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Sonntag, 24. Juli 2022

[Hörbuch-Rezension] NSA - Nationales Sicherheits-Amt - Andreas Eschbach, gelesen von Laura Maire


 Titel: NSA - Nationales Sicherheits-Amt

Autor:  Andreas Eschbach

Genre: Hörbuch, Roman
Erscheinungsjahr: 2018
Spieldauer: 22 Stunden und 14 Minuten
Cover: © Lübbe Audio





Stellt euch einmal vor, im dritten Reich hätte es bereits Computer gegeben und damit auch die Möglichkeit der totalen Überwachung. Helene kommt als Programmstrickerin ins "Nationale Sicherheits-Amt" und denkt erst einmal nicht viel über die Arbeit nach, die sie dort verrichten soll. Doch dann lernt sie einen Mann kennen und mit ihm kommen die ersten Zweifel an ihrer Tätigkeit ...

Nachdem mein Mann und ich im letzten Monat bereits "Eine Billion Dollar" von Eschbach gehört haben, ging es nun mit diesem Roman weiter, der ein interessantes Gedankenexperiment aufwirft, das bei uns zu regen Diskussionen geführt hat. Der Autor zeigt mit diesem Buch natürlich auch unterschwellig die Probleme der heuten Zeit auf. So geht es hier um die Gefahren des Internets, die totale Überwachung und die voranschreitende Digitalisierung. Alles soll bequemer gemacht werden, aber natürlich geht es auch heute schon darum, den Menschen einzuschränken und ihn eben "kontrollierbar" zu machen.

Erschreckend ist auch die Geschichte von "NSA", denn es zeigt sich hier schnell, was diese totale Überwachung bedeutet. Wie soll eine Diktatur gebrochen werden, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, sich zu vernetzen? Wenn jedes unbedacht im Internet geschriebene Wort direkt Folgen hat? Eine Gänsehaut hat Eschbach mir eingejagt indem er an Beispielen von Sophie Scholl oder auch Anne Frank zeigt, dass vieles wohl schon direkt im Keim erstickt worden wäre.

Eschbach lässt hier zwei verschiedene Charaktere auftreten, die beide sicherlich nicht sonderlich sympathisch sind. Ich muss gestehen, dass ich besonders von der naiven Helene oft genervt war, denn sie symbolisiert hier doch das Frauchen, das einfach selbst gar nicht mitdenkt und sich sehr einfach lenken lässt. Dann ist da noch Eugen, der als Mann eigentlich gar nichts vom Programmstricken versteht, aber dann selbst lernt, was er mit den Daten so alles eigennützig anstellen kann. Er ist ein echtes Monster, das hier aber noch ein recht passendes Ende bekommt!

Ein paar Längen hat das Buch, denn gerade im Mittelteil geht es zu viel um Sex und gewisse Aktionen von Helene machen sie nicht gerade zu einer Protagonistin, der man als Leser gerne folgt. Dennoch hat es gerade das Ende in sich und erzeugt so einige Gänsehautschauer. Das Hörbuch hat uns gefesselt, zum Nachdenken gebracht und viel Diskussionsstoff geliefert, denn eins ist klar: Wir nähern uns selbst schwierigen Zeiten und sind gar nicht so weit entfernt, dass jeder unserer Schritte - ob online oder nicht - aufgezeichnet und verfolgt werden kann. Was das während eines Krieges bedeutet will ich mir lieber nicht ausmalen!


Eschbach erschafft hier wieder ein grandioses und vielschichtiges Gedankenexperiment. Das Buch ist originell und auch wenn es einige Längen gibt und die Protagonisten nicht gerade einfache Charaktere sind, fand ich es toll, wie der Autor hier zum Mitdenken und Nachdenken animiert! 

Ich vergebe 4 von 5.





5 Kommentare:

  1. Huhu!

    Freut mich dass es dich bzw. euch wieder mitreißen konnte, auch wenn du ein paar kleine Kritikpunkte hast.
    Dass über Helene: "sie symbolisiert hier doch das Frauchen, das einfach selbst gar nicht mitdenkt und sich sehr einfach lenken lässt." zeigt für mich genau das, was ja meist passiert in solchen Fällen. Anders kann man soviele Menschen gar nicht für eine Idee begeistern. Das ist ja grade der Knackpunkt, dass die meisten tatsächlich nicht mitdenken und sich lenken lassen ;)
    Ob mir Helene so sympathisch war weiß ich nicht mehr, zu naiv war sie mir sicher, aber das ist halt so und das hat Eschbach hier sehr gut gezeigt...
    Überhaupt hat er mit seinen Themen immer eine wichtige Botschaft und bringt sie spannend rüber!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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  2. Huhu Aleshanee,

    Da hast du absolut recht, so eine Diktatur funktioniert wirklich nur, wenn da Menschen sind, die nicht groß mitdenken und das wurde hier an Helene eigentlich sehr gut dargestellt.
    Irgendwie ging sie mir beim Hören dann aber dennoch oft auf die Nerven und es hat einen schon gereizt, dass sie da bis zum Ende nur so eine minimale Entwicklung durchlebt hat.
    Die Sprecherin von dem Hörbuch hat in ihren Anschnitten auch wirklich immer sehr naiv und dümmlich geklungen. Etwas anstrengend wurde es ja, als Helene plötzlich Sex für sich entdeckt hat, das war ein Strang, den ich in dem Buch nicht gebraucht hätte.

    Ansonsten war es aber wieder ein wichtiges Thema und es gab durchaus viel Stoff zum Reden und Nachdenken. Das mag ich auch an seinen Büchern.

    Aktuell hören wir noch "Der Herr aller Dinge", das ist aber bisher noch nicht ganz so packend.

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Das weiß ich jetzt ganz ehrlich einfach nicht mehr so genau :) Ich kann mir so viele Details leider immer nicht merken, aber ich hätte Helene jetzt nicht so in Erinnerung. Ich müsste da tatsächlich in meiner Rezension nachlesen, was ich da geschrieben hatte ^^

      Der Herr aller Dinge - auch ein grandioses Buch! Aber ja, das ist nicht so packend, und etwas speziell, anders, ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll... Wie weit seit ihr denn mittlerweile damit?

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    2. Ja, manches vergisst man einfach nach einiger Zeit :D Ich werde mal bei deiner Rezension vorbeischauen!

      "Der Herr aller Dinge" haben wir gestern beendet. Meine Rezension dauert noch etwas, aber ich fand es leider bisher das schwächste Buch von Eschbach, vielleicht, weil mich das Thema nicht so wirklich interessiert hatte. Ich dachte echt, es würde vordergründig um diesen "Arm/Reich"-Unterschied gehen, nicht um dieses ganze Technische! Von den Charakteren mochte ich das Buch aber dennoch irgendwie!

      Liebe Grüße
      Jessi

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    3. Ja, technik-reich war es definitiv, das weiß ich auch noch. Ich fand das aber trotzdem spannend, soweit ich mich erinnere. Es ist jetzt nicht eins seiner besten Bücher, gefallen hats mir aber trotzdem :)

      Das einzige von ihm, mit dem ich wirklich nicht viel anfangen konnte, war Kelwitts Stern.
      Witzigerweise ist das allerdings eins der Lieblingsbücher von Eschbach von meinem Bruder ^^

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