Freitag, 30. September 2022

[Rezension] Der Außenseiter - Sadie Jones

 


Titel: Der Außenseiter

Autor:  Sadie Jones

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 416
Cover: © Schöffling

Begonnen: 31.08.2022
Beendet: 04.09.2022



Lewis verliert durch einen schrecklichen Schicksalsschlag seine Mutter und entfernt sich zeitgleich auch von seinem Vater, der gerade erst vom Krieg zurückgekehrt ist und sich in seiner Trauer in eine Beziehung mit einer viel jüngeren Frau stürzt. Mit seiner neuen Schwiegermutter kommt Lewis nicht klar, er beginnt zu rebellieren, sich zu schlagen und auch damit, sich selbst zu verletzen ...




Mir war von Anfang an klar, dass "Der Außenseiter" keine leichte Lektüre werden wird. Sadie Jones behandelt Themen wie Missbrauch, Selbstverletzung und Ausgrenzung. Lewis, der im Zentrum der Geschichte steht, muss nicht nur mit dem Verlust der eigenen Mutter klarkommen, sondern auch noch mit der Entfremdung zum Vater. Plötzlich ist da eine neue Frau, die seine Stiefmutter sein möchte, aber die es einfach nicht schafft, eine Verbindung zu ihm aufzubauen.

Zeitgleich wird noch die Geschichte von Kit erzählt, die aus einem wohlhabenden Haus kommt, aber von ihrem Vater geschlagen wird. Sie ist schon seit Kindheitstagen in Lewis verliebt, muss jedoch aus der Ferne zusehen, wie er einen Fehler nach dem anderen begeht. Kit und Lewis sind hier zwei Verlorene, die lange Zeit nicht zueinander finden. Es ist schlimm zu sehen, wie Lewis hier immer mehr zum "Außenseiter" wird, nicht nur innerhalb seiner Familie sondern im ganzen Ort. Um Liebe zu finden stürzt er sich in körperliche Beziehungen mit Frauen, merkt aber schnell, dass sich nichts wirklich "echt" anfühlt.




Mich hat dieses Buch mitgenommen und mitleiden lassen. Es ist die tragische Geschichte einer Kindheit, die alles andere als glücklich verläuft. Eine Kindheit, die mit etwas Liebe und Verständnis ganz einfach in andere Bahnen hätte gelenkt werden können. Sehr dramatisch gerät Lewis aber immer mehr vom Weg ab und verliert sich dadurch schließlich selbst. "Der Außenseiter" ist ein Buch, für das man in der richtigen Stimmung sein muss, denn es nimmt einen emotional schon stark mit. Es ist ein starkes Werk, das sehr schön zeigt, was oft viel zu lange unter der Oberfläche brodelt ...

"Der Außenseiter" ist ein sehr tiefgründiges Werk über einen Jungen, der erst seine Mutter und dann auch sich selbst verliert! Eine klare Empfehlung für Leser, die psychisch eine derartige Story über Missbrauch, Selbstverletzung und Ausgrenzung aushalten können!

Ich vergebe 5 von 5.






Mittwoch, 28. September 2022

[Rezension] Boot Camp - Morton Rhue


 Titel: Boot Camp

Autor:  Morton Rhue

Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2006
Seitenzahl: 256
Cover: © Ravensburger Verlag

Begonnen: 31.08.2022
Beendet: 02.09.2022



Connor ist nicht so wie seine Eltern ihn gerne hätten, denn er hat eine Beziehung mit seiner Lehrerin. Kurzerhand wird er in ein Boot Camp gesteckt und soll dort umerzogen werden. Doch Connor rebelliert im Camp Lake Harmony, was allerdings zu immer schlimmeren Misshandlungen führt ...




Boot Camps sind in Amerika nach wie vor populär und es ist wirklich verstörend, dass es tatsächlich Eltern gibt, die ihre Kinder in solche Einrichtungen abschieben und hoffen, danach einen besseren Sohn oder eine bessere Tochter zu erhalten.

