Montag, 31. Juli 2017

[Rezension] Dreizehn bei Tisch - Agatha Christie

Titel: Dreizehn bei Tisch
Autor:  Agatha Christie
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: erstmals 1933 (diese Ausgabe: 2005)
Anzahl der Seiten: 224
Cover und Inhaltsangabe © Fischer


"Mehr als einmal hat Lady Jane ihren Gatten, Lord Edgware, zur Hölle gewünscht. Doch als der Haustyrann eines Tages tot in seiner Bibliothek aufgefunden wird, beschleicht Meisterdetektiv Hercule Poirot der Verdacht, dass man ihn auf eine falsche Fährte locken will. Denn welches Motiv soll Lady Jane gehabt haben, da Lord Edgware doch kurz vor seinem Tod in die Scheidung eingewilligt hat?"




In ihrem dreizehnten Kriminalroman lässt Agatha Christie wieder einmal Poirot ermitteln, stellt ihm aber seinen langjährigen Freund Arthur Hastings wieder an die Seite. Gewohnt mysteriös geht es hier um einen Mordfall, der auf den ersten Blick zwar sofort zu einem Täter beziehungsweise einer Täterin führt, in dem aber am Ende noch viel mehr steckt.




- Hercules Poirot -

Und wieder einmal tritt hier der belgische Meisterdetektiv auf, der mir mittlerweile sehr sympathisch geworden ist. Seine Eigenarten finde ich toll, besonders jene, die Arthur Hastings stets zur Weisglut treiben.

In "Dreizehn bei Tisch" muss sich der gute Poirot auch ganz schön auf der Nase herumtanzen lassen. Trotzdem behält er einen klaren Kopf und schafft es schließlich, das Rätsel zu lösen, auch wenn der ein oder andere Mord vielleicht verhindert hätte werden können ...

- Arthur Hastings -

Oje, ich und Arthur Hastings werden wohl keine Freunde mehr. Witzigerweise habe ich gelesen, dass Agatha Christie Hastings Charakter selbst nicht besonders toll fand und deswegen ist er wohl immer wieder Poirots tadelnden Worten ausgeliefert!



Gleich zu Beginn dieser Geschichte lernen wir die Schauspielerin Jane Wilkinson kennen, die sich unbedingt von ihrem Mann trennen will. Jane Wilkinson ist eine typische Selbstdarstellerin, die es liebt, im Mittelpunkt zu stehen. Ihre Arroganz fand ich von Anfang an abstoßend, allerdings hat sich hier raus eine toller Mordfall entwickelt. Es stellt sich nämlich sofort die Frage, ob Jane Wilkinson etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun hat!

Schnell wird klar, dass sie ein Alibi hat, welches auch den Titel erklärt. Sie saß mit anderen angesehen Leuten zusammen, die ihre Anwesenheit ganz klar bezeugen können. Ins Spiel kommen hier noch andere Personen, unter anderem eine andere Schauspielerin. Die letztendliche Verstrickungen aller Charaktere fand ich sehr gelungen!

Die Geschichte ist durch die optimale Länge eine perfekte Lektüre zum Miträtseln. Toll finde ich nach wie vor, dass Agatha Christie auf Nebensächlichkeiten verzichtet, was ja heutzutage bei den meisten Krimis nicht mehr der Fall ist. Die Geradlinigkeit der ganzen Ermittlungen find ich äußerst interessant, genau wie kleinen versteckten Hinweise, die erst am Ende Sinn ergeben.

In diesem Monat ist "Dreizehn bei Tisch" nun mein vierter Roman von Agatha Christie. Das Ende dieser Geschichte konnte mich auf jeden Fall auch wieder einmal begeistern, ich muss jedoch sagen, dass ich ein einziges Detail, das den Mord überhaupt möglich gemacht hat, zu unlogisch fand. In der Realität wäre solch eine Art des Alibis wohl (leider) eher nicht möglich!




"Dreizehn bei Tisch" war wieder einmal ein Krimi nach meinem Geschmack. Geradlinig, intelligent und perfekt zum Miträtseln. Mit Arthur Hastings, Poirots guten Freund, werde ich allerdings nie warm und bei der Auflösung fehlte mir in einem Punkt eine gewisse Logik, doch dennoch war es wieder ein Krimi, der ein ganz anderes Niveau hat als viele der heutigen Werke dieses Genres!

Samstag, 29. Juli 2017

[Rezension] Suicide Forest - Jeremy Bates

Titel: Suicide Forest (Die beängstigendsten Orte der Welt)
Autor:  Jeremy Bates
Genre: Horror, Thriller
Erscheinungsdatum: 31. Januar 2017
Anzahl der Seiten: 520
Cover und Inhaltsangabe © Luzifer-Verlag




"Als das schlechte Wetter eine Gruppe jugendlicher Abenteurer davon abhält, den Mt. Fuji zu besteigen, beschließen sie, für die Nacht ihr Lager im Aokigahara Jukai aufzuschlagen. Die Warnungen vor dem Bösen, das hier umgeht, halten alle für puren Aberglauben. Doch als am Morgen darauf einer von ihnen erhängt aufgefunden wird, beginnen die jungen Leute zu ahnen, dass an manchen Legenden mehr dran sein könnte, als man glauben möchte …"




Eigentlich hätte ich ja gar nicht damit gerechnet, dieses Buch so schnell lesen zu dürfen, aber meine liebe Bloggerkollegin und Buchfreundin Nicole von Zeit für neue Genres hat es mir geschenkt und darüber war ich so happy, dass ich es gleich lesen musste. Ich muss sagen, dass ich besonders auf Horror immer große Lust habe, aber in dem Bereich bei neueren Bücher selten etwas finde. Umso interessanter finde ich den Luzifer Verlag und diese, hoffentlich bald fortgesetzte Reihe zu den beängstigendsten Orten der Welt.

Wir begleiten in "Suicide Forest" einem Ich-Erzähler, was die ganze Geschichte sehr nah erscheinen lässt. Obwohl es sieben mehr oder weniger fremde Leute sind, hatte ich das Gefühl, doch schnell Teil dieser Gruppe zu sein und dies war extrem wichtig, denn neben den Horrorelementen baut der Autor auch zwischenmenschlich eine hohe Spannung auf.

