Mittwoch, 30. September 2020

[Rezension] Splatterpunks: Extreme Horror (Kurzgeschichten) - Paul M. Sammon (Herausgeber)

Titel: Splatterpunks: Extreme Horror (Kurzgeschichten)
Herausgeber:  Paul M. Sammon
Genre: Kurzgeschichten
Anzahl der Seiten: 368
Erscheinungsdatum: 1990
Cover und Inhalsangabe: © Heyne Hardcore


Begonnen: 15.08.2020
Beendet: 21.08.2020



 Acht Kurzgeschichten vereinen sich in dieser älteren Horrorsammlung, die mutig ein neues Genre aufgreifen wollte. Die Stories sind gut Einblicke in die Arbeiten der verschiedensten Autoren. Herausgeber Paul M. Sammon beschreibt kurz den Stil und die bisherigen Veröffentlichungen der einzelnen Schriftsteller direkt vor den Geschichten. Hier meine kurze Meinung zu den einzelnen Geschichten:

Joe R. Lansdale: Die Nacht, in der sie den Horrorfilm verpassten

Mittlerweile gehört Lansdale zu meinen Lieblingsautoren und er war auch der Grund, warum ich dieses Buch, nachdem ich es aus dem Bücherschrank gefischt habe, unbedingt direkt lesen wollte.
Seine Geschichte handelt von zwei Freunden, die ihren Kinobesuch ausfallen lassen und sich lieber einen bereits toten Hund ans Auto binden und mit ihm durch die Gegend fahren, dann aber in einen riesigen Schlamassel geraten ... Wie der Herausgeber dieser Anthologie so schön schrieb, ist Lansdale ein echter Splatterpunk. Die Story ist blutig, erschreckend, bitterböse und besitzt den von ihm gewohnten schwarzen Humor, aber auch eine wichtige Botschaft. Das Ende trieft vor Ironie und macht mal wieder auf sein Lieblingsthema, nämlich Rassismus, aufmerksam ...

Clive Barker: Fleischlieferung um Mitternacht

Von Clive Barker habe ich schon einiges gehört, aber noch nie etwas von ihm gelesen. Seine Geschichte entführt uns in die New Yorker U-Bahn, in der schon lange ein wahnsinniger Mörder sein Unwesen treibt. Leon Kaufman zieht den Metzger und beobachtet ihn bei seiner Arbeit, nur um die schreckliche Hintergründe dieser blutigen Taten zu erfahren .... Eine sehr atmosphärische Geschichte, die sich von Lovecrafts Mythologie inspirieren lässt.

John Skipp: Filmteam um elf

John Skipp ist eigentlich Teil eines Autorenduos. Der Rockmusiker präsentiert mit "Filmteam um elf" doch eine sehr wirre Geschichte über eine Frau, die von ihrem Mann misshandelt wird und verzweifelt nach einem Ausweg sucht. Das Ende empfand ich als sehr seltsam und unlogisch, die eingefügten Briefe anstrengend zu lesen, da alles kleingeschrieben wurde ... Nicht meins ...

Richard Christian Matheson: Rot

Mit nur drei Seiten ist diese Geschichte die kürzeste in dieser Anthologie, aber dennoch sehr intensiv und atmosphärisch. Es geht um einen Mann, der auf der Straße etwas einsammelt. Was das ist? Tja, das ist die bitterböse Überraschung dieser Story ...

Mick Garris: Ein Leben fürs Kino

Hier geht es um einen Filmemacher, der sich ein missratenes Baby kauft und es für seinen nächsten Film benutzen will. Doch das Baby saugt lieber an bestimmten Körperteilen ... Eklig, schockierend und einfach nur abartig. Eine echte Splattergeschichte!

Douglas E. Winter: Nicht ganz ein Zombie

"Nicht ganz ein Zombie" ist die Geschichte einer Gruppe Jugendlicher, die auf Alkohol, Drogen und Sex stehen und dann einen "Fehler" machen, der zeigt, dass wir Menschen doch die wahren Monster sind ...

Wayne Allen Sallee: Schnellverkehr

Cassady beobachtet den Mord an einer Frau und was tut er? Natürlich nichts ... Sehr brutal wird die Tötung beschrieben, doch das Ende hätte für meinen Geschmack deutlich härter sein müssen!

Edward Bryant: Als sie beim Einkaufen war

Della geht einkaufen und muss plötzlich vor vier jungen Männern fliehen und ihm ihr Überleben kämpfen. Ein würdiger Abschluss, der zwar kaum Splatterelemente besitzt, aber doch zeigt, dass man Frauen nicht unterschätzen soll!

