Samstag, 29. August 2020

[Rezension] Das Labyrinth der Wörter - Marie-Sabine Roger

Titel: Das Labyrinth der Wörter
Autor:  Marie-Sabine Roger
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. November 2013
Anzahl der Seiten: 224
Cover und Inhalsangabe: © dtv


Begonnen: 23.07.2020
Beendet: 24.07.2020



"Mit Mitte 40 und ohne festen Job haust Germain in einem alten Wohnwagen, schnitzt Holzfiguren, baut Gemüse an und trifft sich ab und zu mit Annette – ob es Liebe ist, kann er jedoch nicht sagen, denn die hat er im Leben noch nie erfahren. Bis er eines Tages im Park die zierliche Margueritte kennen lernt, die dort, genau wie er, die Tauben zählt. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind die beiden bald ein Herz und eine Seele. Die lebenskluge alte Dame ist zudem eine passionierte Leserin, und als sie dem ungeschliffenen Hünen vorzulesen beginnt, eröffnet sich Germain eine völlig neue Welt."


Es gibt Bücher, die schon auf den ersten Seiten einen besonderen Sog entwickeln und einen erst dann loslassen, wenn man den allerletzten Satz gelesen hat. "Das Labyrinth der Wörter" war für mich ein solches Buch, das ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe.

Die Geschichte handelt von Germain, der nicht besonders schlau ist und mit seiner naiven und unbeholfenen Art immer wieder aneckt. Er lebt in einem Wohnwagen auf dem Grundstück seiner Mutter, die ihm nie wirklich gezeigt hat, was Liebe ist.

Beim Taubenzählen lernt Germain eine ältere Frau namens Margueritte kennen und freundet sich mit ihr an. Bald schon liest Margueritte ihm aus einem Buch vor und Germain findet zum ersten Mal in seinem Leben Zugang zur Literatur. Er taucht schließlich tief in die Welt der Bücher und auch der Worte ein ..

In "Das Labyrinth der Wörter" geht es um die Liebe zu Büchern, aber auch um eine besondere Freundschaft. Es hat mich zutiefst berührt, wie Germain und Margueritte zueinander finden, aber auch wie Germain sich hier verwandelt und endlich anfängt, wirklich an sich zu glauben.

Germain empfand ich als tollen Charakter. Seine Gedankengänge und seine ehrliche Art haben mich beeindruckt. Zudem mochte ich seine Art, nie irgendetwas Schlechtes in seinem Mitmenschen zu sehen. Interessant ist auch seine Beziehung zu Annette, die er plötzlich auch mit anderen Augen betrachtet.

Das Buch besitzt einen tollen Humor, aber auch viele ernste und traurige Momente. Es ist eine Geschichte zum Wohlfühlen, aber auch zum Nachdenken. Und natürlich werden hier auch einige Werke zitiert, die unweigerlich dazu führen, dass man nach dem Zuschlagen direkt zum nächsten Buch greifen will ...



"Das Labyrinth der Wörter" hat mich zum Lachen, aber auch zum Weinen gebracht. Ein kleiner Schatz, der zeigt, welche Magie doch von Büchern ausgeht!


Montag, 24. August 2020

[Rezension] Jeden Tag gehörst du mir - Alex Lake

Titel: Jeden Tag gehörst du mir
Autor:  Alex Lake
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 13. November 2017
Anzahl der Seiten: 492
Cover und Inhalsangabe: © HarperCollins


Begonnen: 21.07.2020
Beendet: 23.07.2020





"Kate liebt ihre Freiheit. Sie hat den attraktiven Irish Look: lange glatte dunkle Haare, helle Haut, dunkle Augen. Die Achtundzwanzigjährige will das Leben in vollen Zügen genießen. Sie mag Stockton Heath, ihren Heimatort in der Nähe von Manchester. Bis die Freiheit vorbei und die Kleinstadt kein Zuhause mehr ist, weil die Angst um sich greift. Ein Mörder geht um, der Frauen tötet. Frauen, die eines gemeinsam haben: Alle sehen auf erschreckende Art aus wie Kate."


"Jeden Tag gehörst du mir" ist ein typischer Thriller, in dem ein Frauenmörder sein Unwesen treibt. Im Mittelpunkt des Geschehens steht hier Kate, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat und natürlich genau wie die Opfer des Killers aussieht ...

