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Dienstag, 30. Mai 2023

[Rezension] In eisige Höhe - Das Drama am Mount Everest - Jon Krakauer

 


Titel: In eisige Höhe

Autor:  Jon Krakauer

Genre: Bericht, Biografie
Erscheinungsjahr: 1999
Seitenzahl: 370
Cover: © Malik
Begonnen: 08.05.2023
Beendet: 11.05.2023


1996 nahm Jon Krakauer an einer Mount-Everest-Expedition teil um über die zunehmende Kommerzialisierung des Berges zu berichten. Der Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt endet in einer Katastrophe, bei der zwölf Menschen ums Leben kamen ...

Krakauer erzählt in diesem Buch zum einen seine eigene Geschichte und die der anderen Expeditionsteilnehmer, zum anderen taucht er aber auch in die geschichtlichen Hintergründe ein, berichtet von den ersten Gipfelbesteigungen und schließlich auch der zunehmenden Vermarktung des Berges. Dabei verschweigt er auch nicht, dass der Mount Everest im Laufe der Jahre eine wahre Goldgrube geworden ist, an der sich zahlreiche Menschen eine goldene Nase verdienen.

 "In eisige Höhen" ist ein sehr kritisches Buch, dass zeigt, dass die Natur letztendlich eben doch mächtiger als der Mensch ist und bleibt. Der Autor beschäftigt sich zudem mit der Frage, aus welchen Gründen Menschen den Berg besteigen. Respektvoll zeichnet er die Geschichten und Motivationen der einzelnen Teilnehmer auf und zeigt, dass viele Leute zwar motiviert und ehrgeizig sind, sich selbst aber gnadenlos überschätzen.

Da ich den Mount Everest sehr interessant finde und die Kommerzialisierung auch kritisch betrachte, konnte ich mich in vielen Gedanken wiederfinden. Spannend und tragisch waren am Ende dann natürlich die einzelnen Schicksale, auch wenn man als Leser die Teilnehmer - aus Respekt - nur sehr oberflächlich kennenlernt. Dies war auch das einzige, was meinen Lesefluss ein wenig gehemmt hat.

Jon Krakauers "In die Wildnis" war für mich ein echtes Highlight, an das ich beinahe täglich zurückdenke. "In eisige Höhen" wirkt im Gegensatz dazu distanzierter und - nicht nur von der Atmosphäre rund um Berg - eisiger. Lesenswert ist dieses Buch für alle Leute, die den Mount Everest kritisch betrachten, aber auf jeden Fall!


Der höchste Berg der Welt zieht noch immer viele Leute magisch an. Krakauer berichtet von seiner eigenen Expedition auf den Mount Everest, den Anfängen der Bergbesteigung und auch von der zunehmenden Kommerzialisierung. Ein kritisches und aufwühlendes Buch!

Ich vergebe 4 von 5.


Sonntag, 28. Mai 2023

[Rezension] Die Apothekerin - Ingrid Noll

 


Titel: Die Apothekerin

Autor:  Ingrid Noll

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1996
Seitenzahl: 248
Cover: © Diogenes
Begonnen: 08.05.2023
Beendet: 10.05.2023


Hella Moormann vertraut ihrer Bettnachbarin in der Frauenklinik ihre dunkelsten Geheimnisse an und schildert, wie sie immer wieder an die falschen Männer geriet und sich schließlich selbst ins Chaos gestürzt hat. Dabei wollte Hella doch immer nur ein Kind haben ...

Ich habe es endlich geschafft, nach "Die Häupter meiner Lieben" ein weiteres Buch von Ingrid Noll, die ja immer wieder mit den von mir hochgeschätzten Schriftstellerinnen Margaret Millar, Joan Aiken und Celia Fremlin verglichen wird, zu lesen. Gleich von der ersten Seite hat mich Nolls sehr eindringlicher Schreibstil abgeholt und mit sich in die Tiefe gerissen.