Mir hat Jeremys sehr bildhafter Stil, der auch an einigen Stellen ein tolles Tempo annahm, sehr gut gefallen. Ich hatte auf jeden Fall selbst das Gefühl im Aokigahara, dem Selbstmordwald, gefangen zu sein.



- Ethan -

Ethan ist unser "Ich"- Erzähler, der mit seiner Freundin Mel und fünf anderen Personen den Fuji besteigen will. Schon bei der Ankunft wird ihnen geraten, aufgrund eines Unwetters erst am nächsten Tag aufzubrechen. Ethan ist selbst kein besonders ängstlicher Typ, entwickelt sich wohl deshalb auch im Verlauf der Geschichte auch zum heimlichen "Anführer", der beinahe alle Entscheidungen treffen muss.

Ich mochte Ethan, auch wenn er hier der typische "Kerl" ist und auch eigene Probleme hat. So spielt hier beispielsweise auch seine Eifersucht eine große Rolle oder auch den Verlust, den er in der Vergangenheit ertragen musste. Hin und wieder gibt es kurze Einblenden aus seinem Leben, wodurch wir ihn als Menschen immer besser kennenlernen.

- Mel -

Mel ist Ethans Freundin und sie hat einen alten Highschool-Freund angeschleppt, der zufällig Soldat ist. Mel selbst mochte ich vom Charakter her an einigen Stellen nicht besonders, was einfach an ihrer melodramatischen Art lag. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass sie und Ethan nicht besonders gut zusammen passen.

- Weitere Personen -

Natürlich kann bei den sieben Personen, die sich hier zusammenschließen, nicht jeder eine eigene und umfassende Hintergrundgeschichte bekommen. Ich finde, der Autor hat hier einen guten Mittelweg gefunden, die Nebencharaktere zwar schon mit Eigenarten auszustatten, damit der Leser sie einfach auseinanderhalten kann, die Geschichte aber gleichzeitig nicht vollzuladen.

Interessant fand ich im Verlauf der Geschichte zudem die kleinen Streitereien untereinander und besonders die Konstellation Ethan, Mel und John Scott.




Wer mich kennt, weiß, dass mein absoluter Lieblingsfilm "The Blair Witch Project" ist, den ich bis heute dutzende Male gesehen habe. Der Film hat damals genau das geschafft, was ich am Horrorgenre mag: Eine Atmosphäre zu erschaffen, die komplett auf den Ängsten der Zuschauer beruht.

Eine ähnliche Atmosphäre besitzt "Suicide Forest" von Jeremy Bates. Es beginnt wie ein typisches Horrorfilmszenario, spielt dann aber gekonnt mit den Ängsten der Leser. Zu Beginn passieren erst kleine Dinge, seltsame Ungereimtheiten, die aber von allen Beteiligten abgetan werden. Viel zu neugierig sind sie auf den "Selbstmordwald", hoffen insgeheim vielleicht sogar, eine Leiche zu finden.

Unterbewusst wird unser Protagonist zudem mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die Stille und Abgeschiedenheit des Aokigahara lässt ihn nachdenklich werden und alle Probleme und Ängste, die vielleicht lange unter der Oberfläche verborgen gewesen waren, tauchen auf und überrumpelt ihn. Ich kann mir selbst sehr gut vorstellen, wie dieser Wald, in dem bereits mehrere Hundert Menschen das Leben gelassen hat, eine besondere Ausstrahlung hat. Beim Lesen habe ich ihn mir in Serpia-Farben vorgestellt und habe mich selbst immer tiefer in ihm verloren.

Im Verlauf der Geschichte kommt es zu einigen Zwischenfällen, die sich immer mehr steigern. Hinzu kommt die Tatsache, dass die sieben Wanderer nicht ausreichend Nahrung mitgenommen habe und schnell auch kein Wasser mehr haben. (Meiner Meinung nach hatten sie von vorneherein aber bereits viel zu wenig mit!) Es kommt zu purer Verzweiflung und schließlich auch Hoffnungslosigkeit, als sie sich verlaufen ...

Interessant empfand ich auch die vielen Details über die japanischen Kultur, die der Autor hier mit in seine Handlung eingewebt hat. Wir erfahren nicht nur viel Wissenswertes zum Selbstmordwald, den ich übrigens nach wie vor echt interessant finde, sondern auch über die Bräuche und Eigenarten der Japaner.

Die genauen Hintergründe dieses Abenteuers werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Ihr dürft also schön selbst herausfinden, was Ethan und seinen Bekannten/Freunden zustößt und ob und wie sie einen Weg aus diesem unheimlichen Wald finden werden!

Bis auf das Ende hat mir die Story sehr gut gefallen und den ein oder anderen Schauer über den Rücken laufen lassen. Ich habe mich irgendwann als Teil der Gruppe gefühlt und hatte Herzrasen, als wieder etwas Unerwartetes passiert ist. (Am besten gefallen hat mir ja eine gewisse Stelle, die stark an "Blair Witch Project" erinnert!)

Der Showdown war allerdings leider der schwächste Teil des Buches. Für mich war er zu schnell abgearbeitet und die ganze Erklärung, was hinter dem Ganzen steckt, war mir zu einfach, auch wenn es mich leicht an meinem Lieblingsautoren Richard Laymon erinnert hat. Dennoch muss ich aber sagen, dass mich das Buch gut unterhalten konnte und ich schon gespannt bin, wie die Reihe fortgesetzt wird.




"Suicide Forest" ist ein sehr atmosphärischer Roman über eine Gruppe Wanderer, die sich gerade im
japanischen Aokigahara verlaufen müssen und dort der ein oder anderen Gefahr ausgesetzt sind. Der Selbstmordwald hat eine ganz eigene Atmosphäre, die mich beim Lesen in den Bann ziehen konnte! Allein die Auflösung am Ende hat mich etwas enttäuscht, aber ansonsten war es endlich mal wieder ein Horrorroman, der mein Herz zum Rasen gebracht hat! Eine klare Empfehlung!

