Dienstag, 31. Mai 2022

[Rezension] Kalter Himmel - Brian Moore


  Titel: Kalter Himmel

Autor:  Brian Moore

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1994
Anzahl der Seiten: 336
Cover: © Diogenes

Begonnen: 13.05.2022
Beendet: 17.05.2022



Marie ist mit ihrem Mann Alex im Urlaub in Nizza. Als Alex im Wasser von einem Motorboot erfasst wird, ändert sich alles, denn Alex erliegt seinen schweren Kopfverletzungen. Als seine Leiche jedoch obduziert werden soll, verschwindet sie plötzlich und Marie stellt nach ihrer Rückkehr ins Hotel fest, dass Kleidungsstücke, der Pass und auch Flugtickets fehlen ...

Das Buch beginnt unfassbar spannend mit besagtem Unfall und den anschließenden merkwürdigen Geschehnissen. Mit Marie gemeinsam, die vor fast genau einem Jahr ein einprägendes Erlebnis hatte, macht sich der Leser nun auf die Suche nach der großen Wahrheit. Dabei sind die ersten Seiten wirklich fesselnd und werfen unzählige Fragen auf, doch dann kommt leider der große Bruch ...

Was sich nämlich am Anfang wie ein spannender Krimi- oder Thriller liest, verpufft relativ schnell, als der Leser erfährt, welches Erlebnis oder eher "Erscheinung" denn so sehr an Marie nagt. Urplötzlich wird das Buch nämlich von einer religiösen Thematik beherrscht und es geht um die Frage, ob nicht jeder Mensch das Recht hat, sich zu entschließen, nicht an Gott zu glauben ...

Ab einem gewissen Punkt, an dem es eben um diesen ganzen katholischen Zwang geht, lässt die Spannung komplett nach und was genau nun mit Alex passiert ist, bleibt offen. Die Richtung, die das Buch einschlagen wollte, gibt zwar gute Denkanstöße, aber es ist über lange Strecken einfach zu einseitig und es geht nur um diese große und so bedeutsame "Erscheinung". Manchmal habe ich mich gefühlt, als wollte der Autor mich mit diesem Roman auf "Gottes Weg" bringen, auch wenn er das Ruder am Ende noch herumreißt und aufzeigt, dass es jedem selbst überlassen ist, zu Gott zu finden - oder eben nicht. Für mich war "Kalter Himmel" ein Buch, das spannend anfing und sich leider in eine große Enttäuschung verwandelt hat ...



"Kalter Himmel" fängt wieder ein spannender Krimi oder Thriller an, entwickelt sich dann jedoch in eine religiöse Richtung und verströmt über lange Strecken leider nichts als Langeweile ...

Ich vergebe 2 von 5.




Sonntag, 29. Mai 2022

[Rezension] Augenbilder - Monika Held


 Titel: Augenbilder

Autor:  Monika Held

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2003
Anzahl der Seiten: 224
Cover: © Eichborn

Begonnen: 12.05.2022
Beendet: 16.05.2022



Liza ist eine leidenschaftliche Fotografin und entdeckt nach ihrer Heimkehr von ihren letzten Auftrag ein Bild, das sie nicht geschossen hat und das einen alten Mann an einem See zeigt. Dies animiert Liza, sich Geschichten auszudenken, mit denen sie den Sinn ihres Lebens erforscht ...

Das Erstlingswerk von Monika Held ist allein durch die poetische Sprache eine außergewöhnliche Lektüre. Die Autorin erzeugt eine gewisse Melancholie und zwingt den Leser, die von Liza erdachten Geschichten und auch ihr Verhalten zu analysieren.

"Augenbilder" besitzt dabei keinen richtigen Anfang und auch kein Ende. Es wirkt wie eine eine Momentaufnahme, die näher beschrieben wird. Liza symbolisiert hier sehr schön eine Frau, die auf den ersten Blick mitten im Leben zu stehen scheint, die aber genauso verloren wie alle anderen Menschen ist. Mir gefiel auch die Rolle der Nachbarin sehr, die mir wie eine Beobachterin, aber auch wie eine Art Wegweiser vorkam.