Morton Rhues Geschichte gibt hier einen guten Einblick in ein solches Camp. Von Anfang an wird Connor geschlagen, erniedrigt und verbal attackiert. Sein Geist soll gebrochen, denn er darf das Camp erst verlassen, wenn er einsieht, Fehler gemacht zu haben.




Erschreckend ist zu sehen, wie leicht sich die meisten Jugendlichen manipulieren lassen. Viele werden zu Mitläufer, verpetzen einander oder üben selbst Macht aus. Zahlreiche Regeln und eine ständige Überwachung sorgen dafür, dass die Teenager kein echtes Leben mehr haben und von ihrer Persönlichkeit oftmals kaum noch etwas übrig bleibt.

Morton Rhue gibt einen schonungslosen und ungefilterten Einblick in ein solches Camp, die Teenager und auch die Angestellten. So entsteht hier eine Geschichte, die sehr nahe geht, die mitreißt und die gerade durch das sehr bittere Ende zum Nachdenken anregt.

Morton Rhue gibt hier einen ungefilterten Einblick in ein brutales Boot Camp und zeigt, wie leicht es doch ist, den Geist von Jugendlichen zu brechen. Ein erschreckendes Jugendbuch, das schöb eine Schwachstelle unseres Systems beleuchtet.

Ich vergebe 5 von 5.






Montag, 26. September 2022

[Rezension] Kopfloser Sommer - Erling Jepsen

 


Titel: Kopfloser Sommer

Autor:  Erling Jepsen

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 286
Cover: © Suhrkamp

Begonnen: 28.08.2022
Beendet: 31.08.2022



Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Emilie mit ihrem Bruder Jacob und ihrer Mutter aufs Land. Eines Abends taucht ein junger Mann namens Anders auf, der behauptet, selbst einmal in diesem Haus gelebt zu haben. Anders nistet sich plötzlich in der Familie ein, verdreht sowohl Emilie als auch der Mutter den Kopf und hat ein düsteres Geheimnis, das die Familie endgültig zerstören könnte ...




Schon allein der Titel "Kopfloser Sommer" hat mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Zu Beginn stellt Emilie eine unheimliche Collage mit kopflosen Menschen und Tieren. Sie ahnt nicht, wie sehr dieses Bild ihren jüngeren Brüder verstören und wie wichtig es in diesem Sommer noch werden soll.

Die Geschichte rund um Anders, der plötzlich einfach da ist und sich in die Familie drängt, wirkt von Anfang an sehr mysteriös. Er nähert sich sowohl der Mutter als auch der Tochter, die gerade einmal 14 Jahre alt ist, an und alles bleibt in seinem seltsamen Verhalten lange Zeit sehr undurchsichtig. 




In diesem Buch geht es um Kinder, die mit der Scheidung ihrer Eltern klarkommen müssen und um um das Entdecken der ersten Sexualität. Der Autor lässt Emilie erwachsen werden und zeigt ihr gleichzeitig, wie grausam das Leben sein kann. 

Ab einem gewissen Punkt wird die Geschichte schlagartig allerdings sehr bizarr, verstörend und unfassbar brutal, was ich in der Form nicht erwartet hätte. Das letzte Drittel hält einige Wendungen und Überraschungen bereit, doch vieles davon kam mir eine Spur zu unpassend und realitätsfern vor. Manchmal hatte ich tatsächlich selbst das Gefühl den Kopf zu verlieren und ich habe mich dauernd gefragt, ob der Autor das wirklich alles ernst meint. Und ja, das tut er und dadurch wird mir "Kopfloser Sommer" wohl noch lange im Gedächtnis bleiben.


Was, wenn sich Mutter und Tochter in den gleichen rätselhaften Typen Verlieben? Und was, wenn dieser ein düsteres Geheimnis hat? Mich hat "Kopfloser Sommer" aufgrund der Brutalität am Ende definitiv überrascht und verstört, auch wenn mir die Geschichte ab einem gewissen Punkt doch zu realitätsfern vorkam ...

