Freitag, 14. November 2025

[Rezension] Der Distelfink - Donna Tartt

 


Titel: Der Distelfink

Autor:  Donna Tartt

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2014

Seitenzahl: 1024
Cover: © Goldmann
Begonnen: 08.10.2025
Beendet: 15.10.2025


Theo Decker ist gerade einmal 13 Jahre, als sich im Museum eine großes Unglück ereignet, bei dem seine Mutter und viele andere Menschen ums Leben kommen. Nur das Bild, das seine Mutter so sehr geliebt hat, hat überlebt und begleitet Theo sein Leben lang. Bald wird es so wichtig, dass er gar nicht merkt, wie weit es ihn von seinem eigentlichen Weg abbringt ...

"Der Distelfink" war wohl das längste Buch, was ich in diesem Jahr gelesen habe und ich muss sagen, dass ich ein wenig Angst vor diesem mehr als 1000 Seiten langen Werk einer mir bisher unbekannten Autorin hatte. Doch der Anfang hat mich so sehr in den Bann gezogen, dass die Seiten nur so dahinflogen. Wir erleben als Leser nämlich den alles verändernden Tag sehr intensiv mit und begleiten Theo dann von einem Ort zum nächsten, auf einer ewigen Suche nach etwas, das er nicht einmal benennen kann.

Obwohl der Klappentext vermuten lässt, dass Theo immer mehr abstürzt, behandelt das Buch jedoch auch viele schöne Momente. Theo selbst fühlt sich zwar verloren, doch zu jedem Zeitpunkt sind da Menschen, die bereit sind, ihn aufzufangen. Besonders gefallen hat mir hier die Begegnung mit Hobie, die sich tatsächlich wie Schicksal anfühlt.

Zu Beginn hatte ich das Gefühl, hier nicht nur eine grandiose, für mich neue Schriftstellerin entdeckt zu haben, sondern auch ein echtes Highlight zu lesen. Doch ich muss ehrlicherweise sagen, dass mich das Buch irgendwann doch etwas verloren hat, als Theo erwachsen wurde und durch seinen Freund Boris doch in eine unschöne Richtung gedrängt wird.

Auf den letzten 150 Seiten versucht die Autorin noch etwas Spannung reinzubringen, doch das passt für mich nicht zu ihrem ruhigen, sehr bedachten Stil. Ich denke, ich hätte mir einen etwas anderen Ausgang und auch Höhepunkt gewünscht. Dennoch ist Donna Tartt für mich aber eine sehr spannende Neuentdeckung!


Die mehr als 1000 Seiten, die tatsächlich wie im Flug vergehen, erzählen von einem Jungen, der früh seine Mutter verliert und irgendwie allein erwachsen werden muss!

Ich vergebe 4 von 5.

Mittwoch, 12. November 2025

[Rezension] Das finstere Tal - Thomas Willmann

 


 Titel: Das finstere Tal

Autor:  Thomas Willmann

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2013

Seitenzahl: 320
Cover: © Ullstein
Begonnen: 07.10.2025
Beendet: 10.10.2025


Ein Fremder kommt kurz vor Winterbeginn in ein abgeschiedenes Hochtal in den Alpen. Die Bewohner sind sehr misstrauisch, doch Greider hat viel Gold dabei und sichert sich so ein Quartier bei einer Witwe und ihrer Tochter. Augenscheinlich will Greider nur malen, doch dann kommt es zu den ersten Todesfällen ...

Mit "Das finstere Tal" habe ich mich anfangs sehr schwer getan. Der Autor beschreibt hier sehr detailliert die kühle Atmosphäre, die sowohl vom einbrechenden Winter als auch den Menschen ausgeht. Mir war der Stil anfangs viel zu ruhig und ich musste mich förmlich zwingen, am Ball zu bleiben, da recht wenig passiert. Auch die zeitliche Einordnung war für mich nicht ganz offensichtlich.