Das Buch ist sicherlich keine einfache Lektüre, denn es ist sehr philosophisch und besitzt nur wenig Handlung. Wir erleben Liza vorwiegend beim Fotografieren und gemeinsam mit Männern. Mir persönlich ging es im Mittelteil etwas zu viel ums Körperliche und das Foto-Thema blieb etwas im Hintergrund, aber dennoch mochte ich die leisen, aber dennoch nachhallenden Töne, die das Buch anschlägt. Ich würde noch einmal ein Buch der Autorin lesen.


"Augenbilder" ist ein außergewöhnlicher Roman, der besonders durch seine Sprache glänzt. Ein tolles Erstlingswerk , der den Leser zwingt, die Protagonistin, aber auch das eigene Leben zu analysieren.

Ich vergebe 4 von 5.




Freitag, 27. Mai 2022

[Rezension] Du hast ja keine Ahnung - Elizabeth Feuer


 Titel: Du hast ja keine Ahnung

Autor:  Elizabeth Feuer

Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2000
Anzahl der Seiten: 224
Cover: © Ravensburger

Begonnen: 10.04.2022
Beendet: 12.05.2022



Leslie lebt für die Musik - und für den großen Traum ihres Vaters, der selbst einst Geige spielen wollte. Doch Leslie, die sich aufgrund ihrer Beinprothesen bisher ganz allein auf ihr großes Talent verlassen hat, lernt plötzlich einen Jungen kennen und möchte endlich eine ganz normale 17-Jährige sein.

In letzter Zeit habe ich so einige Bücher aus der "Reality"-Reihe von Ravensburger in öffentlichen Bücherschränken entdeckt und ein paar sogar bereits gelesen. Mir gefällt die stimmungsvolle Aufmachung genau wie die verschiedenen Jugendprobleme, die hier in relativ kurzen Geschichten erläutert werden.

In "Du hast ja keine Ahnung" geht es um Eltern, die viel zu viel von ihren Kindern verlangen und sie dadurch in eine gewisse Richtung drängen. So ergeht es hier auch Leslies Bruder, der das College abbrechen und ein eigenes Leben führen will, deshalb aber von der Familie hart verurteilt wird. Leslie ist mit ihren 17 Jahren hin und hergerissen. Denn auf der einen Seite will sie ihren Eltern beweisen, was in ihr steckt, doch auf der anderen will sie auch eine normale Jugendliche sein.

Es geht um die erste Liebe und das Ausbrechen aus dem Elternhaus, das einen plötzlich wie ein Gefängnis vorkommt. Damit spricht die Autorin hier sicherlich viele Jugendliche an, die sich ähnlich fühlen. So recht mitreißen konnte mich die Geschichte allerdings nicht, denn vom Gefühl her hangelt sich Leslie hier von einem Streit zum nächsten. Gerade das Annähern zu Jeff hätte für mich noch etwas intensiver gestaltet werden können. Vieles wird nur schnell abgearbeitet, um erneut Stoff für den nächsten großen Streit zu bieten.

Für mich war dieses Buch daher nicht der stärkste Teil dieser Reihe, obwohl es natürlich eine gute Denkanstöße gibt und aufzeigt, welche Fehler Eltern begehen, die von ihrem Kind zu viel erwarten und verlangen ...



"Du hast keine Ahnung" besitzt eine wichtige Thematik, war mir aber eine Spur zu oberflächlich erzählt und bleibt wohl nicht länger im Gedächtnis ...

Ich vergebe 3 von 5.





