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Donnerstag, 14. November 2024

[Rezension] Bevor du liebst - Hannah Green


 Titel: Bevor du liebst

Autor:  Hannah Green

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 1993

Seitenzahl: 416
Cover: © Diogenes
Begonnen: 14.10.2024
Beendet: 16.10.2024


John ist taubblind und hat sich seine Selbstständigkeit hart erarbeitet, um auf möglichst wenig Hilfe angewiesen zu sein. Da tritt plötzlich die Schauspielerin Leda in sein Leben und stellt es komplett auf den Kopf. Doch passen ihre zwei Welten wirklich zueinander?

Hannah Green hat sich in "Bevor du liebst" einem sehr schwierigen Thema gewidmet. Sehr eingängig beschreibt sie das Leben von taubblinden Menschen mit allen Höhen und Tiefen. John ist dabei ein ganz besonderer Mensch, der sehr intelligent ist, Gedichte schreibt und ein selbstbestimmtes Leben führen will. Die Autorin zeigt aber immer wieder, wie schwer es ihm andere Menschen machen und wie wenig Verständnis es in dieser Welt einer solchen Behinderung gegenüber gibt. Oft wird John missverstanden, weil es für ihn nur wenig Möglichkeiten zum Kommunizieren gibt.

Mir gefielen die sehr tiefen Einblicke in Johns Leben mit allen Höhen und Tiefen. Die Geschichte selbst bleibt dabei allerdings sehr ruhig, erzählt vom Alltag, von Problemen und eben der sanften Liebe, die sich zwischen John und Leda entwickelt. Immer wieder werden Johns Gedichte eingebaut, die sich, genau wie er selbst, verändern. Manchmal hatte ich allerdings das Gefühl, dass bei diesen Gedichten eher der Stil der Autorin durchschimmert. Mir war es an manchen Stellen zu viel und zu bemüht.

"Bevor du liebst" ist ein sehr gefühlvolles Buch, bei dem mir, was die Handlung angeht, allerdings dieser aller letzte Funke gefehlt hat. Teilweise war mir die Geschichte eine Spur zu ruhig, obwohl die Welt der Gehörlosen von Leda zum Ende hin als viel zu laut beschrieben wird. Eine gewisse Wucht - gerade zum Ende hin, als Johns Wut immer mehr spürbar wird - hätte der Geschichte sicherlich gut getan.



In "Bevor du liebst" beschreibt Hannah Green das Leben eines taubblinden Mannes, der sich zum ersten Mal verliebt und Teil einer anderen Welt wieder, in der es keinen Platz für ihn zu geben scheint. Eine berührende, teilweise aber ein wenig zu ruhige Geschichte ...

Ich vergebe 4 von 5.


Dienstag, 12. November 2024

[Rezension] Bad Girls (Kurzgeschichten) - Joice Carol Oates


 Titel: Bad Girls

Autor:  Joice Carol Oates

Genre: Kurzgeschichten

Erscheinungsjahr: 2004

Seitenzahl: 272
Cover: © dtv
Begonnen: 10.10.2024
Beendet: 14.10.2024


"Bad Girls" umfasst zehn sehr intensive Kurzgeschichten, in denen Mädchen und junge Frauen im Zentrum stehen, die gerade dabei sind, erwachsen zu werden. Joyce Carol Oates, die mich bereits mit einigen Jugendromanen begeistern konnte, zeigt sehr viel Emotionen und Tiefgang, während sie Situationen schildert, die viele Heranwachsene kennen.

In den einzelnen Geschichten geht es um die Pubertät, um das Umherirren und auch um das Loslassen der eigenen Kindheit. Die Storys sind vom Stil sehr unterschiedlich, manche sind dabei sogar sehr experimentiell wie beispielsweise eine Geschichte mit dem langen Titel "Wie ich mir Gedanken machte über die Welt in der Besserungsanstalt von Detroit und mein Leben von vorne begann", das vom Aufbau einem Schulaufsatz ähnelt.

Begeistern und in den Bann ziehen konnten mich alle Geschichte. Am intensivsten fand ich "Im Zeichen des Steinbocks", in dem es um einer bitterböse Internetbekanntschaft geht. Hier bekam ich beim Lesen eine Gänsehaut.