Kate empfand ich als sehr schwierige Protagonistin. Auf der einen Seite wird sie als übertrieben ängstlich dargestellt und lässt sich sogar die Haare färben und schneiden, um nicht mehr wie die anderen Opfer auszusehen, doch auf der anderen Seite ist sie doch sehr naiv und trifft sich mit einem wildfremden Mann ...

Ihr Gegenpol ist ihr Exfreund Phil, der das Ende der Beziehung nicht akzeptieren kann und eine echte Obsession entwickelt. Natürlich verhält er sich dabei so verdächtig, dass er bald im Fokus der Ermittlungen steht. Die "falsche" Fährte war allerdings so dick aufgetragen, dass man allein dadurch schon erkennen konnte, wer und was hinter den Morden steckt.

Erst nach dem ersten Drittel habe ich bemerkt, dass ich vor einigen Jahren schon einmal einen Thriller von Alex Lake gelesen habe und ihn leider ebenso unspektakulär fand. Dabei hat der Autor einen angenehmen Schreibstil, allerdings ist er viel zu bemüht, alle gängigen Thriller-Klischee zu erfüllen ... So lesen sich seine Werke leider wie Massenware ...

So hat mich "Jeden Tag gehörst du mir" auch sehr frustriert zurückgelassen. Thriller breche ich nur selten ab, da ich meistens doch neugierig auf die Auflösung bin. In diesem Buch hatte ich mir allerdings alles schon frühzeitig zusammengereimt und so bot das Ende leider keine Überraschungen mehr ...


"Jeden Tag gehörst du mir" war mein zweites und wohl auch letztes Buch von Alex Lake ... Leider war der Thriller für mich zu vorhersehbar und teilweise auch zu absurd ...

Freitag, 21. August 2020

[Rezension] Wehe, wenn sie wiederkehren - John Saul

Titel: Wehe, wenn sie wiederkehren
Autor:  John Saul
Genre: Horrorroman
Erscheinungsdatum: 1. November 1999
Anzahl der Seiten: 381
Cover und Inhalsangabe: © Heyne


Begonnen: 20.07.2020
Beendet: 23.07.2020





"Elizabeth ist von der Seele eines Mädchens besessen, das vor 100 Jahren ermordet wurde. In ihrem Auftrag tötet sie Kinder auf die grausigste Weise. Ihre ältere Schwester Sarah erlebt alles mit, kann aber niemanden von den Greueltaten erzählen, da sie durch einen Schock ihre Sprache verloren hat. Der Schrecken ergreift Besitz von dem idyllischen Städtchen am Meer."


John Saul hat für mich neben Stephen King und Dean Koontz das Horrorgenre geprägt und ist, was das Schreiben angeht, eins meiner größten Vorbilder. Er besitzt eine angenehm leichte Art und schafft es dennoch, eine durchwegs unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Eine Atmosphäre, die in neueren Werken oft nur selten zu finden ist.

Aufgrund der Entstehungszeit sind John Sauls Geschichten immer etwas "Oldschool", aber genau das liebe ich so sehr an ihn. In "Wehe, wenn sie wiederkehren" haben wir es mit einem alten Familienfluch zu tun, der eine Familie befällt, die eh schon mit eigenen Problemen und Sorgen zu kämpfen hat.

Der Prolog beschreibt hier in groben Zügen, was ein Mann einem jungen Mädchen vor über 100 Jahren angetan hat und weiß hier bereits zu schocken. Im Anschluss reisen wir in die Gegenwart und lernen die Familie Conger kennen. Rose und Jack haben seit gut einem Jahr schon Eheprobleme und streiten nur noch. Sie haben zwei Töchter. Während Elizabeth halbwegs normal erscheint, ihren Eltern aber immer wieder Vorwürfe macht, redet ihre jüngere Schwester Sarah seit einem mysteriösen Vorfall, in dem auch ihr Vater involviert ist, nicht mehr.

John Saul ist für mich ein Meister der subtilen Spannung. Seine Geschichten verströmen schon allein dadurch ein gewisses Grauen, dass meist Kinder die Hauptrolle spielen. So sind es auch hier die beiden Schwestern Elizabeth und Sarah, die mit dem Fluch in Verbindung geraten. Der Klappentext verrät hier allerdings schon viel zu viel, denn lange Zeit ist doch unklar, in wem von den beiden nun das Böse steckt.