Mittwoch, 25. Mai 2022

[Rezension] Amok - Richard Bachman (Stephen King)

 


Titel: Amok

Autor:  Richard Bachman (Stephen King)

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1991
Anzahl der Seiten: 220
Cover: © Heyne

Begonnen: 09.05.2022
Beendet: 11.05.2022



Charlie wird mitten im Unterricht zum Direktor gerufen und als er danach zurück ins Klassenzimmer kehrt, erschießt er seine Lehrerin und nimmt seine Mitschüler als Geiseln. Dieses Ereignis sollte eigentlich Panik bei den Jugendlichen auslösen, doch plötzlich erkennen sie, dass sie Charlies Wut und Verzweiflung verstehen können ...

Bachman beziehungsweise King kommt in diesem Buch schnell zur Sache und konfrontiert den Leser direkt mit dem Beginn eines Amoklaufs, der sich aber schnell in eine ganz andere Richtung entwickelt. Die Schüler reagieren überraschend gelassen auf den Tod der Lehrerin und wollen begreifen, warum Charlie das alles getan hat. Dabei stellen sie fest, dass sie selbst ähnliche Probleme haben.

Die Jugendlichen öffnen sich nach und nach in diesem recht kurzen Roman, der bei mir ein gewisses "Breakfast-Club"-Gefühl" ausgelöst hat. Es geht - wie bei vielen Büchern von Stephen King - um das Erwachsenwerden. Dabei zeigt er schön auf, wie Menschen nach außen hin eine gewisse Rolle einnehmen müssen, obwohl es längst in ihnen brodelt. So wie bei Charlie, der nach dem doch sehr respektlosen Gespräch mit seinem Direktor die allerletzte Grenze überschreitet.

In "Amok" geht es vordergründig um Probleme, die wohl jeder junge Mensch kennt. Da sind die fehlende Liebe der Eltern und auch das Gefühl, unbedingt die ersten sexuellen Erfahrungen machen zu müssen. Es geht um den Druck auf junge Menschen, die noch gar nicht direkt wissen, wie ihr Leben aussehen soll. Dabei zeigt King, dass sich gewisse Ereignisse einprägen und einen irgendwann von innen heraus zerfressen.

Interessant ist hier der Täter Charlie, der auf den Leser durchaus sympathisch und vor allem sehr intelligent wirkt. Bis zum Ende stand ich auf seiner Seite und war überrascht, wohin dieser "Amoklauf" schließlich führt. King greift das Thema hier auf eine sehr interessante und intensive Weise auf, die definitiv zum Nachdenken anregt!



"Amok" war trotz der Kürze ein überaus intensives Leseerlebnis, das einen "Amoklauf" der ganz anderen Art beschreibt und aufzeigt, wie schwer das Erwachsenwerden sein kann ... Klare Empfehlung!

Ich vergebe 5 von 5.






Montag, 23. Mai 2022

[Rezension] Der Puppengräber - Petra Hammesfahr

 


 Titel: Der Puppengräber

Autor:  Petra Hammesfahr

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2002
Anzahl der Seiten: 400
Cover: © Rowohlt Verlag

Begonnen: 06.05.2022
Beendet: 11.05.2022



Der geistig behinderte Ben, der nicht mit seinen Mitmenschen kommunizieren kann, wächst in einem kleinen Dorf auf und wird seit jeher von seiner aufopferungsvollen Mutter beschützt. Doch im Laufe der Jahre verschwinden immer wieder Mädchen in der näheren Umgebung und obwohl anfangs niemand Ben in Verdacht hat, kommt die Dorfgemeinschaft irgendwann an den Punkt, an dem sie einen Schuldigen braucht ...