Ich vergebe 4 von 5.






Samstag, 24. September 2022

[Rezension] Das Licht in einem dunklen Haus - Jan Costin Wagner


 Titel: Das Licht in einem dunklen Haus

Autor:  Jan Costin Wagner

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2013
Seitenzahl: 320
Cover: © Goldmann

Begonnen: 26.08.2022
Beendet: 30.08.2022



Es beginnt mit einem Mord an einer namenlosen Komapatientin. Außer den  Tränen des Mörders finden die Ermittler keinerlei Spuren. Weitere Morde geschehen, während ein Tagebuch dem Leser von einem tragischen Sommer im Jahre 1985 berichtet ...




Jan Costin Wagner war für mich eine große Entdeckung und so war ich froh, nun innerhalb weniger Monate direkt mein drittes Werk von ihm lesen zu dürfen. Sofort hat mich die vorherrschende Melancholie wieder in die Tiefe gezogen und mich mit einem äußerst vielschichtigen Fall konfrontiert.



Eine Komapatientin, die eh bald sterben würde, ein Tagbuch, das eine bittere Geschichte aus der Jugend eines Jungen aufarbegitet und weitere Morde, die drauf schließen lassen, dass jemand Rache möchte. Mir gefällt es, wie sich bei den Büchern des Autors erst nach und nach alles zusammensetzt und ein großes, sehr erschreckendes Bild erzeugt wird.

Kimmo Joeentaa ist einer der wenigen Ermittler, die ich wirklich ins Herz geschlossen habe. Er ist sehr eigen, hat auch hier wieder mit eigenen Problemen zu kämpfen und verliert doch nie das Wesentliche aus den Augen. "Das Licht in einem dunklen Haus" ist eine Mischung aus einem Why- und einem Whodunnit-Krimi, denn es geht so wohl darum, die genauen Hintergründe der Tat zu verstehen als auch als große Überraschung dann den Mörder präsentiert zu bekommen. Das Ende selbst habe ich so nicht erwartet und ich freue mich schon jetzt auf weitere Bücher dieses sehr originellen und unfassbar talentierten Schriftstellers.



Auch mit seinem dritten Buch konnte mich Jan Costin Wagner mich wieder in den Bann ziehen und gleichzeitig in viele tiefe Abgründe schubsen. Für mich war der Autor in diesem Jahr eine große Entdeckung!

Ich vergebe 5 von 5.





Donnerstag, 22. September 2022

[Rezension] Das war im letzten Sommer - Evan Hunter

 


Titel: Das war im letzten Sommer

Autor:  Evan Hunter

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1990
Seitenzahl: 270
Cover: © Knaur

Begonnen: 24.08.2022
Beendet: 27.08.2022



Die beiden Freunde Peter und David lernen am Strand die schöne und sehr selbstbewusste Sandy kennen, die dort gerade versucht, eine verletzte Möwe zu retten. Es entsteht eine Freundschaft, die allerdings von Anfang an von sehr vielen verstörenden Momenten geprägt ist. Als die sehr unsichere Rhoda zu ihnen stößt, die gar nicht so recht zu ihnen passt, nähert sich der Sommer einem bitteren Ende ...




Passenderweise besteht das relativ kurze Buch aus zwei Teilen namens "Die Möwe" und "Rhoda", was bereits auf eine düstere Parallele hindeutet. Schließlich dressieren Peter, David und Sandy eine Möwe, legen ihr ein Halsband um und zwingen sie, all das zu tun, was sie wollen. Dasselbe verlangen sie schließlich auch von Rhoda, die allerdings nicht zu den dreien zu passen scheint.

