Dienstag, 29. November 2022

[Rezension] In Plüschgewittern - Wolfgang Herrndorf



Titel: 
In Plüschgewittern

Autor:  Wolfgang Herrndorf

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 177
Cover: © Rowohlt

Begonnen: 27.10.2022
Beendet: 05.11.2022



Der namenlose Protagonist irrt durch sein Leben und durch Berlin. Er ist nach seiner letzten gescheiterten Beziehung auf der Suche, obwohl er gar nicht weiß, was genau er sucht. Vollkommen verloren beobachtet er die Leute, verliebt sich abermals unglücklich und muss erkennen, dass er wohl einfach nicht in diese Welt hineinpasst.

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf war für mich ein großes Highlight, an das ich noch oft zurückdenke. Tragisch ist zudem der Suizid des Autors, der hier in seinem Debüt bereits seine scharfe Sicht auf jene Gesellschaft gezeigt hat, in der immer alles nach vorgegeben Mustern verläuft und in der "Andersartigkeiten" wohl nie einen wahren Platz finden werden.




Ich konnte mich gut in den Ich-Erzähler hineinversetzen. Als Leser erfahren wir zwar seinen Namen nicht, aber wir tauchen tief in seine Gedanken ein. Er ist ein ausgesprochen sensibler Mensch, der die Welt und wohl auch sich selbst nicht so recht versteht. Zudem wird er von Leuten in seinem Umfeld stets falsch eingeschätzt, da sie nach außen hin wohl nur einen völlig kaputten Menschen sehen.

"In Plüschgewittern" ist allein vom Titel absolut passend und es war für mich einer der stärksten Debütromane, die ich je gelesen habe. Es ist ein sehr melancholisches, fast schon tieftrauriges Werk, das immer wieder andeutet, dass der Protagonist selbst wohl niemals ankommen wird. Aber vielleicht geht es am Ende auch nicht darum, irgendwo anzukommen sondern vielmehr darum, den Weg mit all seinen Hürden zu meistern ohne sich dabei selbst zu verbiegen und zu verlieren ...



"In Plüschgewittern" ist ein starker Debütroman über einen Mann um die 30, der durchs Leben irrt, aneckt und dem alles egal zu sein scheint. Neben einer tiefen Traurigkeit und einer erdrückenden Melancholie erzeugt der Roman aber auch das Gefühl, mit den eigenen Gedanken nicht ganz allein zu sein. Herrndorf war ein unfassbar talentierter Autor!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extratropfen.


Sonntag, 27. November 2022

[Rezension] Der dunkle Wächter - Carlos Ruiz Zafón



Titel: 
Der dunkle Wächter

Autor:  Carlos Ruiz Zafón

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 304
Cover: © Fischer

Begonnen: 23.10.2022
Beendet: 26.10.2022



Nach dem Tod ihres Mannes findet Simone Sauvelle eine Anstellung auf Gravenmoore, einem riesigen Anwesen, in dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit seinen zahlreichen Konstruktionen lebt. Von Anfang an passieren seltsame Dinge und Simone sowie ihre Kinder Irene und Dorian kommen mit einem dunklen Schatten und uralten Geheimnissen in Kontakt ...
 
An "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón erinnere ich mich immer noch gerne zurück, denn es war ein wahres Highlight. "Der dunkle Wächter" ist ein klassischer Schauerroman, in dem es in einem riesigen Anwesen zu zahlreichen seltsamen Vorkommnissen kommt.




Eine ganz besondere Atmosphäre verströmt der Roman ab dem Punkt, in dem die Familie das Anwesen zum ersten Mal betritt. Die Gefahr ist spürbar und die ganzen Spielsachen, die teilweise Automaten sind, erzeugen beim Lesen eiskalte Schauer.

Von den Charakteren selbst war ich allerdings ein wenig enttäuscht, denn sie gehen doch etwas unter. Besonders Irene und Ismael nähern sich im Rekordtempo an und auch Simone und Darius bleiben recht blass. Der Spielzeugfabrikat selbst wirkt hingegen sehr unheimlich und steht die meiste Zeit im Fokus.




