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Mittwoch, 31. August 2022

[Rezension] Die sieben Dämonen - Barbara Wood

 


Titel: Die sieben Dämonen

Autor:  Barbara Wood

Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 1996
Seitenzahl: 350
Cover: © Fischer

Begonnen: 04.08.2022
Beendet: 07.08.2022



Mark Davison, der die ihm versprochene Professorenstelle nun doch nicht erhalten soll, bekommt ein 100 Jahre altes Tagebuch in die Hände gedrückt und soll eine Ausgrabung im Niltal leiten. Doch direkt nach seiner Ankunft werden die sieben Teilnehmer mit einigen seltsamen Vorfällen konfrontiert. Kann es sein, dass ein alter Fluch sie alle daran hindern soll, die Grabkammer Echnatons zu finden?

In einer gemütlichen Leserunde sind wir nach Ägypten gereist und ich war von der ersten Seite an erstaunt, welch Atmosphäre Barbara Wood hier erschafft. Ich konnte den Wüstensand förmlich schmecken und habe mich wie ein Teil des Ausgrabungsteams gefühlt. An vielen Stellen hatte ich eine richtige Gänsehaut, denn es passieren von Anfang an viele rätselhafte Dinge, die auf einen uralten Fluch hindeuten.




Ob es sich wirklich um einen Fluch handelt oder eine natürliche Ursache hinter all den Vorkommnissen steckt, lässt Barbara Wood hier sehr lange offen. Mark ist als Ägyptologe natürlich sehr lange davon überzeugt, dass sich alles irgendwie wissenschaftlich erklären lassen muss. Dadurch weiß auch der Leser lange Zeit nicht, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. 

Ich mochte die Mischung aus Thriller, Mystery und Liebesgeschichte sehr. Geschickt gibt die Autorin auch Einblicke in die ägyptische Geschichte und auch das Leben in Ägypten ohne sich dabei vom Hauptstrang zu entfernen oder gar zu langweilen. Der große Showdown hat es dann in sich und hat mich durch die letzten Seite gefegt. Ein grandioses Abenteuer in Ägypten, das für mich beim Lesen ein echtes Erlebnis war!

Mein allererstes Buch von Barbara Wood hat mich total überrascht. Die gekonnte Mischung aus Thriller, Mysteryroman und Liebesgeschichte macht "Die sieben Dämomen" zu einem echten Pageturner und einem großen Abenteuer für Ägyptenfans!


Ich vergebe 5 von 5.






Montag, 29. August 2022

[Rezension] Wer ist Jennifer Jones? - Anne Cassidy

 


Titel: Wer ist Jennifer Jones?

Autor:  Anne Cassidy

Genre: Thriller, Psychothriller
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 352
Cover: © Fischer Schatzinsel

Begonnen: 31.07.2022
Beendet: 04.08.2022



Jennifer Jones hat als Kind ihre beste Freundin erschlagen. Nun, zehn Jahre später, versucht sie ein neues Leben zu beginnen und nimmt eine neue Identität an. Als Alice will sie ein ganz normales Leben führen, doch sie erkennt schnell, dass sich die Vergangenheit nicht so einfach abschütteln lässt ...

"Wer ist Jennifer Jones?" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Wir lernen hier erst einmal Alice kennen, die einen Freund hat, bei einer netten Frau lebt und sich schon aufs Studium freut. Doch plötzlich taucht ein Detektiv auf und der Leser wird in die damaligen Geschehnisse katapultiert.




Was Jennifer als Kind erleben musste, ging mir schon sehr nahe. Es ist eine Geschichte von Vernachlässigung und gnadenloser Überforderung. Die Autorin zeichnet hier eine Kindheit auf, die direkt in eine Sackgasse führt. Als Leser konnte ich Jennifers Verzweiflung und auch ihre Wut verstehen. Tragisch war zu sehen, wie auch ihre Freundschaften schließlich auf eine sehr brutale Art zerbrechen.