Hella Moormann, die hier bereitwillig von zahlreichen Fehlentscheidungen ihres Lebens berichtet, ist dabei alles andere als sympathisch, aber das soll sie auch gar nicht sein. Sie erzählt davon, wie sie als Kind aus versehen einen Klassenkameraden getötet hat und später immer wieder an hilfsbedürftige, sehr schwache Männer geriet, von denen sie doch eigentlich nur ein Kind wollte. Als Levin in ihr Leben tritt und sie unerwartet ein Erbe bekommt, stürzt sie sich kopfüber in eine beziehungsweise mehrere sehr verrückte Beziehungen.

Die Geschichte ist absurd, besitzt einen grandiosen tiefschwarzen Humor und vor allem sehr viel Tragik und Leben. Ich hätte Hella beim Lesen gerne an den Schultern geschüttelt und sie gefragt, wieso sie nicht einfach mal eine eigene Entscheidung trifft. Letztendlich kann man aus diesem Roman wohl aber die Erkenntnis ziehen, dass man auch dann eine Entscheidung trifft, wenn man denkt, keine zu treffen. Für mich war "Die Apothekerin" ein echter Lesegenuss und ein Zeichen, dass ich unbedingt noch mehr von ihr lesen muss!


Mein zweites Werk von Ingrid Noll hat mich tatsächlich stark an Millar, Fremlin und Aiken erinnert und war für mich ein starker, vielschichtiger und in seiner Absurdität ungemein witziger Roman. Ich bin jetzt auf jeden Fall motiviert, mehr von der Autorin zu lesen.

Ich vergebe 5 von 5.



Freitag, 26. Mai 2023

[Rezension] Marina - Carlos Ruiz Zafón

 


Titel: Marina

Autor:  Carlos Ruiz Zafón

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 349
Cover: © Fischer
Begonnen: 03.05.2023
Beendet: 07.05.2023


Als Óscar Drai Marina trifft, verändert sich sein Leben schlagartig. Gemeinsam stürzen sie sich in ein düsteres Abenteuer voller Gefahren, das sie an die schaurigsten Orte Bacelonas führen soll ...

"Marina" war nun mein drittes Buch von Carlos Ruiz Zafón und von der Geschichte das wohl unheimlichste. Es handelt sich um eins seiner früheren Werke, was beim Lesen auch spürbar ist. Obwohl alles aus Óscars Sicht erzählt wird, steht er nicht im Fokus der Story. Vielmehr geht es um eine schaurige Geschichte, die sich einst in Barcelona zugetragen hat und die etwas an Mary Shelleys "Frankenstein" erinnert. Es gibt auch tatsächlich eine Maria Shelley in dieser Geschichte, was ich als passende Anspielung empfand.

Der größte Teil der Handlung erstreckt sich auf das unheimliche Abenteuer, in das Óscar und Marina hineingezogen werden. Es handelt sich hier also nicht im eine Liebesgeschichte sondern eher um einen Schauerroman der alten Schule. Auf ausschweifende Beschreibungen verzichtet der Autor und vertraut voll und ganz auf die Atmosphäre, die der Leser größtenteils mit der eigenen Fantasie erschafft. Das empfand ich als gelungen, denn in erster Linie ist dies ein Buch für junge Leser.

An "Das Flüstern des Windes", das für mich ein großes Highlight war und wohl auch das beste Buch des Schriftstellers ist, reicht dieser Roman allerdings nicht heran. Die Geschichte ist zwar intensiv und atmosphärisch, doch wirkt teilweise wie eine Erzählung in der Erzählung. Spannend sind sie Ideen, die der Autor hier eingebaut hat, aber auf jeden Fall und als Jugendliche Schauergeschichte ist auch dieses Werk absolut empfehlenswert!



"Marina" ist ein jugendlicher Schauerroman, der die Fantasie anregt und ein wenig an Mary Shelleys "Frankenstein" erinnert. Es ist allerdings spürbar, dass dies ein früheres Werk von Zafón ist ...

Ich vergebe 4 von 5.