Ab der Hälfte nimmt das Geschehen zum Glück Fahrt auf und hier entwickelt sich auch ein interessanter Genremix, denn ein wenig fühlt es sich ab einem gewissen Punkt tatsächlich wie ein Western an. Die Hintergrundgeschichte des Dorfes hat mir auf jeden Fall gefallen und überrascht. Die Erzählweise schafft hier auch eine angenehme Dynamik, die mich etwas aus der Schläfrigkeit gerissen hat, die mich am Anfang der Geschichte oft befiel.

Zum Ende hin wird es auch sehr brutal und blutig. Irgendwas fehlte mir an diesem Roman aber dennoch und ich glaube, der sehr beschreibende Stil von Thomas Willmann liegt mir einfach nicht so recht.


Ein interessanter Genremix, der anfangs aber doch sehr langatmig wirkt und zum Ende vorwiegend durch die Brutalität an Spannung gewinnt. Irgendwie fehlte mir der Sog ...

Ich vergebe 3 von 5.

Montag, 10. November 2025

[Rezension] touch the flame - Zoran Drvenkar

 


Titel: touch the flame

Autor:  Zoran Drvenkar

Genre: Jugendbuch

Erscheinungsjahr: 2003

Seitenzahl: 208
Cover: © Carlsen
Begonnen: 06.10.2025
Beendet: 08.10.2025


Lukas wird von seinem Vater, der sich niemals für ihn interessiert hat, abgeholt. Sie wollen zum ersten Mal Zeit miteinander verbringen. Doch statt sich kennenzulernen, erfährt Lukas im Grunde nur, dass sein Vater sehr krank ist und ganz schön viele Probleme hat. Probleme, in die er seinen Sohn nun auch noch hineinzieht.

Seit Jahren bin ich schon großer Fan von Zoran Drvenkar und vor allem seinen Mut, mit jedem Buch eine neue Richtung einzuschlagen. Besonders was seinen oft sehr experimentellen Stil anbelangt ist er für mich eine große Inspiration. Ehrlicherweise muss ich allerdings auch sagen, dass ich seine Jugendbücher bisher als nicht so stark wie seine Romane empfand.

In "touch the flame" beginnt ein sehr verrückter Roadtrip, in dem sich Vater und Sohn näher kommen sollen. Das klappt aber nicht so wirklich. Lukas stellt viele Fragen, bekommt aber keine Antworten und wird zu allem Überfluss noch in die verbrecherischen Machenschaften seiner Familie hineingezogen. Gemeinsam mit seinem Vater jagt er einer Diebesbeute hinterher, was von der Story nicht ganz meinen Geschmack traf, weil mir hier in der Handlung ein wenig das Besondere fehlte. Lukas wird gefühlt auch nur von einer Situation zur nächsten getragen.

Ich habe dieses relativ kurze Jugendbuch gerne gelesen, wenngleich mir aber mal wieder irgendwas fehlte. Stilistisch gesehen ist das Werk stark und erfrischend anders, doch der Handlung rund um den Roadtrip fehlt es ein wenig an Tiefe und starken, einprägsamen Momenten. Ich bleibe aber dennoch weiterhin Fan von Drvenkar, weil bei ihm spürbar ist, wie sehr er das Schreiben liebt!



Ein Jugendbuch über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung und ein kleines Abenteuer. Irgendwas fehlte mir allerdings ...

Ich vergebe 4 von 5.



Samstag, 8. November 2025

[Rezension] Boy in the Park - A. J. Grayson

 


Titel: Boy in the Park 

Autor:  A. J. Grayson

Genre: Roman, Thriller

Erscheinungsjahr: 2016

Seitenzahl: 368
Cover: © Droemer
Begonnen: 02.10.2025
Beendet: 07.10.2025


Dylan arbeitet in einem Naturkostladen und verbringt jede Mittagspause auf einer Bank im Park. Dort sieht er stets denselben Jungen, der mit einem Stock im Wasser herumstochert. Eines Tages verändert sich jedoch alles, als der Junge plötzlich blaue Flecken hat und direkt vor Dylans Augen weggezerrt wird. Dylan folgt einer geheimnisvollen Spur, um den Jungen zu finden, doch dabei nähert er sich einer schrecklichen Wahrheit an ...

