partys mit ihren Freunden. Erst als die beiden mehr übereinander erfahren, lernen sie auch sich selbst besser kennen.

Ich muss gleich zu Beginn dieser Rezension sagen, dass Titel und Cover eine ganz andere Art von Geschichte andeuten. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um eine Liebesgeschichte, geht es doch vordergründig um Jugendprobleme und die Sackgassen, in die das Leben führen kann. Dabei steht auch eher John im Mittelpunkt der Handlung und nicht Mia.

John, der gerade erlebt, wie seine Eltern sich trennen und der deswegen seine Mutter abgrundtief hasst, empfand ich leider als sehr schwierigen Charakter, denn er ist doch sehr festgefahren und sieht die Welt schon mit den Augen eines Erwachsenen. Mia hingegen war mit ihrer frechen Art durchaus sympathischer, aber bei ihr gab es kaum Platz für einen Wandel.

"Mias Glück" ist ein sehr realistischer Roman, der dadurch auch sehr melancholisch und für meinen Geschmack eine Spur zu kühl daherkommt. Typisch skandinavisch bleiben die großen Gefühle unausgesprochen und so gibt es in diesem Buch im Grunde keine echte Liebesgeschichte. Dafür ist "Mias Glück" aber durchaus ein Jugendroman, der recht schonungslos aufzeigt, dass wir alle im Laufe des Lebens mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben und dass es zwar Hilfe gibt, wir die meisten davon aber ganz allein lösen müssen ...


Unerwartet kühl und melancholisch kommt die Geschichte von John und Mia daher, in deren Fokus die typischen Jugendprobleme Heranwachsender stehen. Ein sehr realistischer, aber leider auch etwas deprimierender Roman ...

Ich vergebe 3 von 5.



Sonntag, 26. Juni 2022

[Rezension] Das Bild - Stephen King

 


Titel: Das Bild

Autor:  Stephen King

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1995
Seitenzahl: 576
Cover: © Heyne

Begonnen: 06.06.2022
Beendet: 11.06.2022




Rosie leidet ganze 14 Jahre unter ihrem gewalttätigen Ehemann, der sogar dafür sorgt, dass sie ihr Baby verliert. Eines Tages, als sie einen Tropfen ihres eigenen Blutes im Bett findet, ist das Fass voll und sie flieht, um sich in einer weit entfernten Stadt ein neues Leben aufzubauen. Doch Norman will sie nicht so einfach gehen lassen und eine blutige Jagd beginnt, in der ein mysteriöses Gemälde zu einem Lebensretter werden soll ...

Erneut haben wir uns in einer kleinen Leserunde zusammengefunden, um uns einem weiteren King zu widmen. "Das Bild" entfaltet hierbei eine ganz andere Art des Grauens, das schon auf den ersten Seiten den Höhepunkt erreicht. Hier lernen wir nämlich Rosie kennen, die von ihrem Mann misshandelt wird und die Ehehölle viele Jahre erträgt. Beim Lesen musste ich hier wirklich einige Male schlucken, vor allem bei der Beschreibung ihrer Fehlgeburt.

Gemeinsam mit Rosie flieht der Leser in eine andere Stadt und sieht zu, wie sie sich ohne ihren Mann durchschlägt und aufblüht. Sie findet einen neuen Job, ein echtes Zuhause und lernt schließlich auch einen Mann kennen. Gleichzeitig entdeckt sie ein seltsames Bild, auf dem eine Frau zu sehen und das sie immer wieder in eine andere Welt zieht.
 

Diese "Bild-Welt", die teilweise wie Traum wirkt, zeichnet dabei einige interessante Parallelen zu Rosies Leben auf. Als sehr gelungen fand ich die eingebaute Mythologie und die vielen kleinen Anspielungen zu anderen Werken. Allerdings haben diese Abschnitte in dieser anderen "Welt" auch dafür gesorgt, dass ich immer wieder aus der Geschichte gerissen wurde und die Gefahr, die Norman in der Realität dauerhaft verströmt, plötzlich nicht mehr vorhanden war.