Die Geschichte rund um die Schatten/Doppelgänger ist originell und unheimlich. Es entwickelt sich relativ schnell eine sehr abenteuerliche Geschichte, in der sämtliche Charaktere ums nackte Überleben kämpfen müssen. Spannend und originell ist "Der dunkle Wächter" auf jeden Fall, aber ich habe mich doch etwas gehetzt gefühlt und wäre den Charakteren doch gerne noch etwas näher gekommen ...



"Der dunkle Wächter" ist ein abenteuerlicher, atmosphärischer und sehr spannender Schauerroman, der mir aber eine Spur zu gehetzt war und zu wenig Zeit in die Charaktere investiert. Dennoch lesenswert!

Ich vergebe 4 von 5.


Freitag, 25. November 2022

[Rezension] Das Phantom von Manhattan - Frederick Forsyth

 




Titel: 
Das Phantom von Manhattan 

Autor:  Frederick Forsyth

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2001
Seitenzahl: 240
Cover: © Goldmann

Begonnen: 23.10.2022
Beendet: 25.10.2022



Was ist eigentlich mit dem berüchtigten Erik Mühlheim aus "Das Phantom der Oper" geworden? Niemand weiß, wohin das Phantom nach der Tragödie an der Pariser Oper verschwand, doch dann wird ein Notar auf eine Reise nach New York geschickt, wo Eric mittlerweile als einer der reichsten und mächtigsten Männer lebt, die Liebe aber noch immer nicht aufgeben will ...

Dieses Jahr stand für mich ganz im Zeichen des legendären "Phantoms der Oper". Ich habe den alten Klassiker gelesen und trotz der Sprache und einiger eher zäher Abschnitte gerne gemocht. Besonders bewegt hat mich aber Susan Kays "Das Phantom", in dem auf sehr emotionale Weise die ganze Vorgeschichte Eriks geschildert wird. "Das Phantom von Manhattan" schlägt hier eine neue Richtung ein und zeigt, wie es nach den Geschehnissen in der Oper weiterging.




Schon im Vorwort ist der Autor sehr kritisch gegenüber Leroux' Werk, was ich gut nachvollziehen konnte. Frederick Forsyth verändert Erik also ein wenig und macht ihn spontan zu einem der einflussreichsten Männer von Manhattan und einem Betreiber eines Vergnügungsparks. Ob das passend ist oder nicht, sei dahingestellt. Mir gefiel es, dass Erik erst einmal aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird und es so wirkt, als hätte er seinen Platz auf dieser Welt endlich gefunden.




Jeder Abschnitt schildert das Geschehen aus einer anderen Sichtweise, wodurch das Phantom weiterhin ein Phantom bleibt. Die Geschichte mit dem Brief hat mir gefallen, auch wenn es einige eher zähe Abschnitte gab. Natürlich kommt auch Christine vor, die ihren Raul geheiratet und nun einen Sohn hat. Hier folgt eine grose Überraschung, die ich gelungen fand, auch wenn diese vielleicht - wie vieles andere in diesem Werk - nicht zu Eriks Charakter aus dem großen Klassiker passen mag. Mich hat "Das Phantom von Manhattan" auf jeden Fall unterhalten können und ich empfehle es als Ergänzung zum Klassiker und auch Susan Kays "Das Phantom" gerne weiter.



Frederick Forsyth beschäftigt sich in "Das Phantom von Manhattan" damit, was mit dem berühmten Erik Mühlheim nach der Tragödie in der Pariser Oper geschah. Vieles mag auf den ersten Blick nicht zu Erik passen, aber ich empfand das Buch dennoch als eine sehr unterhaltsame Lektüre und eine interessante, eigene Interpretation eines Charakters, der eigentlich nur geliebt und verstanden werden will.

Ich vergebe 4 von 5.