Der Steinbruch, der Wald und auch das Anwesen der Familie Conger bieten hier tolle Schauplätze für diese unheimliche Geschichte, die auch ein paar echte Schockmomente bereithält. Interessant ist zudem hier die Wahl der Charaktere, denn Rose und Jack sind nicht gerade besorgte Eltern, die ihre Kinder um jeden Preis beschützen wollen, sondern doch sehr egoistische Menschen. Gerade Rose ist so eine Mutter, die bei näherer Betrachtung einfach nur versagt und auch Jack gewinnt hier nicht unbedingt den Preis für den weltbesten Vater.

Dadurch, dass das Buch so alt ist, kann die Übersetzung natürlich nicht wirklich glänzen. Nachdem ich in einem anderen Werk von John Saul schon einmal eine witzige Übersetzung für "Cheerleader" ("Anführer des Applauses") gelesen habe, wurde hier das Quija-Brett mit "Alphabet-Tafel" übersetzt. Ich wäre wirklich glücklich, wenn ein Verlag (Vielleicht sogar Heyne selbst?) diese alten Horrorbücher einmal neu auflegen würde. Ich denke, dass John Saul das Genre auch heutzutage noch einmal beleben könnte ...



Wer Oldschool-Horror liebt, wird an John Saul nicht vorbeikommen. "Wehe, wenn sie wiederkehren"
ist ein klassischer Gruselroman über einen Fluch, der eine Familie befällt und ein junges Mädchen in ein Monster verwandelt ... Klare Empfehlung, auch wenn die Übersetzung teilweise besser sein könnte ...


Dienstag, 18. August 2020

[Rezension] Niemand wird sie finden - Caleb Roehrig

Titel: Niemand wird sie finden
Autor:  Caleb Roehrig
Genre: Jugendthriller
Erscheinungsdatum: 22. Mai 2017
Anzahl der Seiten: 416
Cover und Inhalsangabe: © cbj


Begonnen: 16.07.2020
Beendet: 21.07.2020





"Flynns Freundin January ist verschwunden. Die Polizei vermutet ein Verbrechen und stellt Fragen, die Flynn nicht beantworten kann. Alle Augen sind auf ihn gerichtet, schließlich war – ist – er ihr Freund und sie waren in der Nacht vor ihrem Verschwinden zusammen …
Ein grausamer Mord scheint die naheliegende Erklärung zu sein. Doch die Aussagen von Mitschülern und Freunden zeichnen ein völlig fremdes Bild von dem Mädchen, das Flynn so gut zu kennen glaubte. Er muss herausfinden, was mit January geschehen ist, ohne dabei zu verraten, dass er ebenfalls ein Geheimnis hat. Vor seinen Eltern. Vor seinen Freunden. Und vor allem vor sich selbst …"


"Niemand wird sie finden" von Caleb Roehrig ist ein Jugendthriller, der sich mit dem rätselhaften Verschwinden von Flynns Freundin beziehungsweise Exfreundin January beschäftigt. Dabei besteht die Geschichte hauptsächlich aus den Nachforschungen Flynns, aber auch aus kurzen Rückblenden, die Januarys Charakter, aber auch ihre Beziehung zu Flynn beleuchten.

Flynn selbst empfand ich nicht unbedingt als sympathischen Hauptcharakter, denn es stellt sich doch recht schnell heraus, dass seine Beziehung zu January recht einseitig war. In erster Linie lag das daran, dass Flynn sich selbst noch nicht gefunden hat und ein großes Geheimnis mit sich herumträgt ...


Ich hatte beim Lesen (leider) oft das Gefühl, dass Flynn recht egoistisch handelt, auch wenn er sich Hals über Kopf auf die Suche nach January begibt. Mitfiebern konnte ich mit ihm aber dennoch, denn es wird deutlich, dass er January auf seine eigene Weise doch geliebt hat.

"Niemand wird sie finden" besitzt gute Cliffhanger, hätte für meinen Geschmack in den Kapiteln aber mehr Spannung vertragen können. Flynns "Ermittlungen" und seine kleine Liebesgeschichte sind zwar durchaus unterhaltsam, aber der Geschichte fehlt es leider an großen Überraschungen oder Wendungen.

Ich habe zwar nie das Interesse an der Story verloren, aber ich hatte doch an vielen Punkten das Gefühl, dass da jetzt irgendwas "Großes" kommen müsste, irgendein Knall, irgendwas, dass mir hilft, diese Geschichte in mein Gedächtnis zu brennen. Doch leider ist "Niemand wird sie finden" solch ein Buch, das ich nach dem Lesen wohl relativ schnell wieder vergessen haben werde ...

