Dienstag, 30. Oktober 2018

[Rezension] Die Blackstone Chroniken (Band 6): Das Irrenhaus - John Saul

Titel: Die Blackstone Chroniken (Band 6): Das Irrenhaus
Autor:  John Saul
Genre: Horrorroman
Erscheinungsdatum: 1998
Anzahl der Seiten: 127
Cover und Inhaltsangabe © Bastei Lübbe

Achtung! Band 6 einer Fortsetzungsreihe!




"Monatelang hat das Böse, das in dem leerstehendem Irrenhaus wieder zum Leben erwacht ist, mit seinen unheilbringenden Geschenken das ehemals friedliche Blackstone terrorisiert. Jetzt verharren die Einwohner in angsterfülltem Schweigen. Wird es wieder passieren? Wen wird es als nächsten treffen? Und das Böse holt zum letzten Schlag aus ..."




Für den Oktober hatte ich mir als großes Ziel gesetzt, endlich die "Blackstone Chroniken" von John Saul zu Ende zu lesen. Das ist mir nun mit diesem sechsten und letzten Band gelungen und ich werde hier einmal ein abschließendes Urteil zu der Reihe geben, die es übrigens (und das macht für mich mehr Sinn!) auch als Komplettband gibt.

Das Thema der Fortsetzungsromane fand ich spannend. John Saul wollte, nachdem Stephen King "Green Mile" als Fortsetzungsroman herausgebracht hat, dies ebenfalls einmal ausprobieren. Dabei ist jedes Büchlein natürlich mit seinen exakt 127 Seiten recht kurz gehalten. Der Autor gibt zum Ende des letzten Bandes auch zu, dass sich einige Logikfehler eingeschlichen haben, was dem Umstand zu verschulden ist, dass alle Teile zeitnah und scheinbar unter Zeitdruck entstanden. Teilweise ist das der Reihe auch anzumerken!

Da die Atmosphäre für mich stimmig war, fiel es nicht groß ins Gewicht, dass die Geschichte selbst oftmals etwas gekürzt wurde. Ich hätte mir hier aber pro Band tatsächlich noch gut 100 Seiten mehr gewünscht, um wirklich alle vorkommenden Bewohner von Blackstone näher kennenzulernen.

Im Fokus der ganzen Geschichte stand ja von Anfang an Oliver, auch wenn es immer Einblicke in jene Menschen gab, die plötzlich jene bösen Geschenke vorfinden. Diese Einblicke hatten mir in den Anfangsbänden gut gefallen, später hat es nachgelassen, da wir der Lösung, wer denn hinter alledem steckt, immer näher kommen und sie praktisch nach dem dritten Teil schon wissen.

Schade fand ich, dass Rebecca, die ich in den ersten Büchern wirklich ins Herz geschlossen habe, schon im fünften Teil bereits aufs "Abstellgleis" verfrachtet wurde. Die Gefahr, die hier vorherrschen soll, war für mich nicht direkt spürbar.

Kommen wir nun aber endlich zum allerletzten Band, in dem natürlich die Geschichte endlich aufgelöst wird. Der Leser hat natürlich vieles bereits ahnen können und so dient dieser Band nun nur dazu, endlich alle aufzudecken und das Irrenhaus noch einmal aufleben zu lassen. Die schlimmen Taten, die hier geschehen sind, sollen schließlich nicht vergessen werden!

Hier geht es direkt um Oliver und seinen Onkel, der das allerletzte Geschenk bekommt. Nun wird die ganze Geschichte rund, allerdings muss ich tatsächlich sagen, dass ich mit dieser Auflösung schon nach dem dritten Band gerechnet hatte und mir hier die Spannung deswegen etwas zu kurz kam.

Interessierten Lesern würde ich hier tatsächlich empfehlen, die Gesamtausgabe zu lesen, da die sechs Bände eigentlich nur eine Geschichte sind und sie zusammengenommen auch nur die Länge eine durchschnittlichen Romans haben!




Für Horrorfans lohnt sich ein Blick auf die "Blackstone Chroniken" auf jeden Fall, vor allem, wenn ihr, genau wie ich, Oldschool-Horror bevorzugt. Die Atmosphäre ist toll, die Charaktere ebenfalls, nur die Idee hinter diesem Fortsetzungsroman funktioniert aber leider nur bedingt!


Sonntag, 28. Oktober 2018

[Abgebrochen] The Dead List - Jennifer L. Armentrout

Titel: The Dead List
Autor:  Jennifer L. Armentrout
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 2. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 416
Cover und Inhaltsangabe © Piper




"Eine teuflisch grinsende Clownsmaske auf dem Bett, ein toter Vogel im Rucksack und unheimliche Schatten, die sie verfolgen. Seit Ella eines Nachts auf dem Nachhauseweg von einem maskierten Mann angegriffen wurde, lebt sie in ständiger Angst vor einem weiteren Überfall. Doch nicht nur Ella steht auf der Liste des Unbekannten. Als zwei Mädchen verschwinden und eine Leiche geborgen wird, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Mehr als jemals zuvor benötigt Ella den Beistand ihres Schwarms Jenson, denn nur in seinen starken Armen fühlt sie sich sicher. Aber der Killer spielt ein ausgeklügeltes Spiel ..."




Jennifer L. Armentrout hat mich vor ein paar Jahren mit ihrem Jugendthriller "Dreh dich nicht um" vollkommen überzeugt, während ich den Hype um ihre "Obsidian"-Reihe, nachdem ich den ersten Band gelesen hatte, nicht verstehen konnte.

Nun ist ein weiteres Buch der Autorin erschienen, dass sich für mich wie ein recht spannender Jugendthriller angehört hat. Ich liebe ja alte Slasherfilme im Stil von "Scream" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast". Deswegen hat mich der Klappentext von "The Dead List" direkt angesprochen. Leider habe ich wohl das gut lesbare "Sexy Crime" auf dem Cover übersehen ...