Ich bin ja großer Fan von Petra Hammesfahr, muss aber zugeben, dass ich mich mit diesem Buch von Anfang an sehr schwergetan habe. Obwohl die Geschichte rund um Ben sehr gut ausgearbeitet ist und ich besonders das Familienleben sehr spannend fand, haben mich die Zeitsprünge doch stark gestört. Hinzu kommt, dass Petra Hammesfahr zu viele Nebensächlichkeiten eingebaut hat, die zwar die Atmosphäre im Dorf ganz gut einfangen, aber immer wieder von Hauptstrang ablenken. Es treten hier auch einfach zu viele Personen auf und ohne das Personenverzeichnis am Anfang wäre ich hier oft aufgeschmissen gewesen. 

Mit den vielen vermissten Mädchen im Laufe vieler Jahre hat die Autorin bei mir auch eher für Verwirrung gesorgt. So wird immer munter von einem Vermisstenfall zum anderen gesprungen, ohne einen Fall näher zu beleuchten und manchmal war mir gar nicht so recht klar, in welchem Alter Ben in dieser Zeit denn war. Auch manche Ereignisse konnte ich nur schwer einordnen.

Auch wenn Ben im Fokus des Ganzen steht, geht es doch vielmehr um seine Familie und besonders um seine Mutter Trude, die alles versucht, um das große Unheil abzuwenden. Denn Ben schleppt immer wieder Dinge, die anscheinend den vermissten Mädchen gehören.

Für mich stand schnell fest, in welche Richtung sich das Buch entwickeln wird. Gefallen hat mir aber dennoch, wie hier aufgezeigt wird, wie Menschen Dinge einfach unter den Teppich kehren wollen, aber sie dadurch natürlich nicht loswerden. Wäre die Geschichte auf eine andere Art erzählt worden, hätte sie mir allerdings viel besser gefallen ...


"Der Puppengräber" gibt einen guten Einblick in das Dorfleben, in dem sich Meinungen recht schnell ändern können. Die Erzählform mit den vielen Zeitsprüngen hat mir hier allerdings nicht gefallen. Wäre Bens Geschichte auf andere Art erzählt worden, hätte sie mir vermutlich besser gefallen  ...

Ich vergebe 3 von 5.


Samstag, 21. Mai 2022

[Rezension] Hello, Alice - Astro Teller

 Titel: Hello, Alice

Autor:  Astro Tellar

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1999
Anzahl der Seiten: 240
Cover: © dtv

Begonnen: 30.04.2022
Beendet: 06.05.2022



Es beginnt mit einem simplen "Hello, Alice", das die Computerwissenschaftlerin Alice Lu in ihrem Postfach findet. Es scheint, dass das Programm, an dem sie für die Uni gearbeitet hat, nun mit ihr kommunizieren kann. EDGAR (eigentlich die Abkürzung für "Eager Discovery Gather and Retrieval") schreibt ihr Emails und kann sich im Internet frei bewegen. Doch was als Austausch zwischen einem Computer und einem Menschen beginnt, entwickelt sich schnell in eine gefährliche Richtung ...

"Hello, Alice" von Astro Teller besteht komplett nur aus Emails, die eine passende Atmosphäre  erzeugen. Es ist spannend zu lesen, wie sich Alice und Edgar erst einmal annähern und versuchen, einander zu verstehen. Teilweise ist das alles aber auch etwas schwer zu begreifen, denn natürlich geht es hier auch viel um Computercodes und eben Betriebs- und Browsersysteme. Da alles zur Zeit des Erscheinens dieses Buches noch in den Kinderschuhen steckte, sind einige der Dinge, die Edgar da im World Wide Web tut, für den Leser im Jahre 2022 nicht verständlich.

Ich bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen. Einerseits fand ich den Austausch zwischen Mensch und Maschine als Ausgangslage hier sehr spannend, andererseits funktioniert die Geschichte in dieser Form aber leider nicht bis zum Ende. Edgar ist ein Computerprogramm, das zwar nach Freiheit und Unabhängigkeit strebt, aber all das Menschliche nicht wirklich begreifen kann. Alice hingegen hätte hier eigentlich menschlich wirken müssen, doch der Autor gibt ihr keine echte Persönlichkeit und damit wirken irgendwie beide sehr kalt und unnahbar.