Norman sorgt zu Beginn durch seine Unberechenbarkeit für einige Gänsehautmomente. Doch später verpufft das alles, als sich ihm immer mehr Frauen in den Weg stellen. Kings Botschaft ist hier gelungen, erschafft er doch das Bild unabhängiger und sehr starker Frauen, die sich von Männern nicht erniedrigen lassen wollen.

"Das Bild" ist ein Psychothriller mit einigen für King sehr typischen übernatürlichen Elementen. Die Rolle des Gemäldes hat mir hier gut gefallen, auch wenn ab einem gewissen Punkt klar ist, wie der letztendliche Kampf ausgehen wird. Für mich ist das Buch nicht Kings stärkstes Werk, aber ich werde dennoch gerne an Rosies Geschichte zurückdenken.



In "Das Bild" beschreibt Stephen King die Geschichte einer misshandelten Frau, die mit neuer Stärke und der Hilfe eines geheimnisvollen Bildes gegen ihren Mann ankämpfen muss. Lesenswert, auch wenn es für mich aufgrund einiger Längen nicht zu den besten King-Romanen zählt.

Ich vergebe 4 von 5.




Freitag, 24. Juni 2022

[Rezension] Lügenherz - Beatrix Gurian

 


Titel: Lügenherz 

Autor:  Beatrix Gurian

Genre: Jugendthriller
Erscheinungsjahr: 2018
Seitenzahl: 264
Cover: © Arena

Begonnen: 04.06.2022
Beendet: 08.06.2022




Mila drängt sich immer mehr in Allys Leben und erzählt ihr schließlich von einer Vergewaltigung. Ally ist überrascht darüber, dass Landgraf, ihr Lehrer in der Berufdschule, anscheinend auf junge Mädchen steht und beschließt, Mila bei ihren Racheplänen zu helfen. Doch dann eskaliert alles immer mehr und Mila ist sogar bereit, Landrat zu töten ...

Jugendthriller sind meine große Liebe, auch wenn ich nur relativ selten Bücher aus diesem Genre finde. "Lügenherz" von Beatrix Gurian hat mich sofort in den Bann gezogen, denn in diesem Buch geht es um Rache und um Lügen. Abwechselnd wird das Geschehen aus der Sicht von Ally und Mila beschrieben. Beide Mädchen wirken sehr verloren und klammern sich schließlich aneinander. Der Leser ahnt jedoch relativ früh, dass Mila nicht die Wahrheit sagt und Ally nur benutzt, um einen "Plan" in die Tat umzusetzen.

Ich mag es, wenn ich in Büchern Charakteren begegne, die alles andere als normal sind. So fand ich hier sowohl Ally mit ihrer Schmuckherstellung und ihrer Angst vor Viren als auch Mila mit ihren ganzen Lügen und ihrer verletztlichen Art sehr spannend.

Ganz beiläufig spricht die Autorin auch verschiedene Jugendprobleme an. Es geht um Freundschaft, Liebe, um das Erwachsenwerden, aber auch um psychische Probleme. Zudem baut die Autorin das Thema der Höhlenkletterei auf sehr spannende Art und Weise ein.

Überraschend ist hier auch, was hinter Milas Lügen steckt und ich muss sagen, dass ich ihren Hass am Ende sogar verstehen konnte. "Lügenherz" war für mich ein spannender und auch sehr überraschender Jugendthriller, in dem mich besonders die Charakterzeichnungen überzeugt haben. Ich werde mich auf die Suche nach weiteren Büchern der Autorin begeben!


Mit "Lügenherz" durfte ich endlich mal wieder einen spannenden und überraschenden Jugendthriller und eine wirklich talentierte Autorin entdeckten. Für Fans des Genres eine absolute Empfehlung.

Ich vergebe 5 von 5.


Mittwoch, 22. Juni 2022

[Rezension] Rosen, Tulpen, Nelken - Heike Wanner

 


Titel: Rosen, Tulpen, Nelken

Autor:  Heike Wanner

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2013
Seitenzahl: 320
Cover: © Ullstein

Begonnen: 03.06.2022
Beendet: 06.06.2022




Der Physikerin Sophie fällt plötzlich das Poesiealbum ihrer früh verstorbenen Mutter in die Hände. Zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen macht die sich nun auf Spurensuche und kommt in Kontakt mit drei Frauen, die sich einst dort eingetragen haben. So erfährt sich nicht nur mehr über ihre Mutter sondern lernt auch, was echte Freundschaft bedeutet.