Der Showdown war gut und passend, wenngleich die Auflösung sich schon frühzeitig abzeichnet und mich als Vielleser in diesem Genre nicht vom Hocker reißen konnte. Ich halte das Buch dennoch für einen guten durchschnittlichen Jugendthriller, der mehr mit Flynns Selbstfindung als mit der "Vermissten-Story" zu überzeugen weiß.



Flynn muss in diesem Jugendthriller nicht nur seine "Freundin" January sondern auch sich selbst finden. Für mich war "Niemand wird sie finden" eher ein durchschnittlicher Roman, der eingefleischten Fans des Genres wohl nicht viel Neues bietet ...

Sonntag, 16. August 2020

[Rezension] Brandzeichen - Dean R. Koontz

Titel: Brandzeichen
Autor:  Dean R. Koontz
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 25. Februar 1988
Anzahl der Seiten: 492
Cover und Inhalsangabe: © Zsolnay


Begonnen: 14.07.2020
Beendet: 17.07.2020





"Aus einem Labor für Gentechnologie entläuft ein Hund. Der Eigenbrötler Travis Cornell nimmt den streunenden Golden Retriever bei sich auf. Aber schon bald müssen die beiden feststellen, dass sich nicht nur rivalisierende Geheimdienste, sondern auch ein mysteriöses Wesen an ihre Fersen geheftet haben. Endlich wird klar, dass es sich bei dem Verfolger um ein gentechnisch perfektioniertes Mordtier handelt, das dem Laboratorium gleichfalls entwichen ist und auf die Vernichtung des Hunds programmiert zu sein scheint."

In den letzten Monaten habe ich einige Bücher von Dean Koontz gelesen, die mich leider nicht begeistern konnten. Dennoch halte ich ihn im Horror-Bereich immer noch für einen sehr talentierten Schriftsteller und daher werde ich ihn nicht aufgeben. Zum Glück habe ich nun wieder eins seiner besseren Werke aus einem Bücherschrank gefischt ...

Die Geschichte beginnt dabei recht friedlich. Travis ist ein sehr einsamer Mensch und auf einem Ausflug trifft er plötzlich auf einen Hund, der ihn vor einer Gefahr warnt und ihm schließlich das Leben rettet. Schnell findet Travis heraus, dass der Golden Retriever kein normaler Hund ist. Er ist aus einer Forschungseinrichtung geflohen und überaus intelligent.

Travis nennt den Hund "Einstein" und dieser Name passt hier wie die Faust aufs Auge. Einstein habe ich sehr schnell ins Herz schließen können. Er ist ein toller und loyaler Hund beziehungsweise Freund und es war amüsant zu sehen, zu was er alles fähig ist.

Vom Stil erinnert "Brandzeichen" ein wenig Stephen King.  Aus mehreren Sichten entspinnt Koontz hier eine Geschichte über Gentechnik, in der es vordergründig allerdings um Menschlichkeit, Zusammenhalt und Freundschaft geht.

Neben Travis spielt auch noch die unscheinbare und unsichere Nora, die zu Beginn der Handlung von einem Stalker terrorisiert wird, schließlich aber, genau wie Travis durch Einstein ein neues und besseres Leben kennenlernt. Zudem gibt es in "Brandzeichen" noch die Geschichte eines kaltblütigen Auftragskillers und natürlich die Sicht der zuständigen Behörde, die diesen Ausbruch aus dem Forschungslabor natürlich vertuschen will.

In "Brandzeichen" stehen sich Gut und Böse gegenüber, denn neben Einstein ist auch noch eine andere Kreatur aus dem Labor geflohen. Der "Outsider", der für den nötigen Nervenkitzel sorgen soll, hat für meinen Geschmack aber doch zu wenig Raum in der Geschichte eingenommen. Dennoch weiß dieser Roman aber zu fesseln und zu berühren. Gerade zum Ende hin werden hier auch die Parallelen zu Mary Shelleys "Frankenstein" sichtbar - geht es in "Brandzeichen" doch auch um ein von Menschenhand geschaffenes Monster, das einfach nur den eigenen Trieben folgt ...



"Brandzeichen" ist sicherlich kein Horrorroman, aber eine fesselnde Geschichte über Freundschaft, Menschlichkeit und Loyalität. Die Charaktere sind gelungen und besonders den wundervollen Hund namens "Einstein" werde ich so schnell nicht mehr vergessen!

