Autor: Julia Dibbern
Genre: Jugendbuch, Roman
Verlag: Ink Rebels
Bereits gelesene Bücher der Autorin: keine
"Endlich achtzehn!
Leo ist aufgeregt, aber bester Dinge, als sie fürs Studium allein nach Hamburg zieht. Doch die Unabhängigkeit stellt sich als gar nicht so einfach heraus, denn plötzlich muss Leo mit einem Biotop im Badezimmer und dem vermeintlichen Hammermörder als Nachbarn klarkommen.
Und dann trifft sie auch noch auf Loris, was nur halb so kompliziert wäre, hätte sie nicht das Gefühl, ihn längst in- und auswendig zu kennen: aus den Geschichten, die sie schreibt, seit sie einen Stift halten kann.
Doch wie ist das zu erklären? Kann es Seelenverwandtschaft wirklich geben?
Und … wie soll sie mit den Seiten von Loris umgehen, die sie nicht erfunden hat – den dunklen Seiten?"
"Wenn ich dich nicht erfunden hätte" von Julia Dibbern ist ein Buch, das ich ganz spontan bei Lovelybooks entdeckt und das ich dort mit anderen Büchersüchtigen gelesen habe. Allein das Cover ist für mich ein echter Hingucker und nach dem Lesen des Klappentextes habe ich mich auf eine schöne romantische und fantasievolle, wenn auch melancholische Geschichte eingestellt. Doch letztendlich ist "Wenn ich dich nicht erfunden hätte" eher eine typische "naives Mädchen trifft Bad Boy"-Geschichte.
Müsste ich allein den Schreibstil der Autorin bewerten, würde ich wohl die volle Punktzahl geben. Ich mochte Julia Dibberns Stil sehr, er ist jung, frisch und lebendig. Es gibt einige überaus witzige und charmante Stellen und das Buch lässt sich wirklich schnell lesen., perfekt also für ein Jugendbuch. Was der Autorin aber leider nicht gelungen ist: Bei mir ist keinerlei Gefühl angekommen. Beinahe alle Charaktere haben mich kalt gelassen, was besonders an der überaus naiven Protagonistin lag, dich mit bis zum Schluss leider sehr viele Nerven gekostet hat.
- Leo -
Leos leicht verpeilte Art fand ich zu Beginn der Geschichte noch liebenswert, doch leider mischte sich diese Verpeiltheit mit einer riesigen Portion Naivität. Während es am Anfang noch recht witzig ist (als sich Leo beispielsweise eine völlig heruntergekommene Wohnung schönzureden versucht!) , schlägt es irgendwann um und mir kam ihre Naivität einfach nur noch dumm vor.
Vom Cover her hätte ich hier mit einer recht melancholischen Story gerechnet. Ich dachte, ich könnte mich durch meine eigene Liebe zum Schreiben mit Leo identifizieren, denn ich habe auch oft das Gefühl, dass meine Protagonisten zum Leben erwachen, doch letztendlich sind die Geschichten von Leo nicht wichtig für den Verlauf. Leider wirkte Leo auch nicht wirklich nachdenklich auf mich, wie bereits erwähnt kam sie mir mit ihrem Gedanken manchmal wirklich dumm vor. Naivität ist das eine, aber alles durch eine rosarote Brille zu sehen und überhaupt nicht mehr auf das Umfeld zu achten, ist etwas anderes. Erste Liebe hin oder her.
Als Leo auf Loris, den "Jungen aus ihrer Geschichte" trifft, stürzt sie sich in eine Liebelei mit ihm, die mich teilweise wütend gemacht hat. Eine gewisse Naivität ist mit 18 und dem Beginn des eigenen Lebens wohl zu erwarten, aber mit ihrer Art hat sich Leo einen Platz auf dem Treppchen der naivsten Charaktere verdient. Sie hat das große Talent, wirklich alles auszublenden und sich alles irgendwie zu erklären. Für die letztendliche Geschichte rund um die hoffnungslose Beziehung zwischen den beiden war diese Charaktereigenschaft nützlich, aber meiner Meinung nach hat es die Autorin hier etwas übertrieben.
- Loris -
Über Loris möchte ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten, denn das würde einen großen Teil der Spannung wegnehmen. Ich kann nur sagen, dass er mir von Anfang an unsympathisch war, was wohl auch so von der Autorin beabsichtigt war, doch leider konnte mich dann die "Beziehung" auch nicht so recht packen.
Loris ist ein Partygänger, jemand der Mädchen nur benutzt und der gleichzeitig nur an sich selbst zu denken scheint. Ob so jemand eine naive Freundin braucht, die sich an ihn klammert? Die einfach alles mit sich machen lässt? Vielleicht, ja vielleicht ...
Der Anfang des Buches hat mich noch begeistert. Ich wollte mit Leo zusammen den Ernst des Lebens kennenlernen, das Studium beginnen, Freundschaften schließen und mich verlieben, doch bei mir hat die Geschichte leider schnell für Ernüchterung gesorgt und es fällt mir jetzt schwer die richtigen und vor allem ehrlichen Worte zu finden.
Diese recht typischen und von vielen Lesern gehypten "Bad Boy"- Geschichten mag ich nur selten. Bis jetzt konnte mich nur wenige Bücher dieses Genres begeistern. "Kirschroter Sommer" und "Türkisgrüner Winter" von Carina Bartsch beispielsweise, oder auch mein Liebling "Engel und Joe" von Kai Hermann. In diesen Büchern habe ich mit den Protagonisten gelitten, geweint und jeden Moment genossen, doch in "Wenn ich dich nicht erfunden hätte" gab es für mich leider keinen Charakter, der mich begeistern konnte. Die angesprochene Naivität von Leo hat mich immer mal wieder das Buch zur Seite legen lassen und letztendlich habe ich für dieses Buch länger als gewöhnlich gebraucht.
Die Geschichte rund um Leo und Loris lässt sich auf jeden Fall gut lesen und die Autorin spricht zudem eine ernste und aktuelle Thematik an. Leider fehlten mir die Emotionen. Ich konnte weder Leo verstehen, die plötzlich zum ersten Mal verliebt ist und sich Hals über Kopf in alles stürzt, noch Loris, dessen Hintergründe nicht so recht beleuchtet werden.
Den meisten Lesern der Leserunde hat das Buch allerdings gefallen und ich muss hier abschließend auch noch einmal sagen, dass ich Julia Dibberns Stil passend für die Art der Erzählung fand. Besonders Jugendliche dürften sich hier angesprochen fühlen, auch wenn ich empfohlene Altersempfehlung von 14+ doch etwas zu tief angesetzt finde. Es ist auf jeden Fall keine schlechte Geschichte, denn letztendlich fügt sich doch alles gut zusammen und es gibt eine Botschaft, die der Leser mitnehmen kann. Mich persönlich konnte das Buch allerdings nicht abholen, es fehlte mir an Tiefe und ich denke, es ist wieder so eine Geschichte, die ich trotz der sehr ernsten Thematik, schnell wieder vergessen werde ...
"Wenn ich dich nicht erfunden hätte" von Julia Dibbern ist eine recht typische "Bad Boy"-
Geschichte. Der Schreibstil hat mich überzeugt, doch die Geschichte konnte es nicht. Für mich waren keinerlei Emotionen spürbar und die Naivität der Protagonistin, so förderlich sie auch für die Geschichte ist, hat mich das Buch oft zur Seite legen lassen. Ich möchte das Buch hier zum Ende dennoch objektiv bewerten, denn es hat auch seine Stärken und wird mit Sicherheit seine Leser finden!