Das Düstere zieht ganz unterschwellig in alle Geschichten ein. Die Autorin zeigt hier viele Momente auf, in denen Mädchen gezwungen sind, erwachsen und zu "Bad Girls" zu werden, um sich in dieser Welt behaupten zu können. Ein starker Kurzgeschichtenband einer grandiosen Autorin!




Mit ihren tiefsinnigen Kurzgeschichten über das Erwachsenwerden von Mädchen konnte mich Joye Carol Oates in den Bann ziehen und zum Nachdenken bringen. Zehn tolle und mehr als lesenswerte Geschichten!

Ich vergebe 5 von 5.

Sonntag, 10. November 2024

[Rezension] Der Gastgeber - Arne Garrit


 Titel: Der Gastgeber - Fühl dich wie Zuhause

Autor:  Arne Garrit

Genre: Thriller

Erscheinungsjahr: 2022

Seitenzahl: 384
Cover: © Ullstein
Begonnen: 09.10.2024
Beendet: 11.10.2024


Nika hat kein echtes Zuhause. So zieht sie mit ihrem falschen Pass von einer Airbnb-Wohnung zur nächsten und lebt in Anonymität. Doch dann findet sie in einem Appartment plötzlich eine versteckte Kammer mit Fotos von Frauen, die entweder schlafen oder tot sind. Eine dieser Frauen sieht dabei aus wie Nika ...

"Der Gastgeber" ist ein sehr flott erzählter Thriller mit einer wirklich spannenden Ausgangslage und einer interessanten Protagonistin. Wir haben hier mit Nika eine Frau, die sich große Mühe gibt, gar nicht zu existieren und die sich dennoch gemeinsam mit dem Leser auf die Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit macht.

Die Kapitel sind kurz und knackig. Es gibt recht klassische Stränge, in denen neben Nika auch noch der Täter und eine Kommissarin auftritt. Leider schaffte es der Autor aber nicht, dass ich eine echte Gefahr spüren konnte, denn Nika wirkt zu stark und abgebrüht. Sie bleibt selbst dann noch in der Wohnung, als sie die seltsamen Fotos findet, was ich nicht so recht verstehen konnte. Zudem wollte die Unbeschwertheit, mit der sie durch die Gegend läuft, irgendwie nicht zu ihrem Lifestyle passen.

Vieles wird hier auch zu schnell erzählt und das Ende ist leider auch sehr vorhersehbar. Für mich war "Der Gastgeber" daher eher ein durchschnittlicher Thriller, der sich zwar angenehm lesen lässt, aber nicht im Gedächtnis bleibt.



Die Ausgangslage dieses Thrillers könnte nicht spannender sein, doch leider ist die Protagonistin viel zu abgebrüht. So konnte ich beim Lesen auch ich keine Gefahr oder Angst spüren und war auch vom sehr vorhersehbaren Ende enttäuscht.

Ich vergebe 3 von 5.



Freitag, 8. November 2024

[Rezension] Banshee, die Todesfee - Margaret Millar


 Titel: Banshee, die Todesfee

Autor:  Margaret Millar

Genre: Roman, Krimi

Erscheinungsjahr: 1987

Seitenzahl: 254
Cover: © Diogenes
Begonnen: 07.10.2024
Beendet: 10.10.2024


Die achtjährige Annamay spielt immer Prinzessin in ihrem eigenen Schloss, das sich zwischen Avocadopflanzen befindet. Auf diese Weise trifft sie immer wieder auf Fremde, obwohl sie mit diesen nicht reden soll. Plötzlich ist Annamay verschwunden und Monate später werden ihre Knochen gefunden. Ihr Vater und der Pfarrer des Ortes versuchen verzweifelt herauszufinden, was dem Mädchen widerfahren ist, sorgen dabei aber für weitere Tragödien ...

Margaret Millars Bücher sind für mich stets ähnlich intensiv wie die von Patricia Highsmiths. "Banshee, die Todesfee" gehört sicher zu ihren besten und auch vielschichtigsten Werken, denn die Geschichte der kleinen Annamay geht von den ersten Seiten, auf denen sich ein Märchen in einen wahren Albtraum verwandelt, unter die Haut.