Für mich war dieses Buch ein echter Psychothriller, der in die Tiefe geht und sehr schön aufzeigt, dass es in unserer Gesellschaft so gut wie unmöglich ist, den eigenen Fehlern zu entkommen. Die Leute lieben Skandale und sie wollen weder verzeihen noch die wahren Hintergründe erfahren. So etwas durchlebt auch Alice/Jennifer in dieser sehr düsteren Geschichte, in der es von Anfang an keine echte Chance auf ein Happy End beziehungsweise einen Neuanfang gab ...

"Wer ist Jennifer Jones?" ist ein spannender Psychothriller, der zeigt, dass Menschen Fehler nur selten verzeihen und es schwer ist, der eigenen Vergangenheit zu entkommen. Eine klare Empfehlung!

Ich vergebe 5 von 5.






Samstag, 27. August 2022

[Rezension] Ich hab dich im Gefühl - Cecelia Ahern

 


Titel: Ich hab dich im Gefühl

Autor:  Cecelia Ahern

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 416
Cover: © Krüger Verlag

Begonnen: 28.07.2022
Beendet: 02.08.2022



Joyce verliert bei einem Unfall ihr ungeborenes Baby und überlebt selbst nur durch eine Bluttransfusion. Plötzlich erkennt sie, dass sie so wie vorher nicht mehr weiterleben will. Sie trennt sich von ihrem Mann, zieht zu ihrem Vater und stellt plötzlich fest, dass sie fremde Sprache spricht und in ihrem Kopf seltsame Erinnerungen herumspuken. Zeitgleich ist da Justin, der nach seiner ersten Blutspende unbedingt wissen will, wem er das Leben gerettet hat ...

Joyce und Justin sind hier zwei interessante Protagonisten. Beide stehen mitten im Leben, als sie durch die Blutspende beziehungsweise Bluttransfusion plötzlich auf magische Art und Weise miteinander verbunden sind. Es kommt zu einigen Missverständnissen, als sie sich auf unterschiedliche Weise auf die Suche nach einander und auch nach dem Grund ihrer Gefühle begeben.



Früher mochte ich die Bücher von Cecelia Ahern wirklich sehr gerne und ich hatte bei einigen beim Lesen wirklich mit den Tränen kämpfen müssen. "Ich hab dich im Gefühl" hat mich zu Beginn durch die interessante Ausgangslage zwar abgeholt und in den Bann gezogen, aber echte Romantik oder auch Magie konnte nicht nicht spüren.

Der Humor ist das, was mir bei diesem Buch am ehesten in Erinnerungen bleiben wird. Joyce und ihr Vater geben hier ein echt chaotisches Paar ab, das mich oft zum Lachen gebracht hat. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass der Dad von Joyce tatsächlich allen anderen die Show stielt. Mit Justins Abschnitten wurde ich nämlich nicht wirklich warm und Joyce ewige Suche mit all den Missverständnissen war mir irgendwann auch zu viel. Für mich war "Ich hab dich im Gefühl" daher eher eine Durchschnittslektüre.


Die Geschichte von Justin und Joyce hat mich gut unterhalten und oft auch zum Lachen gebracht, aber Romantik, Magie oder auch große Emotionen waren für mich leider nicht spürbar ...

Ich vergebe 3 von 5.






Donnerstag, 25. August 2022

[Hörbuch-Rezension] Herr aller Dinge - Andreas Eschbach

 


Titel: Herr aller Dinge 

Autor:  Andreas Eschbach

Genre: Roman, Hörbuch
Erscheinungsjahr: 2015
Hörzeit: 23 Stunden 39 Minuten
Cover: © Lübbe Audio



Als Kind lernt der Hiroshi, der Sohn einer Angestellten, die Tochter des französischen Botschafters kennen. Charlotte und er freunden sich miteinander an - erkennen aber schnell, dass es einen Unterschied zwischen ihren Leben gibt. Dem kleinen Hiroshi kommt schließlich eine Idee, wie man den Unterschied zwischen Arm und Reich für immer auslöschen könnte. Als Erwachsener macht er eine bahnbrechende Erfindung. Doch ist die Welt bereit für diesen Wandel?