Weitere Meinungen zum Buch:
Nicole von "Zeit für neue Genres" (4 von 5)

Donnerstag, 27. Juli 2017

[Rezension] Im Lautlosen - Melanie Metzenthin

Titel: Im Lautlosen
Autor:  Melanie Metzenthin
Genre: Historischer Roman, Roman
Erscheinungsdatum: 11. Juli 2017
Anzahl der Seiten: 524
Cover und Inhaltsangabe © Tinte & Feder




"Hamburg, 1926: An der noch jungen Universität der Hansestadt gehören Richard und Paula zu den begabtesten Medizinstudenten ihres Jahrgangs. Sie beide verbindet mehr als nur die Leidenschaft für den Arztberuf – sie verlieben sich unsterblich ineinander. Als nach ihrer Heirat die Zwillinge Emilia und Georg geboren werden, ist ihr Glück komplett, auch wenn der kleine Georg gehörlos ist. Doch dann ergreifen die Nationalsozialisten die Macht und das Leben der jungen Familie ändert sich von Grund auf. Richard, der inzwischen als Psychiater in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn arbeitet, kann sich mit der menschenverachtenden Gesetzgebung der Nazis nicht arrangieren, von der auch sein gehörloser Sohn betroffen ist. Um seine Patienten vor der Euthanasie zu bewahren, erstellt er fortan falsche Gutachten. Damit nimmt er ein großes Wagnis auf sich, das nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Familie bedroht …"




Da ich mal wieder Lust auf einen historischen Roman mit dem Bezug zum Nationalsozialismus hatte, fiel mir dieses Buch auf, das bereits sehr viele gute Bewertungen hat und einen interessanten Einblick in die psychiatrischen Einrichtungen der damaligen Zeit versprach.

Positiv erwähnen muss ich an dieser Stelle erst einmal die tolle Recherche-Arbeit, die Melanie Metzenthin hier geleistet hat. Es gibt hier einen tiefgründigen Einblick in die Zeit von 1926 bis nach dem zweiten Weltkrieg. Beim lesen habe ich sehr viel gelernt, besonders über das Gesundheitssystem, die Situation, zwischen den beiden Kriegen mit dem Machtaufstieg der NSDAP und natürlich auch bezüglich des Weltkrieges. Wahnsinn, wie toll die Autorin all diese Fakten in ihre Geschichte gewebt hat!

Auf der anderen Seite muss ich hier aber auch gestehen, dass ich das Buch jetzt trotz der Thematik eine ganze Woche mit mir herumgeschleppt habe und mich trotz des interessanten Inhalts oft nicht animieren konnte, weiterzulesen. Es hat einige Längen und hat sich für mich stellenweise nicht direkt nach einem Roman angefühlt. Der Schreibstil war mir zu nüchtern, zu distanziert und so konnte ich keine Bindung zu den Charakteren aufbauen.




- Richard -

Richard ist ein sehr interessanter Charakter. Wir lernen ihn zusammen mit Paula beim Studium kennen und begleiten ihn später bei seiner Karriere an einer psychiatrischen Anstalt. Er steht mit beidem Beinen im Leben und ist ein gutherziger Mensch, der sich dem System nicht anpassen will. Er kann sich mit den neuen Gesetzen der Nazis nicht arrangieren, besonders da sie sich auch auf seine Patienten auswirken. Er möchte einfach nur helfen, vielleicht sogar die psychiatrischen Kliniken revolutionieren, doch dazu lebt er wohl in der falschen Zeit ...

Ich fand Richard sehr beeindruckend und seine Abschnitte habe ich viel lieber gelesen als die von Paula. Bei ihm erleben wir nämlich, wie es einen Arzt, beziehungsweise einen Psychologen, in der Zeit der Nationalsozialisten erging.

- Paula -

Paula blieb mir persönlich etwas zu blass. An ihrem Beispiel gibt es zwar einige Anspielungen auf den Feminismus, aber so recht kennengelernt habe ich sie beim Lesen nicht. Ihre Abschnitte hätte es für mich daher hier nicht gebraucht!




Puhh, "Im Lautlosen" von Melanie Metzenthin ist seit langem mal wieder ein Buch, das mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Aus diesem Grund fällt mir die Rezension an dieser Stelle sehr schwer. Auf der einen Seite ist "Im Lautlosen" eine sehr wichtige Geschichte mit interessanten historischen Fakten, auf der anderen Seite musste ich mich stellenweise zum Weiterlesen zwingen.

Ich weiß nicht direkt, ob es an Melanie Metzenthins Schreibstil lag, mit dem ich einfach nicht klar kam. Er war mir von Anfang an zu distanziert, sodass ich keine Verbindung zu Paula und nur eine recht oberflächliche zu Richard aufbauen konnte. Das war schade, denn so hatte ich trotz der interessanten Thematik nicht das Gefühl, wirklich nah am Geschehen zu sein.

Spannend fand ich auf jeden Fall, dass hier die "dunkle" Seiten der Psychiatrie beziehungsweise des ganzen Gesundheitssystems angesprochen werden. Hitlers Ansichten bezüglich seiner Gesundheitsreform sind wirklich das letzte und Melanie Metzenthin hat es hier an einigen Stellen sehr deutlich gemacht, wie ungerecht das Leben für (geistig-) Kranke in dieser Zeit war. Unverständlich fand ich an dieser Stelle die Behandlung damaliger Patienten.

Das Buch erstreckt sich über einen sehr langen Zeitraum. Wir begleiten Paula, Richard und ihre Freund von ihrem Studium, zu ihren ersten Jobs, erleben mit ihnen die Anfänge der NSDAP, den Ausbruch des Krieges und unterstützen sie bei ihrem stillen Kampf gegen das System. "Im Lautlosen" ist auf jeden Fall ein wichtiges Buch, ein Buch, das einen sehr tiefen Einblick in eine Zeit gibt, auf die wir in Deutschland nicht stolz sein können!




Die Bewertung fällt mir an dieser Stelle recht schwer. Ich bin hin und hergerissen, denn es gibt
tatsächlich einen interessanten und schonungslosen Einblick in die damalige Zeit, doch auf der anderen Seite konnten mich die Charaktere und auch der Schreibstil nicht so recht überzeugen. Alles war recht nüchtern und distanziert, besonders Paula war mir zu nebensächlich und nach dem Lesen hatte ich nicht das Gefühl, sie wirklich zu kennen ... Ich hätte dem Buch wohl 3,5 gegeben, werden aber fairerweise dann doch auf die 4 gehen, denn diese Geschichte ist wichtig und sollte daher gelesen werden!