Diese alte Horroranthologie hat mich als Fan des Genres auf jeden Fall unterhalten können, auch wenn ich mich teilweise doch sehr über die Übersetzung und das Lektorat geärgert habe, die dazu führen, dass vieles recht lieblos zusammengestellt wird. Beispielsweise gab es sogar Fehler bei einem Titel. (Aus "Ein Leben fürs Kino" wurde plötzlich "Ein Leben im Kino")

Das Nachwort des Herausgebers ist auch deutlich zu lang geraten und ließt sich doch recht trocken, während die kurzen Einleitungstexte zu jedem Verfasser aber gelungen sind. "Splatterpunk" ist ein guter Einblick in die Werke verschiedener Autoren und hat mich hier besonders auf Clive Barker neugierig gemacht!



Viele interessante Interpretationen des Splatter-Genres, wobei wohl nicht jeder Autor, wie der Herausgeber es schon so schön formuliert, ein echter Splatterpunk ist. Wahre Highlights waren für mich die Geschichten von Joe R. Lansdale, Clive Barker und Edward Bryanr.


Ich vergebe 4 von 5.


Montag, 28. September 2020

[Rezension] Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Titel: Das Rosie-Projekt
Autor:  Graeme Simsion
Genre: Roman
Anzahl der Seiten: 367
Erscheinungsdatum: 1. Januar 2015
Cover und Inhalsangabe: © Fischer


Begonnen: 17.08.2020
Beendet: 19.08.2020



"Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik."


Don Tillman ist alles andere als "normal". Er hat einen bis ins kleinste Detail geregelten Tagesablauf, hasst Unpünktlichkeit, ist hochintelligent, hört lieber Podcasts statt Musik und merkt auch nach einem Asperger-Vortrag, den er für einen Freund hält, nicht, dass viele der Symptome auf ihn zutreffen. Er ist ein spannender und vielschichtiger Charakter, der es im Leben allerdings öfters sehr schwer hat - besonders wenn es um Frauen geht.

So kommt Don auf die Idee, einen Fragebogen zu entwickeln, um die perfekte Frau für sich zu finden. Das sogenannte "Ehefrau-Projekt" zeigt dann aber relativ schnell, dass Liebe keinen Regeln folgt und es den perfekten Partner überhaupt nicht gibt. Don lernt Rosie kennen, die zwar durch den Test fällt, aber die plötzlich doch einen Platz in seinem Leben einnimmt. Der Roman beschreibt die Gegensätze der beiden, die allerdings nur auf den ersten Blick ein echtes Hindernis darstellen.

Graeme Simsion würzt seine Geschichte mit einer guten Prise Humor. Ich habe schon lange nicht mehr so viel bei einem Buch gelacht. Don habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen und über die Fettnäpfchen, in die er immer wieder tritt, habe ich mich köstlich amüsiert. Es wird schnell klar, dass er nichts dafür kann, sich im Umgang mit Menschen so ungeschickt anzustellen. Don besitzt nämlich nur wenig Empathie und versteht auch nichts von Gefühlen.

Don muss hier selbst herausfinden, was er eigentlich empfindet und natürlich ist der Weg steinig und besteht zeitgleich aus vielen Missverständnissen. Rosie ist allerdings sein perfekter Gegenpol. Ich mochte ihre ehrliche und teilweise verrückte Art, sowie ihre grenzenlose Akzeptanz. Sie ist ein wundervoller Charakter, der aufzeigt, dass Liebe nicht von irgendwelchen Oberflächlichkeiten abhängt.

"Das Rosie-Projekt" ist eine tolle Liebes-Komödie mit zwei wundervollen Charakteren, die beide irgendwie "anders" sind und sich wohl gerade deshalb so gut verstehen. Eine klare Leseempfehlung!

Ich vergebe 5 von 5.



Freitag, 25. September 2020

[Rezension] Dead Souls - Michael Laimo

Titel: Dead Souls
Autor:  Michael Laimo
Genre: Roman, Horror
Anzahl der Seiten: 394
Erscheinungsdatum: 1. Mai 2014
Cover und Inhalsangabe: © Voodoo Press


Begonnen: 13.08.2020
Beendet: 18.08.2020



"Für den achtzehnjährigen Johnny Petrie, stellt das heruntergekommene Farmhaus in Maine einen Ausweg dar.
Laut einem Brief hat ihm ein unbekannter Mann ein Anwesen vererbt. Johnny wird bewusst, dass er endlich der Hölle auf Erden, seiner fanatisch religiösen Mutter und seinem stets betrunkenen Vater, entkommen kann.
Er weiß nicht, dass die Hölle, in die er sich begibt, noch viel, viel schlimmer wird …"


"Dead Souls" ist ein Horrorroman, der auf zwei Zeitebenen spielt . Zum einen wird hier ein Ritual aus dem Jahr 1988 beschrieben, bei dem Benjamin Conroy von Osiris für sich und seine Familie das ewige Leben nach dem Tod einforder. Der zweite Strang beschäftigt sich mit Johnny Petrie, der gerade 18 Jahre alt wurde und plötzlich erfährt, dass er ein Grundstück erben wird. Dieses Erbe offenbart ihm jedoch, dass seine Familie ihm jahrelang etwas verschwiegen hat ...