Es stellt sich die Frage, was mit Annamay geschehen ist und vor allem, wer etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte. Verdächtig wirken dabei alle in ihrem Umfeld. Da ist zum Beispiel Ben, der Freund der Familie und Architekt des Schlosses, in dem sie so gerne gespielt hat oder auch der Wanderprediger Mr. Cassandra. Auch Annamays Cousine Dru, die sich selbst als wertlos ansieht oder die alte und sehr verwirrte Miss Firence rücken ins Zentrum der recht laienhaften Ermittlungen.

Die Charaktere sind vielschichtig und haben allesamt eigene Probleme, Sorgen und auch Geheimnisse. Bis zur aller letzten Seite bleibt das Rätsel rund um Annamay auch bestehen, um dann den Leser mit einer sehr bitteren und traurigen Auflösung in den Abgrund zu zerren. Für mich gehört "Banshee, die Todesfee" zu den stärksten und eindringlichsten Bücher von Millar! 




"Banshee, die Todesfee" konnte mich von der allerersten Seite an in den Bann ziehen und ließ mich erst am Ende wieder frei! Eins der besten Bücher von Margaret Millar und für mich ein Highlight!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extrakäse.

Mittwoch, 6. November 2024

[Rezension] Die Sturmrose - Corinna Bomann


 Titel: Die Sturmrose

Autor:  Corinna Bomann

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2015

Seitenzahl: 560
Cover: © Ullstein
Begonnen: 05.10.2024
Beendet: 09.10.2024


Als Annabel Hansen den alten Kutter mit dem Namen "Sturmrose" sieht, verliebt sie sich sofort und ist festentschlossen, dass Schiff zu kaufen. Dabei ahnt sie allerdings noch nicht, was für bewegende Geschichten die Sturmrose zu erzählen hat und das eine davon zurück zu ihrer Mutter führen soll, die sie als kleines Mädchen in der DDR zurückließ ...

Ich lese die Bücher von Corinna Bomann immer wieder sehr gerne, denn man fliegt förmlich durch die bewegenden und historisch auch sehr interessanten Geschichten. Fasziniert an diesem Buch hat mich vor allem das Schiff, das hier viel zu erzählen hat. So geht es hauptsächlich um die damalige Zeit im geteilten Deutschland und um Menschen, die unbedingt aus der DDR fliehen wollten.

Die Geschichte besitzt dabei im Grunde nur einen Strang, der aber durch einzelne Hintergrundstorys beispielsweise des ehemaligen Kapitäns erweitert wird. Ich fand es schön, dass hier wirklich jeder Charakter eine eigene Stimme und auch Vergangenheit aufgezeichnet bekommt!

"Sturmrose" war eine ruhige, angenehme, lehrreiche und auch leicht bewegende Lektüre, die ein guten Einblick in die düsteren Seiten der DDR gibt. Mich hat die Geschichte des Schiffes auf jeden Fall gut unterhalten!



"Sturmrose" erzählt von einem Schiff, das vielen Menschen den Weg in die Freiheit gezeigt hat! Ein ruhiger, aber dennoch sehr warmherziger Roman, der mich bestens unterhalten konnte!

Ich vergebe 5 von 5.


Montag, 4. November 2024

[Rezension] Roberts Schwester - Petra Hammesfahr

 


Titel: Roberts Schwester

Autor:  Petra Hammesfahr

Genre: Psychothriller

Erscheinungsjahr: 2002

Seitenzahl: 256
Cover: © Rowohlt
Begonnen: 02.10.2024
Beendet: 08.10.2024


Mia vergöttert ihren Bruder Robert, obwohl dieser Schuld an einen Autounfall war, der ihr Leben komplett verändert hat. Ihre Karriere als Bildhauerin musste sie aufgeben und nun ist sie ganz auf die neue Frau von Robert fixiert, mit der sie unter einem Dach leben muss und die sie für eine Hochstaplerin hält. Als Robert plötzlich stirbt, steht für Mia schnell fest, wer dahintersteckt ...

Als großer Fan von Petra Hammesfahr war ich froh, endlich mal wieder einen ihrer psychologischen Thriller aus einem öffentlichen Bücherschrank gezogen zu haben. Meiner Meinung nach liegt in dieser tiefgründigen Betrachtung der Psyche ihre große Stärke und deswegen hat mich auf "Roberts Schwester" von Anfang an mitgerissen.

