Autor: Danya Kukafka
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 384
Cover und Inhaltsangabe © btb Verlag
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!
"Ein eisiger Februarmorgen. Ein schreckliches Verbrechen. Auf dem Spielplatz der Grundschule von Broomsville entdeckt der Nachtwächter die Leiche der jungen Lucinda Hayes - unter einer dünnen Schneedecke begraben. Sämtliche Spuren hat der frisch gefallene Schnee verwischt. Niemand in der beschaulichen Kleinstadt am Fuße der Rocky Mountains bleibt von der Tat unberührt – nicht der Junge, der Lucinda verstohlen auf Schritt und Tritt gefolgt war und der sich nicht mehr an den Vorabend erinnern kann. Nicht die junge Frau, die sich nach dem perfekten Leben sehnt, das Lucinda scheinbar führte. Nicht der Polizist, der den Mord untersucht und den der Fall auffallend mitnimmt. Denn alle drei wissen: Nichts geschieht ohne Grund."
Danya Kukafka ist selbst Lektorin bei einem großen Verlag und das merkt man ihrem Debütroman auf jeden Fall an. Die junge Autorin besitzt ein ungemeines Sprachgefühl und entwickelt hier im Verlauf der Geschichte einen ganz eigenen, beinahe düsteren Schreibstil, der mich absolut begeistern konnte!
"Girl in Snow" wird aus drei verschiedenen Sichten erzählt. Wir haben hier erst einmal die zwei Jugendlichen Cameron und Jade und dann den Polizisten Russ. Persönlich haben mir die Abschnitte der beiden Schüler besser gefallen, sie waren einfach sehr tiefgründig und dennoch geheimnisvoll. Diese Mischung hinzubekommen ist tatsächlich eine kleine Meisterleistung.
Wir lernen nach und nach also unsere drei Personen kennen, während Lucinda, die Ermoderte, selbst im Hintergrund bleibt. Erst nach und nach setzt sich hier zwar ein Bild zusammen, vor allem auch durch Rückblicke in die Vergangenheit. Allerdings - leider - nur ein recht blasses Bild ...
- Cameron -
Cameron empfand ich als ungemein spannenden Charakter, der sein wahres "Ich" doch verborgen hält. Er hat das tote Mädchen anscheinend gestalkt (bezeichnet dieses Stalking selbst als seine "Nächte als Statue") und war förmlich besessen von ihr. Alle an der Schule halten ihn für einen Freak und gleichzeitig für gefährlich, vor allem, da sein Vater, der bei der Polizei gearbeitet hat, etwas Schlimmes getan haben soll ...
Cameron selbst kann sich nicht mehr daran erinnern, was er in der Nacht getan hat, als Lucinda ermordet wurde. War er etwa dabei? Oder hat er die Tat sogar selbst begangen? Tatsache ist, dass er immer wieder davon spricht, sich selbst zu Entwirren. Er versteht sich selbst recht wenig, wie also soll ihn der Leser verstehen?
Seine Abschnitte sind wirklich sehr fesselnd. Es bleibt lange Zeit unklar, wie seine Rolle in dem ganzen ist und ob er nun gut, böse oder irgendwas dazwischen ist.
- Jade -
Auch Jade, die düstere Außenseiterin und Rebellin, fand ich spannend. Sie kannte Lucinda, hat sie jedoch gehasst. Das ging so weit, dass sie ein Ritual gemacht hat, das Lucinda verschwinden lassen sollte - und nun ist dies tatsächlich passiert ...
Jade besitzt augenscheinlich kaum Empathie, was sicher auch durch die Probleme innerhalb ihrer Familie hervorgerufen wird. Ich fand ihren Charakter ungemein interessant, besonders ihre Art, ihre Mitmenschen zu beobachten.
- Russ -
Russ ist der Polizist, der jetzt mehr oder weniger in dem Fall ermittelt. Seine Abschnitte fand ich im Gegensatz zu denen von Jade und Cameron deutlich schwächer. Es wird hier seine eigene Vergangenheit aufgerollt, besonders sein Kennenlernen mit seiner Frau, allerdings auch die Geschichte mit Camerons Vater, der ja ebenfalls Polizist war und etwas Schlimmes getan haben soll.
Dennoch war Russ mir zu wirr. Bei Cameron und Jade habe ich dieses Wirre noch gemocht, aber bei ihm war es mir dann doch zu viel.