Das Ritual selbst fand ich hier sehr interessant beschrieben, wenngleich mir doch ein paar Hintergrunde fehlten. Gelungen ist die Darstellung des fanatischen Familienvater Benjamin Conroy, der die Bibel auf ganz eigene Weise interpretiert.

Ich mochte Michael Laimos Schreibstil, auch wenn es hin und wieder einige doch sehr holperige Sätze gab, die ich allerdings mal der Übersetzung beziehungsweise dem Lektorat zuschiebe. Der Autor schafft, was das Ritual anbelangt, eine tolle Atmosphäre, die ich sogar als leicht schaurig empfand. Echtes Entsetzen beziehungsweise blutrünstigen und furchteinflößenden Horror sucht man bei diesem Werk allerdings vergeblich ...

"Dead Soul" besitzt eine gute Dynamik. Teilweise. Gefehlt haben mir allerdings ein paar große Wendungen und Überraschungen. Johnnys Rolle in dem ganzen ist recht schnell klar und obwohl sich die Handlung zum Ende hin zuspitzt, hat mir doch irgendwie das Besondere an dieser Geschichte gefehlt ...

"Dead Souls" von Michael Laimo ist die Geschichte über einen fanatischen Vater, ein Ritual und ein Erbe. Einfach zu lesen und gerade zu Beginn sehr spannend, doch leider ohne große Wendungen, Überraschungen und echten Horror ...


Mittwoch, 23. September 2020

[Rezension] Das Winterhaus - Judith Lennox

Titel: Da Winterhaus
Autor:  Judith Lennox
Genre: Roman
Anzahl der Seiten: 546
Cover und Inhalsangabe: © Piper


Begonnen: 10.08.2020
Beendet: 14.08.2020



"Der Gartenpavillon der Familie Summerbayes, genannt »Winterhaus«, ist ein Ort der Zuflucht für drei Freundinnen, die während der turbulenten Jahre zwischen den Weltkriegen in der idyllischen Umgebung von Cambridge aufwachsen. Die drei Mädchen schwören, einander ein Leben lang alles anzuvertrauen und zusammenzuhalten – aber das Schicksal lässt sie ganz unterschiedliche Wege einschlagen …"

In einem öffentlichen Bücherschrank bin ich nun auf die Bücher von Judith Lennox gestoßen, die laut Klappentext für ihre Gesellschaftsromane bekannt ist. "Das Winterhaus" handelt hierbei von drei Freundinnen, deren Leben sich in komplett unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Für meinen Geschmack beginnt die Geschichte etwas überladen mit zu vielen Charakteren. Ich brauchte etwas Zeit, um mich in die Handlung und auch die Zeit hineinzufinden.

Der erste Teil beschäftigt sich mit den Jahren 1918 bis 1930. Maia, Robin und Helen sind jung und erwarten alle etwas anderes vom Leben. So heiratet Maia schließlich einen reichen Mann, Helen bleibt bei ihrem Vater, der den Verlust der Mutter nicht überwinden kann und Robin zieht in die große weite Welt.

Natürlich dreht sich in "Das Winterhaus" vieles um die Liebe. Die drei Frauen haben dabei unterschiedliche Einstellungen zur Ehe, doch natürlich ändern sich diese auch im Laufe der Jahre. Judith Lennox zeigt auf, dass das Leben aus vielen Entscheidungen besteht und das es sich in viele Richtungen entwickeln kann. Es gibt nicht nur einen Weg, sondern unendlich viele Abbiegungen, die manchmal eben auch in Sackgassen führen.

Besonders mitgenommen hat mich die Geschichte von Maia, die einen wohlhabenden Mann heiratet, sich dann aber in der Hölle wiederfindet. Robin hingegen wirkt sehr frei, doch auch sie ist ununterbrochen auf der Suche nach ihrem Platz in dieser Welt.

Mein Lieblingscharakter war allerdings Helen, die allerdings eine recht kurze Geschichte besitzt. Sie schafft es einfach nicht, sich aus den Fängen des Vaters zu befreien und wird immer verzweifelter und auch hoffnungsloser.

Die Nachkriegszeit und der drohende zweite Weltkrieg spielen hier nur eine Nebenrolle, auch wenn wir hier kurzzeitig nach Deutschland und sogar in ein Kriegsgebiet reisen. Historisch gesehen geht "Das Winterhaus" nicht ins Detail. Der Fokus liegt auf den Charakteren und deren Entwicklungen, bleibt bis zum Ende mitreißend, gut geschrieben und überraschend, konnte mich emotional aber nicht berühren ...



Drei Freundinnen, die ihren Platz in dieser Welt suchen und sich dabei das eine oder andere mal verirren. Ein guter Gesellschaftsroman, der mir angenehme Lesestunden beschert hat, bei dem mir aber eine emotionale Bindung zu den Charakteren gefehlt hat ...

Ich vergebe 4 von 5.


