Freitag, 29. Juni 2018

[Rezension] Sternensommerküsse - Sandra Pulletz

Titel: Sternensommerküsse
Autor:  Sandra Pulletz
Genre: Roman, Liebesroman
Erscheinungsdatum: 29. Juni 2018
Anzahl der Seiten: 371
Cover und Inhaltsangabe © Sandra Pulletz

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin für das Rezensionsexemplar!





"Für Beziehungen hat die 19-jährige Nelly keine Zeit, ihre Leidenschaft für das Tanzen steht an erster Stelle. Doch die Begegnung mit Marten bringt Nellys Leben aus dem Takt. Ihr Herz klopft schneller als nach einem Tanzmarathon. Schließlich traut sie sich und lädt ihn auf ein Date ein, doch er lässt sie eiskalt abblitzen. Diese Abfuhr sorgt endgültig dafür, dass sie von der Liebe die Nase voll hat. Um sich abzulenken, springt sie kurzfristig als Betreuerin im Ferienlager ein. Blöd nur, dass sie im Waldeulen-Nest ausgerechnet auf Marten trifft, der ihr plötzlich doch Avancen macht. Ihr Herz tanzt Merengue: Entscheidet sich Nelly für die Liebe oder gewinnt ihr Verstand?"




Als großer Fan der Bücher von Sandra Pulletz habe ich mich tierisch über das neue Werk der Autorin gefreut, das ich bereits im Vorfeld lesen durfte. Ich liebe Sandra Pulletz Schreibstil, der lockerleicht ist und immer die passenden Worte findet. Besonders im Liebesromanbereich, ein Genre, um das ich sonst ja einen Bogen machen, weil ich Kitsch nicht mag, gehört sie für mich mittlerweile wirklich zu meinen Favoriten.

Ihre Geschichten sind ehrlich, süß und verströmen einen ganz eigenen Charme. Ihre Charaktere sind stets gut ausgearbeitet, sympatisch und vor allem sehr liebenswert. So auch bei "Sternensommerküsse". Hier haben ich die beiden Protagonisten direkt ins Herz geschlossen.




- Nelly -

Mit Nelly konnte ich mich sehr gut identifizieren. Ihre größte Leidenschaft ist das Tanzen und das ist auch den ganzen Roman spürbar. Immer wenn Nelly tanzt ist sie glücklich und frei. Außerhalb dieser Leidenschaft ist sie ein sehr chaotischer und tollpatschiger Mensch, was mich beim Lesen immer wieder zum Lachen gebracht hat!

Auf einer Party lernt sie zu Beginn der Geschichte Marten kennen. Schon der Anfang versprüht hier Funken. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, doch als Nelly ihm später eine SMS schreibt, will er nichts mehr mit ihr zu tun haben ...

Nelly ist zutiefst verletzt. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Vor allem als sie im Sommercamp, in dem sie dann als Betreuerin arbeitet, wieder auf Marten trifft. Marten, der sie eiskalt links liegen lässt. Wie soll sie mit ihren Gefühlen umgehen?

- Marten -

Auf der anderen Seite steht Marten, den wir als Leser nicht direkt einschätzen können. Mag er Nelly wirklich? Aber was steckt hinter seiner ablehnenden Haltung?

Ich fand auch ihn absolut toll, denn ist gibt hier in der Geschichte einige Momente, in denen Nelly und er sich näher kommen, in denen er seine harte Schale abstreift und seine echten Gefühle durchblitzen lässt.




"Sternensommerküsse" entführt uns nicht nur in das chaotische Leben von Nelly, die sich hier Hals über Kopf verliebt, sondern auch in ein wundervolles Sommercamp voll Abenteuer und Action. Nachdem Nelly zu Beginn der Geschichte Marten kennenlernt und eiskalt bei ihm abblitzt, nimmt sie sich nämlich vor, dennoch Spaß zu haben und an einem Tanzurlaub teilzunehmen. Das nötige Geld will sie durch einen Job als Betreuerin im Camp ihres Bruders verdienen. Blöd nur, dass sie keinerlei Erfahrung in der Betreuung von Kinder und Heranwachsenden hat.

Mich hat das Buch von Anfang an super gut unterhalten. Ein wenig hat mich die Geschichte mit ihren Missverständnissen an "Kirschroter Sommer" und "Türkisgrüner Winter" von Carina Bartsch erinnert. Die beiden Protagonisten aus "Sternensommerküsse" haben sich auf jeden Fall in mein Herz geschlichen beziehungsweise getanzt. Mit Nelly und ihre chaotische Art konnte ich mich sehr gut identifizieren und Marten war einfach ein toller Gegenpol, der Nelly so einige Male aus der Fassung bringt. Kann es etwa sein, dass er sie doch mag? Ja, das ihre Liebe eine Chance hat?

Im Waldeulen-Nest, dem Sommercamp geht es turbulent zu und ich habe die Geschichte hier wirklich geliebt. Nelly und ihre Mädchen, die sie betreut, wachsen zu einem echten Team zusammen und es gibt hier einige Nebenstorys, die mich bewegt haben! Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, denn natürlich soll jeder Leser dieses abenteuerliche Sommercamp selbst entdecken dürfen.

"Sternensommerküsse" war das erste Sommerbuch in diesem Buch, das mir von Anfang bis Ende gefallen hat. Die Geschichte ist lockerleicht, besitzt dennoch einige wundervolle und emotionale Momente und ein Ende, das mich sehr glücklich zurückließ. Von der Autorin gibt es im übrigens auch eine Kurzgeschichte, in der wir Nelly und Marten ein Jahr später wiedertreffen. Für alle die das Buch hier beendet haben, ein absolutes Muss!




Sandra Pulletz konnte mich mit "Sternensommerküsse" absolut begeistert. Nelly und Marten haben sich in mein Herz getanzt und ich hatte viel Spaß im Waldeulen-Nest. Jetzt habe ich echt Lust, ein Sommercamp zu besuchen! 

Donnerstag, 28. Juni 2018

[Buch vs. Verfilmung] Nur drei Worte - Becky Albertalli (Love, Simon)



Im letzten Jahr hatte ich "Nur drei Worte" von Becky Albertalli gelesen, ein Buch, das das Thema Homosexualität auf sehr positive Art behandelt hat. Die Story rund um Simon mochte ich sehr, denn er steht hier kurz vor seinem Coming-Out und es war spannend, ihm auf diesen Weg zu begleiten.