Donnerstag, 13. August 2020

[Release-Day] Shy or Evil - Jeidra Rainey

Yeah, heute ist es so weit, mein neues Buchbaby erscheint am heutigen Tag und ich bin wie immer mächtig Stolz.

In diesem Jahr habe ich so viel wie noch nie schreiben können, was sicherlich nun auch an meiner etwas sonderbaren Wohnsituation liegt ... Ich habe "Shy or Evil" nahezu komplett im Auto geschrieben und ich muss sagen, dass ich bei einem Werk noch nie so gut voran kam wie bei diesem ...

Es ist wieder eine Geschichte über Mobbing und Ausgrenzung, denn das sind wohl Themen, die mich mein ganzes Leben lang begleiten werden. Ihr glaubt nicht, wie oft ich auch beim Schreiben dieses Werkes blöde Sprüche gehört habe ... Am schlimmsten sind hierbei die Leute, die hinter dem Rücken reden und denken, dass man es nicht mitbekommt. (Das hatte ich jahrelang schon bei meiner sogenannten "Familie" ...)
Ja, ich bin nun ein Autor, der im Auto lebt und eben dort auch schreibt. Kommt damit klar, dass es Menschen gibt, die anders sind und hört auf, euch sinnlos das Maul über Menschen zu zerreißen, die ihr nicht kennt ...

So ergeht es nämlich auch meinen Protagonisten. Im Fokus der Geschichte von "Shy or Evil" steht Shirley, die von allen nur "Shygirl" genannt wird und leider gleich an ihrem ersten Schultag Opfer eines gemeinen Streiches wird, der ihr noch zusätzlich den Spitznamen "Urin-Queen" verschafft ...

Shirley wird auf der Party in das Spukhaus eines längst verstorbenen Schriftstellers, den alle "Stick-Rick" genannt haben, eingesperrt - mit Camper Warren, der ebenfalls neu auf der Rainfield High ist und aufgrund seines Albinismus ausgegrenzt wird ...

Dort, im Haus, erlebt Shirley schließlich eine Nacht des Grauens und am nächsten Morgen ist sie ein komplett neuer Mensch. Ein Mensch, der sich plötzlich an allen rächen will ...

Ich möchte hier eine kleine Triggerwarnung geben, denn das Buch beschäftigt sich mit Themen wie Magersucht, Selbstmord und Vergewaltigung, könnte daher für labile Menschen eventuell nicht geeignet sein!

So, nun hoffe ich, dass ihr genauso viel Spaß in Rainfield haben werdet, wie ich es noch immer habe. Der kleine Ort ist mittlerweile zu meinem Zuhause geworden. Ich wollte immer eine echt Familie haben, aber nun bin dankbar, dass ich in Rainfield so viel mehr gefunden habe. Meine Charaktere sind meine Freunde, meine Familie und auch Teile meiner Seele. Es tut mir leid, dass einige von euch die Geschichte von "Shy or Evil" leider nicht überleben werden ...

Mittwoch, 12. August 2020

[Rezension] Das außergewöhnliche Leben des Sam Hell - Robert Dugoni

Titel: Das außergewöhnliche Leben des Sam Hell
Autor:  Robert Dugoni
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 28. Januar 2020
Anzahl der Seiten: 596
Cover und Inhalsangabe: © Tinte & Feder


Begonnen: 08.07.2020
Beendet: 15.07.2020





"Aufgrund eines Gendefekts hat Sam rote Pupillen. Für seine Mutter ist das Gottes Wille, die anderen verhöhnen ihn als »Teufelsjungen«. Erst als Sam die rebellische Mickie und den afroamerikanischen Ernie kennenlernt, ist er nicht länger einsam, und die drei Außenseiter werden Freunde.

Jahre später blickt Sam auf seine Kindheit und die schwierigen Momente seines Lebens zurück, die ihn zu dem gemacht haben, der er heute ist. Doch um endlich das zu tun, worauf es im Leben ankommt, muss Sam die Vergangenheit akzeptieren, seine innere Stärke finden und beginnen, die Welt mit anderen Augen zu sehen."



"Das außergewöhnliche Leben des Sam Hell" beschreibt die Kindheit, Jugend, aber auch das Erwachsenenalter von Sam Hill, der aufgrund eines Gendefekts rote Augen hat. Schon früh muss er erkennen, dass die Leute ganz unterschiedlich auf ihn reagieren und es natürlich auch einige nicht unbedingt gut mit ihm meinen ...