Montag, 21. September 2020

[Rezension] Anders - Andreas Steinhöfel

Titel: Anders 
Autor:  Andreas Steinhöfel
Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 1. Februar 2017
Anzahl der Seiten: 240
Cover und Inhalsangabe: © Carlsen


Begonnen: 10.08.2020
Beendet: 12.08.2020



 "Nach dem Unfall sind Zeit und Welt aus den Fugen. 263 Tage liegt der Winterjunge im Koma, exakt die Anzahl jener Tage, die seine Mutter vor elf Jahren mit ihm schwanger war. Dann erleben die Menschen um ihn herum ein Wunder: An einem prächtigen Sommertag kehrt Felix Winter zurück ins Leben. Und nennt sich von nun an anders, nämlich Anders. Er hat keinerlei Erinnerung mehr an die Zeit vor dem Unfall oder an den Unfall selbst … und es gibt jemanden, der alles dafür tun wird, dass das so bleibt."


Vor einer Weile habe ich "Die Mitte der Welt" von Andreas Steinhöfel gelesen und das Buch hat mich nicht nur positiv überrascht, sondern auch neugierig auf weitere Werke des Autors gemacht. "Anders" hat mich hier schon vom Titel angesprochen und so habe ich mich mit der Geschichte von Felix auseinandergesetzt, der hier einen Unfall hat und 263 Tage im Koma liebt - Nach seinem Erwachsen ist er vollkommen "anders" und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit ... Es scheint nämlich, dass irgendwas ihn direkt vor seinem Unfall ungemein verstört hat ...

Der Titel passt wie die Faust aufs Auge, denn nicht nur Felix ist "anders", nein auch dieser Roman ist es. Andreas Steinhöfel präsentiert hier einen sehr eigenwilligen Schreibstil, der mitunter leicht anstrengend ist, ansonsten aber einzigartig.

Felix/Anders empfand ich hier als sehr interessanten Charakter, der allerdings auch sehr schwer zu verstehen ist, da wir ihn praktisch nur aus den Erzählungen seines Umfeldes kennenlernen. Natürlich stellt sich hier die große Frage, was vor seinem Unfall passiert ist - die letztendliche Auflösung habe ich allerdings ab einem gewissen Punkt schon erahnt.

Einfach zu lesen ist "Anders" sicherlich nicht und ich würde es hier auch nicht gerade jüngeren Lesern empfehlen. Der Wechsel der Sichtweisen sind etwas anstrengend und es gibt viele "Endlos-Sätze", die ein hohes Maß an Konzentration erfordern. Trotz dieser Kritik halte ich "Anders" dennoch für ein außergewöhnliches und mutiges Werk, das verschiedene Betrachtungsweisen aufzeigt und einen Jungen begleitet, der sich selbst neu finden musst.

Der lange und steinige Weg zur Wahrheit ist gelungen. Allerdings kann man als aufmerksamer Leser schon früh herausfinden, auf welches Ereignis die Geschichte abzielt. So war ich am Ende etwas enttäuscht, das sich doch alles so einfach erklären ließ ...


"Anders" ist auf jeden Fall eine besondere Geschichte über einen Jungen, der sich nach einem Koma auf die Suche nach der Wahrheit macht. Für mich nicht so stark wie "Die Mitte der Welt", aber dennoch lesenswert!
Ich vergebe 4 von 5.

Samstag, 19. September 2020

[Rezension] Ein Winzer fürs Herz - Sandra Pulletz

 


Titel: Ein Winzer fürs Herz

Autor:  Sandra Pulletz

Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 13 September 2020
Cover und Inhalsangabe: © Sandra Pulletz

"Mittzwanzigerin Emma will einen Neustart wagen. Ein Inserat für einen Aushilfsjob bei der Weinlese kommt ihr da gerade recht. Doch bei der Arbeit gerät sie schnell an ihre Grenzen und ihre neuen Kollegen scheinen von Anfang an etwas gegen sie zu haben. Zudem tappt sie von einem Fettnäpfchen ins nächste, was vor allem dem attraktiven Weingutbesitzer ein Dorn im Auge ist. Obwohl dieser sie nicht länger auf seinem Hof beschäftigen will, merkt Emma, dass sie Gefühle für ihn entwickelt. Blöd nur, dass er eigentlich vergeben ist …"


Ich bin schon lange großer Fan der Bücher von Sandra Pulletz und durfte auch dieses Mal ihr neuestes Werk schon vor dem Erscheinen testlesen. Toll finde ich die unterschiedlichen Schauplätze in ihren Büchern. In "Ein Winzer fürs Herz" reisen wir dieses Mal nach Österreich, genauer gesagt auf ein Weingut.

Emma empfand ich von Anfang als ungemein sympathische Protagonistin, die, da sie von ihrem Freund verlassen wird, gezwungen ist, ihr Leben umzukrempeln. Da sie ihren Eltern nicht länger zur Last fallen und auch nicht unbedingt wie ihre Mutter als Pilates-Trainerin enden will, beschließt sie spontan, eine Stelle auf einem Weingut anzunehmen. Da sie aber ein sehr tollpatschiger Mensch ist, geht dabei so einiges schief ...