Mittwoch, 23. November 2022

[Rezension] Launen der Zeit - Anne Tyler



Titel: 
Launen der Zeit

Autor:  Anne Tyler

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2018
Seitenzahl: 304
Cover: © Kein & Aber

Begonnen: 19.10.2022
Beendet: 22.10.2022



Willa wächst in einer ganz normalen Familie auf, muss jedoch früh miterleben, wie ihre Mutter immer wieder kurz ihren Mann und ihre Töchter verlässt. Später in ihrem Leben sucht Willa ihren Platz und sehnt sich danach, wirklich gebraucht und geliebt zu werden. Sie muss dann allerdings früh mit dem Tod ihres Ehemannes klarkommen und damit, dass ihre Söhne kaum etwas mit ihr teilen. Doch dann stellt eine einzige, spontane Entscheidung plötzlich alles in Frage ...

"Launen der Zeit" gibt Einblick in ein ganz "normales" Leben, das immer mal wieder in eine Sackgasse gerät. Es beginnt im Jahr 1967, als Willa noch ein Kind ist und während der Abwesenheit ihrer Mutter Verantwortung für sich und ihre Schwester übernehmen muss. Relativ schnell springt die Autorin dann in die Jahre 1977, 1997 und 2017 und zeigt die Entwicklungen Willas, aber auch ihren Stillstand.




Willa ist eine sehr ruhige, besonnene Frau, die sogar den Tod ihres Ehemanns gut verkraftet. Aufblühen tut sie allerdings selten. Es wirkt die ganze Zeit so, als würde sie zwar vor sich hin leben, aber nirgends ankommt. Ein Gefühl, das ich sehr gut kenne. Immer wieder gibt es kleine Momente, in denen sich Willa die Frage stellt, ob dies überhaupt das Leben ist, das sie führen will.





Berührt hat mich besonders der letzte Abschnitt aus dem Jahr 2017, in dem eine einzige, sehr spontane Entscheidung dazu führt, dass Willa endlich einmal anfängt, darüber nachzudenken, was sie selbst will. Es ist eben nie zu spät, endlich aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen. "Launen der Zeit" ist ein sehr stilles, aber auch ein sehr ehrliches Buch, das Mut macht, inspiriert und vielleicht sogar anregt, den ersten Schritt zu wagen.



Mit "Launen der Zeit" hat Anne Tyler einen sehr stillen, aber auch bewegenden Roman verfasst, der den Leser in ein "stinknormales" Leben katapultiert und aufzeigt, dass es nie zu spät ist, eine ganz andere Richtung einzuschlagen. Eine klare Empfehlung!

Ich vergebe 5 von 5.


Montag, 21. November 2022

[Rezension] Der Erdbeerpflücker - Monika Feth

 


Titel: Der Erdbeerpflücker

Autor:  Monika Feth

Genre: Thriller
Erscheinungsjahr: 2003
Seitenzahl: 352
Cover: © cbt

Begonnen: 16.09.2022
Beendet: 19.10.2022



Jettes Freundin und Mitbewohnerin Caro hat plötzlich einen neuen und sehr geheimnisvollen Freund. Zur selben Zeit wird die Leiche eines Mädchen gefunden und Caro wird schließlich das nächste Opfer des Mörders. Könnte ihr ominöser Freund hinter der Tat stecken? Jette schwört öffentlicht Rache, doch gerät dann selbst in die Fänge des Killers ...

Als großer Fan von Jugendthriller habe ich schon oft von der "Erdbeerpflücker"-Reihe gehört, aber erst jetzt konnte ich ich den ersten Teil in einem öffentlichen Bücherschrank entdecken. Die Geschichte besitzt durch die kurzen Abschnitte und die verschiedenen Sichtweisen von Anfang an eine tolle Dynamik. Auf sehr spannende Art und Weise führt die Autorin hier einen Mädchenmörder ein, aus dessen Sicht wir einen Teil des Geschehens erfahren.




Jette, die hier mit ihrer anderen Mitbewohnerin Merle anfängt Nachforschungen anzustellen, empfand ich als sehr sympathischen Charakter, da sie sehr selbstständig und nicht an dem Geld ihrer sehr erfolgreichen Mutter interessiert ist, die Schriftstellerin ist und sicherlich ein paar Züge von der Autorin dieses Buches angenommen hat.

