Samstag, 30. Juli 2022

[Rezension] Die Braut im Schnee - Jan Seghers

 


Titel: Die Braut im Schnee

Autor:  Jan Seghers

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 480
Cover: © Rowohlt

Begonnen: 05.07.2022
Beendet: 08.07.2022




Es beginnt mit dem grausamen Mord an einer Zahnärztin. Die Leiche wird brutal zur Schau gestellt und der Frankfurter Kommissar Marthaler beginnt zu ermitteln, denn er ist sich sicher, dass diese Frau nicht das einzige Opfer bleiben wird ...

"Die Braut im Schnee" hat mich in erster Linie angesprochen, weil Jan Seghers im Klappentext mit Henning Mankell verglichen wurde. Ich hätte allerdings wohl ahnen müssen, dass es sich hier um einen klischeehaften Ermittlerroman handelt, der kaum etwas Neues zu bieten hat.

Den Anfang empfand ich noch als durchaus fesselnd, doch dann liest sich die Geschichte wie ein billiger und leider auch sehr liebloser Fernsehkrimi. Marthaler ist einen Ermittler, der nicht gerade sympathisch ist und - wie sollte es auch anders sein - ein paar ganz eigene Problemchen hat, die das Buch natürlich strecken, aber sterbenslangweilig sind.

Der Fall selbst könnte nicht unspektakulärer, oberflächlicher und konstruierter sein. Ich ahnte schon früh, wie alles wohl zusammenpassen wird und bin beim Lesen bin ich einige Male eingenickt. Was mich durchhalten ließ? Ich dachte wirklich, dass zumindest die Auflösung zu überraschen weiß, aber leider ist dann doch alles so, wie es sich früh abzeichnete. Der Täter agierte für mich auch alles andere als logisch. Eventuell sollte ich in Zukunft wohl endlich mal einen Bogen um diese typischen deutschen Ermittlerkrimis machen ... 


Ein Ermittler mit privaten Problemchen, ein unspektakulärer Fall und ein sehr enttäuschenden Ende ... Diese Art der "Krimis" sind einfach nichts mehr für mich ...

Ich vergebe 2 von 5.


Freitag, 29. Juli 2022

Neue Kurzgeschichten aus Rainfield!

 Hallo ihr Lieben,


Es ist wieder so weit.


Mein neuer Kurzgeschichten-Band erscheint heute und ich bin wirklich froh, dass Rainfield immer größer wird.

Für mich ist es noch immer erstaunlich, wie sehr ich mich doch in diese Kleinstadt verliebt habe und wie real sie in meinem Kopf mittlerweile ist. Sie ist für mich zu einer Zuflucht geworden, zu einem echten Zuhause. Dieses habe ich in dieser Welt ja noch nicht gefunden.

Ich danke allen Außenseitern, allen Andersdenkern und allen verrückten Lesern, die mich bisher in dieser verregneten Kleinstadt besucht haben!

Nun gibt es wieder 13 neue Einblicke in das Leben verschiedener Bewohner der Stadt.


Eine rätselhafte Frau namens Karma, die den Leuten zeigt, was passiert, wenn sie immer nur Schlechtes tun …

Ein Mädchen, das an Regentagen von Pfütze zu Pfütze springt und dabei von einer unheimlichen Frau beobachtet wird …

Zwei Brüder, die ein gemeines Spiel entwickelt haben, sich selbst aber plötzlich in unterschiedliche Richtungen entwickeln …

Eine Frau, die das Putzen mehr liebt als ihre Familie …

Ein E-Mail-Wechsel mit Anwaltskanzlei Highsmith & Millar, der ein grauenvolles Verbrechen aufdeckt …

Diese und andere obskure Geschichten führen euch zurück in die verregnete Kleinstadt und an den Rand menschlicher Abgründe ...