Als Leser weiß man hier nicht, auf welcher Seite man stehen soll. Die Protagonistin Mia wirkt sehr verloren. Ihre körperliche Behinderung schränkt sie so sehr ein, dass sie eigentlich gar kein eigenes Leben mehr führt und psychisch gesehen wandert sie das ganze Buch über an einem Abgrund herum. Die Liebe zu ihrem Bruder ist spürbar, zeitgleich hat sich zwischen den beiden aber auch eine tiefe Kluft sichtbar gemacht.

Gelungen sind auch die verschiedenen Charaktere, die sich nicht so einfach durchschauen lassen. So muss sich Mia nicht nur mit der Frau ihres Bruders herumschlagen, sondern hat plötzlich auch noch Isas im Rollstuhl sitzenden Bruder Jonas im Haus. So geraten hier zwei Geschwisterpaare aneinander und es ist Mia, die nach dem Tod ihres Bruders, ganz auf sich allein gestellt ist.

Spannend und selbst für den Leser unerträglich ist die Situation im Haus. Obwohl Roberts Tod schon auf den ersten Seiten passiert, reisen wir immer wieder in die Vergangenheit und zu verschiedenen Situationen, die wir durch Mias Augen sehen und analysieren. So setzt sich erst nach und nach das ganze schreckliche Puzzle zusammen, das in einem wirklich überraschendem Showdown endet. 



Erneut konnte mich Petra Hammesfahr mit ihrer psychologischen Tiefe in den Bann ziehen und zeigen, was für eine grandiose Autorin sie ist.

Ich vergebe 5 von 5.


Samstag, 2. November 2024

[Rezension] Everflame 1 - Feuerprobe - Josephine Angelini

 


Titel: Everflame, Band 1, Feuerprobe

Autor:  Josephine Angelini

Genre: Jugendbuch, Fantasy

Erscheinungsjahr: 2014

Seitenzahl: 480
Cover: © Dressler
Begonnen: 01.10.2024
Beendet: 05.10.2024


Lily leidet an einer Vielzahl von Allergien, die ihr Leben komplett einschränken. Ihr bester Freund Tristan ist ihr ein großer Trost. Schon lange ist sie in ihn verliebt, doch er ist noch nicht bereit, sich an ein einziges Mädchen zu binden. In einer ereignisreichen Partynacht findet sich Lily plötzlich in einer anderen Welt wieder, in der es Hexen gibt und sie ihrer eigenen Doppelgänger begegnet ...

"Everflame - Feuerprobe ist der erste Teil einer Trilogie. In dieses Buch habe ich vor vielen Jahren schon einmal hineingelesen, es jedoch recht schnell abgebrochen, da ich mit der anderen Welt, in der Lily sich plötzlich zurechtfinden muss, nicht warm wurde. Leider wurde ich nun auch beim zweiten Lesen nicht so recht warm mit der Story. Dieses Mal habe ich mich aber bis zum Ende gekämpft.

In dieser anderen, alternativen Welt geht es um einen großen Krieg, der bald seinen Anfang nehmen wird und Lily ist erst einmal recht lange auf der Flucht, auf der sie dann lernt, selbst Magie einzusetzen. Die Charaktere sind durchaus gelungen, besonders Rowan, der zu Lilys Weggefährten wird. Auch die Ideen rund um Salem, die dreizehn Städte und auch die Macht, die alle Hexen über die Bevölkerung haben, fand ich originell, denn es gibt hier viel Platz für Kritik an unserer Welt.

Die Hitze und Energie, die von Lily ausgeht, war für mich dennoch nicht spürbar. Zu lang war für mich ihre Flucht, zu eintönig der Weg zum großen Finale, das natürlich mit einem offenen Ende Lust auf den zweiten Teil machen soll. Auf diesen werde ich allerdings verzichten.



Mich konnte dieses Buch, das ich vor Jahren abgebrochen hatte, nun auch nicht so in den Bann ziehen, obwohl die Autorin einige grandiose Ideen einbaut und die Charaktere sympathisch sind ...

Ich vergebe 3 von 5.