Wieder habe ich mit meinem Mann gemeinsam ein Hörbuch von Andreas Eschbach gehört, denn es gefällt uns, dass er immer wieder Stoff zum Nachdenken liefert und sich vieles auf unsere aktuelle Zeit übertragen lässt. Augenscheinlich geht es in "Herr aller Dinge" erst einmal um die Frage, wieso es reiche und arme Menschen gibt und wie es gelingen könnte, dass niemand mehr einfach nur arbeiten muss, um überleben zu können. Dass hier einiges in unserer Welt schief läuft ist ja offensichtlich.

Eschbach lässt sich hier viel Zeit bis der Leser überhaupt erfährt, was Hiroshis Plan ist. Das sorgt anfangs dafür, dass man unbedingt wissen wollte, wie es ihm denn nun gelingen wird, den Menschen sämtliche Arbeit abzunehmen. Wir begleiten Hiroshi und auch seine Freundin Charlotte durch viele Jahre, sehen, wie sie heranwachsen und wie seine Idee sich schließlich zu ersten Experimenten führt.

Ich muss hier ehrlich sein, denn ich war etwas enttäuscht, als ich erfuhr, um welchen technischen Fortschritt es hier geht. An dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten, denn gerade das Lüften von Hiroshis Idee sorgt für Spannung, aber es war einfach ein Thema, was mich persönlich nicht wirklich interessiert. Leider verliert der Autor immer wieder den Faden, erzählt viel Nebensächliches (besonders aus Charlottes Leben) und erschafft dann auch noch einige actionreiche, aber doch viel zu übertriebene Momente. Besonders der große Showdown war mir doch etwas zu viel des Guten.

Schade ist, dass Eschbach das Hauptthema irgendwann aus den Augen verliert, als Hiroshis "Erfindung" sich verselbstständig. Es geht nun nicht mehr darum, den Unterschied zwischen Reich und Arm auszulöschen sondern schlichtweg darum, diese "Erfindung" wieder zu entschärfen. So fehlte mir hier am Ende irgendeine Botschaft, die ich sonst von diesem großartigen Autor eigentlich gewöhnt bin ...

Für mich war "Herr aller Dinge" leider bisher der schwächste Roman von Eschbach, obwohl ich die Charaktere und auch das Ausgangsthema echt spannend fand ... 


Ich vergebe 3 von 5.






Dienstag, 23. August 2022

[Rezension] Tiere - Simon Beckett

 


Titel: Tiere 

Autor:  Simon Beckett

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2017
Seitenzahl: 288
Cover: © Rowohlt

Begonnen: 28.07.2022
Beendet: 31.07.2022



Nigel, der die Welt um sich herum oft nicht begreift, lebt in einem alten Pub und ist eigentlich ganz zufrieden mit seinem Leben. Doch dann beschließen seine Arbeitskolleginnen Cheryl und Karen vorbeizuschauen, die natürlich nicht ahnen, was Nigel in seinem Keller gefangen hält ...

Ich habe nun bereits zwei Bücher von Simon Beckett gelesen und beide haben mich bestens unterhalten. Auch "Tiere" konnte mich schnell in den Bann ziehen, was besonders an dem interessanten Hauptcharakter lag. Nigel wirkt wie ein großes Kind, das die Welt mit ganz anderen Augen sieht. Der Autor wollte, dass der Leser Sympathie für ihn empfindet, was bei mir allerdings nicht so recht funktionierte.



