Mittwoch, 20. November 2024

[Rezension] Der rote Apfel - Mi-Ae Seo


 Titel: Der rote Apfel

Autor:  Mi-Ae Seo

Genre: Thriller

Erscheinungsjahr: 2020

Seitenzahl: 352
Cover: © Heyne
Begonnen: 17.10.2024
Beendet: 21.10.2024


Mehrere Fälle von Brandstiftung halten das Viertel in Atem. An einem Brandort wird ein junges Mädchen namens Hayong gefunden, die nun, nach den Tod der Großeltern zu ihrem Vater kommt, der mit der Psychologin Sonkyong verheiratet ist. Sonkyonk bekommt zeitgleich dir Gelegenheit, einem berühmten Serienmörder im Gefängnis zu treffen. Bald sieht sie Paralellen zu dem Mädchen in ihrem Haus ... 

"Der rote Apfel" hat mich vom Klappentext, der stark an "Das Schweigen der Lämmer" erinnert, direkt angesprochen. Die Besuche im Gefängnis, bei denen die Psychologin Sonyonk im Tausch gegen einen saftigen Apfel die Geschichte von Lee Byongdo erfährt, sind durchaus gelungen und es gibt auch ein paar echte unheimliche Abschnitte. Leider schafft es die Autorin aber nicht, Atmosphäre aufzubauen und echte Tiefe zu erzeugen.

Alles wird zu schnell erzählt und dem Leser ist recht schnell klar, wohin die Geschichte führen wird. Die 350 Seiten reichen dabei einfach nicht aus, um sowohl die Entwicklungen des Mädchens als auch die Geschichte des Serienmörders unterzubringen. Auch die Psychologin selbst kommt dabei sehr kurz und agiert teilweise so, als würde sie sich im Umgang mit Menschen nicht auskennen. Teilweise konnte ich ihre Versuche, zu dem Mädchen durchzudringen, nicht nachvollziehen. So wird beispielsweise spontan ein Hund gekauft, obwohl ihr Mann eine Allergie hat und ersichtlich ist, dass sich Hayong um ein anderes Lebewesen gar nicht kümmern kann. 

Auch das Ende hat mich leider stark enttäuscht, denn alles endet doch so, wie man es von der ersten Seite an erwartet und es verwundert doch sehr, dass eine Psychologin, die angeblich das Verhalten von Straftätern studiert hat, gewisse Dinge nicht sieht ...



"Der rote Apfel" besitzt zwar eine interessante Ausgangslage, kann aber kaum Atmosphäre und Tiefe erzeugen, weil alles viel zu schnell und lieblos abgehandelt wird. Schade ...


Ich vergebe 3 von 5.


Montag, 18. November 2024

[Rezension] Nur der Tod kann dich retten - Joy Fielding

 


Titel: Nur der Tod kann dich retten

Autor:  Joy Fielding

Genre: Thriller

Erscheinungsjahr: 2007

Seitenzahl: 478
Cover: © Weltbild
Begonnen: 16.10.2024
Beendet: 19.10.2024


Ein junges Mädchen wacht in einem Keller auf und wird kurz darauf getötet. Ganz Torrance ist plötzlich alarmiert. Auch die Lehrerin Sandy Crosbie, die noch nicht lange dort lebt und auch eine Tochter hat, macht sich große Sorge, zumal sie die Jugendlichen tagtäglich in der Schule sieht. Als ein weiteres Mädchen verschwindet, ist klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Ein Serienmörder, der jeder im Ort sein könnte ...

Die Bücher von Joy Fielding unterhalten mich nach wie vor bestens und "Nur der Tod kann dich retten" gehört auf jeden Fall zu ihrem stärksten Thriller. Von Anfang an baut sie hier eine Spannung auf, die niemals abflacht und schafft es, dass wirklich jeder einzelne Charakter eine eigene Hintergrundgeschichte bekommt und zeitgleich als möglicher Serienmörder in Frage kommt.

Sandy, die gerade von ihrem Mann für eine Affäre verlassen wurde ist genauso verdächtigt wie das gemobbte Mädchen Delilah, der Schlägertyp Cal, der seine Frau daheim einsperrt oder auch die durch Schönheitsoperationen total veränderte Kerri, die reihenweise Männer den Kopf verdreht. Ich empfand alle Charakter mit ihren Geschichten als sehr unterhaltsam.