"Boy in the Park" war so ein Buch, das mich total überrascht hat, denn es liest sich erst einmal sehr rätselhaft und entwickelt dadurch einen unfassbaren Sog. Wir erleben einen sehr nachdenklichen Mann, der immer wieder demselben Tagesablauf folgt und jeden Tag diesen Jungen im Park beobachtet bis dieser plötzlich verschwindet und damit alles auf dem Kopf stellt. Gleichzeitig gibt es seltsame Bandaufzeichnungen über einen Mann namens Joseph, der angeblich seine Frau getötet hat. Wie passt das alles zusammen?

Der Leser nähert sich mit Dylan gemeinsam Stück für Stück der Wahrheit und gerät dabei in einen wahren Strudel aus sonderbaren Ereignissen und abstrakten Gedanken. Das Buch hat mich nicht nur gefesselt, sondern auch immer wieder überrascht. Die große Wendung selbst konnte ich irgendwann zwar schon ein wenig erahnen, aber dennoch fand ich es unfassbar gut umgesetzt. "Boy in the Park" besitzt sehr viel Tiefgang und ist ein Psychothriller, der unter die Haut geht und zu schocken weiß. Ich kann kaum glauben, dass dies ein Debütwerk sein soll!


Ein fesselnder, intensiver und sehr tiefgründiger Psychothriller, der eine grandiose Wendung besitzt. 

Ich vergebe 5 von 5.

Donnerstag, 6. November 2025

[Rezension] Die Chronik der Draculas - Peter Tremayne

 


Titel: Die Chronik der Draculas

Autor:  Peter Tremayne

Genre: Horror, Roman

Erscheinungsjahr: 1977

Seitenzahl: 204
Cover: © Bastei Lübbe
Begonnen: 02.10.2025
Beendet: 06.10.2025


Van Helsing entdeckte einst die Aufzeichnungen von Mircea, dem jüngsten Sohn des Grafen Dracula. Mit seiner Mutter floh Mircea als Kind aus seiner Heimat und vor seinem gewalttätigen Vater, als junger Mann kehrt er nun zurück zu seinen beiden Brüdern, dem Schloß Dracula und seinem Erbe, das kaum düsterer sein könnte ...

"Dracula" war im letzten Jahr meine Halloweenlektüre und ein großes Highlight. Peter Tremayne zeichnet in "Die Chronik der Draculas", dem ersten Band, der sich mit der Familiengeschichte beschäftigt, einen Teil der Schrecken auf, die Dracula auch nach seinem Tod verbreitete.

Als ich mit dem Buch begann, war ich ein wenig skeptisch, weil der Autor erst einmal sehr trocken gewisse geschichtliche Fakten einbaut, doch dann reist Mircea in die Walachei und die Seele des großen Literaturklassikers wird perfekt eingefangen. Die Zeit auf dem Schloss könnte kaum schauriger und atmosphärischer sein. Spannend ist zudem, wie der unwissende Mircea die schreckliche Wahrheit über seine eigene Familie herausfinden muss.

Das Buch war für mich der perfekte Einstieg in die düstere Jahreszeit und ich hoffe sehr, die beiden Fortsetzungen der Reihe irgendwann auch noch lesen zu dürfen, auch wenn die Bücher teils sehr alt sind. Wer "Dracula" mag, wird dieses Werk sicherlich auch genießen!


Ein atmosphärischer und unheimlicher Einblick in die Geschichte der Dracula-Familie! 

Ich vergebe 5 von 5.

Dienstag, 4. November 2025

[Rezension] Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen - Jeanne Ryan

 


Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Autor:  Jeanne Ryan

Genre: Jugendthriller

Erscheinungsjahr: 2013

Seitenzahl: 320
Cover: © cbt
Begonnen: 30.09.2025
Beendet: 02.10.2025


Vee ist alles andere als mutig und will bei dem neuen Spiel namens "Risk", bei dem Challenges absolviert und ins Internet gestellt werden müssen, nicht mitmachen. Doch nicht nur der Junge, im den sie verliebt ist, animiert sie, mal etwas Verrücktes zu tun. Nein, auch "Risk" selbst lockt mit immer mehr Preisen. Anfangs hat Vee sogar Spaß und genießt es, einmal über sich hinauszuwachsen, doch dann werden die Herausforderungen immer extremer ...

"Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen" besitzt ein sehr aktuelles und auch wichtiges Thema. Vee ist eigentlich nicht der Typ für diese peinlichen Online-Challenges, doch dann lässt sie sich doch drauf ein, denn schließlich bekommt sie die Schuhe, die sie schon lange haben will und schließlich winkt auch nicht ein Stipendium für ein Modestudium. "Risk" weiß, wie er die Mitspieler dazu animiert, beim Spiel zu bleiben. Schnell wird klar, wie sehr Vee und die anderen Spieler manipuliert werden und schließlich gar keine Möglichkeit mehr haben, auszusteigen.

Dieses Jugendbuch besitzt ein ordentliches Tempo, denn wir begleiten Vee durch die verrückteste und gefährlichste Nacht ihres Lebens, in der die Challenges immer extremer werden. Vee verändert sich dabei mit jeder neuen Herausforderung.

Ich konnte kaum aufhören zu lesen, weil spürbar ist, dass alles eskalieren muss. Die Autorin regt zum Nachdenken an, denn es geht nicht nur um die Spieler selbst, sondern auch um die Beobachter, die das ganze Spiel am Laufen halten. Für mich war dies ein sehr starker und auch gerade für junge Leute sehr wichtiger Jugendthriller, der nicht nur Spaß macht, sondern auch Denkanstöße liefert!



Ein extrem spannender Jugendthriller über ein Spiel, das immer extremer wird und aus dem Ruder zu laufen droht! Eine wichtige und aktuelle Thematik!

Ich vergebe 5 von 5.

Sonntag, 2. November 2025

[Rezension] Tödliche Hände - Marie Louise Fischer

 


Titel: Tödliche Hände

Autor:  Marie Louise Fischer

Genre: Krimi

Erscheinungsjahr: 1977

Seitenzahl: 190
Cover: © Bertelsmann
Begonnen: 29.09.2025
Beendet: 30.09.2025


Auf Burg Eberstein geschieht während einer spiritistischen Sitzung ein Mord. Ausgerechnet Kasimir Kratky, den das Medium Maria heiraten will, hat run Stilett im Rücken. Das Morden geht auch noch weiter, als die Polizei eintrifft und erst eine weitere Séance offenbart den Mörder ...

Innerhalb kürzester Zeit habe ich gleich zwei vom Genre her Bücher von Marie Louise Fischer gefunden. Die Autorin, die früher sehr beliebt war, war für mich eine Unbekannte und so nutzte ich "Tödliche Hände" dazu, sie kennenzulernen. 

Der Krimi ähnelt vom Aufbau den Werken von Agatha Christie. Gleich zu Beginn geschieht ein Mord und alle Anwesenden sind erst einmal verdächtig, weil keiner das Opfer so recht leiden konnte. Monika Müller, die selbst dort auf den Mann trifft, in den sie schon lange verliebt ist, schlüpft mehr oder weniger in die Rolle der Hobbydetektivin. Allerdings verlaufen ihre "Ermittlungen" so, dass sie jeden Anwesenden einmal verdächtigt.

Auch wenn der Stil manchmal recht holprig ist und das Geschehen auf der Burg manchmal durch die vielen Charaktere etwas hektisch wirkt, macht dieses Buch Spaß. "Tödliche Hände" lädt auf jeden Fall zum Mitraten ein und ist ein klassischer Whodunit-Krimi, bei dem um die Suche nach dem Täter geht. Dabei gehen natürlich die Hintergründe der einzelnen Personen etwas verloren und alle bleiben in ihren jeweiligen Rollen gefangen. Bei Agatha Christie funktioniert dies mit einer gewissen Leichtigkeit, die Marie Louise Fischer nicht so ganz erreicht ...

"Tödliche Hände" ist ein klassisch aufgebauter Whodunit-Krimi, der an Agatha Christie erinnert, an manchen Stellen jedoch etwas im Chaos versinkt. Spaß macht das Buch aber dennoch!

Ich vergebe 4 von 5.