Dass ich mit dem Buch nicht warm wurde, ist also definitiv meine Schuld. Beim Lesen habe ich schnell gemerkt, dass dieses Buch tatsächlich eher eine kitschige und oberflächliche Liebesgeschichte ist, bei dem die Thrillerhandlung etwas in den Hintergrund rückt. Sobald die körperliche Anziehung unserer Protagonistin mit dem "superheißen" Typen dann im Fokus stand und die Geschichte nur noch daraus bestand, dass sie ihn anschmachtet, war ich raus.

Klar, es war hier mein Fehler, denn ich dachte tatsächlich, hier einen interessanten und tiefgründigen Jugendthriller lesen zu dürfen. Diese doch recht jugendliche Welt aus Partys, Oberflächlichkeiten und körperlicher Anziehungskraft war einfach nicht direkt meins. Mir gefallen zudem Charaktere deutlich besser, die Ecken und Kanten haben, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Leser des "Romantic-Crime"- Genres könnten aber auf jeden Fall gefallen an dem Buch finden. Es ist einfach zu lesen und besaß neben der ganzen Flirterei auch einen guten Spannungsmoment am Anfang. "Sexy Crime" ist aber definitiv nichts für mich. Diese Lektion habe ich nun gelernt!



Freitag, 26. Oktober 2018

[Rezension] Deine Juliet - Mary Ann Shaffer und Anni Barrows

Titel: Deine Juliet
Autor:  Mary Ann Shaffer, Anni Barrows
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 3. November 2015
Anzahl der Seiten: 304
Cover und Inhaltsangabe © btb


Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!




"London, Ende der vierziger Jahre: Die junge Schriftstellerin Juliet erhält einen ungewöhnlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey, der antiquarisch ein Buch erworben hat, das zuvor ihr gehörte. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von der Existenz der »Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf« erfährt, einer literarischen Gesellschaft, die einige der Inselbewohner gründeten, um sich über die schwere Kriegszeit hinwegzuhelfen. Je mehr Juliet über Dawsey und die anderen erfährt, desto mehr wünscht sie sich diese Menschen zu treffen. Und so beschließt sie, auf die Insel zu reisen. Dort stößt Juliet auf die Geschichte von Elizabeth, einem verschollenen Mitglied des Clubs, und ihrer großen Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt Dawsey immer besser kennen…"




Den letzten Briefroman habe ich tatsächlich vor vielen, vielen Jahren gelesen. Ich finde es ungemein faszinierend, wie eine ganze Geschichte nur in Form von Briefen erzählt wird. "Deine Juliet" von Mary Ann Shaffer und ihrer Nichte Anni Barrows ist hierbei ein ganz besonderer Roman, der mich von der ersten Seite in den Bann gezogen hat!

Es werden hier zahlreiche Briefe ausgetaucht, verschiedenster Absender. Und genau das macht diesen Roman so furchtbar interessant. Ganz nebenbei werden hier viele kleine Geschichte über den Krieg erzählt und immer wieder steht die Kraft der Bücher, den Menschen durch schwere Zeiten zu helfen, im Fokus. Ich habe es geliebt, hier die verschiedensten Personen aus Juliets Umfeld, als auch auf der Insel durch die vielen Briefe näher kennenzulernen!




- Juliet -

Juliet selbst war ein ungemein liebenswerter Charakter. Ihre größte Leidenschaft ist das Lesen von Büchern und darüber schreibt sie auch in ihren Briefen. Es wird immer wieder deutlich, wie sehr sie doch von Geschichten, als auch den Menschen dahinter fasziniert ist. Das geht so weit, dass sie zufällig durch eine Briefbekanntschaft von einem Leseclub auf einer Insel erfährt und sich mit den verschiedenen Leuten über Bücher austauscht.

Natürlich erfahren wir auch nach und nach mehr über ihren Charakter und ich kann nur sagen: Sie ist ein ungemein faszinierender und stets positiver Mensch. Sie lässt sich wenig von anderen sagen und vertritt immer ihre Meinung, kann teilweise aber auch aufbrausend sein. Ich mochte ihren doch recht trockenen Humor und ihre gleichzeitig sehr liebevolle Art!

- Inselbewohner -

Da es einige Leute gibt, die Juliet hier Briefe schreiben, muss ich die Leute hier einmal zusammenfassen, denn ich habe sie alle in mein Herz geschlossen. Sie alle erzählen ihre ganz eigene Geschichte über den Krieg, aber auch über die Hoffnung, die sie während dieser düsteren Zeit aus den Büchern und vor allem ihrem gegründeten Club gezogen haben.




Ich gehöre noch immer zu den recht altmodischen Briefeschreibern und bin auch froh darüber, seit vielen Jahren eine tolle amerikanische Brieffreundin zu haben. Aus diesem Grund musste ich "Deine Juliet" von Mary Ann Shaffer und Anni Barrows unbedingt lesen. Nach wenigen Seiten war ich schon total fasziniert von den vielen Briefen, die gleichzeitig recht traurige Geschichten erzählen, aber so viele Herzenswärme und Liebe in sich tragen.

Der Krieg ist gerade vorbei und Juliet, die plötzlich einen Brief von einem ihr unbekannten Mann bekommt, ist plötzlich völlig fasziniert von einem Buchclub, der auf einer Kanalinsel zu sehr schweren Zeiten gegründet wurde. Die Insel war damals von den Deutschen besetzt und der Club ist eigentlich aus einer kleinen Notlüge heraus entstanden, doch die Bücher haben den Menschen schließlich durch diese düsteren Jahre geholfen.

Toll fand ich, dass so viele Bücher erwähnt wurden, die ich nun unbedingt lesen muss. Im Grunde erzählt jeder Inselbewohner schließlich, mit welchem Buch seine Leidenschaft begonnen hat und das war so wunderschön beschrieben, dass ich hier beim Lesen sehr oft eine Gänsehaut bekam! Wie Juliet schon so passend zu Beginn des Romans schrieb: Sie liebt es, wenn ein Buch zu einem anderen führt! Genau das liebe und schätze ich am Lesen ebenfalls sehr. "Deine Juliet" hat mich hier auf jeden Fall auf viele Autoren aufmerksam gemacht, von denen ich sonst wohl nie erfahren hätte.