Auch der Täter oder die Täterin meldet sich in einer abstrakten Form eines Tagebuchs immer wieder zu Wort und erzählt, wie er oder sie zum ersten Mord getrieben wurde. Nebenbei schafft es die Autorin, noch ernste Themen wie Essstörungen, Mobbing und die Gefahren des Internets anzusprechen. Ich hatte schon eine Vermutung, was die Auflösung betrifft, fand es aber dennoch mutig, dass sie sich tatsächlich für dieses Ende entschieden hat. Für mich zeigt dieses Buch Joy Fielding Höchstform.



Als großer Fan von Joy Fielding hat mich dieser "Serienmörder"-Geschichte, in der wirklich jeder Charakter verdächtig erscheint, bestens unterhalten!

Ich vergebe 5 von 5.


Samstag, 16. November 2024

[Rezension] Hassblüte - Agnes Kottmann

 


Titel: Hassblüte

Autor:  Agnes Kottmann

Genre: Jugendthriller

Erscheinungsjahr: 2013

Seitenzahl: 252
Cover: © Arena Verlag
Begonnen: 14.10.2024
Beendet: 17.10.2024


Bei einer Telefonseelsorge wird ein Amoklauf angekündigt. Ein paar Tage später stürzt Robin, der Anrufer, vom Balkon eines Hochhauses und stirbt. Schnell wird ersichtlich, dass Robin schon lange keine echten Freunde mehr hatte. Besonders Michelle, in die er verliebt war, ging immer mehr auf Abstand und fühlt sich nun schuldig. Doch was, wenn sein Tod kein Unfall war?

Die Arena-Thriller lese ich sehr gerne, denn sie entsprechen haargenau meinem Geschmack. Auch "Hassblüte" ist spannend und zeitgleich sehr jugendlich aufgebaut. Schon allein der Anruf bei der Seelsorge auf den ersten Seiten treibt den Puls hoch und bietet einen perfekten Einstieg. Im Anschluss erleben wir, wie zerbrochen die Freundschaft zwischen Robin, Michelle, Mike, Janni und Daniel ist. Robin scheint seinem Leben nur noch entkommen zu wollen, stürzt dann aber vom Balkon in den Tod. War es nun ein Selbstmord, ein Unfall oder gar ein Mord?

Alle Charaktere hetzen in diesem Buch umher. Sie reden nicht wirklich miteinander und genau darum geht es auch. Robin war vor seinem Tod sehr labil, weil er viele unschöne Dinge erlebte und mit niemanden darüber reden konnte. Geschockt hat mich ein wenig, dass er sich immer noch an diese doch sehr toxische Freundschaft klammerte.

Agnes Kottmann schafft es, jeden verdächtig erscheinen zu lassen und jede Menge falsche Fährten zu legen. Einiges wird dadurch aber eine Spur zu oft durchgekaut und ich muss sagen, dass mir das Ende als ein wenig zu schwach vorkam, weil es sich die Autorin doch ein wenig leicht macht und im Grunde den Täter präsentiert, den wohl jeder Leser sehr früh verdächtigt. Dennoch hatte ich auch bei diesem Arena-Thriller wieder einige angenehme Lesestunden.



Dieser Jugendthriller konnte mich - wie fast alle aus der Reihe - gut unterhalten. Nur das Ende kam mir etwas schwach vor.

Ich vergebe 4 von 5.


Donnerstag, 14. November 2024

[Rezension] Bevor du liebst - Hannah Green


 Titel: Bevor du liebst

Autor:  Hannah Green

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 1993

Seitenzahl: 416
Cover: © Diogenes
Begonnen: 14.10.2024
Beendet: 16.10.2024


John ist taubblind und hat sich seine Selbstständigkeit hart erarbeitet, um auf möglichst wenig Hilfe angewiesen zu sein. Da tritt plötzlich die Schauspielerin Leda in sein Leben und stellt es komplett auf den Kopf. Doch passen ihre zwei Welten wirklich zueinander?