Folgende Kurzgeschichten sind enthalten:



Karma is a witch

Erbrechen und Zerbrechen

Mach die Äuglein auf, Potatoe

Eine von uns

Die Pfützenspringerin

Wenn sich Brüder verändern

Kein einziger Schuss

Nachts am Dead Beaver Fall

Hören Sie zu!

Miss Gravery

Zwei ganz normale Teenager

Ein Tropfen genügt

Alison-Alien

Donnerstag, 28. Juli 2022

[Rezension] Bis zum letzten Atemzug - Anne Swärd

 



Titel: 
Bis zum letzten Atemzug

Autor:  Anne Swärd

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 346
Cover: © Suhrkamp

Begonnen: 04.07.2022
Beendet: 07.07.2022



Lo ist gerade einmal sieben als sie Lukas kennengelernt. Der fünf Jahre ältere Junge fasziniert sie, zieht sie in seinen Bann und reißt sie aus ihrem gewohnten Umfeld. Lo verändert sich und verliert sich, ohne zu ahnen, welche Folgen das alles für ihr restliches Leben haben wird.

Schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass "Bis zum letzten Atemzug" ein ganz besonderes Werk ist. Allein die sehr poetische Sprache hat mich sofort in den Bann und tief in die Gedankenwelt einer Verlorenen gezogen. Wir lernen Lo gleich bei ihrer Geburt kennen, erfahren viel über das Leben in ihrer Familie und werden zeitgleich mit ihr als umherirrende Erwachsene konfrontiert, die sich nur noch von einem Mann zum anderrn schleppt und irgendwie versucht am Leben zu bleiben.

Die Geschichte wird nicht geradlinig erzählt, sondern besteht vielmehr aus vielen aneinandergereihten Erinnerungen. Wir sehen und erleben, wie sich Lo mit Lukas anfreundet und erkennen, dass ihre Freundschaft von Anfang an unter keinem guten Stern steht. Die beiden klammern sich aneinander ohne zu erkennen, dass sie sich auf diese Weise gegenseitig tief in einen Abgrund ziehen.

"Bis zum letzten Atemzug" geht in die Tiefe und ist so melancholisch, dass ich beim Lesen manchmal das Gefühl hatte zu ertrinken. Anne Swärd konzentriert sich auf die Aufarbeitung einer Kindheit, die so viel zu bieten hatte, im Endeffekt aber doch jede Menge Schaden angerichtet hat. Wie Lo selbst auf S. 130 sehr treffend zusammenfasst: "Meine Kindheit war glücklich gewesen, und wenn sie es nicht gewesen war, dann habe ich es nicht gemerkt", so wird auch am Ende dieses Buchs deutlich, dass manche Dinge erst nach Jahren aus einem herausbrechen. Ein beeindruckendes Werk, für das man mental allerdings unbedingt in der richtigen Stimmung sein sollte!


"Bis zum letzten Atemzug" war eins der tiefgründigsten und melancholischsten Werke, die ich jemals gelesen habe. Eine düstere, poetische und nachhallende Geschichte einer Liebe, die zwei Leben zerstört.

Ich vergebe 5 von 5.



Dienstag, 26. Juli 2022

[Rezension] Lucien und Mathilde - Eine Liebesgeschichte - Virginie Carton

 


Titel: Lucien und Mathilde - Eine Liebesgeschichte 

Autor:  Virginie Carton

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 224
Cover: © Ullstein

Begonnen: 03.07.2022
Beendet: 05.07.2022




Lucien und Mathilde sind anders als die Menschen in ihrem Umfeld und haben es deshalb schwer, einen passenden Partner fürs Leben zu finden. Mathilde arbeitet als Chocolatière, obwohl ihre Mutter ihr einredet, dass sie mit ihrem Studium etwas Sinnvolleres anstellen sollte. Sie mag Romy Schneider, verbringt ihre Abende am liebsten vor dem Fernseher und wird von Fremden immer als etwas seltsam wahrgenommen. Lucien, der Kinderarzt geworden ist, kommt mit Menschen nicht besonders gut klar und hat eine altmodische Vorstellung von der Liebe. Beide leben im selben Haus, doch finden lange nicht zueinander ...