Ich musste hier beim Lesen sehr oft lachen und auch sehr oft weinen. Es war mal wieder ein Buch, das mich komplett gefangen genommen hat. Es gibt ein gutes und ehrliches Bild über die Kriegszeiten auf einer englischen Kanalinsel. Da ist zum einen die Abgeschiedenheit, aber auch die Angst vor den Deutschen, die zu der Zeit Guernsey besetzt hatten.

Einzigartig fand ich den Zusammenhalt der Inselbewohner, ihren Humor und ihre Art, im Notfall alles, wirklich alles füreinander zu geben. Im Mittelpunkt des ganzen steht natürlich auch noch eine Person, die in zahlreichen Geschichten vorkam: Elizabeth. Sie ist zu Kriegszeiten gefangen genommen worden und niemals zurückgekehrt. Natürlich stellt sich die Frage, was mit ihr passiert ist! Ich empfand Elizabeth, auch wenn sie nur in den Erzählungen ihrer Freunde vorkommt, umgemein faszinierend!

Eine Liebesgeschichte gibt es auch und zwar eine, die ohne kitsch auskommt und dir mir am Ende ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Ich habe mich wahrlich in dieses bezaubernde Buch verliebt und weiß genau, dass ich es in ein paar Jahren noch einmal lesen werde.




"Deine Juliet" war eins der besten und intensivsten Geschichten, die ich seit langem gelesen habe. Ich habe mit Juliet und den Inselbewohner gelacht, gelitten und geweint. Einfach ein einzigartiges Buch, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde!



Mittwoch, 24. Oktober 2018

[Rezension] Ein Tag im Dezember - Josie Silver

Titel: Ein Tag im Dezember
Autor:  Josie Silver
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 480
Cover und Inhaltsangabe © Heyne



"Jack und Laurie begegnen sich an einem kalten Dezembertag. Es fühlt sich an, als wäre es die große Liebe, doch dann verpassen sie den richtigen Zeitpunkt um ein paar Sekunden. Erst ein Jahr später treffen sie sich endlich wieder, aber mittlerweile ist Jack mit Sarah zusammen, Lauries bester Freundin, und ihre Liebe scheint unmöglich. Was bleibt, ist eine Freundschaft, die über Jahre hält, in der sie einander Geheimnisse und Träume anvertrauen. Eine Freundschaft, die ihnen Halt gibt, auch wenn alles andere aus dem Ruder läuft. Aber so richtig vergessen können sie ihre Gefühle füreinander nie ..."




Liebesromane lese ich ja sonst sehr selten, was wohl einfach daran liegt, dass ich Kitsch wenig abgewinnen kann. Nun hatte ich, zum Anbruch der kalten Jahreszeit, allerdings mal wieder Lust, etwas in dieser Richtung zu lesen. Erwartet habe ich eine lockerleichte und dennoch süße Geschichte und genau das habe ich hier bekommen!

"Ein Tag im Dezember" ist eine süße Liebesgeschichte über zwei Menschen, die einfach nicht zusammen sein können. Der Ausgangsplot hat mir gut gefallen, genau wie der Humor, aber auch die vielen kleinen Dramen, die das Buch noch bereit hält.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, ich war nach wenigen Seiten komplett in der Geschichte gefangen. Toll fand ich, dass hier beide Sichten, also die von unseren zwei Liebenden, beleuchtet werden. Es war immer interessant zu sehen, wie die jeweils andere Person eine Situation wahrgenommen hat, auch wenn Laurie gefühlt mehr Raum bekommen hat.




- Laurie -

Laurie ist eine normale, junge Frau, die von der Liebe ihres Lebens träumt. Dieser begegnet sie scheinbar an einer Bushaltestelle, auch wenn sie kein einziges Wort mit ihm wechselt. Verzweifelt versucht sie, ihn wiederzufinden, ist dann aber schockiert, als ihre allerbeste Freundin ihr genau diesen Typen als neuen Freund vorstellt ... Laurie versucht ihre Gefühle zu verbergen, doch es fällt ihr unfassbar schwer.

Ich empfand Laurie als angenehme Protagonistin. Klar, es ist ein wenig naiv, schon nach dem ersten Blickkontakt von der ganz großen Liebe zu sprechen, aber ich finde, dass dies dennoch zur Geschichte gepasst hat.

Laurie selbst steht hier in dieser Geschichte natürlich zwischen zwei Menschen, die ihr viel bedeuten. Zum einen ist da ihre beste Freundin, die sie nicht verletzen will, zum anderen der Mann, mit dem sie eigentlich zusammen sein will ...

Allerdings gab es auch eine Seite, die ich nicht so recht an ihr mochte: Sie wirkte teilweise recht egoistisch und so, als müsste sie selbst stets im Mittelpunkt stehen. (Besonders zu der Zeit, als sie dann einen Mann an ihrer Seite hatte ...) Kommunikation scheint hier nicht direkt ihre Stärke zu sein.

- Jack -

Natürlich erfahren wir das Geschehen auch aus Jacks Sicht. Ich glaube, auf ihn passt die Beschreibung "harte Schale, weicher Kern" ganz gut, denn in mancherlei Hinsicht benimmt er sich hier im Verlauf der Geschichte schon ganz schön daneben. Typisch Mann eben!

So recht in ihn hineinversetzen konnte ich mich teilweise nicht. Im Grunde belügt er sich hier, aber auch andere. Vor allem seine Entwicklung im Laufe der Jahre fand ich nicht ganz so toll ... Deswegen muss ich hier gestehen, dass ich manchmal gedacht habe, dass die beiden doch nicht so recht zusammenpassen.