Ich hatte leider selbst nie ein Poesiealbum und auch keine echten Freundinnen, von daher war dieses Buch ein echtes Erlebnis für mich. Heike Wanners lockerleichter Schreibstil hat mich gleich in die Geschichte katapultiert und Sophie mit ihren Ecken und Kanten war hier eine sehr angenehme Protagonistin. Es hat Spaß gemacht mit den drei Freundinnen auf Spurensuche zu gehen und mehr über Sophies Mutter herauszufinden. Die eingebauten Sprüche und auch die Rückblicke fand ich hier sehr gelungen.

"Rosen, Tulpen, Nelken" besitzt zwar keine besonders tiefgründige Geschichte, weiß aber durchaus zu unterhalten und war für mich daher die perfekte Lektüre zum Abschalten. Es war interessant, durch die drei Freundinnen der Mutter mehr über die Vergangenheit zu erfahren und schön mit anzusehen, wie die Personen aus dieser lernen und am Ende sogar neue Erkenntnisse erlangen. Weniger gefallen hat mir allerdings die Liebesgeschichte. Die hätte es für mich in einem Buch über Freundschaft nicht unbedingt gebraucht. Stattdessen wäre es spannend gewesen, noch ein paar mehr der alten Freundinnen der Mutter zu Wort kommen zu lassen ... 

Trotz dieser kleinen Kritik werde ich an dieses Buch mit einem positiven Gefühl und einem Lächeln zurückdenken, denn es ist wirklich schön, dass solche Freundschaften existieren!


"Rosen, Tulpen, Nelken" ist ein schöner Roman über Freundschaft und Zusammenhalt. Auch wenn die Geschichte nicht besonders tiefgründig ist, weiß sie dennoch zu unterhalten und ein Lächeln aufs Gesicht der Leser zu zaubern. Empfehlenswert!

Ich vergebe 4 von 5.


Montag, 20. Juni 2022

[Rezension] Ein wahres Verbrechen - Andrew Klavan

  


Titel: Ein wahres Verbrechen

Autor:  Andrew Klavan

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1995
Seitenzahl: 380
Cover: © Goldmann

Begonnen: 01.06.2022
Beendet: 04.06.2022




Der letzte Tag im Leben des zum Tode verurteilten Frank Beachum bricht an. Um Mitternacht soll er sterben, obwohl er nach wie vor behauptet, nichts mit dem Mord an der schwangeren Collegestudentin zu tun zu haben. Der Journalist Steve Everett soll über den Fall berichten und als er mit Frank redet, ist er von dessen Unschuld überzeugt und beginnt Nachforschungen anzustellen. Er hat allerdings nicht mehr viel Zeit, um Frank vor der Todesspritze zu bewahren.

Das Buch, das wie ein echter True-Crime-Fall erscheinen soll, klingt erst einmal nach Hochspannung pur, entpuppt sich dann aber schon auf den ersten Seiten eher als Roman. Während der Leser immer wieder sehr atmosphärische Einblicke in den Todestrakt und vor allem auch in Franks letzte Stunden bekommt, geht es bei den Nachforschungen nur schleppend voran und leider fokussiert sich der Autor hier auf sehr viel Nebensächliches. So empfand ich zum Beispiel die ganze Geschichte rund um Everetts Affäre als unnötig, unpassend und einfach nur seitenfüllend.

Dabei besitzt das Buch aber dennoch eine tolle unterschwellige Spannung, vor allem, da bis zuletzt unklar ist, ob Everett denn genug Beweise zusammenbekommt, um die Hinrichtung zu stoppen. Es geht hier wirklich nahe, wie Frank stark zu sein versucht, aber immer mehr von seiner Angst überrollt wird. Besonders bei dem Abschied von seiner Frau und seiner Tochter musste ich echt schlucken. Schade ist nur, dass das Buch sich dann immer wieder in Belanglosigkeiten verliert.