Wir erfahren recht schnell, was Nigel da unten im Keller treibt. Hier jagt zu Beginn des Buches ein Schockmoment den nächsten. Nigel füttert seine Gefangenen, die er nur als "das Rothaarige", "das Dicke" oder auch "das Schwarze" bezeichnet, mit Hundefutter und versucht sie zu dressieren. Für den Leser bleiben diese Menschen auch charakterlos, gibt es doch nur winzige Einblicke in ihre Persönlichkeit. So bleibt allerdings auch das Mitgefühl etwas auf der Strecke.

So interessant ich Nigel auch empfand, so blass bleiben seine Hintergründe. Klar, da sind immer wieder kurze Einblicke in seine verkorkste Kindheit, aber da ist nichts, was wirklich in die Tiefe geht. So ist die Geschichte ab dem Punkt, an dem Nigels Arbeitskolleginnen ihren Besuch ankündigen, sehr vorhersehbar. Leider endet das Buch dann auch sehr abrupt und ist für meinen Geschmack mit den 288 Seiten einfach zu kurz, um einen vielschichtigen Charakter und auch eine halbwegs spannende Geschichte zu erschaffen ...

"Tiere" besitzt einen sehr interessanten Hauptcharakter und einige gelungene Schockmomente, blieb mir als Gesamtwerk aber zu oberflächlich ...

Ich vergebe 3 von 5.








Freitag, 19. August 2022

[Rezension] Der Greifensteiner Spuk - Udo Igel-Bitter

 


Titel: Der Greifensteiner Spuk

Autor:  Udo Igel-Bitter

Genre: Kinderbuch, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 1988
Seitenzahl: 162
Cover: © Udo Igel-Bitter

Begonnen: 15.07.2022
Beendet: 26.07.2022



Urs zieht nach Greifenstein und fühlt sich dort vom ersten Tag magisch von der alten Burgruine angezogen. Mit seiner neuen Freundin Tina erkundet er die Burg und kommt dann einer alten, gespenstischen Geschichte auf die Spur und muss plötzlich auch noch die ganze Menschheit retten ...

"Der Greifensteiner Spuk" war mal wieder ein Buch, das mein Mann und ich zusammen gelesen haben, denn den Ort und auch die Burg kennen wir. So war es spannend, mehr über die alten Legenden zu erfahren und mit dem jungen Urs hier ein kleines Abenteuer zu erleben.

1988 im Eigenverlag des Schriftstellers erschienen, liest sich die Geschichte allerdings nicht mehr ganz so zeitgemäß und besitzt auch etliche Fehlerchen, besonders was die fehlenden Anführungszeichen anbelangt. Dennoch ist es eine sehr witzige Geschichte und mit den Ideen des Bonumalum und Vitaneum durchaus geeignet, um Kindern etwas beizubringen.

Die Sprache war mir allerdings teilweise etwas zu hart für ein Kinder- beziehungsweise Jugendbuch und auch die Tatsache, dass ein dicker Junge dauernd ausgegrenzt wird, war nicht wirklich meins. Aber die Zeiten ändern sich zum Glück. Empfehlen würde ich "Der Greifensteiner Spuk" wohl eher älteren Kindern oder Erwachsenen, denn am Ende präsentiert der Autor nicht nur einen spannenden "Endkampf" in der Burg sondern auch noch eine kleine Wendung, die auf jeden Fall zum Nachdenken anregt. 


Ein spannendes Abenteuer, das trotz des leicht eingestaubten Stils und ein paar Fehlern auch Erwachsene zu unterhalten weiß! Ein Besuch in Greifenstein lohnt sich auf jeden Fall!

Ich vergebe 4 von 5.


Mittwoch, 17. August 2022

[Rezension] Bittere Lügen - Karen Perry

 


Titel: Bittere Lügen

Autor:  Karen Perry

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 398
Cover: © Fischer Taschenbuch

Begonnen: 20.07.2022
Beendet: 25.07.2022



Harry und Robin haben ihren Sohn bei einem Erdbeben verloren. Fünf Jahre nach dieser Tragödie meint Harry plötzlich Dillon auf der Straße mit einer anderen Frau zu sehen. Er beginnt nachzuforschen und deckt so alte, sehr bittere Lügen auf ...