Mittwoch, 24. Mai 2023

[Rezension] Du bist ich - Geschichte einer Täuschung - Joan Aiken


 Titel: Du bist ich - Geschichte einer Täuschung

Autor:  Joan Aiken

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1991
Seitenzahl: 432
Cover: © Diogenes
Begonnen: 02.05.2023
Beendet: 05.05.2023


In einem Pensionat treffen zwei Mädchen aufeinander, die sich zum verwechseln ähnlich sehen. Da die aus reichem Hause stammende Luisa nicht als Missionarin nach Indien gehen darf, tauschen die beiden kurzerhand die Rolle. Alvey, die ohne Eltern aufwachsen und eigentlich nur in Ruhe ihr Buch fertig schreiben will, ist zum ersten Mal Teil einer Familie und wird auch tief in ihre dunklen Geheimnisse hineingezogen ...

Joan Aiken gehört seit einigen Jahren zu meinen liebsten Schriftstellerinnen. Ich mag ihre Ideen, ihre düsteren Einblicke in verschiedene Charaktere und ihren Mut, auch mal außergewöhnliche Richtungen einzuschlagen. "Du bist ich" erinnert von der Ausgangslage an "Das doppelte Lottchen", auch wenn Aiken hier im Grunde nur Alvey betrachtet, die in eine wohlhabende Familie kommt und dort eine Rolle spielen muss.

Spannend fand ich Alveys Wunsch Schriftstellerin zu werden, auch wenn sie hier natürlich jede Menge Glück hat. Sie agiert - was das Familienleben betrifft - allerdings eher als Beobachterin. Am Tag ihrer Ankunft ereignet sich nämlich bereits eine Tragödie, die andeutet, das viel unter der Oberfläche verborgen liegt.

Mich konnte "Du bist ich" als Geschichte einer Täuschung gut unterhalten. Es war sehr fesselnd, mit Alvey gemeinsam die verschiedenen Charaktere kennenzulernen und eine Rolle einzunehmen, die sie natürlich gar nicht perfekt ausfüllen kann. Zum Ende hin verläuft allerdings alles zu geradlinig und zu positiv. Hier ging der angestrebte Tiefgang ein wenig verloren. Dennoch halte ich diesen Roman für einen spannenden Einblick in die damalige Gesellschaft und auch in die Werke von Aiken, die sicherlich stark von Jane Austen inspiriert wurden!


Ein unterhaltsamer Roman über eine Täuschung und die Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten. Sieht man von dem eher schwachen Ende ab ein doch lesenswertes Buch der Autorin!

Ich vergebe 4 von 5.


Montag, 22. Mai 2023

[Rezension] Nachtschwärmerin - Leila Mottley

 


Titel: Nachtschwärmerin

Autor:  Leila Mottley

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2022
Seitenzahl: 416
Cover: © Ecco Verlag
Begonnen: 28.04.2023
Beendet: 03.05.2023


Kiara ist gerade einmal siebzehn Jahre alt und lebt allein mit ihrem Bruder in einem heruntergekommenen Apartment. Verzweifelt versucht sie Arbeit zu finden um die Miete zahlen zu können, landet aus Verzweiflung dann aber in der Prostitution. Als dann die Cops ins Spiel kommen, wird sie Teil eines großen Skandalprozesses ...

"Nachtschwärmerin" zeichnet knallhart das Leben einer Siebzehnjährigen auf, die sich ohne Eltern durchschlagen muss. Ihr Bruder Marcus ist keine große Hilfe, denn er will Rapper werden und schmeißt jeden Job schnell wieder hin. Als sie mit einer Mieterhöhung zu kämpfen hat und sich gleichzeitig um den vernachlässigten Nachbarssohn Trevor kümmern muss, rutscht sie in die Prostitution ...

Sehr sensibel beschreibt die Autorin, die selbst erst siebzehn war, als sie begonnen hat, den Roman zu schreiben, wie unfair die Gesellschaft mit People of Color umgeht. Kiara ist selbst - wie sie später selbst erkennt - noch ein Kind, das eigentlich beschützt werden sollte, hier aber eiskalt von der Polizei ausgenutzt wird. Der sexuelle Missbrauch geht hier sehr nahe und ich musste an manchen Stellen echt schlucken.