Aus den beiden Sichten der Protagonisten erfahren wir, wie beide versuchen, einen Platz auf dieser Welt zu finden. Mathilde findet zwar ihre Berufung, aber sie hat ständig das Gefühl, mehr aus ihrem Leben machen zu müssen. Lucien hingegen scheint ganz zufrieden zu sein, wären da nur nicht die ganzen gesellschaftlichen Pflichten, die man erfüllen muss wie zum Beispiel immer nett und hilfsbereit zu sein. In vielen kurzen Episoden erzählt die Autorin von Momenten aus der Kindheit und Jugend der beiden. So erschafft sie das Bild zweier Menschen, die sich doch sehr ähnlich sind und perfekt zusammenzupassen scheinen.

Mir gefiel an diesem doch recht kurzen Roman vor allem die Tatsache, dass die beiden Protagonisten wirklich schräge Vögel sind und viele Eigenarten besitzen. Mathilde mochte ich ein wenig mehr als Lucien, der irgendwie doch bis zum Ende etwas zu viel Wert auf die Meinung seiner Mitmenschen legt.

In kurzen und knappen Kapiteln erzählt die Autorin, wie sich die beiden zwar immer wieder begegnen, einander aber nie wirklich wahrnehmen. Dies erzeugt eine sehr charmante Story, die ich allerdings nicht unbedingt als Liebesgeschichte bezeichnen würde, denn das Buch endet doch an einem Punkt, an dem es eigentlich gerade erst anfängt. Für meinen Geschmack hätten es hier gerne noch 100 Seiten mehr sein können ... 

Ein sehr charmanter Roman über zwei Menschen, die vom Charakter her perfekt zusammen passen, aber sich einfach nicht sehen wollen. Charmant, aber für meinen Geschmack etwas zu kurz.

Ich vergebe 4 von 5.



Sonntag, 24. Juli 2022

[Hörbuch-Rezension] NSA - Nationales Sicherheits-Amt - Andreas Eschbach, gelesen von Laura Maire


 Titel: NSA - Nationales Sicherheits-Amt

Autor:  Andreas Eschbach

Genre: Hörbuch, Roman
Erscheinungsjahr: 2018
Spieldauer: 22 Stunden und 14 Minuten
Cover: © Lübbe Audio





Stellt euch einmal vor, im dritten Reich hätte es bereits Computer gegeben und damit auch die Möglichkeit der totalen Überwachung. Helene kommt als Programmstrickerin ins "Nationale Sicherheits-Amt" und denkt erst einmal nicht viel über die Arbeit nach, die sie dort verrichten soll. Doch dann lernt sie einen Mann kennen und mit ihm kommen die ersten Zweifel an ihrer Tätigkeit ...

Nachdem mein Mann und ich im letzten Monat bereits "Eine Billion Dollar" von Eschbach gehört haben, ging es nun mit diesem Roman weiter, der ein interessantes Gedankenexperiment aufwirft, das bei uns zu regen Diskussionen geführt hat. Der Autor zeigt mit diesem Buch natürlich auch unterschwellig die Probleme der heuten Zeit auf. So geht es hier um die Gefahren des Internets, die totale Überwachung und die voranschreitende Digitalisierung. Alles soll bequemer gemacht werden, aber natürlich geht es auch heute schon darum, den Menschen einzuschränken und ihn eben "kontrollierbar" zu machen.

Erschreckend ist auch die Geschichte von "NSA", denn es zeigt sich hier schnell, was diese totale Überwachung bedeutet. Wie soll eine Diktatur gebrochen werden, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, sich zu vernetzen? Wenn jedes unbedacht im Internet geschriebene Wort direkt Folgen hat? Eine Gänsehaut hat Eschbach mir eingejagt indem er an Beispielen von Sophie Scholl oder auch Anne Frank zeigt, dass vieles wohl schon direkt im Keim erstickt worden wäre.