Bei dem eigentlichen Fall macht es sich der Autor eine Spur zu leicht und ich muss sagen, dass ich hier ein wenig enttäuscht war, wie einfach sich am Ende alles aufklärt. Mir ist bewusst, dass es in der Justiz mitunter nicht immer gerecht zugeht und das viele unschuldige Menschen im Gefängnis sitzen oder sogar hingerichtet werden, aber hier wirkt alles doch eine Spur zu konstruiert ...


Die Einblicke in die letzten Stunden eines (unschuldig?) zu Tode verurteilten Mannes haben mir hier unfassbar gut gefallen, doch die Nachforschungen waren mir zu konstruiert und mit zu vielen unwichtigen Nebensächlichkeiten versehen ...

Ich vergebe 3 von 5.


Samstag, 18. Juni 2022

[Rezension] Unter Wasser atmen (Kurzgeschichten) - Julie Orringer

 


 Titel: Unter Wasser atmen

Autor:  Julie Orringer

Genre: Kurzgeschichten
Erscheinungsjahr: 2005
Seitenzahl: 288
Cover: © KiWi-Taschenbuch

Begonnen: 30.05.2022
Beendet: 03.06.2022




In neun Kurzgeschichten erzählt Julie Orringer vom Schmerz des Erwachsenwerdens, von den Grausamkeiten dieser Welt und von den der Vergänglichkeit der Jugend.

Die Geschichten wirken dabei wie Momentaufnahmen aus dem Leben verschiedener, meist sehr junger Leute. Es geht um Freundschaft, um die erste Liebe, aber auch um Krankheiten und den Tod. Abwechslungsreich sind die Geschichten auf jeden Fall, beschäftigen sie doch mit einem großen Wendepunkt im Leben der Protagonisten. Sie alle müssen lernen "unter Wasser zu atmen".

Meine Lieblingsgeschichte war "Ratschläge an mein Sechsklässler-Ich". Es geht um Mobbing und Ausgrenzung und die Protagonistin kann ihrem alten "Ich" nur den Tipp geben, stark zu bleiben und nicht zu versuchen, etwas anders zu machen, weil sich gewisse Menschen und Dinge einfach nicht ändern.

Auch in anderen Geschichten geht es um Dinge, die sich nicht ändern lassen, so beispielsweise die Krankheit der Mutter oder die Untreue des ersten Freundes. Julie Orringer zeigt hier einen sehr sensiblen Umgang mit schweren, aber sehr wichtigen Themen. Es sind schließlich alles Themen, die uns alle einst einmal beschäftigt haben oder aber noch beschäftigen werden

Ich mochte diesen Kurzgeschichtenband sehr gerne, auch wenn ich mir am Ende einiger Storys noch einen besseren Abschluss beziehungsweise ein nachhallenderes Ende gewünscht hätte. Dennoch gefiel mir aber die Botschaft aller Geschichten und ich bin schon gespannt, ob mir einmal ein Roman der Autorin in dir Hände fällt.



Ein durchaus gelungener Geschichtenband, der sich mit dem Erwachsenwerden beschäftigt und sehr sensibel verschiedene Probleme anspricht. Lesenswert!

Ich vergebe 4 von 5.


Donnerstag, 16. Juni 2022

[Rezension] Das Geheimnis im alten Park - Philippa Carr (Victoria Holt)

 


Titel: Das Geheimnis im alten Park

Autor:  Philippa Carr

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1993
Seitenzahl: 312
Cover: © Heyne

Begonnen: 28.05.2022
Beendet: 01.06.2022




Mit zehn ändert sich Rebeccas Leben schlagartig, denn ihre Mutter beschließt wieder zu heiraten. In ein ganz neues Umfeld katapultiert, muss Rebecca einige Schicksalsschläge erleiden, um schließlich ihren Platz in dieser Welt zu finden.

Ich lese die Bücher von Philippa Carr beziehungsweise Victoria Holt seit einiger Zeit sehr gerne, verströmen sie doch eine angenehme Ruhe. Vollkommen unaufgeregt kommt auch dieses Buch daher, das einfach nur einen Blick auf die damalige Gesellschaft wirft, von Schicksalsschlägen und Problemen erzählt und gleichzeitig aufzeigt, wie die Menschen versuchen glücklich zu werden.