Simon lernt hier übers Internet einen Typen kennen, der ebenfalls schwul ist. Sie beide klammern sich aneinander, stehen sich bei, weil sie am gleichen Punkt stehen. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, wenn nicht sogar eine Liebe.

Leider werden die Emails dann veröffentlicht und Simon muss lernen, zu sich selbst zu finden. Diese Selbstfindung steht auch im Zentrum des Buches, auch wenn natürlich auch spannend ist, herauszufinden, wer hinter Blue steckt. Ich erinnere mich noch, dass mich die Geschichte von Simon sehr glücklich zurückgelassen hat, ich habe das Buch mit einem Lächeln zugeschlagen. Dieses positive Gefühl ist mehr hierbei mehr in Erinnerung geblieben als die Story.





Mittlerweile schaue ich fast nur noch Horrorfilme und Buchverfilmungen. Auf "Love, Simon" habe ich mich besonders gefreut, da ich mich kaum noch an die Handlung des Buches erinnern konnte. Nur ein paar Zentrale Momente der Handlung wurden durch das Schauen des Films wieder in Erinnerungen gerufen.

"Love, Simon" war für mich von Anfang an ein Film, der sehr viel positive Vibes ausgestrahlt hat. Es ist kein depressiver oder melancholischer Film, nein, er besitzt Witz und vor allem eine Story, die nicht nur die negativen Seiten betrachtet.

Das Thema "Homosexualität" wird hier nicht mit Samthandschuhen angefasst, sondern völlig natürlich in die Handlung eingebaut. Besonders toll fand ich die Bemerkung, warum sich eigentlich nur Homosexuelle outen müssen, ja, warum wir immer noch in einer Zeit leben, in der Heterosexualität als Normalität betrachtet wird. Ich denke, mittlerweile sollten wir tatsächlich schon viel weiter sein ...

Die ganzen Charaktere des Films versprühen viel Lebensfreude und das ist es wohl auch, das den Film einfach zu einer tollen Unterhaltung mit einer wundervollen, unterschwelligen Botschaft macht. Hier ist Simon, der sich selbst finden muss und einige Fehler begeht. Fehler, die jeder Heranwachsende begeht und zu denen er stehen muss. Am Ende ist es nur wichtig, sich selbst zu finden und mit sich im Reinen zu sein!

Mich konnte der Film nicht nur unterhalten, sondern auch berühren. An einigen Stellen musste ich tatsächlich mit den Tränen kämpfen, einfach, weil genau so die Welt sein sollte. Wir sollten in erster Linie den Menschen sehen, nicht das ganze Drumherum, das uns im Grunde überhaupt nichts angeht. "Love, Simon" hat hier vor allem die Botschaft, einander zu akzeptieren und mehr Menschlichkeit zu entwickelt. Das könnte unserer Gesellschaft heutzutage wirklich nicht schaden, mal alle Vorurteile abzuwerfen und die Welt in all ihren Farben zu betrachten! Erst die Unterschiede machen das Leben spannend!




Ich muss an dieser Stelle tatsächlich einmal sagen, dass ich den Film durch den Witz und der positiven Herangehensweise wohl tatsächlich noch besser als das Buch fand. Meistens ist es ja eher andersherum, aber hier muss ich sagen, dass der Film bei mir tatsächlich noch viel intensiver nachklingt und mir mal wieder gezeigt hat, wie die Welt eigentlich sein sollte ...

Dienstag, 26. Juni 2018

[Rezension] Letztendlich sind wir dem Universum egal - David Levithan

Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Autor: David Levithan
Genre: Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 27. März 2014
Anzahl der Seiten: 400
Cover und Inhaltsangabe © FJB



"Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.

Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?"




Im letzten Jahr habe ich von David Levithan bereits "Was andere Menschen lieben nennen" gelesen, eine ganz süße Liebesgeschichte, die mir allerdings nicht weiter in Erinnerung geblieben ist. Nun bin ich auf den Trailer zu der Verfilmung von "Letztendlich sind wir dem Universum egal" gestoßen und ich war wirklich hin und weg. Nicht nur von der Grundidee, sondern auch von der Botschaft, die hier bereits angedeutet wurde.

Mit "Letztendlich sind wir dem Universum egal" hat David Levithan mich von der ersten Seite an berührt. Der Schreibstil ist leicht, jugendlich, besitzt dennoch eine gewisse Tiefe und Melancholie, ohne sich dabei aber belastend anzufühlen. Die Geschichte regt zum Nachdenken und vor allem auch zum Umdenken an!




- A -

A wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf. in dem Körper eines Gleichaltrigen. Zu Beginn der Geschichte hat er/sie bereits 5994 Tage so "gelebt", immer in einem anderen Menschen "gefangen", immer in einem anderen Leben.

Die Geschichte von A hat mich von Anfang an berührt. Denn im Grunde ist er/sie nur eine Seele, die aber keine echte eigene Existenz hat. Er taucht in die Erinnerungen von Menschen, sammelt Erfahrungen, die aber niemals seine eigenen sein können. Das hat mich zutiefst bewegt, weswegen ich A sofort in mein Herz geschlossen hat.

A will ein eigenes Leben, er will lieben und sich selbst finden. Doch wie es möglich, wenn er jeden Tag in einem anderen Körper steckt?

- Rhiannon -

Rhiannon ist die erste, die schließlich As Geheimnis erfährt. Er verliebt sich in sie, während sie hin und hergerissen ist. Sie ist bereits seit einem Jahr mit Justin zusammen, doch die Beziehung läuft alles andere als gut.

Als Rhiannon einen Tag mit A verbringt, der ja in dem Körper ihres Freundes steckt, erkennt sie, wie schön das Leben und vor allem auch die Liebe sein kann. Sie klammert sich an den Moment, will, dass jeder Tag so wundervoll ist, wird am nächsten Tag aber wieder mit ihrem "echten" Freund konfrontiert. Sie beginnt an dieser Beziehung zu zweifeln, auch wenn es einfach erscheint, sich an diese Beständigkeit zu klammern!

Von Rhiannon selbst erfährt man mehr wohl nur in der "Fortsetzung", da das Geschehen dort noch einmal aus ihrer Sicht geschildert wird. Ich mochte sie allerdings auch schon in diesem Buch, vor allem, das sie selbst das ganze kritisch betrachtet. Kann sie wirklich mit jemanden lieben, der jeden Tag anders aussieht? Der weder weiblich, noch männlich ist? Der keinen eigenen Körper hat?