Ich habe beim Lesen sehr oft laut lachen müssen. Emma tritt wirklich von einem Fettnäpfchen ins nächste und muss sich dann natürlich auch noch mit dem recht mürrischen Weingutbesitzer und ihren ätzenden Kollegen rumschlagen. Doch auf dem Hof lernt sie zum Glück auch einige tolle Menschen kennen.

Ich mochte die Charaktere in "Ein Winzer fürs Herz", besonders Leonie ist mir ans Herz gewachsen. Über die Liebesgeschichte möchte ich an dieser Stelle nicht viel verraten, denn es gibt hier wieder einige witzige Missverständnisse. Ich habe hier mit Emma wirklich mitgefiebert. Ein weiteres wundervolles und für den Herbst absolut passendes Werk aus der Feder einer talentierten Autorin!



"Ein Winzer fürs Herz" ist ein toller Roman über ein Weingut, einen mürrischen Winzer und die sehr tollpatschige Emma, die von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Eine klare Empfehlung!

Ich vergebe 5 von 5.


Freitag, 18. September 2020

[Rezension] Seelen im Eis - Yrsa Sigurdardóttir

Titel: Seelen im Eis
Autor:  Yrsa Sigurdardóttir
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 23. Oktober 2013
Anzahl der Seiten: 362
Cover und Inhalsangabe: © Fischer


Begonnen: 6.08.2020
Beendet: 10.08.2020




"Ist jetzt also der Tag der Abrechnung gekommen?
Als Óðinn den mysteriösen Tod zweier Jungen in einem Erziehungsheim untersucht, tun sich Abgründe auf. Je tiefer er gräbt, umso mehr gibt es Parallelen zu seinem Leben. Hat der viel zu frühe Tod seiner Frau etwas damit zu tun? Während er noch verzweifelt nach Antworten sucht, scheint etwas Bedrohliches immer näher zu kommen…"


"Seelen im Eis" war nun mein drittes Buch von Yrsa Sigurdardóttir. "Geisterfjord" hat mir damals sehr gut gefallen, aber "Nebelmord" war für mich ein Werk, mit dem mich die Autorin endgültig für sich gewonnen hat. "Seelen im Eis" ist nun ebenfalls eine leicht unheimliche Geschichte, die sich mit einem ehemaligen Erziehungsheim beschäftigt.

Die Autorin deutet hier zu Beginn schon einmal das Ende des Thrillers/Romans an. Vater und Tochter sind in einem Auto gefangen und drohen zu ersticken. Natürlich möchte man als Leser hier unbedingt wissen, wie die beiden in diese ausweglose Situation geraten sind.

In "Seelen im Eis" gibt es zwei Handlungsstränge. Zum einen lernen wir den nicht gerade sympathischen Óðinn kennen, der sich nach dem Tod seiner Frau um seine Tochter kümmern muss und vollkommen überfordert wirkt. Er hat einen neuen Job bei der staatlichen Kontrollbehörde und bekommt den Fall einer erst kürzlich verstorbenen Kollegin übertragen. Es geht um ein altes Erziehungsheim, in dem die Jungen angeblich schlecht behandelt wurden ...

Jenes Erziehungsheim lernen wir im zweiten Strang näher kennen. Wir reisen ins Jahr 1974 und erfahren aus der Sicht der Angestellten Aldis, was alles in dem Erziehungsheim vor sich geht. Sie freundet sich zudem mit einem der Jungen an, stellt jedoch schnell fest, dass dieser Junge ein großes Geheimnis hat ...

In der Gegenwart begleiten wir Óðinn bei seinen Nachforschungen rund um das Heim. Hier geht es aber auch um den Tod seiner Frau und die Beziehung zu seiner Tochter. Im Gegensatz zu anderen Werken der Autorin geht es allerdings sehr ruhig zu. Es gibt zwar ein paar wenige gruselige Momente, doch als echten Thriller würde ich "Seelen im Eis" nicht bezeichnen.

Das Erziehungsheim selbst hätte für meinen Geschmack noch etwas intensiver beschrieben werden können. Ich hatte nicht das Gefühl, sonderlich viel von den angeblich so schlechten Bedingungen dort zu erfahren. Alles dreht sich hier um Grunde nur um Aldis und ihre "Beziehung" zu dem Jungen.

Obwohl es für mich in "Seelen im Eis" einige Längen gab und vielen in den beiden Strängen mehrmals durchgekaut wird, mochte ich doch die vielen kleinen Überraschungen, die wie kleine Bomben hochgehen. Das Ende ist definitiv der stärkste Teil und die letztendliche Auflösung hat mich dann doch überzeugen können!


"Seelen im Eis" erzählt die Geschichte eines ehemaligen Erziehungsheims und deckt ein dunkles Geheimnis auf, das Wellen bis in die Gegenwart schlägt. Der Vergangenheitsstrang hätte für mich allerdings deutlich intensiver sein können, das Ende ist aber gelungen!
ich vergebe 4 von 5.