Hannah Green hat sich in "Bevor du liebst" einem sehr schwierigen Thema gewidmet. Sehr eingängig beschreibt sie das Leben von taubblinden Menschen mit allen Höhen und Tiefen. John ist dabei ein ganz besonderer Mensch, der sehr intelligent ist, Gedichte schreibt und ein selbstbestimmtes Leben führen will. Die Autorin zeigt aber immer wieder, wie schwer es ihm andere Menschen machen und wie wenig Verständnis es in dieser Welt einer solchen Behinderung gegenüber gibt. Oft wird John missverstanden, weil es für ihn nur wenig Möglichkeiten zum Kommunizieren gibt.

Mir gefielen die sehr tiefen Einblicke in Johns Leben mit allen Höhen und Tiefen. Die Geschichte selbst bleibt dabei allerdings sehr ruhig, erzählt vom Alltag, von Problemen und eben der sanften Liebe, die sich zwischen John und Leda entwickelt. Immer wieder werden Johns Gedichte eingebaut, die sich, genau wie er selbst, verändern. Manchmal hatte ich allerdings das Gefühl, dass bei diesen Gedichten eher der Stil der Autorin durchschimmert. Mir war es an manchen Stellen zu viel und zu bemüht.

"Bevor du liebst" ist ein sehr gefühlvolles Buch, bei dem mir, was die Handlung angeht, allerdings dieser aller letzte Funke gefehlt hat. Teilweise war mir die Geschichte eine Spur zu ruhig, obwohl die Welt der Gehörlosen von Leda zum Ende hin als viel zu laut beschrieben wird. Eine gewisse Wucht - gerade zum Ende hin, als Johns Wut immer mehr spürbar wird - hätte der Geschichte sicherlich gut getan.



In "Bevor du liebst" beschreibt Hannah Green das Leben eines taubblinden Mannes, der sich zum ersten Mal verliebt und Teil einer anderen Welt wieder, in der es keinen Platz für ihn zu geben scheint. Eine berührende, teilweise aber ein wenig zu ruhige Geschichte ...

Ich vergebe 4 von 5.


Dienstag, 12. November 2024

[Rezension] Bad Girls (Kurzgeschichten) - Joice Carol Oates


 Titel: Bad Girls

Autor:  Joice Carol Oates

Genre: Kurzgeschichten

Erscheinungsjahr: 2004

Seitenzahl: 272
Cover: © dtv
Begonnen: 10.10.2024
Beendet: 14.10.2024


"Bad Girls" umfasst zehn sehr intensive Kurzgeschichten, in denen Mädchen und junge Frauen im Zentrum stehen, die gerade dabei sind, erwachsen zu werden. Joyce Carol Oates, die mich bereits mit einigen Jugendromanen begeistern konnte, zeigt sehr viel Emotionen und Tiefgang, während sie Situationen schildert, die viele Heranwachsene kennen.

In den einzelnen Geschichten geht es um die Pubertät, um das Umherirren und auch um das Loslassen der eigenen Kindheit. Die Storys sind vom Stil sehr unterschiedlich, manche sind dabei sogar sehr experimentiell wie beispielsweise eine Geschichte mit dem langen Titel "Wie ich mir Gedanken machte über die Welt in der Besserungsanstalt von Detroit und mein Leben von vorne begann", das vom Aufbau einem Schulaufsatz ähnelt.

Begeistern und in den Bann ziehen konnten mich alle Geschichte. Am intensivsten fand ich "Im Zeichen des Steinbocks", in dem es um einer bitterböse Internetbekanntschaft geht. Hier bekam ich beim Lesen eine Gänsehaut.

Das Düstere zieht ganz unterschwellig in alle Geschichten ein. Die Autorin zeigt hier viele Momente auf, in denen Mädchen gezwungen sind, erwachsen und zu "Bad Girls" zu werden, um sich in dieser Welt behaupten zu können. Ein starker Kurzgeschichtenband einer grandiosen Autorin!




Mit ihren tiefsinnigen Kurzgeschichten über das Erwachsenwerden von Mädchen konnte mich Joye Carol Oates in den Bann ziehen und zum Nachdenken bringen. Zehn tolle und mehr als lesenswerte Geschichten!

Ich vergebe 5 von 5.

Sonntag, 10. November 2024

[Rezension] Der Gastgeber - Arne Garrit


 Titel: Der Gastgeber - Fühl dich wie Zuhause

Autor:  Arne Garrit

Genre: Thriller

Erscheinungsjahr: 2022

Seitenzahl: 384
Cover: © Ullstein
Begonnen: 09.10.2024
Beendet: 11.10.2024


Nika hat kein echtes Zuhause. So zieht sie mit ihrem falschen Pass von einer Airbnb-Wohnung zur nächsten und lebt in Anonymität. Doch dann findet sie in einem Appartment plötzlich eine versteckte Kammer mit Fotos von Frauen, die entweder schlafen oder tot sind. Eine dieser Frauen sieht dabei aus wie Nika ...