"Letztendlich sind wir dem Universum egal", hat mich von der ersten Seite in den Bann gezogen. Es war seit langem mal wieder ein Buch, das mich gepackt und tief in sich gezogen hat. Am liebsten hätte ich die Geschichte wohl am Stück gelesen, doch ich wollte das Buch so intensiv wie möglich erleben.

Schon der Anfang hat mich berührt. A wacht in Justins Körper auf, sieht dann Rhiannon und verbringt einen wundervollen Tag mit ihr. Zum ersten Mal ignoriert er/sie seine/ihre Prinzipien, nichts in den Leben der Menschen, in denen er/sie landet, zu verändern und beginnt, auch selbst zu existieren. Dies fühlt sich so gut an, dass er/sie sich an Rhiannon klammert und sie unbedingt sehen will - auch als er/sie am nächsten Tag wieder in einem fremden Körper steckt.

Es beginnt eine Liebesgeschichte, die mich wie keine andere berührt hat. Vor allem da sie nicht kitschig, sondern vollkommen ehrlich ist. Rhiannon hat von Anfang an Zweifel und weiß nicht, ob sie mit alledem klar kommt. "Letztendlich sind wir dem Universum egal" ist in dieser Hinsicht keine rosarote Liebesgeschichte, in der alles perfekt ist, nein, es ist in erster Linie ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

Für mich besaß die Geschichte eine tolle Botschaft, nämlich die, dass es egal ist, wie und wen du liebst. Es kommt nicht aufs Aussehen an, nicht auf das Geschlecht, sondern auf den Menschen, der tief im Inneren steckt. Dadurch, dass A jeden Tag in einem anderen Körper aufwacht, beinhaltet das Buch viele Schicksale. Besonders bewegt hat mich zum Beispiel das depressive Mädchen, das an Selbstmord denkt. Darf A sich an dieser Stelle einmischen und solch eine Entscheidung in Frage stellen?

Neben vielen kleinen Geschichten wird auch immer wieder das Thema Homosexualität und sogar Transsexualität angesprochen. Es gibt so viele verschiedene Menschen, so viele Unterschiede und genau das macht das Leben so spannend und faszinierend. Für mich ist "Letztendlich sind wir dem Universum egal" ein wichtiges Buch über Akzeptanz. Warum nur sind wir immer noch nicht an dem Punkt angekommen, Menschen jeglicher Art zu akzeptieren?




Mich hat "Letztendlich sind wir dem Universum egal" so sehr berührt, dass ich das Buch auf jeden Fall noch einmal lesen werde. Es ist eine Geschichte über Akzeptanz, über die farbenfrohe Unterschiede, die das Leben so spannend und interessant machen. Ein Buch über eine Menschlichkeit, die eigentlich längst einmal die Oberflächlichkeit ablösen sollte ...








Sonntag, 24. Juni 2018

[Buch vs. Verfilmung] Zwei Fremde im Zug / Der fremde im Zug




Cover © Diogenes
Vor kurzem hatte ich euch bereits "Zwei Fremde im Zug", das Debüt der amerikanischen Schriststellerin Patricia Highsmith, vorgestellt. Mich hat das Buch als Fan älterer Krimis sehr gut unterhalten, besonders die Idee hinter dem perfekten Verbrechen fand ich hier sehr originell, auch wenn im Verlauf der Handlung doch alles aus den Fugen gerät.

Guy Haynes, ein Architekt mit dem sich wohl jeder Leser irgendwie identifizieren kann, lernt auf
einer verhängnisvollen Zugfahrt Charles Bruno, eine recht durchgeknallten Kerl, der seinen Vater hasst  und schon lange über den perfekten Mord grübelt. Da Guy mit seiner Noch-Ehefrau einigen Stress hat, da sie von einem anderen Mann schwanger ist, sich aber dennoch nicht scheiden lassen will, kommt Bruno auf eine abstruse Idee. Warum tötet er nicht Guys Frau und Guy im Gegenzug Brunos Vater? Beide können sich so ein wasserdichtes Alibi verschaffen.

Das Buch ist ein echter Krimi, der zum Glück ohne große Ermittlungsarbeit auskommt. Wie bereits in meiner Rezension erwähnt, geht in den Krimis von Highsmith eher um das "Whydunit", also das große Warum hinter einer Tat. So begleiten wir in diesem Buch einen jungen Mann, der eigentlich nur friedlich und vor allem glücklich leben will, dann aber in die Fänge eines Psychopathen gerät. Besonders toll fand ich bei diesem Buch, das definitiv nicht mein letztes der Autorin gewesen ist, die psychologische Tiefe. Ein unschuldiger und gesetzestreuer Mensch wird hier so stark manipuliert, dass die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt. Ist wirklich jeder dazu fähig, einen Mord zu begehen?



Hin und wieder finde ich Schwarz-Weiß-Filme sehr interessant. So konnte ich es mir nicht nehmen lassen, auch die Verfilmung dieses Krimis anzuschauen, die unter dem Namen "Der Fremde im Zug" (OT: Strangers in the Train) erschien. Unter der Regie von Alfred Hitchcook, der mich schon in jungen Jahren mit "Psycho" begeistert hat, erwartete ich hier eine tolle Umsetzung dieses spannenden Krimis. Leider weicht die Handlung hier enorm von der Geschichte des Buches ab.

Hätte ich das Buch nicht kurz vorher gelesen und wäre ich nicht so begeistert gewesen, so hätte ich beim Schauen des Filmes wohl ein Auge (oder auch zwei ...) zugedrückt. Doch beim Film fielen mir sofort jede Menge Schwachstellen auf, was vor allem wohl auch daran lag, dass die Handlung sehr stab abgeändert wurde.

Obwohl die Schauspieler größtenteils wirklich gute Arbeit geleistet haben, kommt hier leider kaum Spannung auf. Farley Granger in der Rolle als Guy Haynes bleibt recht blass, seine innere Zerrissenheit, die im Buch solch ein zentrales Thema spielt, ist im Film nicht greifbar. Bis zum großen Showdown bleibt er ohne eigenen Antrieb und lässt sich mehr oder weniger durch die Geschichte treiben. Hier glänzt zwar seine liebende Partnerin Anne Morton, er selbst wirkt dadurch aber furchtbar träge und eintönig.

