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Montag, 10. Februar 2020

[Rezension] Der Regen, bevor er fällt - Jonathan Coe

Titel: Der Regen, bevor er fällt
Autor:  Jonathan Coe
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 10. September 2018
Anzahl der Seiten: 304
Cover und Inhaltsangabe: © Penguin Verlag


Begonnen: 08.01.2020
Beendet: 10.01.2020



"Eine Handvoll Fotos und ein Stapel selbst besprochener Tonbänder, das ist Rosamonds Vermächtnis an Imogen, die Enkelin ihrer Cousine Beatrix. Auf den Bändern erzählt Rosamond die tragische Geschichte der Familie und findet nach und nach Worte für jenes schreckliche Unglück, das zu Imogens Erblindung führte. – Ein bewegender Roman über drei Generationen von Frauen, über ein dunkles Familiengeheimnis und die alles verbindende Sehnsucht nach Liebe und Glück."




Und wieder habe ich in einem Bücherschrank ein Buch entdeckt, das ich ansonsten wohl niemals gelesen hätte. Bei "Der Regen, bevor er fällt" hat mich besonders der Titel angesprochen und so habe ich einfach einmal einen Blick ins Innere geworfen.

Dabei lernen wir erst einmal Gill kennen, die sich um die Beerdigung ihrer Tante kümmern muss und dabei vor die Aufgabe gestellt wird, einer gewissen Imogen Kassetten zu überbringen, die Rosamond kurz vor ihrem Tod aufgenommen hat. Darauf erzählt Rosamond eine Familiengeschichte, die sich über mehrere Generation erstreckt und die auch für die blinde Imogen wichtig sein wird.

Den Schreibstil von Jonathan Coe fand ich sehr angenehm, wenngleich auch gerade zu Beginn weniger poetisch als zum Ende hin. Gill und ihre Töchter selbst sind nur Nebenfiguren, die hier nur dazu dienen, die Kassetten der verstorbenen Tante anzuhören. Für mich hätte es diesen einen "Gegenwartsstrang" hier nicht gebraucht.

Einen echten Vergangenheitsstrang gibt es in diesem Buch nicht. Der Leser lauscht hier den rückblickenden Erzählungen der Tante, die hier eine Familiengeschichte erzählt, die schon beginnt, als sie selbst noch Kind ist. Anhand von zwanzig Bildern will sie der blinden Imogen berichten, wieso alles so gekommen ist, wie es eben gekommen ist.

Als Leser weiß man natürlich schnell, dass Imogen auch ein Teil dieser Geschichte sein wird und auch ihre Erblindung noch eine Rolle spielt. Zu Beginn hat für mich diese Erzählform eine gewisse Distanz geschaffen. Es gibt hier keine richtigen Hauptcharaktere, denen wir folgen, sondern nur eine Familiengeschichte, die nach und nach offenbart wird.

Dennoch hat mich das Buch fasziniert, denn ich habe mich beim Lesen selbst so gefühlt, als würde ich nach und nach die Hintergründe erfahren, warum eine Familie eben so ist wie sie ist. Dabei gibt es hier einige sehr dramatische Wendepunkte - allen voran wohl jene, die das Coverbild bereits auf ganz unschuldige Art und Weise andeutet.

Hierbei stellt der Autor eine Frage in den Mittelpunkt: Werden wir alle zwangsläufig wie unsere Eltern? Ja, auf erschreckende Art und Weise zeigt er hier auf, was fehlende Liebe in der Kindheit doch anrichten und welche Wellen es in das Erwachsenenalter schlagen kann.

Ich hatte das Gefühl, dass der Autor hier auch ein Weile gebraucht hat, um vollkommen in seiner Geschichte anzukommen. So offenbart er gerade zum Ende hin doch noch einen sehr tiefgründigen und poetischen Schreibstil, der bei mir sogar für ein paar Tränen gesorgt hat!



"Der Regen, bevor er fällt" ist ein ganz eigenes Buch, das zwar fast nur aus den Erzählungen einer jüngst verstorbenen Frau besteht, aber dennoch ab einen gewissen Punkt sehr nahe geht. Besonders das Ende hat mich emotional stark berührt. Ein Roman, auf den man sich einlassen muss und der dann definitiv berührt!


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