Laurie, unsere Protagonistin verliebt sich schon auf den ersten Seiten in einen Mann, den sie nur aus dem Bus heraus an der Haltestelle gesehen hat. Es sollen erst einmal viele Monate vergehen, bis sie ihn wiederfindet. Leider ist er der neue Freund ihrer besten Freundin.

Diese Ausgangssituation hat mir gut gefallen, auch wenn ich hier ehrlich sagen muss, dass dieses Buch Altbekanntes noch einmal aufwärmt. Wir haben zwei Liebende, die einfach nicht zueinander finden. Sie gehen ihre eigene Wege, die sich aber immer mal wieder kreuzen.

Jack und Laurie werden gute Freunde, es gibt immer mal wieder Momente, in denen sie sich näher kommen, nur um sich dann abzustoßen. Warum das so schwer ist? Weil sie irgendwie immer den richtigen Zeitpunkt verpassen.

Obwohl ich doch recht wenig im Bereich der Liebesromane lese, muss ich doch sagen, dass die Geschichte nicht allzu viel Neues bietet. Der Schreibstil ist angenehm, das Buch ist schnell zu lesen und weiß auch zu unterhalten, aber emotional berührt hat es mich nicht.

Das lag wohl vor allem daran, dass die Chemie zwischen Laurie und Jack größtenteils nur körperlich ist und dem kann ich persönlich nicht viel abgewinnen. An manchen Punkten kamen mir die beiden wirklich wie zwei Fremde vor, denn so wirklich nahe standen sie sich eigentlich nie.

Es gab einige typische Dramen, die für Abwechslung gesorgt haben und die Geschichte vorangetrieben haben. Interessant war es, zu sehen, wie die zwei Leben unabhängig voneinander verlaufen und dann doch in eine Sackgasse geraten. Es geht hier auf jeden Fall um Entscheidungen, die man treffen muss. Entscheidungen, die das ganze Leben beeinflussen können.

Ich konnte zwar mit Jack und Laurie nicht mitfühlen, aber mitfiebern und das hat mir an dieser Stelle auch ausgereicht. Das Ende war natürlich sehr vorhersehbar, aber insgesamt muss ich einfach sagen, dass das Buch doch eine angenehme Unterhaltung bot, was mit Sicherheit auch an den einfachen Schreibstil lag.




"Ein Tag im Dezember" von Josie Silver ist eine angenehme, vorweihnachtliche Lektüre mit altbekanntem Ablauf. Es geht um zwei Liebende, die einfach nicht zueinander finden und deren Leben sich doch immer wieder kreuzen. Eine gute Unterhaltung, auch wenn die großen Emotionen ausbleiben!




Sonntag, 21. Oktober 2018

[Rezension] Girl in Snow: Wer bist du, wenn niemand dich beobachtet? - Danya Kukafka

Titel: Girl in Snow: Wer bist du, wenn niemand dich beobachtet?
Autor:  Danya Kukafka
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 384
Cover und Inhaltsangabe © btb Verlag

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!



"Ein eisiger Februarmorgen. Ein schreckliches Verbrechen. Auf dem Spielplatz der Grundschule von Broomsville entdeckt der Nachtwächter die Leiche der jungen Lucinda Hayes - unter einer dünnen Schneedecke begraben. Sämtliche Spuren hat der frisch gefallene Schnee verwischt. Niemand in der beschaulichen Kleinstadt am Fuße der Rocky Mountains bleibt von der Tat unberührt – nicht der Junge, der Lucinda verstohlen auf Schritt und Tritt gefolgt war und der sich nicht mehr an den Vorabend erinnern kann. Nicht die junge Frau, die sich nach dem perfekten Leben sehnt, das Lucinda scheinbar führte. Nicht der Polizist, der den Mord untersucht und den der Fall auffallend mitnimmt. Denn alle drei wissen: Nichts geschieht ohne Grund."




Danya Kukafka ist selbst Lektorin bei einem großen Verlag und das merkt man ihrem Debütroman auf jeden Fall an. Die junge Autorin besitzt ein ungemeines Sprachgefühl und entwickelt hier im Verlauf der Geschichte einen ganz eigenen, beinahe düsteren Schreibstil, der mich absolut begeistern konnte!

"Girl in Snow" wird aus drei verschiedenen Sichten erzählt. Wir haben hier erst einmal die zwei Jugendlichen Cameron und Jade und dann den Polizisten Russ. Persönlich haben mir die Abschnitte der beiden Schüler besser gefallen, sie waren einfach sehr tiefgründig und dennoch geheimnisvoll. Diese Mischung hinzubekommen ist tatsächlich eine kleine Meisterleistung.

Wir lernen nach und nach also unsere drei Personen kennen, während Lucinda, die Ermoderte, selbst im Hintergrund bleibt. Erst nach und nach setzt sich hier zwar ein Bild zusammen, vor allem auch durch Rückblicke in die Vergangenheit. Allerdings - leider - nur ein recht blasses Bild ...




- Cameron -

Cameron empfand ich als ungemein spannenden Charakter, der sein wahres "Ich" doch verborgen hält. Er hat das tote Mädchen anscheinend gestalkt (bezeichnet dieses Stalking selbst als seine "Nächte als Statue") und war förmlich besessen von ihr. Alle an der Schule halten ihn für einen Freak und gleichzeitig für gefährlich, vor allem, da sein Vater, der bei der Polizei gearbeitet hat, etwas Schlimmes getan haben soll ...

Cameron selbst kann sich nicht mehr daran erinnern, was er in der Nacht getan hat, als Lucinda ermordet wurde. War er etwa dabei? Oder hat er die Tat sogar selbst begangen? Tatsache ist, dass er immer wieder davon spricht, sich selbst zu Entwirren. Er versteht sich selbst recht wenig, wie also soll ihn der Leser verstehen?