Die Geschichte beginnt im Jahr 1989. Sam Hill ist bereits erwachsen und Augenarzt. Auf Wunsch seiner Freundin will er eine Vasektomie durchführen lassen. Bevor es jedoch zu diesem Eingriff kommt, reflektiert Sam seine eigene Kindheit und Jugend und stellt sich der Frage, ob er wirklich keine eigenen Kinder, die eventuell mit demselben Gendefekt zur Welt kommen, möchte ...

Als Leser erfahren wir praktisch seine ganze Lebensgeschichte. Angefangen bei seiner Geburt erleben wir hier die grenzenlose Liebe zweier Eltern, die ihrem Sohn ein normales Leben ermöglichen wollen. Sam wird aber schon auf der katholischen Schule, auf die er gehen soll, nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Toll fand ich, wie seine Mutter hier darum kämpft, dass auch die Erwachsenen Sam nicht als Sonderling, sondern als Wunder betrachten.

Sam habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Er ist ein außergewöhnlicher Junge. Er wird von seinen Mitschülern "Teuefelsjunge" und "Sam Hell" genannt, obwohl er ein sehr gutherziges und aufopferungsvolles Kind ist.

Ich mochte die wirklich tolle Beziehung zu seinen Eltern, aber auch die Freundschaft zu seinen beiden Schulfreunden Ernie und Mickie. Mit dem Rückhalt seiner Familie und Freunde betrachtet er die Welt auf einmal mit ganz anderen Augen und stellt fest, dass es im Endeffekt doch auf die vielen schönen Momente ankommt.

Es hat mich berührt, wie Sam im Laufe seines Lebens meint, den Glauben verloren zu haben, doch stets der Stimme seines Herzens folgt. Das letzte Drittel des Romans habe ich komplett mit Tränen in den Augen gelesen. Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so berührt wie dieses. Es wird noch lange nachklingen und gleichzeitig ist ein Teil davon nun unwiderruflich mit mir verschmolzen. Solche Bücher findet man im Leben nicht oft ...



"Das außergewöhnliche Leben des Sam Hell" von Robert Dugoni war für mich ein echtes Highlight. Die Geschichte besticht durch wundervolle Charaktere, einer tiefgründigen Story, vielen Emotionen und etlichen Gänsehaut-Momenten. Sams Geschichte ist einzigartig!

Sonntag, 9. August 2020

[Rezension] Death - Melvin Burgess

Titel: Death
Autor:  Melvin Burgess
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 21. Februar 2014
Anzahl der Seiten: 352
Cover und Inhalsangabe: © Chicken House


Begonnen: 09.07.2020
Beendet: 13.07.2020





"Death ist Kult. Jeder spricht über die neue Droge. Wer sie nimmt, hat die beste Zeit seines Lebens. Den ultimativen Höhenflug. Den absoluten Kick. Es gibt keine Grenzen, alles ist möglich – eine Woche lang. Den achten Tag erlebt man nicht. Denn Death ist tödlich. Soll Adam die kleine Pille schlucken? Sein Bruder ist tot, bei dem Mädchen, in das er verliebt ist, hat er keine Chance und seine Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig. Adam glaubt, dass er nichts zu verlieren hat. Und die beste Woche seines Lebens ist greifbar nah."

Was würdest du tun, wenn es eine Droge geben würde, durch die du die beste Woche deines Lebens haben könntest, im Anschluss aber sterben müsstest? Mit dieser Frage beschäftigt sich "Death" von Melvin Burgess. Das Buch ist ein verrückter Drogentrip, gleichzeitig aber auch eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben und mit dem Tod.

Die Geschichte beginnt auf dem letzten Konzert von Jimmy Earle, einem Musiker, der die Death-Pille genommen hat und einen letzten, unvergesslichen Auftritt hinlegt, bevor er dem legendären Club 27 beitritt.

Adam ist mit seiner "Freundin" Lizzie auch auf dem Konzert und bekommt im Anschluss mit, wie die Welt durch diese Droge einen regelrechten Wandel erlebt. Immer mehr gerade junge Leute geraten in Versuchung, die Pille, die eigentlich für sterbenskranke Menschen entwickelt wurde, einzunehmen.