"Der Erdbeerpflücker" besitzt ein tolles Tempo, wodurch ich das Buch auch als erwachsener Leser kaum aus den Händen legen konnte. Allerdings ist die Geschichte in erster Linie ein Thriller, geht also nur leicht in die Tiefe, wenn beispielsweise kurz die Hintergründe des Täter oder familiären Verhältnisse der Mädchen angedeutet werden. Den Ermittler hätte ich allerdings nicht gebraucht und zum Ende hin war mir Jette eine Spur zu naiv, was nicht zu ihrem zuvor skizzierten Charakter passen wollte. Dennoch hat mich "Der Erdbeerpflücker" gut unterhalten und ich werde sicherlich auch die anderen Teile ausprobieren.



"Der Erdbeerpflücker" ist ein spannender Jugendthriller, der durch die kurzen Kapitel eine tolle Dynamik besitzt und gut unterhält. Nur Jettes Naivität zum Ende hin und das sehr überstürzte Finale waren nicht ganz nach meinem Geschmack.

Ich vergebe 4 von 5.



Samstag, 19. November 2022

[Rezension] Solange du lügst - Sarah Waters

 


Titel: Solange du lügst

Autor:  Sarah Waters

Genre: Roman, historischer Roman
Erscheinungsjahr: 2005
Seitenzahl: 624
Cover: © Aufbau Verlag

Begonnen: 17.10.2022
Beendet: 21.10.2022



Susan "Sue" Trinder wächst als Waise in einem Haus voller Diebe auf. Plötzlich bekommt sie das Angebot, schnell an viel Geld zu kommen. Dafür muss sie sich nur als Zofe ausgeben und Maud Lilly dazu bringen, Richard Rivers zu heiraten, der von allen nur "Gentlemen" genannt wird und zwar sehr charamant wirkt, letztendlich aber nur an Geld interessiert ist. Der ganze Plan geht jedoch schnell nach hinten los, denn neben zahlreichen Lügen funkt auch die Liebe dazwischen.

"Solange du lügst" entführt den Leser ins düstere England des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn wird die Geschichte aus der Sicht der doch sehr frechen Sue erzählt, die sich als Zofe ausgibt und das Vertrauen von Maud gewinnt - sich zeitgleich aber auch zu ihr hingezogen fühlt. Es beginnt eine sehr intensive Liebesgeschichte, die jedoch immer wieder von zahlreichen Lügen erstickt wird.




Der Plan, den Sue mit Gentlemen verfolgt, nimmt schnell eine dramatische Wendung. Ich war echt geschockt, als das ganze Geschehen schließlich aus Mauds Sicht geschildert wird und dadurch einen ganz neuen Blickwinkel bekommen. Lange Zeit ist unklar, wer hier nur mit wem spielt und vor allem welche Ziele die einzelnen Personen verfolgen.

Auf über 600 Seiten wird hier eine sehr dramatische Geschichte geschildert, die immer wieder für Überraschungen sorgt. Sarah Waters zeigt hier sehr schön, was passiert, wenn Lügen aufeinanderprallen und die Wahrheit einfach nicht greifbar ist. Ein grandioser historischer Roman, an den ich mich noch lange zurückerinnern werde!


"Solange du lügst" ist ein intensiver Roman über die Liebe zweier Frauen, die immer wieder von Lügen erstickt wird und schließlich in einer echten Tragödie endet. Für mich war die Geschichte von Sue und Maud ein großes Highlight!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extratropfen.


Donnerstag, 17. November 2022

[Rezension] Kinder der Dunkelheit - Judith Kelman

 


Titel: Kinder der Dunkelheit

Autor:  Judith Kelman

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1993
Seitenzahl: 352
Cover: © Goldmann

Begonnen: 01.10.2022
Beendet: 05.10.2022



Vier kleine Mädchen, die alle aus dem gleichen Stadtviertel von New York stammen, werden missbraucht und erzählen doch alle, dass sie sich an die Tat selbst nicht erinnern können. Die Staatsanwältin Sarah Spooner will den Fall aufklären, denn sie denkt, dass die Mädchen vielleicht hypnotisiert wurden ...