Dienstag, 25. Juli 2017

[Rezension] Gelöscht - Teri Terry

Titel: Gelöscht
Autor:  Teri Terry
Genre: Dystopie
Erscheinungsdatum: 1. Juni 2013
Anzahl der Seiten: 432
Cover und Inhaltsangabe © Fischer



"Kylas Gedächtnis wurde gelöscht,
ihre Persönlichkeit ausradiert,
ihre Erinnerungen sind für immer verloren.
Kyla wurde geslated.
Aber die Stimmen aus der Vergangenheit lassen die Sechzehnjährige nicht los – hat sie wirklich unschuldige Kinder bei einem Bombenanschlag getötet? Zählte sie zu einer Gruppe von gefährlichen Terroristen? Und warum steht ein Bild von ihr auf einer geheimen Webseite mit vermissten Kindern?
Kyla wird immer wieder von Flashbacks aus ihrem früheren Leben eingeholt und merkt allmählich, dass ihre wahre Identität ein großes Geheimnis birgt. Gemeinsam mit Ben, einem anderen Slater, in den sie sich verliebt, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit – doch wem kann sie überhaupt noch vertrauen?"




"Gelöscht" von Teri Terry lag jetzt schon eine ganze Weile auf meinem SUB und ich habe mich, trotz unzähliger toller Rezensionen, erst jetzt dazu animieren können, diese Reihe zu starten. Warum habe ich eigentlich so lange damit gewartet?

Das Buch ist in erster Linie eine Dystopie über eine Welt, die unserer gar nicht so unähnlich ist. Dabei stehen aber nicht die Beschreibungen des ganzen Umfelds im Vordergrund, sondern vielmehr die Menschen, die von dieser neuen "Ordnung" betroffen sind. Die Charakterisierung der einzelnen Personen ist der Autorin hierbei sehr gut gelungen und dies steht auch im Fokus der ganzen Geschichte. Wir begleiten unsere Protagonistin auf dem Weg zur Wahrheit.




- Kyla -

Kyla wurde geslated, was bedeutet, dass ihre gesamten Erinnerungen ausgelöscht wurden. Also in der Theorie. Kyla scheint nämlich ein Spezialfall zu sein, denn sie hat Albträume und kann sich an kleine Details erinnern. So merkt sie beispielsweise, dass sie Linkshänderin ist und das die etwas mit ihrem alten Leben zu tun hat.

Kyla kommt zu Beginn der Geschichte zu ihrer neuen "Familie", bei der sie in Zukunft leben soll. Sie versteht das Leben, das sie erwartet nicht so recht, denn natürlich wurden auch alle Erinnerungen an die alltäglichsten Erinnerungen gelöscht. Hier fand ich es besonders spannend, mit Kyla alles von Null an zu entdecken.

Die Nähe zu ihr hat mir gut gefallen. Natürlich habe ich mich auch gefragt, ob Kyla zuvor eine Terroristin gewesen war und was sie verbrochen hat, um letztendlich geslatet zu werden.




Endlich habe ich den ersten Band dieser Reihe gelesen und ich war von der ersten Seite an tief in der Geschichte drin. Durch die Nähe, die sofort zu unserer Protagonistin aufgebaut wird, begeben wir uns auf eine spannende und mysteriöse Suche nach der Wahrheit und Kyras echtem "Ich".

Auch wenn die Welt, in der diese Dystopie spielt, kaum beschrieben wird, fand ich doch die Grundidee hinter dem "Slaten" sehr interessant. Menschen, beziehungsweise Jugendliche, die Straftaten begangen haben, bekommen so eine neue "Chance", indem ihnen all ihre Erinnerungen gelöscht werden und sie unter ständigen Kontrolle eines Gerätes namens Levo stehen, das an ihrem Handgelenk befestigt ist. Dieser misst, inwiefern die Person sich noch unter Kontrolle hat. Fällt der Wert unter 3 wird es kritisch und es kommt zu Ohnmacht und eventuell sogar zum Tod.

Diese Grundidee hat mir ausgesprochen gut gefallen, denn Kyla steht somit unter ständiger Kontrolle. Dies wird im Verlauf der Geschichte auch noch extrem gefährlich, denn natürlich gibt es hier auch Leute, die Slater nicht mögen und nur darauf lauern, sie wütend genug zu machen. Das System, das hier angesprochen wird, ist ähnlich grausam wie unsere Welt. Ich mag Dystopien, die einen Bezug zu unserer heutigen Gesellschaft haben und deswegen fand ich besonders die Thematik der Kontrolle, Überwachung und der Ausgrenzung sehr interessant.

Natürlich darf auch ein Hauch Liebe in der Geschichte nicht fehlen. Für mich war dies aber eher Nebensache und deshalb auch nicht besonders emotional. Es ging mir hier auch alles etwas schnell und eine Sache, die Kyla und ihr Freund später durchziehen, fand ich eher unpassend und irgendwie auch ein wenig unüberlegt.

Das Ende fand ich deswegen auch etwas plötzlich und es wurden noch kaum Fragen beantwortet, was natürlich Lust auf den zweiten Teil macht, aber mich auch ein wenig enttäuscht hat. Es gibt zwar einen Cliffhanger, der echt gemein ist, aber dennoch hätte ich mir irgendwie noch eine andere Entwicklung gewünscht. Ich bin dennoch auf den zweiten Teil gespannt!




"Gelöscht" ist ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Besonders toll fand ich die
Grundidee rund um das "Slaten" und die Nähe zu unserer Protagonistin. Das Ende besitzt einen fiesen Cliffhanger, war mir aber ansonsten etwas zu schwach. Dennoch bin ich auf den zweiten Teil gespannt!