"Death" ist ein dystopischer Roman, der erschreckende Parallelen zu unserer Welt zieht. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist immer größer geworden, was zur Folge hat, dass die Menschen immer unzufriedener werden. Die Frustration über das eigene Leben und die fehlenden Zukunftsperspektiven sorgen hier für eine Rebellion, die besonders durch die Zeloten, eine Widerstandsgruppe, angetrieben wird.

Adam, der eigentlich Fußball spielen will, dann aber begreift, dass sein Leben doch in eine andere Richtung verlaufen soll, nimmt die Death-Pille ein und natürlich bereut er es. Mit ihm gemeinsam begeben wir uns auf einen verrückten Trip, in dem es oberflächlich betrachtet um Sex, schnelle Autos und Alkohol geht, in dem aber auch eine tiefe Erkenntnis verborgen ist.

Sympathisch ist unser Protagonist nicht unbedingt, aber er symbolisiert hier gut einen verzweifelten Teenager, der in einer einzigen Woche all das erleben will, was ihm, aus verschiedenen Gründen, bisher verwert geblieben ist. Auf der einen Seite hilft ihm die Droge, endlich aktiv zu werden, auf der anderen Seite zeigt sie ihm allerdings auch auf, was er alles vermissen wird, sobald er stirbt ...

"Death" besitzt als Roman oder vielmehr als Thriller hier eine Dynamik, die der gleichnamigen Droge absolut gerecht wird. Die Geschichte bietet Action, Spannung und Humor. Für die großen Gefühle bleiben hier allerdings kein Platz - beziehungsweise keine Zeit ...

Adam und Lizzie sind beide noch sehr jung und an einem Punkt, in dem sie nicht wissen, was sie wirklich wollen. Während Adam seine allerletzte Woche auskostet, ist es Lizzie, die verzweifelt um noch mehr Zeit für ihren "Freund" kämpft.

"Death" bietet bis zum Ende einige Wendungen und Überraschungen. Ich wurde durch die Geschichte, die auch einige sehr brutale Momente besitzt, gejagt und habe gelitten, gelacht, gekämpft und natürlich auch wieder über mein eigenes Leben und die viele weggeworfene Zeit nachgedacht ...


Eine Pille, die dir die beste Woche deines Lebens verspricht und dich im Anschluss aber tötet. Adam nimmt diese Droge und mit ihm gemeinsam erleben wir hier einen verrückten Trip, der zum
Nachdenken anregt und der zeigt, wie wichtig es ist, jede Sekunde des Lebens auszukosten ... Ein tolles Jugendbuch!




Donnerstag, 6. August 2020

[Rezension] Die Hexe aus Novara - Sebastiano Vassalli

Titel: Die Hexe aus Novara
Autor:  Sebastiano Vassalli
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. Januar 1995
Anzahl der Seiten: 410
Cover und Inhalsangabe: © C. Bertelsmann


Begonnen: 06.07.2020
Beendet: 09.07.2020



"In einem kleinen norditalienischen Dorf wächst das Findelkind Antonia zu einer außergewöhnlich schönen Frau heran, die zudem klug, neugierig, selbstbewusst ist. Eine Ausnahmeerscheinung, von den abergläubischen Dorfbewohnern misstrauisch beobachtet. Schließlich beginnen sie zu argwöhnen, Antonia sei eine Hexe, schreiben ihr das Auftreten von Krankheiten, Missernten, Unwettern zu. Der Inquisitor und Frauenhasser Manini waltet seines Amtes..."



"Die Hexe aus Novara" war mal wieder ein zufälliger Fund aus dem Bücherschrank. Da mich der Klappentext angesprochen und ich auch gerade selbst an einer "Hexen"-Geschichte arbeite, dachte ich mir, dass ich das Buch einfach mal anfange ...

Das erste Drittel beschreibt hierbei nicht nur die Zeit, sondern auch die ersten Lebensjahre von Antonia, die erst als Waisenkind in einem katholischen Heim aufwächst und dann in eine Familie kommt, in der sie wirklich geliebt und akzeptiert wird.

Durch ihre Schönheit, Klugheit und auch ihre offene und ehrliche Art ist sie den Dorfbewohner aber schließlich ein Dorn im Auge. Aus Neid wird schließlich Hass und das ausgerechnet zur Zeit der Hexenverfolgung ...

Sebastiano Vassalli hat hier eine ganz eigene Herangehensweise an diesen historischen Roman. Ich brauchte etwas Zeit, um mich in die Geschichte hineinzufinden. Alles ist sehr detailliert, oftmals historisch so präzise, dass es nicht wie ein Roman liest ... Dabei verliert sich der Autor leider auch etwas in seinen seitenlangen Beschreibungen.