Eschbach lässt hier zwei verschiedene Charaktere auftreten, die beide sicherlich nicht sonderlich sympathisch sind. Ich muss gestehen, dass ich besonders von der naiven Helene oft genervt war, denn sie symbolisiert hier doch das Frauchen, das einfach selbst gar nicht mitdenkt und sich sehr einfach lenken lässt. Dann ist da noch Eugen, der als Mann eigentlich gar nichts vom Programmstricken versteht, aber dann selbst lernt, was er mit den Daten so alles eigennützig anstellen kann. Er ist ein echtes Monster, das hier aber noch ein recht passendes Ende bekommt!

Ein paar Längen hat das Buch, denn gerade im Mittelteil geht es zu viel um Sex und gewisse Aktionen von Helene machen sie nicht gerade zu einer Protagonistin, der man als Leser gerne folgt. Dennoch hat es gerade das Ende in sich und erzeugt so einige Gänsehautschauer. Das Hörbuch hat uns gefesselt, zum Nachdenken gebracht und viel Diskussionsstoff geliefert, denn eins ist klar: Wir nähern uns selbst schwierigen Zeiten und sind gar nicht so weit entfernt, dass jeder unserer Schritte - ob online oder nicht - aufgezeichnet und verfolgt werden kann. Was das während eines Krieges bedeutet will ich mir lieber nicht ausmalen!


Eschbach erschafft hier wieder ein grandioses und vielschichtiges Gedankenexperiment. Das Buch ist originell und auch wenn es einige Längen gibt und die Protagonisten nicht gerade einfache Charaktere sind, fand ich es toll, wie der Autor hier zum Mitdenken und Nachdenken animiert! 

Ich vergebe 4 von 5.





Freitag, 22. Juli 2022

[Rezension] Flammenkuss - Susanne Koster

 



Titel: 
Flammenkuss

Autor:  Susanne Koster

Genre: Jugenthriller
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 192
Cover: © Arena

Begonnen: 01.07.2022
Beendet: 04.07.2022




Urplötzlich drängt sich ein Fremder in Marikas Leben. Martin ist überall und will sie beschützen, hat sich jedoch selbst nicht so recht unter Kontrolle. Als Marika, die selbst gar nicht so recht weiß, was sie für Martin empfinden soll, mehr über sein Leben in Erfahrung bringt, stößt sie auf ein dunkles Geheimnis ...

Ich mag die Arena-Jugendthriller sehr, denn hier geht es immer um sehr spannende und sehr wichtige Themen für Heranwachsende. In "Flammenkuss" begleiten wir die 16-jährige Marika, die noch sehr unsicher ist und sich von dem geheimnisvollen Unbekannten zwar angezogen fühlt, aber dennoch auch gewisse Zweifel hegt. 

Marika symbolisiert hier schön ein stinknormales Mädchen, das von ihrer Familie unterstützt, aber auch in eine gewisse Richtung gedrängt wird, zeitgleich aber versucht ihren eigenen Willen durchzusetzen. Sie trifft auf Martin, der nicht nur älter ist sondern auch die Führung übernimmt. Er will sie beschützen, scheint immer in der Nähe zu sein und will sie schließlich auch kontrollieren.

Auch wenn Martins psychische Erkrankung keinen Namen bekommt, steht sie doch im Fokus der ganzen Geschichte und erzeugt einige Gänsehautmomente. Martin ist nämlich nicht auf der Suche nach einer festen Freundin und so entwickelt sich die "Freundschaft" schließlich in eine doch sehr verstörende Richtung. Interessante Einblicke gibt hier Martins Vorgeschichte, allerdings hätte ich es schön gefunden, wenn er nicht nur als der "Böse" dargestellt worden wäre. Gerade seine Oma hätte schon früher erkennen müssen, dass er dringend Hilfe benötigt.