Einzig und allein die weiblichen Personen, allen voran Alfred Hitchcooks Tochter Patricia Hitchcook fand ich passend. Bei allen anderen Charaktere fehlte mir das Gefühl. Guy Haynes wirkte so teilnahmslos und Bruno leider nicht wie der Verrückte aus der Originalgeschichte. Mir kam er, bis auf ein paar Ausnahmen, zu weich vor. Ihm fehlte die Härte, aber auch gleichzeitig dieses Gewissen, dass ihm im Buch bereits zu Beginn geplagt hat ...

Unterhalten konnte mich der Film größtenteils zwar schon, war durch diverse Logiklücken aber auch unfreiwillig lustig. So steht hier definitiv nicht das "perfekte Verbrechen" in Mittelpunkt, denn von Anfang an gibt es kein echtes Alibi und dadurch auch nur eine sehr stümperhafte Tat. Zum anderen wird am Ende versucht, noch Spannung mit einem recht unlogischen Beweisstück gemacht - das, sollte es an einem Tatort gefunden werden, an dem tausende Menschen seit dem Mord waren, eigentlich nichts aussagen sollte. Dennoch fand ich aber den großen Showdown als Unterhaltungswerk ganz gut, im Gesamtwerk empfand ich den Film aufgrund vieler Logikfehler leider deutlich schwächer als das Buch ...




Hier gewinnt, wie so oft, mal wieder das Buch, allerdings mit deutlichem Vorsprung! So unterhaltsam der Film auch ist, er hat mit der Handlungs der Originalgeschichte wenig zu tun. Das Ende wurde komplett abgeändert und verliert daher auch seinen Nachklang. Der Film beschäftigt sich nicht mit den moralischen Fragen des Buches, bietet keinen Einblick in die Psyche unserer beiden Charaktere und dient allein der Unterhaltung. Wenn man den Kopf abschaltet und nicht mitdenkt, ist es ein guter Film mit für die Zeit tollen Kameraeinstellung - allerdings für mich kein Meisterwerk ...

Freitag, 22. Juni 2018

[Rezension] Sommerhaus zum Glück - Anne Sanders

Titel: Sommerhaus zum Glück
Autor:  Anne Sanders
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2018
Anzahl der Seiten: 448
Cover und Inhaltsangabe © Blanvalet




"Wer träumt nicht von einem Haus in Cornwall? Elodie hatte bisher eigentlich andere Pläne – bis ihre Beziehung spektakulär scheitert und ihr Exfreund ihr statt ewiger Liebe Geld für einen Neuanfang bietet. Als sie auf das Inserat für ein hübsches kleines Bed & Breakfast in St. Ives stößt, räumt Elodie kurz entschlossen das Konto leer, kauft das Haus unbesehen und reist nach Südengland. In dem kleinen Fischerdörfchen stürzt sie sich nicht nur in die Renovierung, sondern lernt auch die schüchterne Helen und die lebenslustige alte Dame Brandy kennen, mit denen sie bald eine tiefe Freundschaft verbindet. Gemeinsam erleben die drei Frauen einen unvergesslichen Sommer, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es war – vor allem nicht in Elodies Herz …"




Endlich ist der Sommer auch so richtig bei uns angekommen und da ist klar, dass ich auch mal aus meiner düsteren Thriller-Ecke herausgekrochen komme und etwas Fröhliches lese. Meine Wahl fiel hier auf "Sommerhaus zum Glück", das mich besonders durch den Schauplatz direkt angesprochen hat.

Anne Sanders hat hier einen lockerleichten Schreibstil. Für meinen Geschmack war er zwar an einigen Stellen fast schon zu leicht, aber dennoch ließ sich das Buch sehr einfach lesen. Es ist eben eine einfache Sommerlektüre, nicht mehr, aber auch eben nicht weniger!

So angenehm ich Anne Sanders Schreibstil auch fand, irgendwie hat mir dennoch das gewisse "Extra" gefehlt, etwas Eigenes. Meistens lese ich Bücher ja sehr schnell, aber dieses habe ich wirklich, trotz Urlaub zwischendurch, gute zwei Wochen mit mir rumgeschleppt ...




- Elodie -

Im Grunde handelt "Sommerhaus zum Glück" um die Freundschaft von drei recht unterschiedlichen Frauen, die alle ihre ganz eigenen Probleme haben. Im Mittelpunkt steht hier aber eindeutig Elodie, die hier seltsamerweise aber gar nicht mein Lieblingscharakter war.

Elodie hatte einen "Freund", der eigentlich ihr verheirateter Chef war. Als die "Beziehung" schließlich endet, reist sie nach Cornwall, um neu anzufangen. Dort trifft sie dann natürlich auch auf einen neuen Mann, der sie aber recht sonderbar behandelt. Ist sie überhaupt schon bereit für eine neue Beziehung?

Ich fand Elodie Sympathisch, aber irgendwie hat mir bei ihr etwas das Vielschichtige gefehlt. Beim Lesen kam ich ihr deswegen nicht unbedingt besonders nahe ...

 - Helen -

Hier kommen wir jetzt aber zu einem Charakter, den ich wirklich gerne mochte. Helen ist eine Frau, die sich irgendwann selbst verloren hat. Sie befindet sich in einer Ehe, in der sie schon lange nicht mehr glücklich ist. Ihr Mann scheint sich nicht mehr für sie zu interessieren und sie hat sich bereits aufgegeben. Interessant war hier auf jeden Fall ihr Wandel, mit Helen konnte ich direkt mitfühlen!




Ja, wer träumt nicht von einem Sommerhaus in Cornwall? Von wunderbarer Ruhe? Abgeschiedenheit? Und einer atemberaubenden Umgebung? Ich mochte es hier auf jeden Fall, mit Elodie nach Südengland zu reisen und mir ihr zusammen die Gegend zu erkunden. Das Haus, das unsere Protagonistin hier ungesehen kauft, scheint dabei eine echte Bruchbude zu sein. Dennoch hat sie sich in den Kopf gesetzt, ein "Bed & Breakfast" daraus zu machen.

Als Leser sind wir dabei, wie das Haus nach und nach renoviert wird. Zeitgleich lernt Elodie die Leute im Ort kennen und schließt Freundschaft zu zwei anderen Frauen namens Helen und Brandy, die beide eine kleine eigene Geschichte besitzen.