Das Buch endet sehr abrupt und für mich etwas unbefriedigend. Es werden viele Denkanstöße gegeben, die den Leser zwar zwingen, sich mit der ganzen Materie auseinanderzusetzen, aber dennoch blieb das Buch für mich bis zum Ende recht oberflächlich und einseitig. So originell die Idee auch sein mag, dieses Werk passt leider nicht mehr in die aktuelle Zeit ...



"Hello, Alice" beschreibt den Email-Austausch zwischen einem Menschen und einem Computer, der plötzlich ein eigenes Bewusstsein entwickelt. Vor zwanzig Jahren war dies sicherlich eine spannendere Lektüre als in der heutigen Zeit ... 

Ich vergebe 3 von 5.





Donnerstag, 19. Mai 2022

[Rezension] Das Phantom - Susan Kay

 


 Titel: Das Phantom

Autor:  Susan Kay

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1993
Anzahl der Seiten: 412
Cover: © Heyne

Begonnen: 29.04.2022
Beendet: 04.05.2022



In "Das Phantom der Oper" berichtet Gaston Leroux nur von den letzten drei Monaten jenes Mannes, der niemals in seinem Leben echte Liebe fand und aufgrund einer Missbildung von den Menschen gemieden wurde. Susan Key erzählt nun die gesamte Lebensgeschichte von Erik, angefangen von seiner Geburt bis zu seinen letzten Monaten in der Pariser Oper. Es ist eine Geschichte, die endlich die menschliche Seite des "Phantoms" in den Vordergrund rückt.

Das Buch beginnt dabei bereits sehr aufwühlend, denn erst einmal erfahren wir von Eriks Mutter, die mit dem missgestalteten Gesicht ihres Sohnes total überfordert ist. Die Leute wenden sich von ihr ab und das erste Kleidungsstück, dass sie für ihn näht, ist eine Maske. So streichen die ersten Jahre dahin, in denen Erik sich zwar zu einem echten Genie entwickelt, aber nie wirklich ein Teil der Gesellschaft wird.

Mit Erik habe ich beim Lesen wirklich mitgelitten, denn es ging mir schon sehr nahe, dass er, egal wo er hinkommt, immer wieder verstoßen wird. Ich hatte das Buch auch öfters beiseite packen müssen, da es mich doch enorm verstört hat, wie er anfangs gar nicht verstanden hat, was denn "falsch" an ihm ist. Auch seine "Beziehung" zu den Spiegeln wurde hier sehr passend eingebaut.

Als sehr gelungen empfand ich in diesem Werk die verschiedenen Sichtweisen. So wird das Geschehen nicht nur aus Eriks Sicht, sondern auch aus den anderer Personen, die ihm begegnen, erzählt. Damit erschafft die Autorin einen sehr tiefgründigen und ehrlichen Blick auf Eriks Leben, das leider an vielen Punkten in eine Sackgasse gerät. So gerät er nicht nur als Kuriosität in einen Wanderzirkus, sondern wird auch einige Male mit dem Tod und auch der Liebe konfrontiert.

Spannend sind die vielen Schauplätze und damit auch Eriks Lebensabschnitte. Da ich vor kurzem erst "Das Phantom der Oper" gelesen habe, wusste ich natürlich, wohin die Reise letztendlich führt, doch dennoch waren die letzten 100 Seiten, die in der Oper spielen, eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle. Als Leser stand ich hier natürlich auf Eriks Seite und ich muss sagen, dass die Autorin hier ein sehr passendes Ende gefunden hat, das ein wenig von dem aus dem Klassiker abweicht, aber für mich besser zu dem "menschlichen Phantom" passt. Um ganz ehrlich zu sein, hat mir dieser Roman hier sogar besser gefallen als der Klassiker, der bei näherer Betrachtung doch etwas einseitig wirkt und Erik keine Chance gibt, seine eigene Geschichte zu erzählen ...