Weitere Meinungen zum Buch:
Nicole von Zeit für neue Genres (4 von 5)

Sonntag, 23. Juli 2017

[Rezension] Das fehlende Glied in der Kette - Agatha Christie

Titel: Das fehlende Glied in der Kette
Autor:  Agatha Christie
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: erstmals 1926 (diese Ausgabe: 2015)
Anzahl der Seiten: 224
Cover und Inhaltsangabe © Atlantik



"Wer hat die wohlhabende Mrs Emily Inglethorp auf ihrem Landgut Syles Court vergiftet? Ihr Ehemann Alfred, der es scheinbar auf das Erbe abgesehen hat? Doch auch ihre Stiefsöhne oder die launische Haushälterin könnten die Mörder sein. In seinem ersten Fall nimmt Hercule Poirot alle Bewohner von Styles unter die Lupe, um den Täter zu entlarven."




Dies ist nun mein dritter Roman von Agatha Christie in diesem Monat und ich bin nach wie vor begeistert. "Das fehlende Glied in der Kette" hat die britische Autorin sehr früh geschrieben, schon während des ersten Weltkrieges. Meiner Meinung nach ist es dem Buch auch anzumerken, dass es einer der ersten Romane von Agatha Christie war, besonders dadurch, dass der Fall nicht ganz so verzwickt wie sonst ist.

"Das fehlende Glied in der Kette" unterscheidet sich zudem enorm von anderen Romanen der Autorin, denn hier haben wir einen "Ich"-Erzähler, der gleichzeitig ein guter Freund von Hercule Poirot ist. Es war ungewohnt, das Geschehen aus seiner Sicht zu erfahren, mir persönlich gefällt bei ihren Romane die Erzähler-Sicht eindeutig besser!




- Arthur Hastings -

Arthur Hastings ist oben genannter Erzähler der Geschichte. Er kehrt nach einer Kriegsverletzung nach England zurück und besucht dort seinen Freund John Cavendish. Leider ereignet sich dort ein Mord und Hasting verspürt den Drang, selbst zu ermitteln.

Mit Hastings selbst wurde ich nicht so recht warm. Er ist zwar ein guter und geschätzter Freund von Hercules Poirot, hat aber ansonsten wenig auf den Kasten. Seine Schlussfolgerungen sind hier nicht wirklich nennenswert.

- Emily Inglethorp -

An dieser Stelle verzichte ich auf eine genaue Charakterbeschreibung aller beteiligter Personen, möchte aber hier wenigstens das Opfer namentlich nennen. Emily Inglethorp stirbt, nachdem sie einen Streit mit ihrer Haushälterin hatte, an einer Strychnin-Vergiftung. Es ist ein tragischer Tod, doch noch tragischer ist das Thema des Streites. Hatte ihr Ehemann etwa eine Affäre?




Der Mordfall auf dem Anwesen der Familie Inglethorp ist auf jeden Fall sehr interessant erzählt. Giftmorde finde ich in Büchern immer besonders spannend, hier gab es auch einige wissenswerte Fakten zu Medikamenten und dem Gift Strychnin und dessen Wirkung.

Als Täter kommen schnell alle in Frage, doch schnell gibt es die ersten Beweise und es geht in die Richtung, die man als Leser vermutet. Hercules Poirot, der hier natürlich ermittelt, kommt an einem gewissen Punkt allerdings nicht weiter und ihm fehlt eben das letzte Glied in der Kette.

Leider war mir Hastings, der Erzähler dieses Falls, weniger sympathisch, was vielleicht auch daran lag, dass wir immer wieder seine Gedanken bezüglich Poirot erfahren. Auf der einen Seite schätzt er seinen Freund sehr, auf der anderen Seite findet er ihn aber auch wirr und kann ihn nicht so recht verstehen.

Hastings selbst möchte auch gerne Ermitteln und seinen Teil beitragen, doch Poirot ist ihm immer einen Schritt voraus. Irgendwann hat mich seine Verbissenheit etwas genervt, denn Hastings ist so ein Mann, der seine eigenen Schwächen nicht so recht akzeptieren kann. Ich denke, er wäre gerne wie Poirot, weiß aber, dass ihm dazu der nötige Scharfsinn fehlt.

Der Fall und die Auflösung konnten mich dennoch fesseln, auch wenn es hier einige zähe Momente gab. Besonders die Gerichtsverhandlung fand ich etwas zu lang, auch wenn sie wichtig für die Geschichte war. Im Verlauf gibt es auch noch eine Wendung, die eigentlich keine keine Wendung ist, die mich überraschen konnte, mich aber dann letztendlich nicht vom Hocker reißen konnte. Agatha Christie hat eindeutig schon stärkere und verzwicktere Fälle zu Papier gebracht!




Ein interessanter Giftmord und ein Ehemann unter Verdacht, nur das fehlende Glied in der Kette der
Geschehnisse will einfach nicht auftauchen. Hercules Poirot ermittelt mit seinem Freund Arthur Hasting, mit dem ich leider nicht warm wurde. Der Fall ist gut durchdacht, allerdings konnte mich "Tod auf dem Nil" und "Und dann gabs keines mehr" besser unterhalten!



Freitag, 21. Juli 2017

[Rezension] Weil du die Liebe meines Lebens bist - Sarah Kleck

Titel: Weil du die Liebe meines Lebens 
Autor:  Sarah Kleck
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 13. Dezember 2016
Anzahl der Seiten: 366
Cover und Inhaltsangabe © Montlake Romance



"Woran erkennt man die Liebe seines Lebens? Daran, dass man ständig Schmetterlinge im Bauch hat, an Funkenregen und Feuerwerk, sobald er den Raum betritt? Oder sind es eher die leisen Töne, die die große Liebe ausmachen?

Annie wünscht sich in ihrem Leben nichts sehnlicher, als jemanden, der sie von ganzem Herzen liebt. Als sie Holden begegnet, scheint dieser Wunsch in Erfüllung zu gehen und die beiden bauen sich ihre eigene kleine Welt auf. Doch wie viel Schmerz ist das Glück imstande aufzuwiegen? Als plötzlich etwas völlig Unvorhergesehenes geschieht, gerät Annies Leben ins Wanken und nichts ist mehr wie zuvor. Dass ihr dann noch ihre Jugendliebe Seth unverhofft über den Weg läuft, bringt alles aus dem Gleichgewicht. Vor allem, wenn das Schicksal seine eigene, tragische Geschichte vorgesehen hat."




"Weil du die Liebe meines Lebens bist" war ein Buch, für das ich mich recht spontan entschieden habe. Ich brauchte etwas leichtere Kost, ein Buch für "Zwischendurch" eben, das sich locker und leicht lesen lässt und für das ich als Leser keine besondere Konzentration brauche.