Ein paar Probleme hatte ich beim Lesen mit dem Schreibstil, denn er wirkte streckenweise nicht so recht flüssig. Das Ende selbst hat es in sich, allerdings fehlte es mir noch an ein paar Erklärungen dazu, wie es denn jetzt wohl weitergehen wird -sowohl mit Marika als auch mit Martin ...


"Flammenkuss" ist ein spannender Jugendthriller, der die Geschichte eines jungen Mannes mit psychischen Problemen aufarbeitet, dabei allerdings doch eine Spur zu einseitig bleibt ...

Ich vergebe 4 von 5.



Mittwoch, 20. Juli 2022

[Rezension] Ich schreib dir sieben Jahre - Liz Balfour


 Titel: Ich schreib dir sieben Jahre

Autor:  Liz Balfour

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 413
Cover: © Heyne

Begonnen: 30.06.2022
Beendet: 03.07.2022




Ally hat schon lange ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter Deirdre, die allein auf einem Cottage in Irland lebt. Doch dann hat Deirdre einen Herzinfarkt und Ally wird, als sie auf rätselhafte Briefe stößt, in die Vergangenheit ihrer Mutter gezogen ...

Ich weiß manchmal gar nicht so genau, warum ich immer wieder diese doch sehr typischen Bücher über dunkle Familiengeheimnisse aus dem Bücherschrank fische. Mittlerweile habe ich in diesem Genre nämlich schon so viel gelesen, dass die wenigsten mich noch überraschen oder in den Bann ziehen können. So war es leider auch mit "Ich schreib dir sieben Jahre" von Liz Balfour.

Irland als Schauplatz hat mir hier gefallen und auch die Protagonisten waren zumindest halbwegs sympathisch, wenngleich auch alle nur sehr oberflächlich beschrieben werden. Ally, die Erfolg im Beruf und auch eine ganz "gute" Ehe hat, steht hier im Fokus, erkennt dann aber in ihrer alten Heimat, dass ihr Leben längst in eine Sackgasse geraten ist. Natürlich trifft sie auch noch einen Mann, der plötzlich alles ins Wanken bringt ...

Die Briefe der Mutter, die eigentlich im Fokus stehen sollten, spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. Sie werden von Anfang an zwischen die Kapitel geschoben, bleiben aber nichtssagend und erzählen leider durch die Kürze auch keine eigene Geschichte. Es gibt daher auch keinen Vergangenheitsstrang und das, was auf dem Klappentext als "dunkles Geheimnis" bezeichnet wird, ist letztendlich kaum der Rede wert. Mich hat "Ich schreib dir sieben Jahre lang" leider enttäuscht ...


Wer schon viele Bücher über "düstere" Familiengeheimnisse gelesen hat, wird wohl mit "Ich schreib dir sieben Jahre" von Liz Balfour genau wie ich wenig Freude haben. Die Geschichte ist vorhersehbar und wird auch sehr oberflächlich erzählt ... Schade!

Ich vergebe 2 von 5.




Montag, 18. Juli 2022

[Rezension] Kein sicherer Ort - Araminta Hall

 


Titel: Kein sicherer Ort

Autor:  Araminta Hall

Genre: Roman, Thriller
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 316
Cover: © Editionnova

Begonnen: 28.06.2022
Beendet: 01.07.2022




Agatha, die sich selbst Aggie nennt, fängt als Kindermädchen bei Ruth und Christian an, die Eheprobleme haben und mit ihren Kindern vollkommen überfordert sind. Aggie scheint das perfekte Kindermädchen zu sein, doch sie hat längst einen bitterbösen Plan gefasst ...

In kurzen Abschnitten erfährt der Leser das ganze Geschehen aus drei unterschiedlichen Sichten. Dabei werden die Probleme der einzelnen Charaktere deutlich. Wir haben hier zum einen die überforderte Ruth, die sich nicht so recht zwischen ihrem Job und den Kindern entscheiden kann, Christian, der mal eine Affäre hatte und von seiner Ehe frustriert ist und dann natürlich das Kindermädchen Aggie, das psychische Probleme hat, sich aber hinter einer Mauer aus Lügen versteckt.