Es ist allerdings - allein am Schreibstil - spürbar, dass "Nachtschwärmerin" ein Debütroman ist. Vieles schneidet die Autorin nur an und verliert sich manchmal in der Verzweiflung ihrer Protagonistin. Gerade die Beziehung zwischen Kiara und ihrem Bruder, aber auch die Vorgeschichte mit ihrer Mutter und ihrem Onkel werden dadurch nur oberflächlich behandelt. Dennoch zeigt dieser Roman sehr treffend, wie hart und unfair das Leben sein kann und wie wenig sich doch bisher verändert hat. So etwas wie Kiara erleben nämlich nach wie vor viel zu viele Mädchen und Frauen ...


Ein sensibler Roman über Armut, Prostitution und sexuellen Missbrauch, der kaum aktueller sein könnte. Auch wenn ich ein paar Probleme mit dem Schreibstil und einigen Hintergrundgeschichten hatte, empfehle ich das Buch gerne weiter!
Ich vergebe 4 von 5.




Samstag, 20. Mai 2023

[Rezension] Der ehrgeizige Mr. Duckworth - Tim Parks

 



Titel: 
Der ehrgeizige Mr. Duckworth

Autor:  Tim Parks

Genre: Jugendthriller
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 300
Cover: © Kunstmann
Begonnen: 26.04.2023
Beendet: 02.05.2023


Der mittellose Englischlehrer Morris Duckworth sehnt sich nach Reichtum und Wohlstand. Beides hat er in Italien bisher nicht gefunden. Stattdessen hat er etwas mit einer Schülerin angefangen, deren Eltern diese Beziehung aber verbieten. Doch dann steht Massimina plötzlich vor seiner Tür und will mit ihm durchbrennen. Dies bringt Morris auf eine Idee, wie er doch noch an das große Geld gelangen könnte ...

Schon beim Lesen des Titels ist klar, dass sich der Autor Patricia Highsmith "Der talentierte Mr. Ripley" als großes Vorbild für diesen Roman genommen hat. Auch Morris ist ein Mann, der mit seiner Position und seiner Rolle in der Gesellschaft nicht einverstanden ist. Er will mehr, giert nach Reichtum und will das unbeschwerte Leben haben, das auch seine Schülerin Massimina führt.

Morris ist ein spannender Charakter, der allerdings oft sehr planlos und überstürzt handelt. Im Gegensatz zu Tom Ripley ist er allerdings eine Spur zu eitel, zu egoistisch und vor allem zu geblendet von dem großen Geld, das ihm wichtiger zu sein scheint als alles andere. Dadurch stand ich beim Lesen nicht unbedingt immer auf seiner Seite und dachte mir manchmal, dass es besser wäre, wenn er endlich aufgehalten wird.

Unterhalten konnte mich dieser Roman auf jeden Fall, sehe ich ihn doch als große Hommage an meine Lieblingsautorin. Ich würde allerdings empfehlen, dieses Buch nicht direkt nach dem "talentierten Mr. Ripley" zu lesen, da es doch etliche Parallelen gibt und Tim Parks es leider nicht schafft, viel Eigenes in die Handlung einzubauen. Es ist aber spannend, Morris dabei zu beobachten, wie er immer überstürzer handelt und sich schließlich noch mehr verliert statt endlich seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Sollte mir der zweite Teil in die Hände fallen, werde ich ihn definitiv lesen.


"Der ehrgeizige Mr. Duckworth" ist als Hommage an Patricia Highsmiths "Der talentierte Mr. Ripley" durchaus gelungen und weiß zu unterhalten. Für mich hätte der Autor aber gerne noch ein paar mehr eigene Ideen einbauen und Morris etwas facettenreicher darstellen können ...

Ich vergebe 4 von 5.


Donnerstag, 18. Mai 2023

[Rezension] Das Haus auf den Klippen - Mary Higgins Clark

 


Titel: Das Haus auf den Klippen

Autor:  Mary Higgins Clark

Genre: Roman, Thriller
Erscheinungsjahr: 2000
Seitenzahl: 334
Cover: © Bechtermünz Verlag
Begonnen: 24.04.2023
Beendet: 26.04.2023


Menley und Adam, die einen schweren Schicksalsschlag hinter sich haben, ziehen für den Sommer nach Cape Cod in ein altes Kapitänshaus. Schnell passieren dort, an dem Ort, wo vor kurzem eine Frau ertrank, merkwürdige Dinge ...