Ein solche Geschichte verbirgt sich hinter diesem doch recht kitschigen Titel. Es ist die Story eines Lebens voller Höhen und Tiefen, besonders originell empfand ich hier die Idee, dass der Leser die Protagonistin Annie viele Jahre begleiten darf. Es beginnt in der Schulzeit mit ihrem ersten Schwarm und geht bis zur ihrer Hochzeit und den echten großen Gefühlen, beinhaltet aber auch die schmerzhaften Seiten des Lebens.

Auch wenn sich das Buch doch sehr leicht lesen lässt, es eben "nur" die Geschichte einer Frau erzählt, hat es bei mir doch einige melancholische Momente hervorgerufen. Ist dies etwas das 0815-Leben das jeder still und heimlich führt?




- Annie -

Wie bereits angesprochen begleiten wir Annie beinahe ihr halbes Leben. Wir bekommen mit, wie ihre erste Beziehung zu Bruch geht, wie sie studiert und dort die "Liebe ihres Lebens" kennenlernt, wie sie heiratet, einige Tiefschläge kassiert und wie sie doch immer wieder aufsteht. Das Buch ist voll von "echtem" Drama und ist so oder so ähnlich bestimmt schon dem ein oder anderen Menschen passiert.

Ob ich für Annie wirklich Sympathie empfand, kann ich an dieser Stelle schwer sagen. Sie war mir teilweise zu "normal", was jetzt aber keinesfalls abwertend gemeint ist. Es war einfach stellenweise so, dass mir ihr Leben, so hart es hier auch klingen mag, zu langweilig erschien. Sie durchlebt die "typischen" Probleme, sie geht durch die erste Liebe zur angeblichen "Liebe ihres Lebens" und doch erschien sie mir als Charakter zu einfach.

Vielleicht wollte die Autorin an dieser Stelle auch mit einem Fingerzeig auf das eigene Leben deuten, auf die eigenen Fehler und animieren, sein Leben zu ändern, sollte man ebenso festgefahren sein.




Bei "Weil du die Liebe meines Lebens bist" habe ich nach dem Lesen des Klappentextes eine ganz andere Geschichte erwartet. Es stellt sich heraus, dass wir in diesem Buch nämlich der ganzen Lebensgeschichte beziehungsweise Liebesgeschichte einer Frau folgen, beginnend bei der ersten Highschool-Romanze bis hin zu dem Mann, der zu ihr sagen soll, dass sie die "Liebe seines Lebens ist".

In erster Linie ist das Buch eine Liebesgeschichte voller Höhen und Tiefen mit der Dramatik des Lebens, aber auch mit dem Glück, das sich oftmals in kleinen Momenten versteckt. Ich fand es interessant, Annies Entwicklungen zu beobachten. Teilweise gab es auch einige witzige Momente, die mich zum Schmunzeln bringen konnten, wie zum Beispiel Annies und Holdens erstes Aufeinandertreffen.

Weniger toll fand ich die Erotikschiene, die Sarah Kleck kurzzeitig fahren musste, die aber Gott sei Dank schnell vorbei war. Verstehen konnte ich die Liebe zwischen Annie und Holden auf jeden Fall, doch selbst konnte ich beim Lesen keine allzu großen Emotionen spüren, dazu ist die Geschichte zu klein, zu alltäglich und vielleicht auch eine Spur zu realitätsnah.

Was will ich als Leser, wenn ich in einem Buch eintauche? In erster Linie vor der Realität fliehen, mich nicht länger mit dieser ach so unfairen Welt auseinandersetzen. Unter diesem Gesichtspunkt war "Weil du die Liebe meines Lebens" bist vielleicht die falsche Lektüre für mich, auch wenn ich der Autorin hier zu Gute halten muss, eine Geschichte direkt aus dem Leben gegriffen zu haben.

Gelesen habe ich das Buch dennoch gerne, auch wenn ich mich selbst nicht so recht mit Annie identifizieren konnte. (Besonders zum Ende hin!) Manche Entscheidungen von ihr konnte ich nicht nachvollziehen, was aber vielleicht auch daran lag, dass zwischen dem Geschehen oftmals viele Jahre lagen und Menschen sich eben weiterentwickelt. Die Botschaft des Buches ist auch klar: Es gibt viele Wege im Leben, viele Abzweigungen und viele Entscheidungsmöglichkeiten, man sollte immer das tun, was man für richtig hält.

Dennoch hat mich das Buch etwas melancholisch gestimmt und das, obwohl ich eigentlich eher etwas Heiteres lesen wollte. das Hoffnung spendet. Besonders das Ende fand ich leider überhaupt nicht toll und viel zu schnell abgearbeitet. Insgesamt wurde mir Annie am Schluss noch einmal so richtig fremd, was wirklich schade ist. Das Ende fand ich daher sehr unpassend, fast schon zu übertrieben auf "Drama" ausgelegt, weswegen ich kaum etwas empfinden konnte. Manchmal ist das Leben aber wohl so und Happy Ends gehören zum Alltag wohl einfach nicht dazu ...




"Weil du die Liebe meines Lebens bist" ist kein typischer Liebesroman, auch wenn er die typische Lebensgeschichte einer Frau aufgreift. Als Leser leben wir ein ganzes Leben, das Leben von Annie, die sich verliebt und vielleicht die Liebes ihres Lebens findet, sich eventuell aber für einen anderen Weg entscheidet und vom Schicksal ausgetrickst wird ... Trotz des Humors war das Buch für mich zu melancholisch, vielleicht, weil es uns einen Spiegel vor die Augen hält und keinerlei Fluchtmöglichkeit zulässt!