"Girl in Snow: Wer bist du, wenn niemand dich beobachtet" ist ein passender Titel für diese mysteriöse Geschichte, die leicht an Twin Peaks erinnert. Wir haben hier als Ausgangslage ebenfalls ein getötetes Mädchen und die große Frage, was mit ihr passiert ist.
Die Personen bleiben dabei sehr geheimnisvoll, was mir gut gefallen hat, da ich hier das Gefühl hatte, niemandem so recht vertrauen zu können. Es hat hier tatsächlich Spaß gemacht, mitzurätseln und "unter die Oberfläche" zu schauen.
Mitgefühl mit dem getöteten Mädchen namens Lucinda zu haben fällt hier allerdings erst einmal schwer. Sie ist "nur" das Opfer ohne Persönlichkeit, ja, im Grunde ist sie nur ein Name. Natürlich will man als Leser wissen, wer Lucinda denn wirklich war und vor allem, wer ihr das alles angetan hat. Allerdings bleibt sie bis zum Ende leider nur "das getötete Mädchen", mehr nicht ... Ihre Persönlichkeit wird immer mal wieder kurz angesprochen, aber das Bild von ihr bleibt nebulös ...
Cameron wird schnell zum Hauptverdächtigen. Alle halten ihn, nach der ganzen Geschichte mit seinem Vater, für durchgeknallt, vor allem, da er Lucinda gestalkt haben soll. Nach und nach lernen wir hier Cameron und auch die Rebellin Jade näher kennen und erfahren, wie ihre Verbindung zu Lucinda gewesen ist.
Obwohl mir der Schreibstil unfassbar gut gefallen hat, muss ich hier aber doch den wirren Aufbau noch einmal erwähnen. Die Autorin springt sehr oft zwischen Vergangenheit und Gegenwart hinterher, so oft, dass mir beim Lesen oft die Puste ausging und ich erst einmal versuchen musste, das alles zeitlich einzuordnen. Es passt zu den wirren Gedanken unserer drei Protagonisten (Ja, Russ zähle ich auch zu den Verwirrten!), war aber teilweise recht anstrengend zu lesen.
Vom Gefühl her kommt die Geschichte auch eher schleppend voran, bleibt aber durch die tiefgründige Betrachtungsweise doch recht spannend. Einen Thriller sollte hier aber niemand erwarten, denn das ist "Girl in Snow" definitiv nicht. Es fehlt an einigen Punkten leider die Dynamik.
Obwohl mich der Schreibstil ungemein fasziniert hat, fand ich ihn auch teilweise recht zäh, was mit Sicherheit daran lag, dass die Handlung einfach recht wenig hergibt. Es hat Spaß gemacht, hinter die Fassaden zu schauen, aber beispielsweise Russ Rolle in dem Ganzen war für mich nicht ganz schlüssig. Er ist ein Ermittler, der nichts, wirklich rein gar nichts zur Lösung des Falls beiträgt und dessen eigene Geschichte hier doch recht sinnlos erscheint.
Umso enttäuschter war ich leider auch über das Ende. Es wird ganz beiläufig aufgedeckt, was mit Lucinda passiert ist und hat mich leider komplett kalt gelassen. Für mich war der Ausgang leider so schwach, dass ich das Buch daher, trotz des tollen Schreibstils, nur als Durchschnittskost in Erinnerung behalten werde ...
Zu Beginn des Buches dachte ich tatsächlich, hier ein kleines Highlight gefunden zu haben. Leider verpuffte mein Enthusiasmus irgendwann. Die Charakterzeichnung ist gelungen, der Schreibstil ist einzigartig, aber die Handlung kommt einfach nicht voran! Leider enttäuscht dann auch noch die Auflösung ...
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 384
Cover und Inhaltsangabe © btb Verlag
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!
"Ein eisiger Februarmorgen. Ein schreckliches Verbrechen. Auf dem Spielplatz der Grundschule von Broomsville entdeckt der Nachtwächter die Leiche der jungen Lucinda Hayes - unter einer dünnen Schneedecke begraben. Sämtliche Spuren hat der frisch gefallene Schnee verwischt. Niemand in der beschaulichen Kleinstadt am Fuße der Rocky Mountains bleibt von der Tat unberührt – nicht der Junge, der Lucinda verstohlen auf Schritt und Tritt gefolgt war und der sich nicht mehr an den Vorabend erinnern kann. Nicht die junge Frau, die sich nach dem perfekten Leben sehnt, das Lucinda scheinbar führte. Nicht der Polizist, der den Mord untersucht und den der Fall auffallend mitnimmt. Denn alle drei wissen: Nichts geschieht ohne Grund."