Seine Abschnitte sind wirklich sehr fesselnd. Es bleibt lange Zeit unklar, wie seine Rolle in dem ganzen ist und ob er nun gut, böse oder irgendwas dazwischen ist.

- Jade -

Auch Jade, die düstere Außenseiterin und Rebellin, fand ich spannend. Sie kannte Lucinda, hat sie jedoch gehasst. Das ging so weit, dass sie ein Ritual gemacht hat, das Lucinda verschwinden lassen sollte - und nun ist dies tatsächlich passiert ...

Jade besitzt augenscheinlich kaum Empathie, was sicher auch durch die Probleme innerhalb ihrer Familie hervorgerufen wird. Ich fand ihren Charakter ungemein interessant, besonders ihre Art, ihre Mitmenschen zu beobachten.

- Russ -

Russ ist der Polizist, der jetzt mehr oder weniger in dem Fall ermittelt. Seine Abschnitte fand ich im Gegensatz zu denen von Jade und Cameron deutlich schwächer. Es wird hier seine eigene Vergangenheit aufgerollt, besonders sein Kennenlernen mit seiner Frau, allerdings auch die Geschichte mit Camerons Vater, der ja ebenfalls Polizist war und etwas Schlimmes getan haben soll.

Dennoch war Russ mir zu wirr. Bei Cameron und Jade habe ich dieses Wirre noch gemocht, aber bei ihm war es mir dann doch zu viel.




"Girl in Snow: Wer bist du, wenn niemand dich beobachtet" ist ein passender Titel für diese mysteriöse Geschichte, die leicht an Twin Peaks erinnert. Wir haben hier als Ausgangslage ebenfalls ein getötetes Mädchen und die große Frage, was mit ihr passiert ist.

Die Personen bleiben dabei sehr geheimnisvoll, was mir gut gefallen hat, da ich hier das Gefühl hatte, niemandem so recht vertrauen zu können. Es hat hier tatsächlich Spaß gemacht, mitzurätseln und "unter die Oberfläche" zu schauen.

Mitgefühl mit dem getöteten Mädchen namens Lucinda zu haben fällt hier allerdings erst einmal schwer. Sie ist "nur" das Opfer ohne Persönlichkeit, ja, im Grunde ist sie nur ein Name. Natürlich will man als Leser wissen, wer Lucinda denn wirklich war und vor allem, wer ihr das alles angetan hat. Allerdings bleibt sie bis zum Ende leider nur "das getötete Mädchen", mehr nicht ... Ihre Persönlichkeit wird immer mal wieder kurz angesprochen, aber das Bild von ihr bleibt nebulös ...

Cameron wird schnell zum Hauptverdächtigen. Alle halten ihn, nach der ganzen Geschichte mit seinem Vater, für durchgeknallt, vor allem, da er Lucinda gestalkt haben soll. Nach und nach lernen wir hier Cameron und auch die Rebellin Jade näher kennen und erfahren, wie ihre Verbindung zu Lucinda gewesen ist.

Obwohl mir der Schreibstil unfassbar gut gefallen hat, muss ich hier aber doch den wirren Aufbau noch einmal erwähnen. Die Autorin springt sehr oft zwischen Vergangenheit und Gegenwart hinterher, so oft, dass mir beim Lesen oft die Puste ausging und ich erst einmal versuchen musste, das alles zeitlich einzuordnen. Es passt zu den wirren Gedanken unserer drei Protagonisten (Ja, Russ zähle ich auch zu den Verwirrten!), war aber teilweise recht anstrengend zu lesen.

Vom Gefühl her kommt die Geschichte auch eher schleppend voran, bleibt aber durch die tiefgründige Betrachtungsweise doch recht spannend. Einen Thriller sollte hier aber niemand erwarten, denn das ist "Girl in Snow" definitiv nicht. Es fehlt an einigen Punkten leider die Dynamik.

Obwohl mich der Schreibstil ungemein fasziniert hat, fand ich ihn auch teilweise recht zäh, was mit Sicherheit daran lag, dass die Handlung einfach recht wenig hergibt. Es hat Spaß gemacht, hinter die Fassaden zu schauen, aber beispielsweise Russ Rolle in dem Ganzen war für mich nicht ganz schlüssig. Er ist ein Ermittler, der nichts, wirklich rein gar nichts zur Lösung des Falls beiträgt und dessen eigene Geschichte hier doch recht sinnlos erscheint.

Umso enttäuschter war ich leider auch über das Ende. Es wird ganz beiläufig aufgedeckt, was mit Lucinda passiert ist und hat mich leider komplett kalt gelassen. Für mich war der Ausgang leider so schwach, dass ich das Buch daher, trotz des tollen Schreibstils, nur als Durchschnittskost in Erinnerung behalten werde ...




Zu Beginn des Buches dachte ich tatsächlich, hier ein kleines Highlight gefunden zu haben. Leider verpuffte mein Enthusiasmus irgendwann. Die Charakterzeichnung ist gelungen, der Schreibstil ist einzigartig, aber die Handlung kommt einfach nicht voran! Leider enttäuscht dann auch noch die Auflösung ...



Freitag, 19. Oktober 2018

[Rezension] Bösland - Bernhard Aichner

Titel: Bösland
Autor:  Bernhard Aichner
Genre: Thriller, Psychothriller
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 448
Cover und Inhaltsangabe © btb



"Sommer 1987. Auf dem Dachboden eines Bauernhauses wird ein Mädchen brutal ermordet. Ein dreizehnjähriger Junge schlägt sieben Mal mit einem Golfschläger auf seine Mitschülerin ein und richtet ein Blutbad an. Dreißig Jahre lang bleibt diese Geschichte im Verborgenen, bis sie plötzlich mit voller Wucht zurückkommt und alles mit sich reißt: Der Junge von damals mordet wieder …"



Schon lange wollte ich ein Buch von Bernhard Aichner lesen, den man in der Krimi/Thrillerszene ja kaum mehr wegdenken kann. Nun hat sein neuestes Werk direkt mein Interesse geweckt.