Mittwoch, 19. Juli 2017

[Rezension] Ashford Park - Lauren Willig

Titel: Ashford Park
Autor:  Lauren Willig
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 20. September 2013
Anzahl der Seiten: 512
Cover und Inhaltsangabe © Wunderlich



"Ashford Park, England, 1906. Nach dem Tod ihrer Eltern wächst die kleine Adeline Gillecote-Ashford auf dem Landsitz von Onkel und Tante auf. Schnell wird ihre hübsche und durchtriebene Cousine Bea Addies beste Freundin. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, gehen die beiden durch dick und dünn.
Doch dann kommt der erste Weltkrieg, und er verändert nicht nur das Land, sondern auch die Menschen. Frederick, den Addie heimlich verehrt, seit sie denken kann, kehrt zynisch und kalt zurück. Mit seiner Clique feiert er, als ob es kein Morgen gäbe, und in einer betrunkenen Nacht lässt er sich sogar mit Bea ein, die inzwischen in einer langweiligen, aber vorteilhaften Ehe steckt. Addie ist am Boden zerstört.
Jahre später besucht sie Bea und Frederick in Kenia, wo sie inzwischen leben. Die Zuneigung zwischen Addie und Frederick flammt wieder auf."




Wieder einmal war es Zeit für eine Familiengeschichte über ein dunkles Geheimnis, das nach und nach aufgedeckt wird. "Ashford Park" lag schon länger auf meinen Sub und nun war ich direkt in Stimmung dafür.

Die Geschichte wird wie gewohnt in zwei Zeitebenen erzählt. Erst einmal haben wir die Vergangenheit, in der nach und nach das Geheimnis offenbart wird, dann haben wir die Gegenwart, in der eine Verwandte, in diesem Fall die Enkelin, Nachforschungen anstellt.

Lauren Willig beschreibt dabei in erster Linie die Personen und wenig die Umgebung. Das empfand ich bei diesem Buch als sehr angenehm, auch wenn das Anwesen "Ashford Park" und die spätere Zeit in Kenia dabei etwas in den Hintergrund rückt.

Erwähnen muss ich hier auch noch, dass ich die Übersetzung teilweise nicht ganz so passend fand. Es gab einige englische Begriffe, die anders treffender übersetzt hätten werden können. Allerdings werde ich das nicht in meine Bewertung einfließen lassen, da die Autorin dafür nichts kann!




- Addie -

Addie lernen wir im zarten Alter von sechs Jahren kennen. Nachdem ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, kommt sie zu ihrer Tante und Onkel nach Ashford Park. Dort führt sie ein unbeschwertes Leben und lernt ihre Cousine Bea kennen, die schnell zu einer guten Freundin wird.

Addie selbst treffen wir in der Gegenwart nur kurz an ihrem 99. Geburtstag. Dort nennt sie ihre Enkelin Clemmie plötzlich Bea. Nach und nach wird hier dann Addies Geschichte aufgedeckt, in der auch Clemmies Großvater Frederick eine wichtige Rolle spielt ...

So ganz mitfiebern konnte ich mit Addie nicht, obwohl sie mir von allen Charakteren noch am sympathischsten war. Sie ist eine intelligente junge Frau, auch wenn sie einige Fehler begeht ...

- Clemmie -

Ich muss zugeben, dass ich Clemmies Sicht weniger interessant fand. Sie stammt gerade aus einer zerbrochenen Beziehung und vergräbt sich in Arbeit. Für ihre Großmutter hat sie sich eigentlich nie so recht interessiert, erst an dessen Lebensende will sie mehr über sie erfahren.

Clemmie war mir nicht gerade sympathisch. Sie war mir zu verbissen, teilweise zu egoistisch. Die Liebesgeschichte mit ihr in der Hauptrolle fand ich unpassend und viel zu kitschig.

- Frederick -

Frederick war eine Person, die ich nicht verstehen konnte. Er handelt meiner Meinung nach sehr widersprüchlich, weswegen er mir wenig glaubhaft vorkam. Er steht im Grunde zwischen Bea und Addie und ich glaube, er weiß lange Zeit selbst nicht, was er denn nun eigentlich will ...



Die Geschichte beginnt sehr spannend mit einem späteren Aufeinandertreffen von Bea und Addie in Afrika. Dort wird schnell klar, dass zwischen den jungen Frauen etwas vorgefallen ist und im Zentrum des Ganzen Beas Ehemann Frederick steht, den wohl auch Addie ganz toll fand.

Nach einem Zeitsprung zum Jahre 1999 lernen wir Clemmie kennen, die Enkelin der heute 99 Jahre alten Addie. Hier wird klar, dass Clemmie einen Großvater names Frederick hatte, was bedeutet, das damals in Kenia irgendwas geschah, dass Bea und Frederick auseinandergebracht hat. Dieses Ausgangsszenario hat eine tolle Spannung erzeugt. Den Anfang des Romans fand ich daher sehr stark, da es mir als Leser viele Fragen aufgeworfen hat.

Nach und nach wird Addies Geschichte offenbart, wie sie nach Ashford Park kam, wie Bea und sie so gute Freunde wurden und wie sie Frederick kennengelernt hat. Zugegebenermaßen muss ich anmerken, dass ich einige Dinge nicht nachvollziehen konnte, unter anderem Beas egoistisches Verhalten.

Auch Clemmie in der Gegenwart deckt die Geschichte nach und nach auf. Sie hat sich eigentlich nie sonderlich für ihre Großmutter interessiert, doch plötzlich ist ihr Interesse geweckt. Ihre Abschnitte enthalten einige interessante Hinweise, waren mir aber ansonsten zu langweilig. "Ashford Park" ist wieder mal ein klassischer Fall in diesem Genre, in dem der Vergangenheitsstrang deutlich stärker ist. Manchmal empfand ich Clemmies Privatleben als zu unwichtig und ihre Liebesgeschichte hätte meiner Meinung nach gänzlich weggelassen werden können.

"Ashford Park" selbst ist nur kurzzeitig Schauplatz des Geschehens. Lauren Willig legt hier aber wenig Wert auf die Beschreibung der Umgebungen, was ich echt erfrischend fand. Wichtiger sind hier die Charaktere, persönlich hätte ich mir aber mehr Sympathieträger gewünscht!

Obwohl ich für die einzelnen Charaktere wenig Verständnis aufbringen konnte, ist die Geschichte rund um Addie und dem Geheimnis der Vergangenheit doch sehr interessant. Es gibt einige Offenbarungen und Wendungen und am Ende fügt sich wie immer alles zusammen, sodass ich das Buch zufrieden zuschlagen konnte. "Ashford Park" hinterließ zwar keinen Wow-Effekt, ist aber dennoch ein lesenswertes Buch über ein kleines Geheimnis, das seine Wellen bis in die Gegenwart schlägt!