Beim Lesen dieses Romans wurde ich von der eiskalten Realität überrollt, denn alle Charaktere sind furchtbar unzufrieden mit sich, mit ihrem Umfeld und auch mit dem Leben, das sie führen. Besonders Ruth und Christian sind keine echten Sympathieträger und meckern die ganze Zeit herum statt irgendwas zu verändern. Das macht die Lektüre teilweise anstrengend, obwohl die Autorin einen guten Einblick in eine solch festgefahrende und total verbitterte Familie gibt.

Aggie empfand ich als sehr vielschichtigen Charakter, der hier Pepp in die Handlung bringt. Häppchenweise erfährt der Leser mehr über ihre Vergangenheit. Für meinen Geschmack ging sie allerdings bei den ganzen Ehe- und Familienproblemen etwas unter, obwohl sie es ist, die den Eheleuten hilft, den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Ich halte "Kein sicherer Ort" dennoch für einen lesenswerten Roman, der schön aufzeigt, dass wir Menschen oft die wirklich wichtigen Dinge aus den Augen verlieren ...

Ein Buch über Ehe- und Familienprobleme, die erst an die Oberfläche gespült werden, als ein mysteriöses und viel perfektes Kindermädchen den Fokus auf das Wesentliche lenkt. Ein ruhiger, aber durchaus lesenswerter Roman - wenn man es denn erträgt, kurzzeitig Teil einer sehr verbitterten Familie zu sein.

Ich vergebe 4 von 5.



Samstag, 16. Juli 2022

[Rezension] Anderland - Joan Aiken


 Titel: Anderland

Autor:  Joan Aiken

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1997
Seitenzahl: 367
Cover: © Diogenes

Begonnen: 27.06.2022
Beendet: 30.06.2022




Pandora wird von ihrer Mutter zu den Morningquest mitgenommen, einer Künstlerfamilie, die das Gut Anderland bewohnt. Noch am selben Tag verstirbt die Mutter und Pandora wird plötzlich ein Teil dieser Großfamilie, bekommt Unterstützung, findet ihre Begabung und entwickelt schließlich eine eigene Persönlichkeit.

Als großer Fan von Joan Aiken war ich gespannt, was mich in dieser Familiengeschichte, die ein wenig an die Romane von Jane Austen erinnert, denn erwarten wird. Der Einstieg hat mir hier gut gefallen, denn alles beginnt mit dem tragischen Tod von Pandoras Mutter. Plötzlich wird das Mädchen Teil einer Familie, die ganz anders als ihre eigene ist.

Anschaulich beschreibt Aiken hier, dass jede Familie verschieden ist und dass es in jeder, ganz gleich wie perfekt sie nach außen hin scheinen mag, Probleme gibt. Es war interessant, Pandora durch die Jahre zu begleiten und gleichzeitig zu sehen, wohin sich die einzelnen Mitglieder der Morningquest-Familie entwickeln. Allerdings muss ich sagen, dass ich beim Lesen stets das Gefühl hatte, dass dieses Buch keinen Hauptstrang besitzt, sondern eher aus vielen kleinen Erlebnissen besteht.

Mir fehlte in "Anderland" leider der Fokus. Die Geschichte breitet sich in viele Richtungen aus und wirkt dabei sehr vielschichtig, doch zum Ende hin wird klar, dass sich alles irgendwie verloren hat. Pandoras Entwicklungen haben mir zwar gut gefallen, aber ich hatte das Gefühl, hier einen Roman gelesen zu haben, der aus vielen kleinen Bruchstücken besteht, die sich einfach nicht zu einem großen Ganzen zusammensetzen lassen. Für mich ist "Anderland" daher eher einer der schwächeren Romane von Joan Aiken.