Die Ausgangslage dieses Romans ist nicht neu, aber durchaus immer wieder geeignet, um Spannung zu erzeugen. So ist auch hier der Einstieg gelungen. Nachdem wir von dem schrecklichen Erdbeben erfahren, meint Harry, seinen Sohn auf der Straße gesehen zu haben und der Leser ist mittendrin in der Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse und der Probleme in der Gegenwart.

Das Autorenduo schafft es, den Leser lange im Unklaren darüber zu lassen, ob der Junge wirklich Dillon ist. Ich habe wirklich oft an Harry gezweifelt, da er doch von den eigenen Schuldvorwürfen angetrieben wird. Gelungen sind hier die verschiedenen Sichten, in denen wir das Geschehen erfahren. So gibt es sowohl Einblick in Harrys als auch Robins Gedanken.

Über lange Strecken beschäftigt sich "Bittere Lügen" ausschließlich mit der Beziehung von Harry und Robin, in der es schon lange kriselt. Da alles sehr ruhig erzählt wird, gibt es einige Längen, aber ich war dennoch gespannt, wie sich alles auflösen wird. Überrascht hat mich das Ende hier auf jeden Fall, auch wenn ich doch finde, dass der Zufall hier eine zu große Rolle gespielt hat. Gut unterhalten hat mich dieser Roman aber auf jeden Fall!


"Bittere Lügen" ist ein ruhig erzählten Roman über die Probleme eines Paares und Lügen, die ihr großes Glück auf ewig zerstört haben. Gut zu lesen und überraschend!


ich vergebe 4 von 5.


Montag, 15. August 2022

[Rezension] Die Cooter-Farm - Matthew F. Jones

 


Titel: Die Cooter-Farm

Autor:  Matthew F. Jones

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1996
Seitenzahl: 314
Cover: © btb

Begonnen: 20.07.2022
Beendet: 25.07.2022



Ollie wächst auf einer Farm auf und seine engste Vertraue ist drei Jahre ältere Mary Jean, die gleichzeitig auch seine Tante ist. Als Ollies Mutter verschwindet, der Vater seinem Traum von einer eigenen Bullenzucht nachjagt und sein Onkel Hooter einige Grenzen überschreitet, beschließen die beiden, dass es an ihnen liegt, für Ordnung zu sorgen. Doch dazu muss Hooter sterben ...

"Cooter-Farm" wurde im Klappentext mit Harper Lees "Wer die Nachtigall stört" verglichen und tatsächlich gibt es hier einige Parallelen. Die größte ist wohl die Erzählform, denn wir nehmen das Geschehen auf der Farm mit den Augen von Ollie wahr, der vieles einfach noch nicht begreift. So weiß er auch nicht, wie er reagieren soll, als Mary Jean ihm davon erzählt, wie Hooter immer wieder nachts an ihr Bett kommt.

Hooter steht im Zentrum des Geschehens und als Leser muss man ihn einfach abgrundtief hassen. "Cooter-Farm" ist teilweise sehr brutal und an einigen Stellen war ich wirklich überrascht, wie weit Hooter hier doch geht. Obwohl die Geschichte mit sehr viel Einfühlvermögen erzählt wird, hatte sie für mich doch einige Längen, die leider dadurch entstehen, dass Ollie nur beobachtet. Er kam mir an vielen Punkten wie ein Gelähmter vor, der zwar alles sieht, aber weder agiert, noch irgendwelche Schlüsse zieht. Als Protagonist kam mir Ollie daher sehr distanziert vor, fast nicht greifbar.