Die Vorgeschichte von dem berühmten "Phantom der Oper" hat mich beim Lesen emotional sehr mitgenommen und mir gleichzeitig mal wieder gezeigt, dass es die Menschen sind, die sich ihre "Monster" selbst erschaffen. Eine tragische Lebensgeschichte und für mich sogar intensiver und vor allem vielschichtiger als der Klassiker ...

Ich vergebe 5 von 5.





Dienstag, 17. Mai 2022

[Rezension] Der dunkle Pfad - Jane Adams

 


Titel: Der dunkle Pfad

Autor:  Jane Adams

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1995
Anzahl der Seiten: 238
Cover: © Bertelsmann

Begonnen: 27.04.2022
Beendet: 29.04.2022



Vor zwanzig Jahren verschwand Cassies Cousine Suzi spurlos. Die beiden Mädchen waren auf dem Greenway unterwegs, einem dunklen Pfad, um den sich zahlreiche alte Legenden ranken und den die Einheimischen bis heute meiden. Nun kehrt Cassie mit ihrem Mann und ihren Freunden in die Gegend zurück und erneut verschwindet ein Mädchen ...

Jane Adams besitzt einen sehr einfachen und leider auch sehr unspektakulären Schreibstil, der leider nicht so recht in die Gänge kommt. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass es sich bei "Der dunkle Pfad" um ihr Debüt handelt oder aber an der Übersetzung, denn leider wirken besonders die Dialoge sehr holprig und unausgereift.

Die Ermittlungen selbst sind hier nur Lückenfüller, denn eigentlich passiert in diesem Buch nicht sonderlich viel. Die gesamte Handlung bleibt sehr oberflächlich und beim Lesen hatte ich das Gefühl, keinerlei Beziehung zu einem der Charaktere aufbauen zu können. Besonders Cassie bleibt für den Leser nur die Frau, die vor zwanzig Jahren ihre Cousine verloren hat und nun Träume beziehungsweise Visionen hat. Ähnlich austauschbar sind die restlichen Charaktere, die irgendwie allesamt irgendwie keinen Beitrag leisten, die Geschichte voranzutreiben.

Mich hat "Der dunkle Pfad" leider sehr enttäuscht und ich habe im Grunde nur durchgehalten, weil das Buch nur 238 Seiten lang ist und ich dachte, dass irgendwann doch noch etwas kommen muss. Es kam allerdings nichts und das Ende ist leider ebenso unbefriedigend und oberflächlich wie das restliche Buch ...


"Der dunkle Pfad" war für mich leider eine große Enttäuschung. Die Geschichte wird sehr oberflächlich und lieblos erzählt und besitzt so gut wie keine Spannung ... Schade ...

Ich vergebe 2 von 5.


Sonntag, 15. Mai 2022

[Rezension] Der letzte Satz - Joan Aiken

  


Titel: Der letzte Satz

Autor:  Joan Aiken

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1989
Anzahl der Seiten: 304
Cover: © Diogenes

Begonnen: 27.04.2022
Beendet: 30.04.2022



Priscilla, die von allen nur Mike genannt wird, reist mit ihrer Mutter, die sich nach einem schweren Unfall erholen muss, nach Griechenland. Dort wollen die beiden sich an einer speziellen Klinik, die eine Art Musikzentrum ist, erholen und wieder zueinander finden. In der Klinik lernt Mike schnell Julia kennen, die dort den Sonnenstich ihres frisch angetrauten und sehr reichen Mannes behandeln lässt. Dr. Adnan kümmert sich sehr fürsorglich um beide Frauen, doch er kann nicht verhindern, dass es bald eine erste Leiche gibt ...