Ich mag den lockeren Stil der Autorin, der mich immer schnell in die Geschichte und auch die Zeit katapultiert. Rebecca empfand ich als angenehme Protagonistin, die hier im Verlauf der Geschichte einen tollen Wandel durchlebt. Anfangs kann sie sich nicht mit ihrem neuen Leben und vor allem ihrem Stiefvater anfreunden, doch dann wächst sie heran und lernt, was es bedeutet, für sich selbst, aber auch für andere Entscheidungen zu treffen.

Sicherlich sind gewisse Handlungsstränge in diesem Buch vorhersehbar. So zum Beispiel die ganze Geschichte mit Rebeccas Halbschwester Belinda. Zudem werden gewisse Schlüsselmomente doch eine Spur zu schnell abgearbeitet. Dennoch ist die Geschichte unterhaltsam und zieht in den Bann. Für mich sind die Bücher der Autorin pure Entspannung und daher werde ich auch in Zukunft immer mal wieder nach Ihren Werken greifen.




"Das Geheimnis im Park" war nun mein drittes Buch von Philippa Carr beziehungsweise Victoria Holt und ich genieße jedes Mal aufs Neue die Ruhe, die ihre Geschichten ausstrahlen. Vieles mag vorhersehbar sein, aber die Autorin schafft es doch immer wieder, mich in den Bann zu ziehen! 

Ich vergebe 4 von 5.



Dienstag, 14. Juni 2022

[Rezension] Wilde Schafsjagd - Haruki Murakami



Titel: 
Wilde Schafsjagd

Autor:  Haruki Murakami

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2006
Seitenzahl: 312
Cover: © btb

Begonnen: 27.05.2022
Beendet: 30.05.2022




Charaktere ohne Namen, ein rätselhaftes Schaf mit übernatürlichen Fähigkeiten, ein reicher Boss, der schon lange tot sein müsste und eine Frau mit den schönsten Ohren der Welt. All das erwartet den Leser in dieser durchgeknallten Geschichte, in der sich alles um Schafe und um das Leben dreht.

Der namenlose Erzähler wurde gerade von seiner Frau verlassen und rutscht in ein echt schräges Abenteuer, als er sich auf die Suche nach einem rätselhaften Schaf machen soll, dabei eine neue Freundin, einen alten Freund und ganz nebenbei auch sich selbst findet.

Ich habe mir schon lange vorgenommen, mich näher mit den Werken von Haruki Murakami zu beschäftigen, da ich bisher nur ein kurzes Kinderbuch von ihm gelesen habe. So stieß ich nun auf "Wilde Schafsjagd" und war schon nach wenigen Seiten absolut begeistert. Welcher andere Autor kann schon so treffend die Schönheit von Ohren beschreiben? Oder aber einen solch amüsanten Dialog über den Sinn und Unsinn von Namen verfassen? Und wer sonst könnte eine Geschicht über die Suche nach einem Schaf so fesselnd erzählen?

In Haruki Murakamis Schreibstil habe ich mich schon nach wenigen Seiten verliebt und ich habe das Gefühl, nun mal wieder einen wundervollen und sehr inspirierenden Schriftsteller für mich entdeckt zu haben. Die Geschichte rund um das Schaf, den Schafprofessor und die Schaflosen ist unvorhersehbar, durchgeknallt, mitunter sogar bizarr und witzig. Gleichzeitig besitzt Murakami eine philosophische Art, die auf ganz lockere Art zum Nach- und Mitdenken anregt.

Für mich war "Wilde Schafsjagd" ein großes Highlight und ich muss gestehen, dass ich am Ende einige Passagen noch einmal gelesen habe, weil mir die Wortwahl so gefiel und weil ich an gewissen Punkten beim Lesen sehr viel empfunden habe. Murakami besitzt einen einzigartigen Stil und einen sehr scharfen und ehrlichen Blick auf die (japanische) Gesellschaft. Sicherlich nicht für jeden Leser geeignet, aber mich konnte er direkt für sich gewinnen. Ich bin schon sehr auf weitere Werke gespannt.