Trotz meiner Kritikpunkte ist "Ashford Park" ein lesenswerter Familienroman mit einer interessanten Geschichte aus der Vergangenheit, die sich nach und nach aufdeckt.



Montag, 17. Juli 2017

[Rezension] Tod auf dem Nil - Agatha Christie

Titel: Tod auf dem Nil
Autor:  Agatha Christie
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: erstmals 1937
Anzahl der Seiten: 320
Cover und Inhaltsangabe © Fischer 



"Männer finden die schöne Erbin Linnet Ridgeway schlicht bezaubernd, Frauen schweigen bei ihrem Anblick missbilligend. Sie selbst glaubt keinerlei Feinde zu haben und will nur die Kreuzfahrt auf dem Nil genießen. Doch dann beugt sich Meisterdetektiv Hercule Poirot über ihre Leiche und bemerkt: »Die meisten Liebesgeschichten sind doch nur Tragödien.« Schon ist der dem Täter auf der Spur."




Da ich mich die aktuellen Krimis, die meistens nach dem gleichen Schema ablaufen und sich meistens nur um die Probleme der Ermittler drehen, nicht mehr so recht begeistern können, habe ich beschlossen, mehr von den älteren Krimi-Klassikern zu lesen. Nachdem ich im letzten Monat schon "Und dann gabs keines mehr" gelesen habe, ging es nun mit "Tod auf dem Nil" weiter.

Als Jugendliche habe ich bereits die Miss Marple-Geschichten von Agatha Christie gelesen, nun werde ich mich einmal mit Hercule Poirot befassen. Ich liebe den Schreibstil der britischen Autorin, der sich nicht an Nebensächlichkeiten aufhält und viele kleine Hinweise enthält. Bei diesem Fall konnte ich auch wieder miträtseln und hatte großen Spaß dabei!




- Hercule Poirot -

In "Tod auf dem Nil" ermittelt Hercule Poirot auf dem Nildampfer "Karnak". Ich muss zugeben, dass ich den Detektiven als Jugendliche überhaupt nicht mochte und damals fast ausschließlich die Geschichten mit Miss Marple gelesen hatte. Mir war Hercule Poirot zu überheblich, zu vorschnell und etwas zu selbstbewusst, doch dieses falsche Bild, das ich von ihm hatte, hat sich nun gewandelt.

Hercule Poirot zeigt in "Tod auf dem Nil" auch eine menschliche Seite, die ihm sehr gut steht. Er gibt Leuten zweite Chancen und verurteilt sie nicht sofort. Aus diesem Grund habe ich ihn jetzt "lieben" gelernt und bin bereits auf weitere Fälle mit ihm gespannt!

- Linnett Ridgeway -

Die Vorgeschichte zu dem Mord ist recht lang und deswegen lernen wir auch alle beteiligten Personen näher kennen. Linnett ist eine sehr reiche Frau, die ihrer Freundin Jacqueline de Bellefort den Freund ausspannt und diesen heiratet. Das ist natürlich nicht wirklich nett und deswegen war mir Linnett von Anfang an sehr unsympathisch.

- Jacqueline de Bellefort -

Jacqueline ist eigentlich eine recht arme Frau, denn sie wollte unbedingt ihren Verlobten Simon heiraten, doch dieser verliebt sich dann in ihre Reiche Freundin Linnett und heiratet diese ... Tragisch ist diese Geschichte auf jeden Fall, auch wenn die Auflösung hier noch mehr zu bieten hat!

Jacqueline selbst reist Simon und Linnett hinterher, man kann sie beinahe einen Stalker nennen. Sie hat auf jeden Fall Rachegedanken, doch hat sie deswegen auch gleich etwas mit dem Mord zu tun, der auf den Nildampfer passiert?




Allein den Schauplatz von "Tod auf dem Nil" fand ich toll. Zusammen mit Hercule Poirot und anderen Passagieren reisen wir nämlich auf dem Nil durch Ägypten. Der Mord, der im Klappentext bereits angedeutet wird, findet erst sehr spät statt, weswegen der Leser in der ersten Hälfte erst einmal die Charaktere näher kennenlernt.

Hier wird auch schnell deutlich, dass es um eine Art "Dreiecksbeziehung" geht. Jacqueline liebt immer noch ihren Ex-Verlobten, der jetzt aber mit ihrer besten Freundin zusammen ist. Sie reist den beiden nach, weil sie einfach nicht weiß, was sie sonst tun soll. In ihr lodern Rachegedanken, doch ist sie wirklich fähig, einen Mord zu begehen?

Ganz Nebenbei deckt Hercule Poirot noch andere "Fälle" beziehungsweise "Verbrechen" auf. Irgendwann nennt er sich mit dem anderen Detective "Die Vertuscher vom Dienst", weil sie einigen Leuten hier noch eine zweite Chance geben. Diese Seite an Hercule Poirot hat mir sehr gut gefallen und ich habe endlich angefangen, ihn zu mögen.

Interessant ist zudem, dass Hercule Poirot versucht, beide Seiten zu verstehen. Er hält zu Jacqueline, die von Simon zutiefst verletzt wurde, deutet aber auch an, dass der Weg, den sie geht, nicht unbedingt der Richtige ist. Sie kann schließlich an der Tatsache nichts mehr ändern, dass ihr Ex-Verlobter nun mit einer Anderen zusammen ist, oder?

Toll fand ich, dass im Grunde jeder als Täter in Frage kam und Poirot verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen hat, dabei der Wahrheit dann Stück für Stück näher kam. Ich muss sagen, dass ich den Täter als diesen schon so erwartet habe, das Buch aber dennoch nicht vorhersehbar war. Es hat großen Spaß gemacht, die versteckten Hinweise zu deuten und nach und nach die Wahrheit zu entwirren!




"Tod auf dem Nil" ist ein toller Kriminalfall mit einem spannenden Mord, bei dem jeder als Täter in
Frage kommt! Das Buch hat mir auch endlich Hercule Poirot näher gebracht, den ich hier wirklich sympathisch fand. Ich bin schon jetzt auf den nächsten Fall gespannt!