Die Bücher von Joan Aiken sind sicherlich nicht für jeden Leser geeignet, sind sie doch sehr ruhig und beschäftigten sich über lange Strecken nur mit dem Innenleben und den Problemen verschiedener Charaktere, die erst einmal gar nicht so viel miteinander zu tun haben. So läuft es auch in "Der letzte Satz" ab. Der Leser erfährt in der ersten Hälfte erst einmal mehr über Mike und Julia, bevor das Grauen sich langsam anbahnt.

An Aikens Büchern beeindruckt mich besonders ihre ruhige, sehr unaufgeregte Art, die aber dennoch zu fesseln weiß. Wohin sich die Geschichte entwickeln wird, ist bis zum Ende unklar und einem genauen Genre lässt sich dieses Werk wohl auch nicht zuordnen.

In "Der letzte Satz" geht es um große und kleine Geheimnisse. Da ist zum einen die Frage nach Mikes Vater, der die Familie einst verlassen hat, aber gleichzeitig geht es auch um Julias Mann, der nach dem Sonnenstich verwirrt und auch verändert zu sein scheint. In der Klinik, werden so einige unterdrückte Gefühle an die Oberfläche angeschwemmt.

Bis zum Ende gibt es einige überraschende Entwicklungen. Dabei muss ich allerdings sagen, dass mir eine gewisse Auflösung doch "zu viel" war und mir die Motive selbst etwas zu schwammig vorkamen. "Der letzte Satz" ist daher eher etwas für Fans der Autorin als für Einsteiger. Für mich definitiv lesenswert!


Als großer Fan von Joan Aiken gefiel mir in "Der letzte Satz" besonders ihre sehr ruhige Charaktereinführung und das sich langsam einschleichende Grauen, von dem man lange nicht weiß, aus welcher Richtung es sich anbahnt. Es gibt einige Überraschungen, doch das Ende selbst empfand ich als etwas zu übertrieben. Dennoch aber lesenswert.

Ich vergebe 4 von 5.


Freitag, 13. Mai 2022

[Rezension] Das Phantom der Oper - Gaston Leroux


 Titel: Das Phantom der Oper

Autor:  Gaston Leroux

Genre: Roman, Klassiker
Erscheinungsjahr: 1988
Anzahl der Seiten: 348
Cover: © Hanser

Begonnen: 23.04.2022
Beendet: 27.04.2022




In der Pariser Oper treibt sich ein Phantom herum. Personal und Sänger erzählen sich die unheimlichen Geschichten und bald gibt es mit dem Maschinenmeister den ersten Toten. Für die junge Sängerin Christine, die plötzlich zum Star der Oper wird, sollte eigentlich eine aufregende Zeit anbrechen, doch sie steht längst unter dem Einfluss des Phantoms ...

Wer kennt die Geschichte des "Phantoms der Oper" nicht? Es gibt unzählige Verfilmungen, Hörspiele und Anspielungen in anderen Werken. So war mir die Handlung selbst bereits bekannt, aber es war dennoch interessant, endlich in diesen Klassiker eintauchen zu können.

Zu Beginn hatte ich allerdings große Probleme, mich an den recht nüchternen und distanzierten Schreibstil zu gewöhnen. Ich habe mich durch die ersten Kapitel kämpfen und mich erst einmal an der Pariser Oper zurechtfinden müssen. Es werden viele Begrifflichkeiten eingebaut, mit denen ich nicht vertraut war und auch mit den aufgeführten Stücken konnte ich nur wenig anfangen.

Das Durchhalten am Anfang hat sich allerdings gelohnt, denn als Christine und Raoul auf der Bildfläche erscheinen, die sich lieben, aber nicht zusammen sein können, wurde die Geschichte deutlich fesselnder. Auch eine angenehme Atmosphäre baute sich auf, die durch die vielen übernatürlichen Ereignisse bis zum Ende aufrecht erhalten bleibt.