Ein rätselhaften Schaf auf einem Foto, ein namenlosen Protagonist, ein Schafprofessor und eine Frau mit den schönsten Ohren der Welt. Mein erster Roman von Haruki Murakami hat mich umgehauen, inspiriert, zum Lachen gebracht und gleichzeitig nachdenklich gestimmt. Was für ein Autor, was für eine Entdeckung, was für ein Erlebnis!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extratropfen.



Sonntag, 12. Juni 2022

[Rezension] Die Kinder der Elefantenhüter - Peter Høeg

 


Titel: Die Kinder der Elefantenhüter 

Autor:  Peter Høeg

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 496
Cover: © Rowohlt

Begonnen: 24.05.2022
Beendet: 27.05.2022




Tilte, Peter und Hans müssen ihre ganz eigene Tür zur Freiheit finden, als ihre Eltern, die bereits mit der Justiz in Konflikt gekommen sind, plötzlich verschwinden und wie Verbrecher behandelt werden. Peter und Tilte machen sich auf die Suche nach der Wahrheit und stürzen sich in ein echtes Abenteuer ...

Ich habe vor kurzem drei Bücher von Peter Høeg gefunden und mich entschieden, nicht mit seinem bekanntesten Werk "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" zu beginnen, sondern mit diesem Buch. Der Schreibstil und auch die sehr persönliche Art, in der unser Protagonist Peter mit dem Leser redet, haben mich sofort in den Bann gezogen und ich dachte, hier tatsächlich ein großes Highlight entdeckt zu haben. Doch dann stellte ich fest, dass diese Geschichte nun die dritte in Folge war, die sich überraschenderweise mit Religion und Spiritualität befasst. Es fühlt sich gerade tatsächlich so an, als wollte mich irgendjemand zu Gott bringen ...

Die Story und auch die Charaktere wirken zu Beginn sehr verrückt und mitunter sogar so bizarr, dass ich mir die ganze Zeit die Frage gestellt habe, ob wir es hier nicht nur mit der Fantasie eines Heranwachsenden zu tun haben. Mit jeder Seite wird die Geschichte durchgeknallter und die beiden Geschwister treffen auf jede Menge Leute, die den Sinn des Lebens suchen oder meinen, ihn bereits gefunden zu haben. Der Humor ist gut, doch mir war es, gerade was die erwähnten Weltreligionen angeht, oft zu einseitig.

Bis zu einem gewissen Punkt fand ich "Die Kinder der Elefantenhüter" sehr unterhaltsam, doch irgendwann wurde es mir zu schräg und die vielen Nebensächlichkeiten rissen mich aus dem Lesefluss. So konnte ich den Kern dieses Romans, in dem es um Selbstfindung und das Erwaschsenwerden geht, leider nicht wirklich berühren. Es war ein originelles Werk, aber mir fehlte leider eine größere Überraschung. Ich hoffe, dass mir die anderen Büchern von Høeg mehr zusagen werden.


"Die Kinder der Elefantenhüter" ist ein sehr verrücktes Buch, auf das man sich beim Lesen einlassen muss und das mir vom Stil her ab einem gewissen Punkt leider eine Spur zu anstrengend war. Mir fehlte leider auch ein großer Wendepunkt ...

Ich vergebe 3 von 5.



Freitag, 10. Juni 2022

[Rezension] Auf dem Jakobsweg - Paulo Coelho


 Titel: Auf dem Jakobsweg 

Autor:  Paulo Coelho

Genre: Tagebuch, Bericht
Erscheinungsjahr: 1999
Seitenzahl: 267
Cover: © Diogenes




1986 wurde der Schriftsteller Paulo Coelho auf den Jakobsweg geschickt nachdem er die letzte Prüfung der alten, katholischen Bruderschaft R.A.M nicht bestanden hatte. Über seine Erfahrungen auf dem berühmten Pilgerweg berichtet er nun in diesem "Tagebuch" ...

Paulo Coelho habe ich erst vor kurzem durch "Veronika beschließt zu sterben" für mich entdeckt und nun war ich sehr neugierig auf diesen persönlichen Erfahrungsbericht. Allerdings setzte beim Lesen relativ schnell Ernüchterung ein, denn es geht in diesem Buch doch nicht wie erwartet um Selbstfindung, sondern um den Weg zu Gott beziehungsweise in die oben bereits erwähnte Bruderschaft.