Als Roman über das Erwachsenwerden habe ich "Cooter-Farm" dennoch gerne gelesen. Es gibt einige sehr starke Momente, sehr viel Witz, aber auch sehr viel Ernsthaftigkeit. Weniger gefallen hat mir allerdings das Ende, da mir hier nach einem gewissen großen Ereignis eine Aufarbeitung gefehlt hat. Der Leser wird - genau wie Ollie - ein wenig im Regen stehen gelassen und es bleibt die Frage, ob Familienzusammenhalt nicht doch gewisse Grenzen haben sollte ...


Ein einfühlsamer, teilweise sehr brutaler Roman über das Erwachsenwerden auf einer Farm und die vielen kleinen Geheimnisse, die eine Familie auf den ersten Blick zwar zusammenhält, aber gleichzeitig auch von innen heraus auffressen ... Trotz kleiner Schwächen empfehlenswert!

Ich vergebe 4 von 5.







Samstag, 13. August 2022

[Rezension] Sakari lernt, durch Wände zu gehen - Jan Costin Wagner

 


Titel: Sakari lernt, durch Wände zu gehen

Autor:  Jan Costin Wagner 

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 240
Cover: © Goldmann

Begonnen: 18.07.2022
Beendet: 20.07.2022



Ein offenbar verwirrter junger Mann steigt mitten im Ort in einen Springbrunnen. Er ist nackt und hat ein Messer bei sich. Ein Polizist erschießt den jungen Mann, versteht aber selbst gar nicht, warum er das getan hat. Zusammen mit seinem Kollegen Kimmo Joentaa will er mehr über den Mann erfahren und stößt dabei auf eine Tragödie, die gleich zwei Familien zerstört hat ...

Erst vor wenigen Wochen habe ich Jan Costin Wagner für mich entdeckt, der mich mit "Das Schweigen" total überrascht hat. Ähnlich schwermütig und auch poetisch ist auch "Sakari lernt, durch Wände zu gehen". Der Leser wird direkt in das oben bereits beschriebene Ereignis katapultiert. Aus verschiedenen Sichten erfahren wir, wie Sakari getötet wird und doch wissen wir - genau wie die Polizei - nur wenig über diesen jungen Mann. Der Autor zwingt den Leser hier förmlich über den Tellerrand hinauszuschauen und nicht vorschnell zu urteilen.

Den Ermittler Kimmo Joenta durfte ich bereits in "Das Schweigen" kennenlernen. In diesem Buch wird sein eigenes Familienleben in Kontrast zu dem von Sakari und einer weiteren Familie gesetzt. Die Tragödie, die hier alles ins Rollen gebracht hat, steht im Zentrum des ganzen Geschehens und mit jeder Seite wird das Seelenleben der Betroffenen offengelegt. 

Die Melancholie ist in diesem Buch erschlagend, aber genau das habe ich mittlerweile an den Werken von Jan Coston Wagner lieben gelernt. Die meisten Charaktere stehen am Abgrund und sind bereit zu springen oder jemanden mit sich in die Tiefe zu reißen. Ich hatte an vielen Stellen beim Lesen eine Gänsehaut und freue mich schon jetzt auf weitere Bücher von diesem Schriftsteller.

Melancholisch, tiefgründig und gleichzeitig unfassbar fesselnd. Jan Costin Wagner ist auf dem besten Wege einer meiner Lieblingsschriftsteller zu werden!

Ich vergebe 5 von 5.




Donnerstag, 11. August 2022

[Rezension] Home sweet Julie - Susanne Sievert

 


Titel: Home sweet Julie

Autor:  Susanne Sievert

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 227
Cover: © neobooks

Begonnen: 14.07.2022
Beendet: 20.07.2022



Julie, eine wahre Einzelgängerin, die nur wenig mit anderen Menschen anzufangen weiß, kehrt nach Cherryhill und damit auch nach Hause zurück. Doch Zeit, über ihre verkorkste Kindheit in ihrem Elternhaus nachzudenken, bleibt ihr nicht, denn auf einmal bricht die Endzeit an, Zombies tauchen auf und sie will einfach nur ihren geliebten Bruder finden ...