Danya Kukafka ist selbst Lektorin bei einem großen Verlag und das merkt man ihrem Debütroman auf jeden Fall an. Die junge Autorin besitzt ein ungemeines Sprachgefühl und entwickelt hier im Verlauf der Geschichte einen ganz eigenen, beinahe düsteren Schreibstil, der mich absolut begeistern konnte!
"Girl in Snow" wird aus drei verschiedenen Sichten erzählt. Wir haben hier erst einmal die zwei Jugendlichen Cameron und Jade und dann den Polizisten Russ. Persönlich haben mir die Abschnitte der beiden Schüler besser gefallen, sie waren einfach sehr tiefgründig und dennoch geheimnisvoll. Diese Mischung hinzubekommen ist tatsächlich eine kleine Meisterleistung.
Wir lernen nach und nach also unsere drei Personen kennen, während Lucinda, die Ermoderte, selbst im Hintergrund bleibt. Erst nach und nach setzt sich hier zwar ein Bild zusammen, vor allem auch durch Rückblicke in die Vergangenheit. Allerdings - leider - nur ein recht blasses Bild ...
- Cameron -
Cameron empfand ich als ungemein spannenden Charakter, der sein wahres "Ich" doch verborgen hält. Er hat das tote Mädchen anscheinend gestalkt (bezeichnet dieses Stalking selbst als seine "Nächte als Statue") und war förmlich besessen von ihr. Alle an der Schule halten ihn für einen Freak und gleichzeitig für gefährlich, vor allem, da sein Vater, der bei der Polizei gearbeitet hat, etwas Schlimmes getan haben soll ...
Cameron selbst kann sich nicht mehr daran erinnern, was er in der Nacht getan hat, als Lucinda ermordet wurde. War er etwa dabei? Oder hat er die Tat sogar selbst begangen? Tatsache ist, dass er immer wieder davon spricht, sich selbst zu Entwirren. Er versteht sich selbst recht wenig, wie also soll ihn der Leser verstehen?
Seine Abschnitte sind wirklich sehr fesselnd. Es bleibt lange Zeit unklar, wie seine Rolle in dem ganzen ist und ob er nun gut, böse oder irgendwas dazwischen ist.
- Jade -
Auch Jade, die düstere Außenseiterin und Rebellin, fand ich spannend. Sie kannte Lucinda, hat sie jedoch gehasst. Das ging so weit, dass sie ein Ritual gemacht hat, das Lucinda verschwinden lassen sollte - und nun ist dies tatsächlich passiert ...
Jade besitzt augenscheinlich kaum Empathie, was sicher auch durch die Probleme innerhalb ihrer Familie hervorgerufen wird. Ich fand ihren Charakter ungemein interessant, besonders ihre Art, ihre Mitmenschen zu beobachten.
- Russ -
Russ ist der Polizist, der jetzt mehr oder weniger in dem Fall ermittelt. Seine Abschnitte fand ich im Gegensatz zu denen von Jade und Cameron deutlich schwächer. Es wird hier seine eigene Vergangenheit aufgerollt, besonders sein Kennenlernen mit seiner Frau, allerdings auch die Geschichte mit Camerons Vater, der ja ebenfalls Polizist war und etwas Schlimmes getan haben soll.
Dennoch war Russ mir zu wirr. Bei Cameron und Jade habe ich dieses Wirre noch gemocht, aber bei ihm war es mir dann doch zu viel.
"Girl in Snow: Wer bist du, wenn niemand dich beobachtet" ist ein passender Titel für diese mysteriöse Geschichte, die leicht an Twin Peaks erinnert. Wir haben hier als Ausgangslage ebenfalls ein getötetes Mädchen und die große Frage, was mit ihr passiert ist.
Die Personen bleiben dabei sehr geheimnisvoll, was mir gut gefallen hat, da ich hier das Gefühl hatte, niemandem so recht vertrauen zu können. Es hat hier tatsächlich Spaß gemacht, mitzurätseln und "unter die Oberfläche" zu schauen.