Elodie, von ihrer Vergangenheit immer noch verfolgt wird, muss für ihren Neuanfang hier hart kämpfen. Vor allem als sie den sehr unsympathischen und unhöflichen Tom kennenlernt. Das Buch besitzt hier wirklich einige interessante Wendungen und Überraschungen, ist in erster Linie natürlich aber einfach nur ein "Sommerbuch", das Spaß machen soll.

Die Freundschaft der drei Frauen mochte ich sehr und auch die kleine Liebesgeschichte fand ich sehr süß, auch wenn mich das Buch jetzt emotional nicht unbedingt berühren konnte. Mit Tiefgang hatte ich hier allerdings auch nicht gerechnet, ich wollte einfach nur ein nettes Buch für Zwischendurch!

Dies habe ich auf jeden Fall bekommen, dennoch muss ich sagen, dass mir bei der Geschichte irgendwas gefehlt hat, etwas, das ich an dieser Stelle gar nicht so recht benennen kann. Ich glaube, das Buch konnte mich einfach nicht so recht fesseln, sodass ich auch nicht zu 100% in dem ganzen Geschehen abtauchen konnte. Manchmal musste ich mich regelrecht zum Weiterlesen zwingen, obwohl die Geschichte eigentlich sehr interessant und abwechslungsreich ist.

Für "Sommerhaus zum Glück" habe ich daher länger gebraucht als sonst, was ich auch nicht so recht verstehen kann. An manchen Stellen fehlte mir irgendwie die Motivation und gerade zum Ende war bei mir irgendwie die Luft raus. Trotz des leichten Schreibstils und der süßen Geschichte fehlte mir hier wohl das Besondere, vielleicht auch etwas mehr Tiefe.




"Sommerhaus zum Glück" ist eine lockerleichte und süße Geschichte über die Freundschaft von drei recht unterschiedlichen Frauen und über den Neuanfang, für den es niemals zu spät ist! Das Buch ist eine nette Sommerlektüre, bei dir mir persönlich etwas der Tiefgang gefehlt hat ...



Dienstag, 19. Juni 2018

[Rezension] Zwei Fremde im Zug - Patricia Highsmith

Titel: Zwei Fremde im Zug
Autor: Patricia Highsmith
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: 1977
Anzahl der Seiten: 250
Cover und Inhaltsangabe © Diogenes




"Zwei Fremde im Zug entdecken und planen das perfekte Alibi für zwei Morde. Aus einem Moment der Unachtsamkeit heraus wird Haines zum Komplizen Brunos, der ihn auf eine schiefe Bahn mitnimmt, auf der es kein Festhalten und keine Moral mehr gibt und auch kein Entrinnen. Ein Roman über gefährlich verschwimmende Identitäten und die Unausweichlichkeit der Schuld."




Auf der Suche nach älteren Krimis, die eher meinen Geschmack treffen als diese typischen "Ermittler"-Geschichten, die gerade in diesem Genre vorherrschen, bin ich auf Patricia Highsmith gestoßen. Ihr Debütroman, der auch von Alfred Hitchcook verfilmt wurde, hat dabei mein besonderes Interesse geweckt und so wurde "Zwei Fremde im Zug" mein erstes Buch der Autorin.

Und was soll ich sagen? Mir liegen ältere Krimis einfach mehr. Im Mittelpunkt der Bücher von Patricia Highsmith steht eher das "Whydunit", also das große "Warum" hinter einem Verbrechen, das scheinbar ein Durchschnittsmensch begeht. Mir liegt dieses Konzept des Krimis eher als das bekannte "Whodunit", denn die Ermittlungsarbeit und die Tätersuche selbst interessieren mich weniger als beispielsweise die Hintergründe zur Tat.

Patricia Highsmith Debütroman ist hierbei ein sehr psychologisches Werk. Was bringt einen normalen Menschen dazu einen Mord zu begehen? Wie kommt es zur Überschreitung der Grenze zwischen Gut und Böse?




- Guy Haines -

Guy ist ein sehr netter, gebildeter und gesetzestreuer Mann, der einfach nur glücklich sein möchte. Leider ist er an die falsche Frau geraten, die ihn betrogen hat und nun auch noch ein Baby erwartet - das natürlich nicht von ihm ist.

Guy sagt zwar, dass er Miriam, seine Noch-Frau, hasst, aber schnell wird klar, dass es ihm gar nicht möglich ist, sie wirklich zu hassen. Ganz im Gegenteil, er will nur schnell die Scheidung durchbringen, damit er endlich glücklich werden kann - er hat nämlich selbst eine wundervolle Frau getroffen, die seine gesamte Zukunft darstellt.

Im Zug trifft Guy dann unglücklicherweise auf Charles Bruno. Die beiden verstricken sich in ein Gespräch, das sich leider in eine unangenehme Richtung entwickelt. Bruno will Guys Noch-Frau umbringen, dafür soll Guy Brunos Vater ermorden.

Guy hält das alles natürlich für einen Spaß. Er selbst hat nicht eine Sekunde an Mord gedacht, er will nur endlich frei und glücklich sein. die Worte Brunos hält er deswegen für einen Scherz - doch dann passiert tatsächlich ein Mord ...

- Charley Bruno -

Bruno ist sehr depressiv, in sich gekehrt und irgendwie verloren. Er ist besessen von dem Gedanken, den perfekten Mord zu begehen. Dabei treibt ihn wahrscheinlich eher der eigene Wunsch an, jemanden zu töten. In Guy, einen sehr rechtschaffenen und überaus freundlichen Typen, findet er dann endlich eine Art Rechtfertigung, muss er doch nun für seinen neuen "Freund" für Gerechtigkeit sorgen.

Bruno selbst verabscheut seinen Vater, der ihm, seiner Meinung nach, jeglicher Freiheit beraubt hat. Der Vater hat die Mutter, die Bruno abgöttisch liebt, betrogen und die Familie zerstört. Vielleicht auch ein Grund, wieso Bruno zu solch einem Menschen wurde.

Dass Bruno selbst längst wahnsinnig geworden ist, wird schnell klar, als er bereit ist, seinen Plan, den Gys in keinster Weise zugestimmt hat, in die Tat umzusetzen. Seine Abschnitte in diesem Buch waren sehr verstörend, sehr erschreckend und haben für ordentlich Spannung gesorgt. Im Gegensatz zu Guy hat er nämlich die Grenze zwischen "Gut" und "Böse" längst überschritten!