Aus der Sicht des etwas dümmlichen Peter, der hier um Grunde nur ein Mitläufer ist, erzeugt der Autor hier eine bitterböse Geschichte einer zerstörerischen Freundschaft. Sympathisch ist in diesem Buch kein einziger Charakter. Sandy spielt mit ihren Reizen, Peter ist naiv und weiß nicht, was er überhaupt wild und David wirkt stets etwas unbeteiligt. Dieses Dreiergespann entdeckt nun gemeinsam ihre Sexualität, aber auch die Macht, die sie als Verbündete besitzen.




Obwohl ich mich anfangs etwas schwer mit dem Schreibstil und auch den teilweise zu langen Abschnitten getan habe, die gut und gerne ein paar Absätze oder auch Kapitelteilungen vertragen hätten, muss ich doch sagen, dass mir die unheilvollen Untertöne dieses Romans gefallen haben. Ich ahnte, dass sich alles auf ein sehr böses Ende zuspitzt, aber dennoch haben mich die letzten Seiten verstört und mir teilweise eine Gänsehaut über den Rücken laufen lassen!

Evan zeigt anhand einer zerstörerischen Freundschaft in "Das war im letzten Sommer" wie leicht sich Menschen manipulieren lassen. Ein bitterer Roman, der vom Schreibstil zwar etwas eingestaubt wirkt, aber ein sehr verstörendes Ende besitzt!

Ich vergebe 4 von 5.






Dienstag, 20. September 2022

[Rezension] 84, Charing Cross Road - Eine Freundschaft in Briefen - Helene Hanff

 


Titel: 84, Charing Cross Road, Eine Freundschaft in Briefen

Autor:  Helene Hanff

Genre: Brief-Roman
Erscheinungsjahr: 2004
Seitenzahl: 160
Cover: © btb

Begonnen: 23.08.2022
Beendet: 24.08.2022



Die mittellose, amerikanische Autorin Helene Hanff und der zurückhaltende,  englische Antiquar Frank Doel beginnen im Jahre 1949 einen Briefwechsel, der zwanzig Jahre bestehen und sie beide, sowie all die anderen Mitarbeiter der Buchhandlung "Marks & Co" zu Freunden machen soll.

"84, Charing Cross Road" ist für mich ein wiederentdeckter Schatz, denn das Buch habe ich sicherlich vor 15 Jahren schon einmal aus der Bibliothek ausgeliehen und es am Stück verschlungen. Nun durfte ich dieses sehr dünne Buch noch einmal lesen und wieder hat es mich sofort in den Bann gezogen.



In zahlreichen Briefen, die Helene und Frank tatsächlich ausgetauscht haben, geht es um Literatur, die Nachkriegszeit und das Leben. Es ist Helene, die mit ihrer frechen Art den schüchternen Frank schließlich dazu bringt, mehr über sich preiszugeben. So entwickelt sich zwischen ihnen eine wundervolle und auch sehr beständige Freundschaft.

Die Geschichte von Frank, Helene und der ganzen Buchhandlung zeigt sehr schön, wie einfach es ist, auch über eine solch große Distanz eine tiefgründige Freundschaft aufzubauen und diese viele Jahre am Leben zu erhalten. "84, Charing Cross Road" beschreibt auf sehr charmante Weise wie Bücher Menschen miteinander verbinden können und wie geistreich eine Freundschaft ist, die nicht von irgendwelchen Oberflächlichkeiten abhängt! Für mich ein wahrer Buchschatz und solch ein Werk, das ich sicherlich noch ein dutzend Mal lesen könnte!


Der wundervolle Briefwechsel der amerikanischen Autorin Helene Hanff mit dem schüchternen Antiquar Frank Doel zeichnet auf, wie Bücher Menschen verbindet und sie zu echten Freunden macht. Ein Highlight!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extratropfen.






