Titel: Wenn du dich traust
Autor: Kira Gembri
Genre: Roman
Bereits gelesene Bücher der Autorin: keins
Cover und Inhaltsangabe © Arena
"Lea zählt - ihre Schritte, die Erbsen auf ihrem Teller, die Blätter des Gummibaums. Sie ist zwanghaft ordentlich und meistert ihren Alltag mit Hilfe von Listen und Zahlen. Jay dagegen lebt das Chaos, tanzt auf jeder Party und hat mit festen Beziehungen absolut nichts am Hut. Niemals würde er freiwillig mit einem Mädchen zusammenziehen, schon gar nicht mit einem, das ihn so auf die Palme bringt wie Lea. Und Lea käme nie auf die Idee, mit Jungs zusammen zwischen Pizzakartons und Schmutzwäsche zu hausen. Sonnenklar, dass es zwischen den beiden heftig kracht, als sie aus der Not heraus eine WG gründen."
Hach ja, lange ist es her, dass ich zum letzten Mal einen guten Liebesroman gelesen habe. Für die Feiertage habe ich mir aber direkt einen ausgesucht, um einfach mal abzuschalten und einer witzigen und süßen Geschichte zu folgen, die kein großes Nachdenken erfordert.
"Wenn du dich traust" von Kira Gembri ist eine typische "Bad Boy"-Geschichte, die mich vom Aufbau an "Kirschroter Sommer" und "Türkisgrüner Winter" erinnert hat. Abwechselnd erfahren wir das Geschehen aus der Sicht von Jay, dem Bad Boy und Lea dem zerbrochenen Mädchen mit Zwangsstörung!
Die Autorin hat hier wirklich eine zuckersüße Geschichte verfasst, die komplett ohne Kitsch daherkommt und mich gut unterhalten konnte! Ihr Schreibstil ist lockerleicht und jugendlich, doch sie scheut sich auch nicht, die Probleme ihrer Protagonisten anzusprechen. Leas Sicht mit den Zwangsstörungen wir sehr sensibel angepackt, während Jay eher der Bad Boy mit der harten Schale und dem weichen Kern ist.
- Lea -
Lea konnte ich sofort in mein Herz schließen. Sie ist gefangen in ihrer Zwangsstörung. Sie zählt alles und hat ein abendliches Ritual, bei dem sie den Herd und sämtliche Steckdosen kontrolliert. Irgendwas scheint ihr Angst zu machen und sie kann sich davon nicht befreien. Als zuhause etwas passiert, sieht sie ein, dass sie nicht mehr bei ihren Eltern wohnen kann. Sie ist eine Gefahr für sich und andere und lässt sich einweisen.
In der Psychiatrie fühlt sie sich allerdings auch nicht sonderlich wohl. Als sie Jay, einen Typen, der dort Sozialstunden ableisten muss, trifft, nutzt sie die Chance und "erpresst" ihn. Sie will einfach nur raus und anfangen zu leben - doch das erweist sich als schwieriger als gedacht, als sie in seiner Bruchbude ankommt, die er auch noch mit anderen Jungs teilt ...
Lea ist eine interessante Person, die selbst weiß, wie zerbrochen sie ist, sich aber dagegen nicht wehren kann. Vielschichtig und tiefgründig wird ihre Geschichte erzählt und nach und nach werden auch die Hintergründe ihrer Zwangsstörung deutlich.
- Jay -
Jay ist der Bad Boy der Geschichte. Zu Beginn war er mir eine Spur zu klischeehaft. Er verkauft Drogen, wird deswegen festgenommen und zu Sozialstunden verdonnert. Von der Psychiatrischen Anstalt hält er allerdings nicht viel und findet alle Patienten echt verrückt.
Jay ist der typische Frauenaufreißer, der am liebsten jede Nacht eine andere hat. Er liebt eigentlich nur sich selbst und findet Lea auch echt durchgeknallt ... Zu Beginn findet er Lea auch echt nervig und abstoßend, er möchte sie am liebsten so schnell es geht wieder loswerden ...
Es war natürlich von der Autorin beabsichtigt, mit Jay einen eher schwierigen und unsympathischen Charakter zu haben. Bad Boys sind in Geschichten eh meist nicht meins, aber in "Wenn du dich traust" fand ich seine Entwicklungen toll. Außerdem bekommt auch er eine eigene Hintergrundgeschichte, die es mir erleichtert hat ihn zu verstehen. Es ist eben doch immer verkehrt, nur nach dem äußeren Auftreten zu urteilen!
"Kirschroter Sommer" und "Türkisgrüner Winter" von Carina Bartsch waren bislang die einzige "Bad Boy trifft schüchternes Mädchen"-Geschichte, die mich begeistern konnte. Jetzt gesellt sich aber ein weiteres Buch dazu: "Wenn du dich traust" von Kira Gembri konnte mich als Liebesroman-Muffel tatsächlich begeistern!
Die Geschichte ist locker, lädt zum Abtauchen ein und ist sehr humorvoll erzählt. Mit Lea haben wir eine sehr vielschichtige Person, die durch ihre Zwangsstörung kein normales Leben führen kann. Sie betritt ein Leben, das ihr völlig fremd ist, das sie aber anscheinend wieder auf den richtigen Weg bringt.
Witzigerweise dachte ich zu Beginn echt, dass aus Lea und Jay niemals etwas werden könnte. Jay ist selbst sehr voreingenommen und möchte mit dieser "Verrückten" am liebsten nichts zu tun haben. Teilweise habe ich ihn am Anfang echt gehasst, weil er viel zu vorschnell und viel zu oberflächlich geurteilt hat. Dann war mir allerdings klar, dass auch ich ihn sehr schnell beurteilt habe. Man muss Menschen einfach Chancen geben und sie näher kennenlernen, um sich wirklich ein Urteil bilden zu können!
Der letztendliche Umbruch ging dann zwar etwas schnell und ich hätte mir hier noch mehr Seiten gewünscht, aber letztendlich ist manchmal so im Leben. Die Liebe ist eben unberechenbar!
Es gibt in "Wenn du dich traust" viele süße Szenen, viele witzige Momente, aber auch einige sehr erschreckende. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen und hätte am liebsten noch viel mehr Seiten über Jay und Lea gelesen. Ich werde auf jeden Fall nach weiteren Büchern der Autorin Ausschau halten!
Eine zuckersüße Geschichte über ein Mädchen mit Zwangsstörungen und Bad Boy, der eigentlich nur an sich selbst denkt und psychische Erkrankungen gar nicht so ernst nimmt. Witzig und doch ernst wird hier eine Liebesstory erzählt, die ganz ohne Kitsch funktioniert! Klasse!
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