Mittwoch, 16. September 2020

[Rezension] Höhenflug abwärts - Jana Frey

Titel: Höhenflug abwärts
Autor:  Jana Frey
Genre: Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 1. März 2011
Anzahl der Seiten: 168
Cover und Inhalsangabe: © Loewe


Begonnen: 6.08.2020
Beendet: 10.08.2020






"Manchmal hasst Marie die ganze Welt. Und sich am allermeisten. Doch wenn sie eine Pille einwirft, ist alles gut, und sie will lachen und tanzen und fliegen. Dann vergisst sie ihr Zuhause mit all dem Streit und auch den Schmerz, der in ihr wühlt, seit ihr Freund Leon sich in eine andere verliebt hat. Aber der Höhenflug hält nicht an, und Marie fällt tiefer und tiefer."

Nachdem mich die Geschichte von Christiane F. in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" stark mitgenommen hat, habe ich nach weiteren Büchern zum Thema "Drogen" Ausschau gehalten. Dabei bin ich auf Jana Frey gestoßen, deren Jugendbücher ein Teil meiner eigenen Jugendzeit waren. Damals habe ich zahlreiche Werke von ihr aus der Bibliothek ausgeliehen.

"Höhenflug abwärts" war ein Buch, das mich erst jetzt wirklich interessiert hat. Es handelt von Marie, die sich in ihren besten Freund Leon verliebt, aber mit ansehen musst, wie dieser plötzlich ein neu in die Klasse gekommenes Mädchen anschmachtet. Marie hat zum allerersten Mal Liebeskummer und um den Schmerz zu vergessen, schmeißt sie auf einer Party eine Pille ein. Dadurch fühlt sie sich gut, merkt allerdings selbst nicht, in was für eine Gefahr sie sich begibt ...

Jana Frey richtet ihre leicht zugänglichen Geschichten wie immer an Jugendliche und macht auf Probleme aufmerksam, die in der Öffentlichkeit oft totgeschwiegen werden. "Höhenflug abwärts" beschäftigt sich hier allerdings nicht wirklich mit einer echten Drogensucht sondern vielmehr mit einem leichtsinnigen Umgang mit solchen Pillen.

Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass nicht unbedingt die Drogen im Fokus stehen, sondern Maries anhaltender Liebeskummer, Marie will hier eigentlich nur die Kontrolle zurück erlangen und etwas Beständigkeit in ihr Leben bringen.

Da ich vor kurzem erst "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" gelesen habe, war dieses Buch ein riesiger Kontrast. "Höhenflug abwärts" wirkte sehr harmlos auf mich und hat daher sicherlich nicht den gewünschten abschreckenden Effekt auf Heranwachsende. Die Autorin hat sich in meinen Augen nur sehr oberflächlich mit der Drogenthematik auseinandergesetzt. Gerade das Ende wirkt dann eine Spur zu übereilt. Ich glaube leider nicht, das Drogensüchtige wirklich so schnell und so bereitwillig Hilfe suchen und annehmen ...



"Höhenflug abwärts" bemüht sich sehr, dass Drogensuchthema aufzugreifen, scheitert dabei an einigen Punkten und verliert sich leider in einer Geschichte, die sich mehr um den ersten
Liebeskummer dreht, als darum, eine abschreckende Wirkung zu erzielen ...

Ich vergebe 3 von 5.


Montag, 14. September 2020

[Rezension] Machos und Macheten (Hap & Leonard, Band 6) - Joe R. Lansdale

Titel: Machos und Macheten
Autor:  Joe R. Lansdale
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 20. Februar 2014
Anzahl der Seiten: 277
Cover und Inhalsangabe: © Golkonda Buchverlag


Begonnen: 3.08.2020
Beendet: 6.08.2020



"Einmal im Leben wollen Hap und Leonard sich einen richtigen Urlaub gönnen, doch schon an der Küste Mexikos wird's kompliziert. Kaum eingetroffen, verstrickt eine schöne Fischerstochter die beiden in ihre dubiosen Machenschaften mit einem gewissen Juan Miguel, seines Zeichens Mafioso und Nudist.

Als Hap sich selbst in seiner miefigen Wohnung in East Texas nicht mehr vor Miguel und seinen Handlangern sicher sein kann, muss etwas geschehen. Ein genialer Plan wird geschmiedet, mit allem, was dazugehört: Waffen, Chloroform und einem Treffpunkt auf einer Kreuzung um Mitternacht."



Endlich ging es für mich mit der "Hap & Leonard"-Reihe weiter. Da ich einen Teil leider auslassen musste, da dieser sehr schwer erhältlich ist, habe ich direkt mit Band 6 weitergemacht. Dadurch ist zwar, gerade was Haps und Bretts Beziehung angeht, hier eine kleine Lücke vorhanden, was aber durch Joe R. Lansdale grobe Zusammenfassung zu Beginn nicht ins Gewicht fällt.