Ich lese die Bücher von Mary Higgins Clark immer noch sehr gerne, obwohl sie niemals große Highlights sind. Für mich sind sind sie aber meistens solide und vor allem auch spannende Romane, die sich gut und einfach lesen lassen. Leider entpuppte sich "Das Haus auf den Klippen" mit seinem recht holprigen Stil als eine unerwartet zähe und vor allem wenig spannende Lektüre.

Die Handlung erstreckt sich über mehrere Ebenen. Im Fokus steht Menley, die sich schuldig am Tod ihres Sohnes fühlt und sich in dem Haus mit den Nachforschungen über den früheren Kapitän und seine Frau beschäftigt. Diese Hintergrundgeschichte soll wohl für Atmosphäre sorgen, ist aber ansonsten für die Geschichte unwichtig und konnte mich auch nicht wirklich begeistern.

Scott und sein Gerichtsfall nehmen auch eine große Rolle in der Geschichte ein. Er war frisch verheiratet, hat seine Frau bei einem Bootsunfall verloren und wird nun angeklagt, da er das gesamte Geld geerbt hat. Auch dieser Strang ist zäh, wird aber zumindest zum Ende hin noch wichtig.

"Das Haus auf den Klippen" war das erste Buch von Mary Higgins Clark, dass mich beim Lesen förmlich frustriert hat. Die Geschichte ist aufgebläht mit Nebensächlichkeiten und kaut zeitgleich immer wieder dieselben Probleme durch. Es fehlt an Spannung, an starken Momenten und besonders an Atmosphäre. Gerade so ein altes Kapitänshaus bietet eine wundervoll gespenstische Kulisse, die hier aber nicht genutzt wird. Auch das Ende ist leider zu langweilig heruntergeleiert und bietet im Grunde keine allzu großen Überraschungen. Für mich war dieses Buch ein großer Flop!



"Das Haus auf den Klippen" war das erste Buch in diesem Jahr, durch das ich mich durchgequält habe. Die Geschichte wirkt lieblos heruntergeleiert, bietet kaum Spannung und leider auch keine Atmosphäre. Schade ...
Ich vergebe 2 von 5.



Dienstag, 16. Mai 2023

[Rezension] Cook for my Heart - Susanne Sievert

 


Titel: 
Cook for my Heart

Autor:  Susanne Sievert

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2023
Seitenzahl: 331
Cover: © Feuertanz Verlag
Begonnen: 22.04.2023
Beendet: 25.04.2023


Caroline befolgt einen strikten Trainingsplan, denn sie kann ihren Körper nicht besonders leiden. Sie schont sich selten und bricht schließlich vor einem Restaurant zusammen und fällt dabei förmlich dem süßen Koch Mitchel in die Arme. Doch kann sie einen anderen Menschen überhaupt lieben, wenn sie nicht einmal sich selbst mag?

Die Bücher von Susanne Sievert begeistern mich nun schon eine Weile und so war ich sehr auf ihren neuen New Adult Roman gespannt. Mit Caroline konnte ich mich sofort identifizieren, ist sie doch genauso introvertiert wie ich und verehrt sowohl Stephen King als auch Avril Lavigne. Ich mochte ihre verletzliche Art sehr gerne und auch die Entwicklung, die sie hier durchlebt.

Caroline trainiert beinahe pausenlos und bringt ihren Körper an seine Grenzen. Es war teilweise echt hart zu sehen, wie sie sich immer mehr kaputt macht, gleichzeitig fand ich es aber schön, wie aufmerksam beispielsweise ihr kleiner Bruder Casper war. Die beiden haben eine wundervolle Beziehung. Schade ist nur, dass Carolines restliche Familie ohne es zu merken sehr Druck ausübt.