Es dauerte lange bis ich mit Judith Kelman "Kinder der Dunkelheit" warm wurde, denn lange Zeit passiert in Grunde kaum etwas. Wir lernen Sarah kennen, die sich gerade scheiden gelassen hat und nun eine neue Bleibe sucht. Sie hat selbst eine Tochter und ist daher besonders daran interessiert, den Täter zu schnappen.




Richtig sympathisch war mir Sarah in dieser Geschichte nicht, was vor allem daran lag, dass sie zwar empathisch im Umgang mit den Mädchen wirken will, aber nun einmal keine Psychologin ist. So ging sie für meinen Geschmack einfach oft zu unsensibel mit den Opfern um, die ja allesamt selbst nicht begreifen, was ihnen widerfahren ist.

Viel Nebensächliches geschieht, bevor ein wenig Spannung aufkommt und sich der Täter an Sarahs Fersen heftet. Warum auch immer, denn im Grunde drohte ihm keinerlei Gefahr. Das Thema Hypnose wird zwar angenehm eingebaut, aber leider plätschert die Geschichte nur so vor sich hin und auch das Vergewaltigungsthema wird nur oberflächlich angekratzt. Auch die Auflösung, die sehr einfach ist, reißt leider nicht mehr heraus. Das altbekannte "Show don't tell" wurde hier leider nicht beachtet ...



Für mich war "Kinder der Dunkelheit" eine große Enttäuschung. Das Buch war mir zu einfach, zu oberflächlich und leider auch zu unsensibel. Schade!

Ich vergebe 2 von 5.


Dienstag, 15. November 2022

[Rezension] Der Pfau - Isabel Bogdan




Titel: Der Pfau

Autor:  Isabel Bogdan

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 256
Cover: © Insel Verlag

Begonnen: 11.10.2022
Beendet: 15.10.2022



Eine Gruppe Investmentbanker reist als Teambuilding-Maßnahme in die schottischen Highlands. Dort erwartet sie ein durchgeknallter Pfau, der für alle zeitgleich zu einem Problem und eine Herausforderung werden soll.

Angesprochen von dem doch sehr amüsanten Klappentext war ich gleich schon zu Beginn etwas enttäuscht über die vielen geschilderten Belanglosigkeiten und Wiederholungen. Auch die Charaktere konnten mich leider nicht in den Bann ziehen. 

Einen echten Protagonisten gibt es nicht. Die McIntoshs, die den Landsitz betreiben und auch die Gruppe Banker sind klischeehaft, austauschbar und bieten keinerlei Tiefgang. Ich denke, ich werde mich an keine der Personen zurückerinnern.

Die Story selbst war zäh und Humor habe ich vergebens gesucht. Besonders Schicksal des Pfaus ist ja auch nicht gerade zum Lachen. Die ganzen Verwicklungen und Wirrungen waren eigentlich ganz gut konstruiert, konnten mich aber nicht so recht unterhalten. Kopfschüttelnd habe ich das Buch schließlich zugeschlagen und ich frage mich wirklich, wie solch ein nichtssagendes Werk zum Bestseller werden konnte. Für mich war es leider eins der schlechtesten Bücher, das ich jemals gelesen habe.



Für mich besaß "Der Pfau" leider keinerlei Humor und war nur eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten. Eins der langweiligsten Bücher, die ich jemals gelesen habe.

Ich vergebe 2 von 5.


Sonntag, 13. November 2022

[Rezension] 16 Uhr 50 ab Paddington - Agatha Christie

 


Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington

Autor:  Agatha Christie

Genre: Krimi
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 288
Cover: © Hachette

Begonnen: 08.10.2022
Beendet: 11.10.2022



Elspeth McGillicuddy beobachtet einen Mord in einem Zug, der für einen kurzen Moment neben dem fährt, in dem sie sitzt. Den Täter konnte sie nicht erkennen, aber sie berichtet dennoch sofort ihrer Freundin Miss Marple von dem Erlebten. Schnell findet Miss Marple eine Spur zu einem Anwesen und schließlich auch die Leiche der Frau ...