Sonntag, 18. September 2022

[Rezension] Percy Jackson - Diebe im Olymp - Rick Riordan

 


Titel: Percy Jackson - Diebe im Olymp

Autor:  Rick Riordan

Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2010
Seitenzahl: 448
Cover: © Bastei Lübbe

Begonnen: 22.08.2022
Beendet: 25.08.2022



Percy macht dauernd Probleme und fliegt jedes Jahr von einer Schule. Er versteht selbst nicht, wieso es ihm nicht gelingt, so wie andere Teenager zu sein. Dann kommt er plötzlich ins Half-Blood-Camp und erfährt, dass er der Sohn eines Gottes ist und deshalb in großer Gefahr schwebt.

Endlich habe ich den ersten Teil dieser Reihe in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt und so durfte ich Percy Jackson nun auch endlich kennenlernen.



Sehr jugendlich und mit einer guten Prise Humor erstreckt sich hier eine sehr abenteuerliche Geschichte, in die der Autor perfekt alte Göttersagen einbaut. Von Anfang an mochte ich Percy, der hier erst mal damit klarkommen muss, welch große Last auf seinen jungen Schultern ruht, sehr gerne. Percy als Sohn des Poseidon muss es hier mit verschiedenen Kreaturen und Göttern aufnehmen. Gleichzeitig reist er durch Amerika, den Ort, an dem sich der Olymp gerade befindet.




Ähnlich wie in "Harry Potter" geht es auch hier um viele kleine und große Abenteuer, die ein jugendlicher Held erlebt und an denen er schließlich wächst. Nebenbei schließt Percy hier auch noch tolle Freundschaften und findet einen Ort mit Gleichgesinnten.

Das Lesen dieses ersten Bandes war schon etwas Besonderes und ich wünschte, ich hätte die Geschichte schon früher kennengelernt. Ich denke, gerade als Jugendlicher liest und erlebt man sie doch noch einmal ganz anders. Ich bin auf jeden Fall auf weitere Abenteuer mit Percy Jackson gespannt und kann diesen Auftakt nur jedem ans Herz legen, der ihn bisher ebenfalls noch versäumt hat zu lesen.

Der Auftaktband dieser beliebten Jugendbuchreihe hat mich auch als erwachsener Leser direkt in den Bann ziehen können. Ein grandioses Abenteuer rund um alte Götterspeise und mutige Helden.

Ich vergebe 5 von 5.






Freitag, 16. September 2022

[Rezension] Der Kuss der Schlange - Jonathan Nasaw

 


Titel: Der Kuss der Schlange

Autor:  Jonathan Nasaw

Genre: Roman, Thriller
Erscheinungsjahr: 2007
Seitenzahl: 448
Cover: © Heyne

Begonnen: 17.08.2022
Beendet: 22.08.2022



Lily wurde als Kind von ihren Eltern missbraucht und flüchtet sich deshalb immer wieder in andere Persönlichkeiten. In einer Klinik lernt sie den Serienmörder Ulysses Maxwell kennen, der angeblich geheilt ist und dem nun bald der Prozess gemacht werden soll. Gemeinsam fliehen sie und hinterlassen eine Spur aus Blut ...

Multiple Persönlichkeiten bieten gerade im Thrillerbereich viele Möglichkeiten. So ist auch hier die Ausgangslage gelungen, geht es doch um zwei Patienten, die sich schließlich aneinanderklammern und sich gegenseitig in den Abgrund ziehen. Lily wird zu der selbstbewussten und unberechenbaren Lilith und Ulysses Maxwell, der als Lyssy eigentlich ein ganz lieber Kerl ist, hat mit Max ebenfalls eine sehr zerstörerische Seite in sich. Doch leider besteht das Buch im Grunde nur aus der Flucht, die immer wieder unterbrochen wird, wenn sich die Psychologin oder der Polizist annähern.



"Der Kuss der Schlange" ist von Anfang an sehr hart und versucht so oft wie nur möglich zu schocken. Obwohl auf dem Cover etwas von den "erschreckenden Einsichten in den Kopf eines Serienkillers" steht,  bleibt das Buch doch lange Zeit recht oberflächlich und die beiden Charaktere sind mit ihren Persönlichkeiten entweder schwarz oder weiß. Zwischentöne gibt es kaum. 