"Der Gastgeber" ist ein sehr flott erzählter Thriller mit einer wirklich spannenden Ausgangslage und einer interessanten Protagonistin. Wir haben hier mit Nika eine Frau, die sich große Mühe gibt, gar nicht zu existieren und die sich dennoch gemeinsam mit dem Leser auf die Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit macht.

Die Kapitel sind kurz und knackig. Es gibt recht klassische Stränge, in denen neben Nika auch noch der Täter und eine Kommissarin auftritt. Leider schaffte es der Autor aber nicht, dass ich eine echte Gefahr spüren konnte, denn Nika wirkt zu stark und abgebrüht. Sie bleibt selbst dann noch in der Wohnung, als sie die seltsamen Fotos findet, was ich nicht so recht verstehen konnte. Zudem wollte die Unbeschwertheit, mit der sie durch die Gegend läuft, irgendwie nicht zu ihrem Lifestyle passen.

Vieles wird hier auch zu schnell erzählt und das Ende ist leider auch sehr vorhersehbar. Für mich war "Der Gastgeber" daher eher ein durchschnittlicher Thriller, der sich zwar angenehm lesen lässt, aber nicht im Gedächtnis bleibt.



Die Ausgangslage dieses Thrillers könnte nicht spannender sein, doch leider ist die Protagonistin viel zu abgebrüht. So konnte ich beim Lesen auch ich keine Gefahr oder Angst spüren und war auch vom sehr vorhersehbaren Ende enttäuscht.

Ich vergebe 3 von 5.



Freitag, 8. November 2024

[Rezension] Banshee, die Todesfee - Margaret Millar


 Titel: Banshee, die Todesfee

Autor:  Margaret Millar

Genre: Roman, Krimi

Erscheinungsjahr: 1987

Seitenzahl: 254
Cover: © Diogenes
Begonnen: 07.10.2024
Beendet: 10.10.2024


Die achtjährige Annamay spielt immer Prinzessin in ihrem eigenen Schloss, das sich zwischen Avocadopflanzen befindet. Auf diese Weise trifft sie immer wieder auf Fremde, obwohl sie mit diesen nicht reden soll. Plötzlich ist Annamay verschwunden und Monate später werden ihre Knochen gefunden. Ihr Vater und der Pfarrer des Ortes versuchen verzweifelt herauszufinden, was dem Mädchen widerfahren ist, sorgen dabei aber für weitere Tragödien ...

Margaret Millars Bücher sind für mich stets ähnlich intensiv wie die von Patricia Highsmiths. "Banshee, die Todesfee" gehört sicher zu ihren besten und auch vielschichtigsten Werken, denn die Geschichte der kleinen Annamay geht von den ersten Seiten, auf denen sich ein Märchen in einen wahren Albtraum verwandelt, unter die Haut.

Es stellt sich die Frage, was mit Annamay geschehen ist und vor allem, wer etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte. Verdächtig wirken dabei alle in ihrem Umfeld. Da ist zum Beispiel Ben, der Freund der Familie und Architekt des Schlosses, in dem sie so gerne gespielt hat oder auch der Wanderprediger Mr. Cassandra. Auch Annamays Cousine Dru, die sich selbst als wertlos ansieht oder die alte und sehr verwirrte Miss Firence rücken ins Zentrum der recht laienhaften Ermittlungen.

Die Charaktere sind vielschichtig und haben allesamt eigene Probleme, Sorgen und auch Geheimnisse. Bis zur aller letzten Seite bleibt das Rätsel rund um Annamay auch bestehen, um dann den Leser mit einer sehr bitteren und traurigen Auflösung in den Abgrund zu zerren. Für mich gehört "Banshee, die Todesfee" zu den stärksten und eindringlichsten Bücher von Millar! 




"Banshee, die Todesfee" konnte mich von der allerersten Seite an in den Bann ziehen und ließ mich erst am Ende wieder frei! Eins der besten Bücher von Margaret Millar und für mich ein Highlight!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extrakäse.