"Zwei Fremde im Zug" von Patricia Highsmith hat mich von der ersten Seite in den Bann gezogen. Wir nehmen sofort an der verhängnisvollen Zugfahrt teil, sind beim ersten Aufeinandertreffen von Bruno und Guy dabei und werden dann mit diesem sehr einseitigen Plan für den perfekten Mord konfrontiert.

Bruno sieht in Guy sofort einen Verbündeten, einen Leidgenossen und einen Freund. Er lässt nicht locker, übt enormen Druck aus und versucht, Guy zu einem Komplizen zu machen. Interessant ist hier auf jeden Fall der Charakter von Guy. Als Leser empfand ich sofort Sympathie, denn Guy ist wirklich ein guter Kerl, jemand, der niemanden etwas Böses will und einfach nur selbst sein Glück finden möchte.

Umso trauriger ist es, in was der gutherzige Guy denn hier verwickelt wird. "Zwei Fremde im Zug" passt vom Titel hier sehr gut, denn für die beiden Männer kennen sich im Grunde überhaupt nicht. Guy möchte keinen Kontakt zu Bruno, während Bruno sich ein Scheinbild von Guy erstellt. Er sieht ihn plötzlich als besten Freund, als Helfer, obwohl er im Grunde nichts, rein gar nichts, über ihn weiß. Bruno idealisiert Guy hier also, muss irgendwann aber feststellen, wie verschieden sie doch in Wahrheit sind.

Bruno meint zu Beginn des Krimis, dass JEDER Mensch böse werden und einen Mord begehen kann. Das ist sehr interessant, denn er ist es, der hier ungemein Druck auf Guy auswirkt und ihn schließlich auch, wie eine Marionette, in die gewünschte Richtung führt. Für mich war die Geschichte gerade aus psychologischer Sicht ungemein fesselnd. Kann wirklich jeder Mensch eine Straftat begehen?

Das Ende fand ich, gerade aus moralischer Sicht, ungemein passend und wichtig. Es geht um Schuld,  um die Frage, nach dem Gewissen und natürlich auch um Gerechtigkeit. Kann Gleiches immer mit Gleichem vergolten werden? Ist manchmal das eigene Gewissen nicht der härteste Richter?




"Zwei Fremde im Zug" war mein erstes und definitiv nicht mein letztes Buch von Patricia Highsmith. Die Geschichte ist aus psychologischer Sicht ungemein fesselnd, verstörend und regt gleichzeitig zum Nachdenken an. Kann wirklich jeder Mensch böse werden?





Freitag, 15. Juni 2018

Die Schattenseiten des Schreibens

Inspiriert von "SCHATTEN" von Karin Alvtegen, das ich in der vergangenen Woche gelesen, beziehungsweise eher inhaliert habe, bin ich auf ein Thema gekommen, das ich gerne einmal mit euch diskutieren würde.

Es geht natürlich um das Schreiben, weil es das ist, was nun schon seit vielen Jahren in Zentrum meines Lebens steht. Karin Alvtegen hat mit ihrem Werk die verschiedensten Motivationen hinter dem Schreiben angesprochen. Sei es einfach der Drang, sich auszudrücken in der Welt, in der das
gesprochene Wort oft keinen Nachklang besitzt oder aber der Wunsch, einen kleinen oder aber großen Fußabdruck zu hinterlassen.

Kritisch betrachtet sie dabei natürlich auch die Schattenseiten des Erfolgs. Ruhm kann süchtig machen und den Menschen formen. Ich bin immer noch der Ansicht, dass das Buch selbst einen größeren Stellenwert hat, als der Autor dahinter. Klar, der Autor ist der Erschaffer, aber die Welt, die er dort erfunden hat, ist für mich wichtiger als der Verfasser selbst ...

Versteht mich an dieser Stelle nicht falsch, ich lese auch fast immer die Informationen, die über den Autoren in Büchern abgedruckt ist, so oberflächlich sie auch manchmal sein mögen. Dennoch ist es mir meistens egal, wie viele Preise er gewonnen hat, auf wie vielen Bestellerlisten er stand und mit was sonst noch geworben wird.

Ich will ein Buch unvoreingenommen lesen, ja, ich will den Autoren beim Lesen kennenlernen und so in seine Welt eintauchen. Das ist wohl auch der Grund warum ich schreibe. Ich tue es nicht des Ruhmes wegen, sondern ich will verstanden werden. Ich möchte, dass der Leser in meine Welt abtaucht, Spaß hat, am Ende auch eine kleine Verbindung zu mir aufbaut, das Buch vielleicht irgendwo in seinem Inneren abspeichert und mit sich herumträgt ...

Was ich nicht will, und da unterscheide ich mich wohl von anderen Autoren, ist es selbst im Mittelpunkt zu stehen. In dieser Branche muss man gut darin sein, sich selbst zu vermarkten, um überhaupt wahrgenommen zu werden, doch dafür besitze ich wohl kein allzu dickes Fell und diese ganze Ellbogentaktik ist auch nichts für mich ...

Schade, dass Autoren sehr oft gegeneinander arbeiten, aber das sind wohl die angesprochenen Schattenseiten ... Ich habe in den letzten Jahren wirklich viele tolle und sehr inspirierende Autoren kennengelernt, doch leider auch Autoren, denen der Ruhm zu Kopf gestiegen zu sein scheint. Ich werde natürlich an dieser Stelle keine Namen nennen, aber ich finde es wirklich krass, mit welchen Mitteln manchmal versucht wird, an 5-Sterne-Rezensionen zu kommen oder wie die Autoren von ihrem Neid getrieben andere Kollegen fertigmachen. Ich hatte als Blogger und auch als Autor tatsächlich schon einige sehr negative Erfahrungen gemacht, einige, die mich mal wieder an dieser ganzen Buchwelt zweifeln ließen ... Darunter waren leider auch sehr große und ungemein erfolgreiche Autoren ...

Ich bin in dieser Hinsicht froh, doch sehr klein und unbedeutend zu sein. Ich schreibe, weil ich schreiben muss, weil das wohl meine Berufung ist und ich nichts dagegen machen kann. Aber wirklich berühmt/bekannt will ich nicht werden, aus Angst, dass mich diese Welt irgendwie zum negativen verändern würde. Ich möchte einfach nur stolz auf mich sein, mit Freude und Leidenschaft an das Schreiben gehen und mich nicht verbiegen lassen. Für Glück brauche ich keine Bestsellerlisten, sondern einfach nur einen Stift und etwas Papier ...