Etwas ruhiger als gewohnt, aber nicht minder interessant, beginnt dieser Teil auf der neuen Arbeitsstelle unserer beiden Männer: einer Geflügelfarm. Hap rettet dort eine junge Frau, die zufällig die Tochter des Besitzers ist - so kommt Hap mal wieder an Geld, das er für einen Urlaub für Leonard uns sich nutzen will.

Das sehr chaotische Zweiergespann beschließt eine Kreuzfahrt zu machen. Ja, richtig gehört. Hap und Leonard steigen auf ein Schiff, aber die Geschichte wäre nicht von Lansdale, wenn auf dieser Reise nicht so einiges schief gehen würde.

So kommen unsere beiden Helden schließlich nach Mexiko und geraten mal wieder in ein echt mörderisches Abenteuer. Die bissigen Dialoge sorgen erneut für Abwechslung, allerdings hatte ich bei diesem Teil erstmals das Gefühl, dass der Humor etwas zu kurz kam.

Es gab für mich in "Machos und Macheten" keine besonders hervorstechenden Szenen, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Zudem war ich etwas enttäuscht, dass der Trip doch so plötzlich endet und wieder einmal eine Frau Schuld an dem ganzen Schlamassel ist ... Eine Frau, die ich von Anfang an echt seltsam fand ...


Die Geschichte ist dieses Mal recht einfach gehalten, und für meinen Geschmack leider auch zu unspektakulär. Joo R. Lansdale geht zwar wieder einmal recht schonungslos mit seinen Charakteren um, aber ich hatte dennoch das Gefühl, dass bei diesem Teil etwas die Luft raus war. Aus der Kreuzfahrt und dem Aufenthalt in Mexiko hätte man deutlich mehr rausholen können. So war es doch am Ende nur eine typische Ganstergeschichte, bei der leider der einmalige Humor von Lansdale auch nicht wie sonst zur Geltung kam ...



"Machos und Macheten" war für mich der bisher schwächste Teil der "Hap & Leonard"-Reihe. Es gab zwar einige witzige Momente, aber der Humor war nicht wie in den Teilen davor und die Hauptstory konnte mich dieses Mal leider nicht vom Hocker reißen ...

Ich vergebe 3 von 5.

Freitag, 11. September 2020

[Rezension] Das Mädchen im roten Mantel - Roma Ligocka mit Iris von Finckenstein

Titel: Das Mädchen im roten Mantel
Autor:  Roma Ligocka mit Iris Finckenstein
Genre: Roman, Bografie
Erscheinungsdatum: 1April 2002
Anzahl der Seiten: 464
Cover und Inhalsangabe: © Knaur

Begonnen: 3.08.20
Beendet: 5.08.20



"In Krakau wird 1938 ein kleines Mädchen geboren, während in Deutschland die Synagogen brennen. Sie ist noch kein Jahr alt, als ihre Eltern den Judenstern tragen müssen. Die erste Realität, die sie kennenlernt, ist die Realität des Grauens - für sie die Normalität: Ihre Welt besteht aus Schreien, Schüssen und Toten. Mit den Augen eines Kindes beschreibt Roma Ligocka, wie aus einer Kindheit, die behütet und wohlhabend hätte sein sollen, ein Alptraum wird. Kurz vor der Liquidierung des Krakauer Ghettos kann sie mit ihrer Mutter fliehen. Der rote Mantel des Mädchens rettet ihnen das Leben, weil »die kleine Erdbeere« eine polnische Familie so rührt, dass sie den beiden Unterschlupf gewährt."





Bereits in "Schindlers Liste" fand ich die Geschichte des Mädchens im roten Mantel sehr berührend. Nun habe ich in einem Bücherschrank die wahre Geschichte hinter diesem Kind entdeckt und mich damit wieder einmal in die grausame Zeit des Nationalsozialismus begeben.

Roma Ligocka sitzt hier zu Beginn des Buches in einem Hotel und sieht ein Mädchen mit reichen Eltern, das ein unbeschwerte Kindheit zu haben scheint. Eine solche Kindheit hatte Roma nicht. Mit ihr gemeinsam tauchen wir in ihre düstere Vergangenheit ein und starten direkt im Ghetto.

Schon auf den ersten Seiten entfaltet sich hier das ganze Grauen einer sehr unmenschlichen Zeit. Die kleine Roma versteht nicht, was um sie herum passiert, ja, wieso Menschen abtransportiert werden oder erschossen werden. Und sie versteht auch nicht, warum ihre Familie ihr die Haare blond färbt ...

Beim Lesen musste ich hier einige Male schlucken., gleichzeitig habe ich aber auch Romas Mutter bewundert, die sich hier ganz allein um ihre Tochter kümmern muss. Desweiteren beweist auch diese Geschichte wieder, dass es Menschen gab, die bereit waren, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um ihren Mitmenschen zu helfen.