Die Auflösung selbst war mir natürlich bekannt, aber das Ende ist hier dennoch der stärkste Teil dieses Klassikers, zeigt er doch mal wieder sehr schön, wie die sich Menscheit seit jeher ganz alleine ihre "Monster" erschafft, um sie fsnn verstoßen zu können. Ich empfand die Geschichte des Phantoms als wirklich sehr bitter und traurig und ich muss sagen, dass ich mit ihm mehr gelitten habe als mit Christine und Raoul. Passenderweise habe ich schon vor Monaten ein Buch gefunden, das sich mit der Vorgeschichte des Phantoms beschäftigt und das ich bald als Ergänzung zu diesem Klassiker lesen werde. Denn irgendwie lässt einen "Das Phantom der Oper" doch mit einem sehr melancholischen Gefühl zurück, dem Gefühl, das noch nicht alles erzählt wurde ...



Ich hatte zu Beginn ein paar Probleme in die Geschichte hineinzufinden, doch dann hat mich die doch sehr traurige Geschichte vom Phantom definitiv in den Bann ziehen können! Ein Buch, das ähnlich wie Mary Shelleys Frankenstein aufzeigt, dass es immer die Menschen sind, die sich ihre eigenen "Monster" erschaffen ...

Ich vergebe 4 von 5.


Mittwoch, 11. Mai 2022

[Rezension] Thalamus - Ursula Poznanski

 


Titel: Thalamus

Autor:  Ursula Poznanski

Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2018
Anzahl der Seiten: 406
Cover: © Loewe Verlag

Begonnen: 21.04.2022
Beendet: 25.04.2022




Timo erwacht nach einem Motorradunfall im Krankenhaus und kann weder sprechen noch seinen Körper bewegen. Er kommt in eine abgeschiedene Reha-Klinik, in der einige sonderbare Dinge passieren. Sein Bettnachbar Magnus, der eigentlich nicht einmal alleine schlucken kann, steht nachts auf und spaziert durch die Klinik. Wie ist das möglich? Und wie soll Timo sich jemanden mitteilen, wenn er doch nicht reden und auch keinen Stift halten kann?

Ich mag die Bücher von Ursula Poznanski sehr gerne, muss jedoch gestehen, dass ich mit "Thalamus" von Anfang an Schwierigkeiten hatte. Die Ausgangslage selbst versprach viel Spannung, doch leider ist doch recht schnell nach Timos Ankunft in der Klinik schon klar, in welche Richtung sich alles entwickeln wird.

Timo und seine Angst, die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist zu verlieren, waren gut dargestellt, doch leider empfand ich ihn und auch alle anderen Charaktere als zu farblos. Sie haben innerhalb der Klinik nur eine Rolle eingenommen, waren ansonsten aber recht austauschbar. So fiel es mir doch schwer mitzufiebern.

Dabei hat es die Handlung eigentlich in sich, denn Ursula Poznanski beschäftigt sich hier mit einem aktuellen Thema. Leider bietet das Buch dennoch nicht allzu viel Neues und schlägt eher eine Richtung an, die man so oder so ähnlich schon einmal gelesen hat. Ich musste bei der Lektüre dieses Buches öfters an John Saul denken, der für mich ähnliche Themen etwas unheimlicher und auch fesselnder  verpackt hat.

Trotz meiner Kritik kann ich doch sagen, dass mich zumindest der Stil von Poznanski wieder überzeugt hat und ich mich stellenweise doch unterhalten gefühlt habe. Nur das fehlende Mitfiebern und vor allem die kaum vorhandenen Wendungen lassen mich doch zu dem Fazit kommen, dass es eindeutig nicht das stärkste Werk der Autorin ist ...



"Thalamus" besitzt eine interessante Ausgangslage und ist flott erzählt, doch leider waren mir die Charaktere zu blass und die letztendliche Richtung, in die sich das alles entwickelt, zu schnell zu erahnen. Nicht das stärkste Buch der Autorin ...

Ich vergebe 3 von 5.