Bernhard Aichners Schreibstil ist recht eigen, hat mir aber dennoch gefallen. Er kommt schnell auf den Punkt, vielleicht etwas zu schnell. Das mag auch etwas an der Kürze dieses Thrillers liegen. Für mich hat sich das Buch nicht so angefühlt, als würde ich eine 448 Seiten lange Story lesen, es war doch alles sehr kurz gehalten. Hier war ich aber zumindest froh, dass es keine größeren Längen gab!




- Ben -

Im Zentrum der Geschichte steht Ben, der mit 13 Jahren ein junges Mädchen umgebracht haben soll, über die Tat selbst aber geschwiegen hat. Er hat sein halbes Leben in einer psychiatrischen Klinik verbracht und kehrt nun, auf Anraten seiner Therapeutin, in seine alte Heimat zurück um sich der Vergangenheit zu stellen.

Vom Plot mag das nicht neu sein, aber der Autor spielt hier mit dem Leser, der Ben selbst irgendwie schlecht einschätzen kann. Ist Ben ein guter Menscht, ein Böser oder irgendetwas dazwischen?

Ich hätte mir hier allerdings gewünscht, bei ihm noch mehr in die Tiefe dringen zu dürfen. Teilweise war er mir als Hauptcharakter etwas zu blass und etwas zu oberflächlich beschrieben. (Die Nebencharaktere hier leider auch!)




Der Beginn des Buches hat mir gut gefallen. Sehr atmosphärisch präsentiert der Autor hier einen regelrechten Schockmoment: Ben findet seinen Vater tot auf dem Dachboden. Doch der Anblick verstört ihn nicht, ganz im Gegenteil ...

Der Dachboden wird von Ben nur als "Bösland" bezeichnet. In dieses "Bösland" taucht er, gemeinsam mit seinem besten Freund in Kindheitstagen immer tiefer ab und so kommt es irgendwann zu einem Mord an einem Mädchen. Doch steckt Ben tatsächlich dahinter?

Ich fand die Geschichte, die anfangs zwischen Vergangenheitserinnerungen und der Gegenwart hin und her wechselt, sehr interessant. Wir haben hier Ben, der einfach nur ein normales Leben führen will, von seiner Therapeutin aber dazu gedrängt wird, sich endlich seiner Vergangenheit zu stellen. Aber das soll sich als großer Fehler herausstellen!

Ben gerät wieder an seinen damals besten Freund namens Kux, der erneut die Tore zum Bösland für ihn öffnet. Die Dynamik zwischen den beiden hat mir gefallen, allerdings kamen mir beide Charaktere doch recht oberflächlich betrachtet vor. Das ganze Buch beschränkt sich im Grunde nur auf die Machtspiele zwischen den beiden. Wer wird als Gewinner hervorgehen?

Dennoch ist das Buch sehr geradlinig, es gibt im Grunde keine Überraschungen oder Wendungen und das hat mich doch ein wenig getört, denn die Geschichte bietet bis zum Schluss wenig Neues und hat mich doch etwas frustriert. Da, wo es Wendungen hätte geben könne, war es genau so, wie es geschrieben stand. Leider haben die Charaktere, allen voran der Polizeibeamte, meiner Meinung nach auch recht unlogisch reagiert. Alles wirkt so einfach und viel zu konstruiert.

Eine durchgehende und vorwiegend unterschwellige Spannung ist vorhanden, auch wenn es meiner Meinung nach keinen echten Höhepunkt gab. Ein Vielleser im Thrillerbereich wird sich hier vermutlich doch langweilen, das habe ich teilweise auch getan und über das Ende konnte ich tatsächlich irgendwie nur den Kopf schütteln. Ironisch war es, moralisch korrekt wohl auch, für mich aber irgendwie zu aufgezwungen.




Mein erstes Buch von Bernhard Aichner lässt mich etwas ratlos zurück. Der Schreibstil war angenehm, aber die Geschichte viel zu geradlinig und leider gab es auch keine Überraschungen oder Wendungen. Ein paar tote Personen reichen halt nicht aus, um ein Buch wirklich einen Thriller nennen zu können ...



Mittwoch, 17. Oktober 2018

[Rezension] White Bodies - Jane Robins

Titel: White Bodies
Autor:  Jane Robins
Genre: Thriller, Psychothriller
Erscheinungsdatum: 17. August 2018
Anzahl der Seiten: 352
Cover und Inhaltsangabe © Aufbauverlag

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!




"Callie liebt Tilda, ihre Zwillingsschwester, der als glamouröse Schauspielerin die Welt zu Füßen liegt. Als ihre Schwester an Felix gerät, einen vermögenden, aber offenbar brutalen Mann, glaubt Callie, sie retten zu müssen. Im Internet gerät sie an eine Gruppe von Frauen, die sich darüber austauscht, wie man sich gegen gewalttätige Ehemänner wehren kann. Und dann stirbt Felix tatsächlich – und Callie hat einen furchtbaren Verdacht."




Ich habe mich tierisch gefreut, als ich dieses Buch bei einer Buchverlosung auf Lovelybooks gewonnen habe. Psychothriller gehören ja bereits seit Jahren zu meinen Lieblingsgenres.

Als erstes muss ich hier ehrlich sagen, dass mich der Schreibstil selbst nicht so recht begeistern konnte. Er war doch teilweise sehr holprig und leider gab es auch einige sehr unschöne Fehler, die mir den Lesespaß etwas verdorben haben. Ich denke mal, dass hier besonders die Übersetzung nicht ganz so gut gelungen ist, denn ich habe kurz in das Original hineingelesen und fand es tatsächlich viel besser und flüssiger formuliert.