"Anderland" liest sich Anfangs wie ein vielschichtiger Roman über ein Mädchen, das Teil einer Großfamilie wird, doch letztendlich fehlte es mir an einem Haupftrang ... Nicht Joan Aikens stärkster Roman!
Ich vergebe 3 von 5.

Freitag, 15. Juli 2022

[Rezension] Denn niemand wird dir glauben - Abbie Taylor


 Titel: Denn niemand wird dir glauben

Autor:  Abbie Taylor

Genre: Thriller, Psychothriller
Erscheinungsjahr: 2010
Seitenzahl: 381
Cover: © Goldmann

Begonnen: 24.06.2022
Beendet: 28.06.2022




Beim Einsteigen in die U-Bahn wird Emma von ihrem kleinen Sohn getrennt. Zum Glück befindet sich in der Bahn eine Frau, die auf den Kleinen aufpasst und ihn sicher zur nächsten Station bringt. Die Frau, die sich ihr als Antonia vorstellt, lädt sie zu einem Kaffee ein, verhält sich aber immer seltsamer. Als Emma kurz auf die Toilette geht und zurückkommt ist ihr Sohn tatsächlich verschwunden ...

Thriller in denen das eigene Kind plötzlich spurlos verschwindet, gibt es wie Sand am Meer. Und so bietet auch "Denn niemand wird dir glauben" von Abbie Taylor erst einmal nichts Neues. Wir haben hier eine alleinerziehende, etwas überforderte Mutter, die nicht richtig auf ihren Sohn aufpasst und dann einen wahren Albtraum erlebt, als selbst die Polizei Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit hegt.

Das Buch lässt sich durch den interessanten und spannenden Einstieg gut lesen, ist aber für einen Thriller beziehungsweise Psychothriller doch eine Spur zu einfach aufgebaut. Zum einen liegt das sicherlich an der etwas naiven Protagonistin, die viele Dinge, die der Leser deutlich sieht, selbst gar nicht wahrnimmt. Zum anderen bietet aber auch die Story leider kaum Überraschungen.

Für Vielleser in diesem Genre ist sicherlich schon früh klar, wohin alles führen wird. So war ich ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr komplett in der Geschichte drin, da ich genau wusste, wie nun alles enden wird. Ich würde das Buch daher eher Leuten empfehlen, die im Thrillergenre noch nicht allzu viel gelesen haben ... 



"Denn niemand wird dir glauben" von Abbie Taylor wird wohl nur Leser begeistern können, die im Thriller-Bereich noch nicht allzu viel gelesen. Das Buch lässt sich gut lesen, wärmt aber nur altbekannte Ausgangssituationen neu auf ohne dabei aber für Überraschungen oder Wendungen zu sorgen. 
Ich vergebe 3 von 5.



Donnerstag, 14. Juli 2022

[Rezension] Zimtwölkchen und ganz viel Liebe (Romantic Summer) - Sandra Pulletz



Titel: 
Zimtwölkchen und ganz viel Liebe

Autor:  Sandra Pulletz

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2022
Seitenzahl: 262
Cover: © Sandra Pulletz




Lorena braucht dringend eine Auszeit von ihrem stressigen Job, denn sie leidet zunehmend an Panikattacken. Entspannung sucht sie im beschaulichen Funkelstein, doch mit der Ruhe ist es vorbei, als ihr Nick und seine Nichte Nine ständig in die Quere kommen, die sie erst einmal für ein Vater-Tochter-Gespann hält. Doch dann fühlt sie sich immer mehr zu Nick hingezogen. Blöd nur, dass der ein echter Nerd ist und Zuflucht in seinen Spielen sucht. Ob die beiden wohl zueinander finden?

Endlich lernen wir Funkelstein im Sommer kennen und es gibt wirklich jede Menge zu entdecken. Mir hat das beschauliche Städtchen schon in der "Sweet Christmas"-Reihe sehr gefallen. Wir treffen hier alte Bekannte wieder, lernen aber auch weitere Bewohner des Ortes kennen. Highlight waren natürlich die Waldfee, der erneute Besuch im Café Fröhlich und die witzige Alpaka-Wanderung.