So, ich hoffe ich habe euch mit diesem Beitrag der etwas anderen Art nicht genervt. Mich hat Karin Alvtegens "Schatten" einfach mal wieder animiert, das Negative herauszulassen und in etwas Positives zu verwandeln. Es gibt so viele talentierte Autoren da draußen, so viele Bücher, die entdeckt werden wollen. Wir haben so wohl als Leser, als auch als Schriftsteller immer die Wahl, in welche Richtung wir uns entwickeln und inwieweit wir uns beeinflussen lassen ...

Wie steht ihr dazu? Sind Autoren für euch kleine Stars? Geht es oftmals nicht vielmehr um die Autoren als um die Bücher selbst?




Mittwoch, 13. Juni 2018

[Rezension] Meiner Mutter Haus - Jane Rogers

Titel: Meiner Mutter Haus
Autor:  Jane Rogers
Genre: Roman, Krimi
Erscheinungsdatum: 2003
Anzahl der Seiten: 224
Cover und Inhaltsangabe © btb




"Eine einsame Insel auf den Hebriden. Nur wenige Einwohner, noch weniger Touristen leben hier. Da wird eines Morgens die 50jährige Phyllis MacLeod tot in ihrem Haus aufgefunden. Sie wurde brutal ermordet. Ein Motiv ist auf den ersten Blick nicht erkennbar; der erwachsene Sohn Calum und die Untermieterin erscheinen ratlos und verwirrt. 29 Jahre zuvor wird eine Pappschachtel mit einem neugeborenen Mädchen vor einem Postamt auf dem englischen Festland gefunden. Das ausgesetzte Kind wird von Heimen zu Pflegefamilien und wieder zurück gereicht. Eine scheinbar endlose Odyssee beginnt, in deren Verlauf die Seele des Mädchens unwiderruflich Schaden nimmt."





In Bücherschränken habe ich in der letzten Zeit so einige Schätze gefunden, so auch dieses Buch, das ich wohl sonst niemals entdeckt hätte. Jane Rogers ist eine britische Autorin, die einen ganz eigenen Schreibstil besitzt. "Meiner Mutter Haus" hat dabei den sehr aggressiven, wenn auch verletzlichen Unterton einer Tochter, die von ihrer Mutter bereits bei der Geburt verlassen wurde.

Melancholisch, etwas depressiv und doch voller Hoffnung, so würde ich den Stil beschreiben, der sich durch das Buch zieht. Das, was Nikki uns zu erzählen hat, ist hierbei wirklich hart, ein wirklicher sympathischer Charakter war sie für mich nicht, aber das sollte sie wohl auch nicht sein.




- Nikki Black -

Nikki Black, die sich diesen Namen selbst gegeben hat, ist eine junge Frau, die in ihrem Leben schon einiges durchgemacht hat. Sie wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschickt und wünscht sich eigentlich nichts mehr als Beständigkeit und das Gefühl, endlich irgendwo angekommen zu sein.

Leider ist sie sehr einsam. Das führt so weit, dass sie sich immer mehr in Rachegedanken verliert. Als sie plötzlich Geld zur Verfügung hat, sieht sie das als Wink des Schicksals und sie beginnt, endlich nach der Wurzel alles Übels zu suchen: Ihrer Mutter. Diese hat sie nämlich anscheinend nach der Geburt einfach weggegeben ...




"Meiner Mutter Haus" ist ein sehr dichter und psychologischer Roman, der auf der einen Seite recht aggressiv wirkt, auf der anderen Seite aber auch eine sehr traurige Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die allerdings hier zwei Wahrheiten besitzt ...

Auf der einen Seite steht Nikki und ihr versautes Leben. Sie wurde nie geliebt und hat sich irgendwann selbst verloren. Im ersten Drittel des Buches erfahren wir, wie Nikkis Kindheit aussah. Dabei wird klar, dass Nikki nie eine echte Chance bekommen hat, allerdings auch niemals eine echte Chance gegeben hat. Wie sie selbst auch zugibt, hat sie irgendwann auch das Interesse an der Wahrheit verloren. Denn die Wahrheit ist manchmal langweilig, manchmal auch furchtbar schmerzhaft.

Nikki macht sich auf der Suche nach ihrer Mutter und findet dabei dann so einige Wahrheiten heraus. Wahrheiten, die sie sich nur schwer eingestehen kann. So lernt sie auf der Insel zum Beispiel auch noch Callum kennen, einen weiteren Sohn der Mutter. Warum hat sie ihn behalten und Nikki weggegeben?

Callum erzählt ihr so einige wirre Geschichten über die Insel, Geschichten, die Lüge und Wahrheit enthalten und die der Leser hier selbst entschlüsseln muss. Teilweise waren mir Callums Geschichten, so wichtig sie auch sein mochten, allerdings etwas zu viel.

Die Rachegedanken plagen Nikki zeitgleich immer mehr und als Leser müssen wir dann zusehen, wie sie dem Mord immer näher rückt. Allerdings ist hier wieder einmal alles anders als es scheint. Obwohl der Tod der Mutter von Anfang an klar ist, gibt es zum Ende hin doch noch eine Wendung, die der aufmerksame Leser allerdings schon erwarten wird ...




"Meiner Mutter Haus" ist ein gelungener und atmosphärischer Roman, der durch seinen psychologischen Tiefgang und seine Sprache mehr besticht als durch die "Überraschung" am Ende. Eine insgesamt gelungene Geschichte und mal wieder ein kleiner Schatz, den ich aus dem Bücherschrank borgen durfte!




Montag, 11. Juni 2018

[Rezension] Schatten - Karin Alvtegen

Titel: Schatten
Autor:  Karin Alvtegen
Genre: Krimi, Roman, Thriller
Erscheinungsdatum: 1. Januar 2009
Anzahl der Seiten: 400
Cover und Inhaltsangabe © Rowohlt



"Axel Ragnerfeldt, schwedischer Literaturnobelpreisträger und tadelloser Ehrenbürger Stockholms, hat Angst, dass ihn die Vergangenheit nach all den Jahren doch noch einholt. In seinem Arbeitszimmer befinden sich ein paar alte Papiere, deren Entdeckung ihn vor den Augen der Nachwelt vernichten würde. Unfähig, diese geheimen Notizen zu beseitigen, liegt er nach einem Hirnschlag gelähmt in einem Pflegeheim. Mit der Außenwelt kommunizieren kann er nicht mehr.
Als seine ehemalige Haushälterin Gerda Persson stirbt und sich eine offizielle Nachlassverwalterin um das Vermächtnis der Toten kümmert, setzt sie damit einen Prozess in Gang, der das dunkle Familiengeheimnis von Axel Ragnerfeldt unbarmherzig ans Licht bringt und erneut einen Toten fordert …"




"Schatten" ist das vierte Buch das ich nun von Karin Alvtegen, die sich mittlerweile zu einer meiner Lienlingsautorinnen entwickelt hat, gelesen habe. Ich liebe ihren Schreibstil, ihre kritische Betrachtungsweise, ihre Ehrlichkeit und ihren Umgang mit Worten. Jeder einzelne Satz ist stimmig und auch wenn es sich übertrieben anhört, so sind ihre Romane für mich kleine Meisterwerke.