Auch die Liebesgeschichte hat mich berührt und begeistert, auch wenn ich gestehen muss, dass ich tatsächlich lange Zeit eher Team Simon war. Es gibt in diesem Buch nämlich schon fast so etwas wie eine Dreiecksbeziehung, denn neben Mitchel ist da plötzlich auch noch der Sportler Simon, der sich in Carolines Leben schleicht. Gegen ihr Herz kommt Caroline allerdings nicht an. Mir gefiel es, dass sie sich hier selbst in eine gesunde Richtung entwickelt, die Balance findet und schließlich auch den Mut, zu sich und ihren Gefühlen zu stehen!


"Cook for my Heart" ist ein vielschichtiger New Adult Roman, in dem es nicht nur um die Liebe geht sondern auch darum, den eigenen Körper zu akzeptieren und zu lieben. Ein tolles Buch!

Ich vergebe 5 von 5.


Sonntag, 14. Mai 2023

[Rezension] Katzenauge - Margaret Atwood

 


Titel: Katzenauge

Autor:  Margaret Atwood

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1990
Seitenzahl: 491
Cover: © S. Fischer
Begonnen: 22.04.2023
Beendet: 27.04.2023


Die Malerin Elaine ist der festen Überzeugung, dass die seltsame Freundschaft zu Cordelia sie zu dem Menschen gemacht, der sie heute ist. Sie denkt an die Anfänge zurück und besonders an dem Moment, sich die Machtverhältnisse änderten und Elaine mit Cordelia förmlich verschmolz ...

Seit "Der Report der Magd" halte ich Margaret Atwood für eine talentierte Schriftstellerin mit einem einzigartigen Stil und einer erschreckend klaren Beobachtungsgabe. "Katzenauge" war nur mein zweiter Roman, der mich tief in das bittere Leben einer verzweifelten Malerin hineingezogen hat.

Dabei spielt die teilweise sehr toxische Freundschaft zwischen den jungen Mädchen eine zentrale Rolle. Elaine wird von der gleichaltrigen Cordelia "erzogen" und schließlich sogar "verformt". Das Buch beschreibt sehr detailliert die Kindheit und Jugend der Mädchen und bahnt sich den Weg zum großen Machtwechsel. Elaine erkennt nämlich irgendwann, dass sie selbst genau so stark wie Cordelia sein kann - oder vielleicht sogar stärker.

Katzenauge ist ein tiefgründiger und vielschichtiger Roman, der sehr ruhig erzählt wird, in vielen kleinen Augenblicken aber dennoch zu verblüffen weiß. In der Gegenwart ist Cordelia nur ein Phantom, während sie in der Vergangenheit eine tragende Rolle spielt. An manchen Stellen war mir die Handlung allerdings zu ausschweifend, was dazu geführt hat, dass sich der Roman etwas zieht und mit fast 500 Seiten deutlich zu lang ist.

Margaret Atwood zeigt, wie Menschen einander prägen, wie gewisse negative Eigenschaften abfärben und wie leicht es ist, sich selbst zu verlieren, wenn man sich zu sehr von anderen Leuten mitreißen und manipulieren lässt. Auch wenn einige Abschnitte deutlich zu lang sind, konnten mich Atwoods Stil und der Tiefgang überzeugen!


"Katzenauge" ist ein starker, wenn auch etwas zu lang geratener Roman über die prägende Freundschaften zweier Frauen, Macht und das Reflektieren des eigenes Lebens ...

Ich vergebe 4 von 5.


Samstag, 13. Mai 2023

[Rezension] Die Lieder der Ähren - Ramon Cravel

 


 

Titel: Die Lieder der Ähren

Autor:  Ramon Cravel

Genre: Gedichte
Erscheinungsjahr: 2023
Seitenzahl: 61
Cover: © Diogenes
Begonnen: 28.04.2023
Beendet: 04.05.2023


Gedichte lese ich eher selten und dennoch hat mich Ramon Cravel sehr neugierig gemacht, als er mir seinen Gedichtband namens "Lieder der Ähren" als Rezensionsexemplar angeboten hat. Wie der wundervolle Titel schon andeutet, geht es hier vorwiegend um die Natur, die von dem Autor betrachtet und in Poesie verwandelt wird.