Humorvoll und sommerlich leicht erzählt Sandra Pulletz hier wie Lorena und Nick, die auf den ersten Blick sehr verschieden wirken, zueinander finden. Nick als totaler Gaming-Nerd war perfekt dargestellt und mit Lorena konnte ich total mitfühlen. Ich mochte auch das Goth-Mädchen Nine sehr gerne, die hier sogar eine supersüße eigene Geschichte bekommt. Ein absoluter Wohlfühlroman!


Ein sommerlicher Wohlfühl-Roman, der in das wundervolle Städtchen Funkelstein führt! Eine klare Empfehlung!

Ich vergebe 5 von 5.






Mittwoch, 13. Juli 2022

[Rezension] Warten auf Kate - John Mendelssohn


 Titel: Warten auf Kate

Autor:  John Mendelssohn

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2007
Seitenzahl: 366
Cover: © Suhrkamp

Begonnen: 23.06.2022
Beendet: 27.06.2022




Leslie ist völlig besessen von Kate Bush und zutiefst deprimiert, weil sie schon lange kein Album mehr herausgebracht hat. Er führt ein Leben in der Warteschleife, hangelt sich von Tag zu Tag und findet sich schließlich auf einem Dach wieder, bereit sein Leben zu beenden ...

Gleich auf den ersten Seiten wird der Leser damit konfrontiert, dass Leslie Selbstmord begehen will. Er beginnt von seinem Leben zu erzählen und sowohl kleine als auch große Momente Revue passieren zu lassen, die ihn letztendlich in diese Situation gebracht haben. Dabei steht besonders seine Essstörung im Mittelpunkt, aber auch sein mangelndes Selbstvertrauen und sein fehlender Platz innerhalb der Gesellschaft werden thematisiert.

Das Leben von Kate Bush spielt in diesem Roman eine große Rolle. Ich muss sagen, dass ich die Musikerin - wie viele andere wohl auch - erst vor kurzem durch "Stranger Things" für mich entdeckt habe und seitdem ihre Songs fast täglich höre. Die Lektüre dieses Buches war deswegen besonders spannend, da der Autor parallel zu der tragischen Geschichte von Leslie auch noch erzählt, wie Kate Bush erfolgreich wurde.

Bitter ist hier Leslies Besessenheit. Er schickt Kate Bush Geschenke, Blumen und sieht in ihr seinen Lebensmittelpunkt. Leslie war von Anfang an ein Charakter, mit dem ich mitgelitten habe, denn es wird deutlich, dass er sich ungebremst auf einen Abgrund zu bewegt. Er sieht seine Fehler zwar, kommt aber nicht dagegen an. So kann er weder Frauen halten, noch eine gesunde Beziehung zu seiner Tochter aufbauen.

Das Buch erzählt auch noch von den Schattenseiten des Erfolgs, indem hier eine skrupellose Castingshow den nächsten Weltstar sucht und dabei jegliche Moral über Bord wirft. Die Story von der magersüchtigen Cathy, die hier vermarktet wird, ist eine weitere passende Parallele zu Kate Bush, doch diesen Handlungsstrang hätte es für mich hier nicht unbedingt gebraucht, denn das längst über eine längere Strecke doch von Leslies Problemen ab. "Warten auf Kate" ist ein origineller Roman, der sich in erster Linie aber an Fans von Kate Bush oder zumindest Musikinteressierte richtet und einen ganz eigenen Sog entwickelt, wenn man bereit ist, sich auf die Abgründe eines armen, besessenen Mannes einzulassen ...



"Warten auf Kate" ist ein bitterer und sehr melancholischer Roman, der sich mit Themen wie Abhängigkeit, Essstörung, eine verzerrte Selbstwahrnehmung und den Schattenseiten des Ruhms beschäftigt und Parallel dazu das Leben von Kate Bush aufzeichnet!


Ich vergebe 4 von 5.