"Das Mädchen im roten Mantel" beschreibt nicht nur die Kriegszeit, sondern liest sich wie eine Biografie, die Roma Ligockas gesamtes Leben betrachtet. So erfahren wir auch viel über die Zeit nach dem Krieg, den anhaltenden Hass Juden gegenüber, aber auch die Zeit des Kommunismus mit neuen Hoffnungen und Idealen. Desweiteren verlieben wir uns mit Roma und lernen zudem die Kunstszene näher kennen.

Es wird spürbar, dass Roma noch lange mit den Nachwirkungen ihrer schrecklichen Kindheit zu kämpfen hat. Gleichzeitig bemüht sie sich aber, ihren Platz in dieser Welt zu finden. Die zweite Hälfte des Buches steht hier in großem Kontrast zu dem sehr intensiven Anfang. Ich hatte im späteren Verlauf doch etwas Mühe, am Ball zu bleiben, da die Erzählung doch sehr ruhig wurde und gerade ihre Liebesbeziehung mich nicht wirklich interessierten.

Trotz dieser kleinen Kritik kann ich dieses Buch dennoch allen ans Herz legen, die sich für die Hintergründe von dem "Mädchen im roten Mantel" interessieren. Es ist eine interessante Biografie über das Leben und die Hoffnung.



"Das Mädchen im roten Mantel" erzählt die Lebensgeschichte einer beeindruckenden Frau. Die Kriegszeit wird hier schonungslos dargestellt, ihr restliches Leben sehr ruhig. Auf jeden Fall ist Roma Ligocka eine interessante Persönlichkeit und gleichzeitig eine wichtige Zeitzeugin!

Ich vergebe 4 von 5.


Mittwoch, 9. September 2020

[Rezension] Noch bevor das Jahr zu Ende ist - Hazel Gaynor, Heather Webb

Titel: Noch bevor das Jahr zu Ende ist
Autor:  Hazel Gaynor, Heather Webb
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 19. November 2018
Anzahl der Seiten: 416
Cover und Inhalsangabe: © Blanvalet


Begonnen: 29.07.2020
Beendet: 02.08.2020





"August 1914. Als Evie Elliott sich von ihrem Bruder Will und dessen bestem Freund Thomas Harding verabschiedet, die von London zur Front aufbrechen, ahnt niemand, dass die Schrecken des Krieges Jahre andauern werden. Während all dieser Zeit teilen Evie und Thomas ihre größten Ängste und Hoffnungen miteinander und kommen sich so immer näher. Das Schicksal scheint jedoch andere Pläne für sie zu haben …
Weihnachten 1968. Im Gepäck ein Bündel Briefe, die für ihn sehr wertvoll sind, reist Thomas Harding nach Paris, um die Geister der Vergangenheit endlich zur Ruhe zu betten. Doch ein letzter Brief wartet noch auf ihn."



"Noch bevor das Jahr zu Ende ist" ist ein fast vollständig in Briefform verfasster Roman, der zur Zeit des ersten Weltkrieges spielt und die aufkeimende Liebe von Evie und Thomas beschreibt, Zusätzlich gibt es einen kleinen Handlungsstrang aus dem Jahr 1868, in dem der kranke Thomas mit seiner Pflegerin nach Paris reist und dort die Briefe noch einmal liest. Hier stellt sich für den Leser natürlich die Frage, was mit Evelyn passiert ist.

Bücher, die zum größten Teil aus Briefen bestehen, haben mich schon immer sehr gereizt. Hier kann eine ganz eigene Dynamik enstehen, die für mich bei "Noch bevor das Jahr zu Ende ist" leider nicht vorhanden war. Hier zeigt sich nämlich auch ein großes Problem dieses Stilmittels: Die Charaktere bleiben mitunter recht blass. Ich habe beim Lesen leider kaum Bezug zu Evie, Thomas, ihrer Familie und ihren Freunden gefunden.

Dabei war es doch spannend, wie Thomas hier an die Front geschickt wurde und wie Evelyn daheim dann darum kämpft, dass auch Frauen zu Kriegszeiten wichtige Aufgaben übernehmen dürfen. Natürlich wird in den Briefen auch viel Alltägliches ausgetauscht, wodurch die Schrecken des Krieges für mich nicht direkt spürbar waren. Es fehlte mir hier an historischen Fakten und dadurch leider auch an Atmosphäre ...

Evies spätere Kolumnen fand ich interessant eingebaut, allerdings hatte ich auch hier das Gefühl, alles sehr distanziert zu betrachten. Ich konnte nicht mitfühlen, obwohl es doch ein paar sehr tragische Momente gab. Dennoch war das Buch bis zum Ende aber sehr einfach zu lesen und bietet auf jeden Fall kurzweilige Unterhaltung und ein paar nette, wenngleich auch nicht allzu große Überraschungen.



"Noch bevor das Jahr zu Ende ist" war für mich ein netter Briefroman, der mich zwar gefesselt hat, der für mich aber teilweise zu oberflächlich war und leider auch die Kriegszeit zu einseitig betrachtet ...

Ich vergebe 3 von 5.