Mitgefühl mit dem getöteten Mädchen namens Lucinda zu haben fällt hier allerdings erst einmal schwer. Sie ist "nur" das Opfer ohne Persönlichkeit, ja, im Grunde ist sie nur ein Name. Natürlich will man als Leser wissen, wer Lucinda denn wirklich war und vor allem, wer ihr das alles angetan hat. Allerdings bleibt sie bis zum Ende leider nur "das getötete Mädchen", mehr nicht ... Ihre Persönlichkeit wird immer mal wieder kurz angesprochen, aber das Bild von ihr bleibt nebulös ...
Cameron wird schnell zum Hauptverdächtigen. Alle halten ihn, nach der ganzen Geschichte mit seinem Vater, für durchgeknallt, vor allem, da er Lucinda gestalkt haben soll. Nach und nach lernen wir hier Cameron und auch die Rebellin Jade näher kennen und erfahren, wie ihre Verbindung zu Lucinda gewesen ist.
Obwohl mir der Schreibstil unfassbar gut gefallen hat, muss ich hier aber doch den wirren Aufbau noch einmal erwähnen. Die Autorin springt sehr oft zwischen Vergangenheit und Gegenwart hinterher, so oft, dass mir beim Lesen oft die Puste ausging und ich erst einmal versuchen musste, das alles zeitlich einzuordnen. Es passt zu den wirren Gedanken unserer drei Protagonisten (Ja, Russ zähle ich auch zu den Verwirrten!), war aber teilweise recht anstrengend zu lesen.
Vom Gefühl her kommt die Geschichte auch eher schleppend voran, bleibt aber durch die tiefgründige Betrachtungsweise doch recht spannend. Einen Thriller sollte hier aber niemand erwarten, denn das ist "Girl in Snow" definitiv nicht. Es fehlt an einigen Punkten leider die Dynamik.
Obwohl mich der Schreibstil ungemein fasziniert hat, fand ich ihn auch teilweise recht zäh, was mit Sicherheit daran lag, dass die Handlung einfach recht wenig hergibt. Es hat Spaß gemacht, hinter die Fassaden zu schauen, aber beispielsweise Russ Rolle in dem Ganzen war für mich nicht ganz schlüssig. Er ist ein Ermittler, der nichts, wirklich rein gar nichts zur Lösung des Falls beiträgt und dessen eigene Geschichte hier doch recht sinnlos erscheint.
Umso enttäuschter war ich leider auch über das Ende. Es wird ganz beiläufig aufgedeckt, was mit Lucinda passiert ist und hat mich leider komplett kalt gelassen. Für mich war der Ausgang leider so schwach, dass ich das Buch daher, trotz des tollen Schreibstils, nur als Durchschnittskost in Erinnerung behalten werde ...
Zu Beginn des Buches dachte ich tatsächlich, hier ein kleines Highlight gefunden zu haben. Leider verpuffte mein Enthusiasmus irgendwann. Die Charakterzeichnung ist gelungen, der Schreibstil ist einzigartig, aber die Handlung kommt einfach nicht voran! Leider enttäuscht dann auch noch die Auflösung ...
Hallo Jessi,
AntwortenLöschennachdem mir das Buch sowie die Autorin bis eben unbekannt waren, empfand ich den Klappentext als Neugier erweckend. Du hast sehr gut eingefangen, was dir gefallen hat und was nicht. Schade, dass dir der Verlauf das Positive etwas verhagelt hat. Enttäuschung bei der Auflösung mag niemand gern.
Danke für die Vorstellung.
Liebe Grüße, Hibi
Huhu Hibi :D
LöschenDen Klappentext fand ich auch sehr ansprechend, klang für mich echt wie Twin Peaks! :D Am Anfang dachte ich auch, dass ich hier ein Hammerbuch wieder gefunden habe, aber irgendwie zog sich die Geschichte dann doch extrem! ;/
Liebe Grüße
Jessi
Hallo Jessi,
AntwortenLöschendas war wohl auch kein berauschender Lesegenuss. Zu Beginn deiner Rezension dachte ich mir, dass könnte wieder was für mich sein. Aber wirr? Und ich brauche es auch nicht unbedingt, wenn ich zwischen den Erzählsträngen nach Luft hechle ... nein, dann lieber nicht.
Danke für die Rezi!
Liebe Grüße,
Nicole
Huhu Nicole :D
LöschenIch dachte am Anfang echt, das Buch wird ein Highlight in diesem Monat, aber irgendwann wurde es mir zu wirr, ein roter Faden war gar nicht da! ;/ Obwohl ich den Schreibstil mochte, war er echt anstrengend und leider hat genau das den Lesefluß zerstört ;/
Liebe Grüße
Jessi