Seiten

Donnerstag, 4. November 2021

[Rezension] Venedig kann sehr kalt sein - Patricia Highsmith


Autor:
  Patricia Highsmith
Genre: Krimi, Roman
Erscheinungsdatum: 1979
Anzahl der Seiten: 328
Cover und Inhalsangabe: © Diogenes

Begonnen: 02.10.2021
Beendet: 05.10.2021


"Den Glutkern des Buches bildet ein Paar, das allein auf der Welt ist: zwei Männer, die sich miteinander unterhalten. Ein paar Worte nur, dann zieht der eine seine Pistole und feuert einen Schuß ab. Der andere fällt in eine Hecke, doch als er wieder auf den Füßen steht, ist der Angreifer verschwunden. Der Überlebende hätte allen Grund, um den Schützen einen Bogen zu machen. Doch dieser ist sein Schwiegervater, besser: sein ehemaliger Schwiegervater."



Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wie sehr ich Patricia Highsmith verehre. Sie ist für mich nicht nur ein großes Vorbild, nein, irgendwie fühlt es sich beim Lesen ihrer Bücher jedes Mal so an, als würde ich "nach Hause" kommen und in ihr eine echte Familie vorfinden. Ich bewundere ihren Schreibstil und hoffe, irgendwann einmal genauso tiefgründig wie sie schreiben zu können.

"Venedig kann sehr kalt sein" ist ein Buch, das sich ein wenig von ihren anderen Werken unterscheidet. Wir haben hier Ray Garrett, der schon auf den ersten Seiten um ein Haar erschossen wird. Ganz langsam tastet sich Patricia Highsmith nun dem Grund dieser Tat an. Der Schütze ist nämlich kein geringerer als Rays Schwiegervater, der vor kurzem seine Tochter durch einen tragischen Selbstmord verloren hat. Coleman wird von seinem Hass zerfressen und will unbedingt Rache ...

Dieses Werk ist sicherlich nichts für den modernen Krimi-Leser, denn es ist sehr ruhig und konzentriert sich auf das Innenleben der beiden "Kontrahenten". Zum einen ist da Ray, ein ganz normaler Mann, der auch unter  dem Verlust seiner Frau leidet, aber niemanden für ihren Selbstmord verantwortlich macht. Coleman hingehen sieht in Ray den Schuldigen. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich die beiden Männer mit ihren Gefühlen umgehen. Ray will alles mit einem Gespräch lösen, während Coleman einfach auf Rache aus ist.

Venedig als Setting für diesen Roman ist gut gewählt. Das italienische Lebensgefühl wird perfekt aufgegriffen und es ist toll zu sehen, wie sowohl Ray als auch Coleman von Einheimischen Unterstützung bekommen.

Ich habe Ray hier wirklich bewundert, der bis zum Ende keinerlei Angst zeigt und einfach nicht hassen will oder kann. Er symbolisiert hier die gute Seite eines Menschen, während Coleman die verletzte und auch zerstörerische Seite aufzeigt. Für mich ist "Venedig kann sehr kalt sein" ein sehr vielschichtiger Roman, den ich allerdings nur Lesern empfehlen würde, die schon einmal ein Buch von Patricia Highsmith gelesen haben, denn dieses Werk ist viel ruhiger als ihre anderen. Es besitzt aber dennoch einen tollen Nachklang! 



Ich verehre Patricia Highsmith wie wohl keine andere Autorin und so habe ich auch in "Venedig kann sehr kalt sein" wieder einen vielschichtigen, wenn auch sehr ruhigen Roman entdecken dürfen!

Ich vergebe 5 von 5.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Datenschutzerklärung
dieses Blogs.