Die Fehler, die ich eigentlich sonst vom Aufbauverlag gar nicht gewöhnt bin, ziehen sich durchs ganze Buch. Mal gibt es seltsame Formulierungen, Fehler im Ablauf und mal einfach nur Rechtschreibfehler. Klar, Fehler können passieren, aber beispielsweise ist gleich die erste Jahreszahl (Herbst 2013) falsch. Der Prolog ergibt einfach keinen Sinn und ich habe gut hundert Seiten gerätselt, wie das zusammenpassen kann ... Bis ich dann mal einen Blick ins Original geworfen habe und da plötzlich die richtige, logische Jahreszahl stand.

Des weiteren wurde aus dem Schauspieler Robert Walker ein Robert Walter gemacht, im späteren Verlauf essen sie Pizza, die anscheinend zwei mal gebracht wird ... Ich achte beim Lesen nicht unbedingt auf Fehler, mir steht der Spaß und die Unterhaltung an erster Stelle, aber hier hat es mich zum ersten Mal wirklich so frustriert, dass ich mir das Original anschauen musste. Echt schade, dass das Werk der Autorin, das von der Handlung eigentlich stimmig ist, doch etwas abgeschwächt wurde ...




- Callie -

Im Zentrum der ganzen Geschichte steht Callie, die eine berühmte Schwester hat. Callie selbst ist unscheinbar, führt ein normales, recht zurückgezogenes Leben. Als Tilda, ihre Schwester, einen neuen Freund hat, ändert sich so einiges und Callie hegt den Verdacht, dass Felix ihrer Schwester irgendetwas antut, verhält er sich doch stets sehr eigenartig.

Callie selbst empfand ich als ungemein interessanten und vielschichtigen Charakter. In Form von Rückblenden erfahren wir, wie sehr sie ihre Schwester seit jeher verehrt und idealisiert hat. Das schlug irgendwann doch sehr ins Extreme aus, aber gerade dieses Extreme hat mich an Callies Charakter fasziniert. Viele Leser werden sie vielleicht abartig oder widerwärtig finden, aber ich glaube, dass man hier mit Verständnis und Offenheit an das Thema herangehen sollte. Es gibt viele Arten von psychischen Störungen und Callie, die hier beinahe krankhaft von ihrer Schwester besessen ist, hat eben Probleme, die wir als Menschen nicht verurteilen sollten!

- Tilda -

Tilda, die Zwillingsschwester, nehmen wir als Leser praktisch auch nur mit den Augen von Callie wahr. So bleibt uns lange Zeit verborgen, was für ein Mensch sie ist und das macht die Geschichte so spannend und durchwegs interessant.

Die Frage, die ich mir bei ihr die ganze Zeit gestellt habe: Ist ihr neuer Freund tatsächlich gewalttätig? Und warum verhält Tilda sich in Gegenwart ihrer Schwester plötzlich so abweisend?




Wie ich oben bereits erwähnt hatte, habe ich mich mit dem Schreibstil doch etwas schwerer getan. Ich brauchte ein wenig, um mit der Geschichte warm zu werden und die ersten 100 Seiten habe ich tatsächlich gerätselt, was es mit der ersten. im Endeffekt ja falschen, Jahreszahl auf sich hat. Mein Gehirn hat bereits die unfassbarsten Theorien erschaffen, als ich dann durch einen Blick ins Original herausfand, dass es einfach nur ein Fehler war.

Obwohl die Geschichte wirklich zu fesseln weiß und stellenweise sehr tiefgründig ist, kam ich doch oft einfach raus. Ich musste mich hier echt zusammenreißen, um am Ball zu bleiben. Als deutlich stärker (und auch besser geschrieben) empfand ich die Rückblicke in die Vergangenheit. So lernen wir Callie und Tilda als Kinder kennen und erfahren hier bereits, wie ihre Beziehung zueinander ist.

Diese Beziehung ist recht speziell. Callie ist von Anfang an die Beschützerin ohne eigenes Leben, Tilda der strahlende Star, der im Mittelpunkt steht. Beim Lesen einiger Abschnitte aus der Vergangenheit hatte ich tatsächlich das Gefühl, einen ungemein starken Psychothriller zu lesen, der tatsächlich enorm in die Tiefe geht.

Was viele andere, leider recht schlechte Rezensionen schon erläutert haben, ist das Fehlen einer Person, die zum Mitfiebern einlädt. Wir haben hier tatsächlich nur recht schwierige Personen, also keine 0815-Familienmenschen, aber genau das liebe ich an Psychothrillern. Ich kann mich auch gut in "kaputte" Charaktere hineinversetzen und liebe es, wenn es der Autor/die Autorin schafft, mir das Innere eines Menschen näherzubringen. Das hat hier Jane Robins auf jeden Fall geschafft!

Toll fand ich auch die vielen kleinen Buchanspielungen. So wird "Zwei Fremde im Zug" von Patricia Highsmith, das ich wirklich abgöttisch liebe, noch eine sehr wichtige Rolle spielen. Ich fand es interessant, wie die Autorin hier verschiedene Brücken eingebaut hat. Der Leser wird leicht manipuliert und das gefällt mir bei Psychothrillern besonders!

Dann kam allerdings das Ende und mir fehlen dafür in dieser Rezension tatsächlich die Worte. Es ging dann doch in eine Richtung, die ich von Anfang an vermutet hatte, meine Theorie stimmte, aber die Hintergründe, warum gerade Callie hier eine so große Rolle spielen sollte, blieben für mich unklar. Zwar war die Idee, hier noch mal näher auf das "Mord"-Prinzip aus "Zwei Fremde im Zug" einzugehen, gut, aber irgendwie blieb am Ende alles recht undurchsichtig. Der wahre Plan hatte für mich einige große Lücken - es wäre auch deutlich einfacher gegangen und Callie war im Grunde nur eine stille Beobachterin und die Person, die am Ende alles durchschaut ...




"White Bodies" war ein Buch mit einem interessanten Ausgangsplot, doch die deutsche Übersetzung mit einigen Fehlern (Wie beispielsweise der ersten Jahreszahl!) hat mir leider den Lesespaß verdorben. Obwohl es einige starke und sehr tiefgründige Momente gab und ich unsere Protagonistin ungemein interessant fand, blieb mir die Geschichte am Ende noch zu wirr und konstruiert ...