"16 Uhr 50 ab Paddington" ist wohl einer der bekanntesten Krimis von Agatha Christie, obwohl Miss Marple mit ihren 89 Jahren hier nur eine kleine Rolle einnimmt. Im Fokus steht nämlich Lucy Eyelesbarrow, die sich als Hausmädchen bei den Crackenthorpes einschleust und so einiges über die Familie und besonders das Erbe erfährt.

Für mich war das Buch eine sehr unterhaltsame Jagd nach dem Mörder, bei dem so einige Tatverdächtige in Frage kommen und es einige überraschende Wendungen gibt. Lucy, die hier mehr oder weniger die Ermittlungen übernimmt, ist eine sympathische und sehr temperamentvolle Frau. Auch der Fall selbst ist spannend aufgebaut und weiß von der ersten Seite bis zur letzten Seite zu unterhalten. Den Täter selbst hatte ich zwar schon früh im Versacht, aber die Auflösung fand ich dennoch stimmig. Ein lesenswerter Krimi!



"16 Uhr 50 ab Paddington" ist ein unterhaltsamer und überraschender Krimi, bei dem besonders Lucy Eyelesbarrow als Miss Marples Hilfsermittlerin heraussticht. Ein toller Fall!

Ich vergebe 5 von 5.


Freitag, 11. November 2022

[Rezension] Was man von hier aus sehen kann - Mariana Leky

 


Titel: Was man von hier aus sehen kann

Autor:  Mariana Leky

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2019
Seitenzahl: 320
Cover: © DuMont

Begonnen: 05.10.2022
Beendet: 10.10.2022



Immer, wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Die Angst vor dem möglichen Tod motiviert die Bewohner, endlich mehr zu wagen, treibt sie aber auch zu unüberlegten Taten an und lähmt sie mitunter sogar. Luisa, Selmas Enkelin, musste selbst einen schweren Schicksalsschlag erleben und lernt erst als Erwachsene, wie wichtig es ist, jeden Tag so zu leben als wäre es der allerletzte ...

Schon auf den ersten Seiten wird der Leser mit Selmas Okapi-Traum konfrontiert, der das ganze Dorf in Angst versetzt. Alle fragen sich, wen es nun wohl treffen wird. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen reagieren. Einige wollen plötzlich all das sagen, was sie nie ausgesprochen haben, andere wollen noch Dinge klären und wiederum andere sind einem Herzinfarkt nahe. Plötzlich ist der Tod allgegenwärtig und greifbar, was alle zu ungewöhnlichen Taten antreibt.




Mit einer gehörigen Prise Humor gewürzt, entsteht hier eine sehr tiefgründige Geschichte über das Leben, die Liebe und die Unausweichlichkeit des eigenen Todes. Der größte Teil der Geschichte wird aus Luisas Sicht erzählt, die ihr Dorf lange Zeit nicht verlässt und irgendwann genauso mutlos vor sich hin vegetiert wie alle anderen Bewohner.





Die Charaktere besitzen alle eigene Probleme, Ängste und Sorgen. Besonders den Optiker (dessen richtiger Name nur ein einziges Mal genannt wird!), Selma und Luisa habe ich schnell ins Herz schließen können. Doch auch die restlichen Dorfbewohner, die allesamt Ecken und Kanten, beitzen, werde ich so schnell nicht wieder vergessen. "Was man von hier aus sehen kann" entpuppte sich beim Lesen tatsächlich als großes Highlight und als ein Buch, das mich emotional so stark berührt hat, dass ich am Ende sehr viele Tränen vergießen musste.



"Was man von hier aus sehen kann" ist ein tiefgründiger, aber dennoch sehr witziger Roman über das Leben, die Unausweichlichkeit des eigenen Todes und den Mut, über sich selbst hinauszuwachsen. Ein großes Highlight!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extratropfen.