Karin Alvtegens Stil bewundere ich sehr. Mittlerweile ist sie ein großes Vorbild und zeitgleich eine echte Inspiration für mich geworden. "Schatten" ist wohl ihr tiefgründigstes Werk, das besonders die Schattenseiten des Schreibens beleuchtet. Natürlich habe ich mich als Autor hier an vielen Stellen wiedergefunden. Besonders ihre schonungslose Art, die Obsession dahinter zu beschreiben, hat mich ihr regelrecht umgehauen!




- Axel Ragnerfeldt -

Axel Ragnerfeldt, ein Literaturnobelpreisträger, steht hier im Fokus des Romans, auch wenn er selbst mittlerweile alt ist und nach einem Hirnschlag keine Möglichkeit mehr hat, sich mit der Außenwelt zu verständigen. Er ist in seinem Körper gefangen und wird von den Gedanken an seine Vergangenheit gequält ...

Die Autorin baut hier erst einmal das Bild eines unnahbaren Schriftstellers auf, der sich und das Schreiben viel zu wichtig genommen hat und sein "Talent" über das aller anderen stellte. Sein Erfolg und der damit verbundene Ruhm scheinen ihm das Wichtigste zu sein, doch nach und nach wird hier noch eine ganz andere Seite von Axel offenbart. Eine SCHATTENseite ...

- Jan-Erik -

Auf der anderen Seite lernen wir dann noch Jan-Erik kennen, der stets im SCHATTEN seines Vaters stand. Er konnte seinen Vater nie stolz machen, doch nutzt nun die Chance, um sich im Ruhm des Vaters zu suhlen. Voller Leidenschaft hält er Vorträge über das Lebenswerk seines Vaters und wird so selbst zum Star.

Obwohl er eine Frau und ein Kind hat, benutzt er seinen Erfolg vordergründig um sich von einer Affäre in die nächste zu stürzen. Im Grunde haben sich die SCHATTEN seines Vaters auch längst über sein Leben ausgebreitet ...




"Schatten" ist ein Buch, das besonders die SCHATTENseite des Erfolgs durchleuchtet. In der Geschichte haben beinahe alle Charaktere etwas mit dem Schreiben zu tun. Die einen schreiben, weil sie ihre Berufung darin sehen, die anderen, weil sie erfolgreich sein wollen und wiederum an sehen es als Last. Karin Alvtegen bietet hier einen interessanten und doch kritischen Einblick in die Welt des Schreiben, in die Obsession, die oftmals dahintersteckt.

Ich habe mich in vielen Ansichten wiedergefunden. Es gibt jene Autoren, die unbedingt erfolgreich sein wollen, denen es nicht um das Schreiben an sich, sondern den anschließenden Ruhm geht und dann jene, die einfach nur verstanden werden wollen. Ich zähle mich selbst zur zweiten Gruppe, weiß aber nur zu gut, wie groß die erstgenannte mittlerweile auch in der heutigen Zeit ist.

Axel Ragnerfeldt ist ein Star der Literaturszene. Sein größtes Werk trägt den Namen "SCHATTEN" und behandelt die Zeit der Judenverfolgung auf scheinbar sehr emotionale Art und Weise. Woher er seine Inspiration genommen hat und wie weit seine Recherche ging, verrät er niemanden. Schon zu Beginn der Geschichte wird klar, dass Axel Ragnerfeldt ein Geheimnis haben muss. Ein Geheimnis, das mit jenem Werk zusammen hängt, dass sein größter Erfolg und gleichzeitig sein eigener Untergang werden sollte.

Als Gerda Persson, seine ehemalige Haushälterin verstirbt und in ihrem Besitz auch sein großes Werk gefunden wird, bei dem allerdings alle Seiten durchgestrichen sind, wird nach und nach ein schreckliches Geheimnis offenbart, in dem viele Personen beteiligt zu sein scheinen ...

Nach und nach lernen wir die ganze Familie Ragnerfeldt und noch zwei weitere Autoren kennen, die irgendwie in allem drinstecken. Wir haben hier Axels Sohn Jan-Erik, der sich und auch seine Frau betrügt, dann Axels Frau, die immer im SCHATTEN ihres Mannes stand und selbst niemals ein eigenes Leben hat führen dürfen und dann noch Jan Eriks Frau Louise, die sich in einer Familie wiederfindet, in der vieles nur Schein ist.

Vielschichtig und sehr tiefgründig beschreibt Karin Alvtegen hier wieder einmal die verschiedensten Abgründe, die sich in uns Menschen auftun können. Es geht um Neid, um die Sucht nach Erfolg, um Eifersucht, aber auch um den Wunsch nach Freiheit und Selbstfindung! Ich bin jedes Mal überrascht, wie die Autorin es schafft, so tief in die menschliche Seele abzutauchen.

Das Buch ist eine gute Mischung aus Roman, Krimi und Thriller. Nach und nach werden hier so einige Geheimnisse aufgedeckt und ich war mal wieder komplett in der Geschichte gefangen. Das Ende hat mich mitgenommen, schockiert, gleichzeitig aber auch gezeigt, wie ich ganz sicher nicht werden will. "SCHATTEN" zeigt wieder einmal, dass Ruhm einen Menschen zerstören kann und eindeutig den Blick auf das Wesentliche trübt!




"SCHATTEN" war für mich ein kleines, stilles Meisterwerk, das mal wieder viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Karin Alvtegen setzt sich hier kritisch mit der Welt des Schreibens auseinander und lässt den Leser tief in die Welt der nach Ruhm gierenden Autoren eintauchen. Das Buch ist ehrlich und kritisch und gehört für mich jetzt definitiv zu meinen Lieblingsbüchern!