Montag, 15. Oktober 2018

[Rezension] Gluthitze - Joe R. Lansdale

Titel: Gluthitze
Autor:  Joe R. Lansdale
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 17. Juni 2013
Anzahl der Seiten: 390
Cover und Inhaltsangabe © Suhrkamp



"Eine harte Zeit liegt hinter Cason Statler: Nachdem eine Affäre mit der Tochter seines Chefs ihn um den Pulitzer-Preis gebracht und er im Irak das Grauen gesehen hat, sucht er immer häufiger Zuflucht in Alkohol und Selbstmitleid – und nun also in seiner Heimat Camp Rapture. Eine Kolumne in der Lokalzeitung soll ihn vorübergehend über Wasser halten. Doch so ganz hat der Ehrgeiz Cason Statler nicht verlassen: Als er auf den Fall der verschwundenen Schönheit Caroline Allison stößt, wittert er sofort eine große Geschichte. Schon ein erster Blick hinter die Fassaden von Camp Rapture gibt ihm recht. Statler gräbt weiter, und fördert mehr zutage, als ihm lieb sein kann ..."




Durch eine tolle gemeinsame Leserunde mit zwei Bloggerkolleginnen hatte ich das große Glück, nach "Ein feiner dunkler Riss" ein weiteres Buch von Joe R. Lansdale kennenlernen zu dürfen.

"Gluthitze", das auch unter dem Titel "Gauklersommer" erschien, unterscheidet sich hierbei sehr stark von "Ein feiner dunkler Riss", denn hier haben wir nun einen erwachsenden Protagonisten, der sehr schlagfertig, bissig und sarkastisch ist. Daher besitzt das Buch, gerade in den Dialogen, einen ungemeinen Humor - den man hier allerdings mögen muss, um das Buch wirklich genießen zu können.

Zudem ist die Geschichte sehr abgedreht - aber positiv abgedreht, Joe R. Lansdales Schreibstil würde ich als sehr intensiv bezeichnen. Der Autor nimmt teilweise kein Blatt vor den Mund und das hat mir so an diesen Werk gefallen. Es ist schonungslos, es ist bissig und es ist gefährlich, weil der Leser nie weiß, was ihn denn nun auf der nächsten Seite erwartet. Leute, die allerdings einen Stock in ihrem Popo haben, sollten hier wohl Abstand halten!




- Cason -

Cason, der aus dem Krieg zurückgekehrte Säufer mit einer Zwangsstörung. Zu Beginn der Geschichte dachte ich nicht, dass mir dieser Kerl doch noch so ans Herz wachsen kann - aber doch, es ist ihm gelungen, besonders weil er jemand ist, der sich nicht aufgibt, sondern versucht, an sich zu arbeiten.

Das beweist besonders seine Abhängigkeit zu seiner einstigen Freundin Gabby. Als er in sein Heimatstädtchen zurückkehrt, wird schnell klar, dass er noch immer nicht von ihr losgekommen ist und sich an sie klammert.

Cason selbst muss im Laufe der Geschichte über sich hinauswachsen und vor allem sich selbst finden. Diese Charakterentwicklung hat mir gut gefallen, ja, ich habe mich Cason unfassbar nahe gefühlt beim Lesen.




"Gluthitze" war für mich von der ersten Seite an ein wahres Abenteuer. Im Gegensatz zu "Ein feiner dunkler Riss", das doch vom Stil zu diesem Buch recht harmlos war, geht es hier gleich sehr bissig und schlagfertig zu. Cason kehrt zurück in seine Heimatstadt Camp Rapture und versucht, hier sein Leben neu zuordnen.

Er fängt bei der Zeitung an und wird dadurch auf einen interessanten Fall aufmerksam, den schon seine Vorgängerin bearbeitet hat. Es geht hier um Caroline, ein Mädchen, das vermisst wird. Wer hier jetzt eine stinknormale Krimihandlung erwartet, der wird wohl enttäuscht werden. Der Autor schafft es nämlich hier tatsächlich, vom üblichen Krimischema abzuweichen. So wusste ich beispielsweise nie, was mich nun auf der nächsten Seite erwartet.

Auch das Miträtseln hat sich als ungemein spannend herausgestellt, denn es gab hier unendlich viele Verdächtige und Möglichkeiten. Irgendwann wird die Geschichte dann auch sehr abgedreht und vor allem sehr mörderisch und bitterböse. Hier habe ich mich bestens unterhalten gefühlt und musste beim Lesen tatsächlich einige Male laut loslachen. Lansdale hat hier komplett meinen Humor getroffen.

Auch die Nebencharaktere haben mir gut gefallen. So haben wir zum einen Casons Bruder Jimmy, der eine Verbindung zu dem verschwundenen Mädchen zu haben scheint, aber auch Booger, den Cason noch aus seiner Zeit im Irak kennt. Booger ist alles andere als ein Sympathieträger, aber irgendwie habe ich ihn im Laufe der Handlung doch noch in mein Herz geschlossen. Genau wie das Nachbarsmädchen Jazzy, das ich hier besonders mochte.

Für mich steht fest: Nach diesem Buch ist Joe R. Lansdale für mich der Quentin Tarantino der Buchszene. Er hat hier tatsächlich ein paar sehr abgedrehte Ideen untergebracht und wusste mich durchgängig zu überraschen. Teilweise war ich so gefesselt von der Geschichte, dass ich alles um mich herum vergessen habe und genau so muss ein gutes Buch für mich sein!




"Gluthitze" hat mich bestens unterhalten. Der Humor, die abgedrehte Handlung und die tollen Charaktere haben mich vollkommen überzeugt. Das Buch rasant und mörderisch und bietet einfach ein irres Abenteuer, das einen ungemeinen Unterhaltungswert besitzt. Mehr davon!