Der Mittelteil war für mich leider extrem anstrengend. Hier entfernt sich der Autor sehr weit von Antonia. Nachdem sie die "Milde Stiftung San Michele" nämlich verlässt, gibt es nämlich erst einmal gut 200 Seiten mit historischen und leider auch sehr trocken erzählten Fakten rund um das Dorf, den neuen Bischof und die Ansichten der Bewohner.

Hierbei geht es natürlich auch um den Fall Antonia, um den Prozess und ihre Verurteilung. Das ist zwar tragisch, war für mich als Leser ab einen gewissen Punkt aber leider nicht mehr wirklich greifbar, da sich der Autor zu weit von seiner Protagonistin entfernt hat und die Geschichte in eine historische Abarbeitung von Fakten verwandelt.

Für "Die Hexe von Novara" war ich wohl nicht die passende Leserschaft. Obwohl es einige starke Momente gibt, in denen das Buch sich wirklich wie ein Roman anfühlt und auch die Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit spürbar sind, so war der Rest doch leider zu trocken und lieblos erzählt ... Für meinen Geschmack zu viele Fakten, die sich hätten gleichmäßiger auf die Geschichte verteilen müssen. Ich habe mich hier nach dem Lesen regelrecht erschlagen gefühlt ...



"Die Hexe von Novara" ist eher ein Geschichtsbuch mit jeder Menge historischer Fakten als ein Roman. Für mich definitiv zu viel Details und zu wenig Leben ...





Montag, 3. August 2020

[Rezension] Schlechtes Chili (Hap & Leonard, Band 4) - Joe R. Lansdale

Titel: Schlechtes Chili (Hap & Leonard, Band 4)
Autor:  Joe R. Lansdale
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2012
Anzahl der Seiten: 320
Cover und Inhalsangabe: © DuMont Buchverlag


Begonnen: 3.07.2019
Beendet: 8.07.2019





"Hap kehrt von der Saisonarbeit auf einer Bohrinsel nach Texas zurück. Eigentlich möchte er sein Leben ändern und nicht länger vagabundieren. Doch daraus wird erst mal nichts, denn der Biker Horse Dick ist ermordet aufgefunden worden. Haps schwarzer Freund Leonard scheint in den Fall verwickelt zu sein. Um Leonard aus der Klemme zu helfen, muss Hap zu Mitteln greifen, die er gar nicht gerne einsetzt …"

Der Anfang des vierten Teiles der "Hap & Leonard"-Reihe beginnt absolut göttlich mit dem Angriff eines wilden Eichhörnchen, das unsere beiden Helden verfolgt und Hap schließlich beißt. Lansdale offenbart hier schon auf den ersten Seiten seinen genialen Humor, schlägt im Anschluss aber wie gewohnt auch sehr ernste Themen an.

"Schlechtes Chili" besitzt einen interessanten Ausgangsplot, denn Leonard gerät hier mit einer Gruppe von Bikern aneinander und dadurch offenbart sich auch hier wieder eine durchgeknallte, brutale und vor allem blutige Geschichte.

Wie in meinem anderen Rezensionen zu dieser Reihe bereits erwähnt, legt Lansdale keinen großen Wert auf Plottwists, große Überraschungen und intelligente Wendungen. Dennoch treibt er seine Storys gnadenlos voran, würzt das ganze mit bissigen Dialogen, schwarzem Humor und einem sehr unverblümten Umgang mit Themen wie Rassismus oder Homophobie ...

In diesem Band bekommt auch Hap endlich wieder eine Liebesgeschichte. Brett empfand ich hier als sehr interessanten Charakter, ich hoffe nur, dass sie nicht dasselbe Schicksal wie Haps Exfreundinnen erleiden wird.

Erneut zeigen sich hier ganz neue Seiten an Hap und Leonard. Lansdale lässt seine zwei Protagonisten hier an jedem Abenteuer wachsen. Ich bin schon gespannt, was dieses Zweiergespann in der Zukunft noch erleben wird ...



Ein wildes Eichhörnchen, ein mit Tollwut infizierter Hap und der König des Chilis ... Lansdale schickt seine beiden Helden auch hier wieder auf einen brutalen und unterhaltsamen Trip, der zwar keine große Überraschungen oder Wendungen bereithält, aber dennoch zu unterhalten weiß!