Dabei wirkt das Buch von Anfang an zusammenhangslos und leider auch wenig fesselnd. Es ist nämlich überhaupt nicht Paulo Coelhos eigener Entschluss, den Jakobsweg zu meistern, sondern eben der Zwang der Bruderschaft. So geht es fast ausschließlich um die Praktiken dieses alten Ordens und auch um gewisse Prüfungen, die von Coelho bestanden werden müssen, damit er endlich sein Schwert bekommt.

Die eigentliche Bedeutung des Jakobswegs war nicht spürbar. Coelho selbst wirkt hier auch nicht gerade sympathisch und versucht nur, die Aufgaben zu erfüllen, damit er am Ende ein Mitglied des Ordens ist. So hatte ich nicht das Gefühl, dass er den Weg oder auch die Natur auf sich wirken lässt. Vieles wirkte gehetzt, erzwungen und echte Spiritualität war für mich nicht spürbar. Wäre dies mein erstes Buch von ihm gewesen, hätte ich wohl nie wieder ein Werk von ihm in die Hände genommen ...



Was wie ein spannender Einblick in die Erfahrungen eines Pilgers klang, entpuppte sich eher als eine große religiöse Prüfung, um ein Teil einer alten Bruderschaft zu werden. Von Selbstfindung oder auch tieferen Erkenntnissen war leider nichts zu spüren und auch der Jakobsweg selbst spielt nur eine unbedeutende Rolle ...

Ich vergebe 2 von 5.



Mittwoch, 8. Juni 2022

[Rezension] Die gläserne Zelle - Patricia Highsmith

 




Titel: 
Die gläserne Zelle

Autor:  Patricia Highsmith

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1976
Seitenzahl: 273
Cover: © Diogenes

Begonnen: 21.05.2022
Beendet: 24.05.2022





Carter sitzt für eine Tat, die er nicht begangen hat, im Zuchthaus. Gleich zu Beginn wird er von den Aufsehern misshandelt und verletzt sich seine beiden Daumen so schwer, dass er diese nicht mehr richtig bewegen kann und von nun an auf Schmerzmittel angewiesen ist. Nur seine Frau Hazel gibt ihm die Kraft, die Zeit an diesem düsteren Ort durchzustehen. Doch dann erfährt er, dass Hazel immer mehr Zeit mit seinem Anwalt verbringt ...

Als großer Fan von Patricia Highsmith musste ich dieses Buch direkt lesen, nachdem ich es aus einem öffentlichen Bücherschrank gefischt habe. Es ist die Geschichte eines stinknormalen, sehr bürgerlichen Mannes, der erst einmal die Zeit im Zuchthaus überstehen muss und im Anschluss zurück in sein altes Leben katapultiert wird, dass sich - genau wie er - verändert hat.

Carter, der eigentlich ein sehr ruhiger und auch ausgeglichener Mensch ist, lernt ganz neue Seiten an sich kennen. Patricia Highsmith lässt ihn einen Wandel durchleben und zeigt sehr schön auf, was passiert, wenn die erste Grenze überschritten wird. Ich habe mit Carter mitgefiebert und mich auch von ihm mit in den Abgrund reißen lassen. In gewisser Weise konnte ich sogar verstehen, warum er am Ende keinen anderen Ausweg mehr sehen konnte.

"Die gläserne Zelle" war ein Buch, das ich regelrecht verschlungen habe und das eindringlich und intensiv das Leben eines Mannes aufzeichnet, der von einem fehlerhaften Rechtssystem vom Weg abgebracht wird und schließlich zu dem wird, was alle schon vorher in ihm gesehen haben: Ein Verbrecher. Ein starkes Werk!



Die Geschichte von Carter, der eigentlich nur ein normales Leben führen will, dann aber die Schattenseiten dieser Welt kennenlernen muss, hat mich von Anfang an in den Bann gezogen und mir mal wieder gezeigt, wieso Patricia Highsmith für mich so eine große Inspiration ist.


Ich vergebe 5 von 5.