Eventuell habe ich hier aber auch zu viel erwartet, denn spannend ist der Thriller durchaus und er weiß über lange Strecken gut zu unterhalten. Allerdings war die Flucht beziehungsweise die Jagd für mich viel zu füllend. Ich hätte mir mehr Momete zwischen den beiden sowie tiefere Einblicke in ihre Psyche gewünscht.

"Der Kuss der Schlange" ist ein spannungsgeladener Thriller, der mir allerdings zu wenige Einblicke in die Psyche der beiden Protagonisten geliefert hat und in erster Linie durch eine gewisse Härte unterhalten und schocken will. Mir war das zu wenig ...

Ich vergebe 3 von 5.






Mittwoch, 14. September 2022

[Rezension] Das Lächeln der Fortuna - Rebecca Gablé

 


Titel: Das Lächeln der Fortuna

Autor:  Rebecca Gablé

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1997
Seitenzahl: 1200
Cover: © Bastei Lübbe

Begonnen: 14.08.2022
Beendet: 23.08.2022



Robin, der Sohn des Earl of Waringham, erfährt in der Klosterschule nicht nur vom Tod seines Vaters sondern auch davon, dass dieser Hochverrat begangen haben soll und deswegen sämtliche Besitztümer verloren hat. Robin muss sich nun ohne Titel einen Platz in dieser Welt erarbeiten ...

Nachdem ich vor gar nicht allzu langer Zeit die "Jonah"-Reihe von Rebecca Gablé als Hörspiel gehört habe und sehr mochte, fiel mir dieser Wälzer in die Hände. Motiviert durch eine kleine Leserunde habe ich mich an die gut 1200 Seiten herangewagt und konnte so das Mittelalter von 1360 bis 1399 erleben.



Robin ist ein sehr weltoffener und für die damalige Zeit sicherlich sehr ungewöhnlicher Mensch, der zudem einige besondere Fähigkeiten besitzt. Er muss sich von seiner Jugend an durchboxen und sich seinen Platz in dieser Welt erst einmal erarbeiten, doch es ist spürbar, dass es Fortuna stets gut mit ihm meint und er trotz vieler Hürden und Intrigen niemals wirklich vom Weg abkommt. Natürlich könnte man auch hier sagen, dass die Autorin stets ihre schützende Hand über ihren großen Helden hält.

In gewisser Weise ähnelt die "Jonah"-Geschichte dieser hier doch sehr. Vor der Kulisse einiger historischer Ereignisse zeichnet Rebecca Gablé hier einfach ein Leben mit Höhen und Tiefen auf. Es gibt einige Schicksalsschläge, aber die Hauptcharaktere werden von der Autorin (oder doch von Fortuna?) stets beschützt überleben die Aufstände, den Krieg und auch die Pest. Auch der große Widersacher Robins ist im Grunde machtlos gegen ihn.



Gablé besitzt einen sehr leichten Schreibstil und schafft es, dass dieses Buch trotz der hohen Seitenzahl nicht erschlagend wirkt. Ein paar Momente werden zwar zu sehr in die Länge gezogen während andere (besonders die ganzen kleinen und eigentlich sehr bedeutsamen Liebesgeschichten) eine Spur zu kurz kommen, aber dennoch weiß die Geschichte durch die vielen unterschiedlichen fiktiven aber auch historischen Persönlichkeiten zu unterhalten. Es war sicherlich nicht mein letztes Werk der Autorin!

Ein leicht zu lesender historischer Roman, der in eine mittelalterliche Welt voller Intrigen, Aufstände und Kriege entführt und den Weg eines jungen Mannes aufzeichnet, der trotz vieler Hürden und Rückschläge von Fortuna beschützt wird und schließlich seinen Platz in der Welt findet!

Ich vergebe 4 von 5.