Freitag, 11. September 2020

[Rezension] Das Mädchen im roten Mantel - Roma Ligocka mit Iris von Finckenstein

Titel: Das Mädchen im roten Mantel
Autor:  Roma Ligocka mit Iris Finckenstein
Genre: Roman, Bografie
Erscheinungsdatum: 1April 2002
Anzahl der Seiten: 464
Cover und Inhalsangabe: © Knaur

Begonnen: 3.08.20
Beendet: 5.08.20



"In Krakau wird 1938 ein kleines Mädchen geboren, während in Deutschland die Synagogen brennen. Sie ist noch kein Jahr alt, als ihre Eltern den Judenstern tragen müssen. Die erste Realität, die sie kennenlernt, ist die Realität des Grauens - für sie die Normalität: Ihre Welt besteht aus Schreien, Schüssen und Toten. Mit den Augen eines Kindes beschreibt Roma Ligocka, wie aus einer Kindheit, die behütet und wohlhabend hätte sein sollen, ein Alptraum wird. Kurz vor der Liquidierung des Krakauer Ghettos kann sie mit ihrer Mutter fliehen. Der rote Mantel des Mädchens rettet ihnen das Leben, weil »die kleine Erdbeere« eine polnische Familie so rührt, dass sie den beiden Unterschlupf gewährt."





Bereits in "Schindlers Liste" fand ich die Geschichte des Mädchens im roten Mantel sehr berührend. Nun habe ich in einem Bücherschrank die wahre Geschichte hinter diesem Kind entdeckt und mich damit wieder einmal in die grausame Zeit des Nationalsozialismus begeben.

Roma Ligocka sitzt hier zu Beginn des Buches in einem Hotel und sieht ein Mädchen mit reichen Eltern, das ein unbeschwerte Kindheit zu haben scheint. Eine solche Kindheit hatte Roma nicht. Mit ihr gemeinsam tauchen wir in ihre düstere Vergangenheit ein und starten direkt im Ghetto.

Schon auf den ersten Seiten entfaltet sich hier das ganze Grauen einer sehr unmenschlichen Zeit. Die kleine Roma versteht nicht, was um sie herum passiert, ja, wieso Menschen abtransportiert werden oder erschossen werden. Und sie versteht auch nicht, warum ihre Familie ihr die Haare blond färbt ...

Beim Lesen musste ich hier einige Male schlucken., gleichzeitig habe ich aber auch Romas Mutter bewundert, die sich hier ganz allein um ihre Tochter kümmern muss. Desweiteren beweist auch diese Geschichte wieder, dass es Menschen gab, die bereit waren, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um ihren Mitmenschen zu helfen.

"Das Mädchen im roten Mantel" beschreibt nicht nur die Kriegszeit, sondern liest sich wie eine Biografie, die Roma Ligockas gesamtes Leben betrachtet. So erfahren wir auch viel über die Zeit nach dem Krieg, den anhaltenden Hass Juden gegenüber, aber auch die Zeit des Kommunismus mit neuen Hoffnungen und Idealen. Desweiteren verlieben wir uns mit Roma und lernen zudem die Kunstszene näher kennen.

Es wird spürbar, dass Roma noch lange mit den Nachwirkungen ihrer schrecklichen Kindheit zu kämpfen hat. Gleichzeitig bemüht sie sich aber, ihren Platz in dieser Welt zu finden. Die zweite Hälfte des Buches steht hier in großem Kontrast zu dem sehr intensiven Anfang. Ich hatte im späteren Verlauf doch etwas Mühe, am Ball zu bleiben, da die Erzählung doch sehr ruhig wurde und gerade ihre Liebesbeziehung mich nicht wirklich interessierten.

Trotz dieser kleinen Kritik kann ich dieses Buch dennoch allen ans Herz legen, die sich für die Hintergründe von dem "Mädchen im roten Mantel" interessieren. Es ist eine interessante Biografie über das Leben und die Hoffnung.



"Das Mädchen im roten Mantel" erzählt die Lebensgeschichte einer beeindruckenden Frau. Die Kriegszeit wird hier schonungslos dargestellt, ihr restliches Leben sehr ruhig. Auf jeden Fall ist Roma Ligocka eine interessante Persönlichkeit und gleichzeitig eine wichtige Zeitzeugin!

Ich vergebe 4 von 5.


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