Die wirklich sehr sympathische Autorin dieses Romans war mir bereits auf Instagram aufgefallen und da ich Endzeit- und Zombiegeschichten liebe, musste ich ich dieses Werk einfach lesen. Überrascht war ich über den Tiefgang, der hier für einen ungewöhnlichen, aber sehr fesselnden Genremix sorgt. Während die Welt untergeht arbeitet Julie nämlich ihre eigene Kindheit auf. Das was sie erleben musste, geht wirklich sehr nahe.

Mit Julie konnte ich schon nach wenigen Seiten mitfiebern, denn ich hatte auch Eltern, die mich stark vernachlässigt haben. Julie als Einzelgänger und wohl auch Misantrophin hat mich mit ihrer Art zum Lachen, aber auch zum Nachdenken gebracht. Ihre Sprüche fand ich toll.

Während in anderen Zombiegeschichten meistens eine Actionszene die nächste jagt, geht es in "Home sweet Julie" etwas ruhiger zu. Mir gefiel es, dass sich die Kämpfe die Waage halten und wir viel über Julie erfahren, die hier doch eine sehr ungewöhnliche Heldin darstellt. Ich bin nun schon auf die Fortsetzungen gespannt.

Ein Zombieroman mit Tiefgang und einer ungewöhnlichen Heldin. Von mir gibt es eine klare Empfehlung an alle Endzeitfans, die keine Lust mehr auf hirnlose Metzelromane haben!

Ich vergebe 5 von 5.






Dienstag, 9. August 2022

[Rezension] Immer montags beste Freunde: Der Junge, der mein Leben veränderte - Laura Schroff, Alex Tresniowski

 


Titel: Immer montags beste Freunde: Der Junge, der mein Leben veränderte

Autor:  Laura Schroff, Alex Tresniowski

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2020
Seitenzahl: 304
Cover: © Diana

Begonnen: 15.07.2022
Beendet: 19.07.2022



Laura Schroffs Leben nimmt eine schicksalshafte Wendung als sie den Straßenjungen Maurice kennenlernt. Er bittet sie um Kleingeld, sie lädt ihn zum Essen ein und schließlich treffen sie sich immer wieder montags - für viele Jahre. Eine unglaubliche Freundschaft entwickelt sich, aus der beide viel lernen ...

"Immer montags beste Freunde" erzählt sehr emotional die wahre Geschichte von Laura und Maurice, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch plötzlich zueinander finden. Laura arbeitet bei einer Zeitung, lebt in einer guten Gegend und hat keinerlei finanzielle Sorgen während Maurice aus einer sehr schwierigen Familie kommt, kaum Selbstvertrauen besitzt und sich von einem Tag zum nächsten hangelt.

Mich hat die Geschichte von der allerersten Seite an verzaubert, denn es ist zu spüren, wie sehr diese wöchentlichen Treffen beide doch verändert. Neben den Erlebnissen, die beide teilen, arbeitet das Buch neben Maurice' auch Lauras Kindheit auf. Es zeigt sich, dass beide einige Probleme hatten. Schön ist hier die Botschaft, dass man nicht zwangsläufig wie die eigenen Eltern werden muss und dass man sich selbst dazu entscheiden kann, ein guter Mensch zu sein.

Die Geschichte dieser wundervollen Freundschaft hat mich beim Lesen berührt und einige Male auch zum Weinen gebracht. Abgerundet durch die Fotos vorne und hinten im Buch sowie einem Interview mit Laura Schroff entsteht hier ein wirklich wundervoller Einblick in zwei Menschen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, aber so viel voneinander gelernt haben. Ein tolles und bewegendes Buch!


Mich hat die Geschichte von Laura und Maurice berührt, zum Weinen gebracht und gleichzeitig ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Ein wundervolles Buch über eine tolle Freundschaft!

Ich vergebe 5 von 5.