Empfehlen würde ich, sich mit diesen Gedichten nach draußen in den Wald oder auf ein Feld zu setzen und die Worte einfach auf sich wirken zu lassen. So habe ich es getan und konnte auf diese Weise in jedem Gedicht etwas Wahres, Wertvolles und zeitgleich viel Stoff zum Nachdenken finden.

Auf melancholische Art beschäftigt sich fast jedes Gedicht auch mit dem Leben, das seine Bahnen zieht und das manchmal sogar an uns vorbeirauscht. Es geht um Zeit, die unbemerkt verstreicht und um den Lauf der Jahres- und Tageszeiten. 

Besonders schön vom Klang fand ich "Bäumelein", sehr düster wirkt "Nachtmahr" und "Lass ab" beschreibt perfekt den Lauf der Dinge und zeichnet sanft eine tolle Parallele zwischen den Menschen und der Natur. Ich denke, jeder Leser, der Gedichten nicht abgeneigt ist, wird hier in diesem Buch etwas zum Nachdenken finden und vielleicht danach die Natur und das Leben aus einem anderen Blickwinkel betrachten!


 "Lieder der Ähren" passt perfekt zum Frühling und lädt ein, die einzelnen Gedichte in der Natur sitzend zu genießen und die Gedanken schweifen zu lassen. Ich bin gespannt, was von dem Dichter noch kommen wird und empfehle diesen Gedichtband gerne weiter!

Ich vergebe 5 von 5.


Freitag, 12. Mai 2023

[Rezension] Ein einziger Tag - Kjersti Scheen

  


Titel: Ein einziger Tag

Autor:  Kjersti Scheen

Genre: Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2000
Seitenzahl: 192
Cover: © Ravensburger Verlag
Begonnen: 21.04.2023
Beendet: 24.04.2023


Martin wird seit der ersten Klasse von Fredrik und seiner Clique gemobbt, dennoch fährt er mit ihnen gemeinsam mit dem Boot hinaus. Er hofft, doch irgendwann noch dazugehören. Doch dann wird er von der Gruppe fast zu Tode geprügelt und als sie einen Motorschaden haben und zu dem 30-jährigen Sigge kommen, eskaliert plötzlich alles ...

Bücher, die das Thema Mobbing behandeln und es von vielen Seiten beleuchten, gehen mir stets besonders nahe, da ich über zehn Jahre lang stark ausgegrenzt wurde und noch heute mit den Nachwirkungen zu kämpfen habe. Mit Martin konnte ich demnach schnell mitfühlen, hat er sich in dieser Geschichte doch bereits mit seiner Opferrolle abgefunden. Er ist ein stiller Junge, der sich im Grunde niemals zur Wehr setzt und alles über sich ergehen lässt. Dies nutzen seine Mitschüler natürlich aus.

Leider geht Kjersti Scheen nur kurz auf die Anfänge des Mobbings ein und verliert in diesem relativ kurzen Jugendbuch schnell den roten Faden. Mal sind wir in der Vergangenheit, mal auf dem Boot und mal in der Gegenwart, in der die Jugendliche plötzlich auf Sigge, der ein Auge auf Susanne wirft, treffen. Martin wirkt dabei nur wie ein Beobachter, der praktisch alles mit sich machen lässt.

Obwohl Mobbing das zentrale Thema ist, steht doch eher Susanne im Fokus der Erzählung. Fredrik, der Anführer der Gruppe hat genau wie Sigge ein Auge auf sie geworden. Wen wundert es, dass auch Martin sich zu ihr hingezogen fühlt? Mit dem Ende dieses Buches und damit auch mit der "Liebesgeschichte" konnte ich, um ehrlich zu sein, relativ wenig anfangen, auch wenn es natürlich sehr schön zeigt, dass meistens auch Täter einfach nur Opfer sind. Alles löst sich am Ende zu schnell und einfach aus und wie es nun wirklich nach diesem einen Tag weitergeht, ist wohl ungewiss ...



"Ein einziger Tag" ist ein Jugendbuch, das sich leider eine Spur zu oberflächlich mit dem Thema Mobbing beschäftig und ein Ende besitzt, das für mich leider nicht ganz stimmig ist ...

Ich vergebe 3 von 5.