Freitag, 30. Juli 2021

[Rezension] Das Spiel - Stephen King

 


Titel: Das Spiel

Autor:  Stephen King

Genre: Buch 
Erscheinungsdatum: 1992
Anzahl der Seiten: 344
Cover und Inhalsangabe: © Heyne

Begonnen: 21.06.2021
Beendet: 24.06.2021



"Gerald und Jessie Burlingame haben sich in ihr einsames Sommerhaus zurückgezogen. Gerald möchte dem eintönigen Eheleben etwas Schwung verleihen und fesselt seine Frau ans Bett. Jessie hält gar nichts von den neuen Sexspielchen ihres Mannes und versetzt ihm einen Tritt – mit für ihn tödlichen Folgen. Mit Handschellen ans Bett gefesselt, beginnt für Jessie ein quälender Albtraum: Nachts bekommt sie unheimlichen Besuch ..."


Es war für mich mal wieder an der Zeit für ein King-Buch und passenderweise habe ich diese wunderschöne Ausgabe von "Das Spiel" in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden, die im Inneren zusätzlich vor jedem Kapitel ein kleines stimmungsvolles Bild hat.

In "Das Spiel" geht es um Jessie, die mit ihrer Ehe schon lange nicht mehr zufrieden ist, sich aber dennoch auf ein brutales Sexspiel mit ihrem Mann eingelassen hat. Dieses eskaliert schließlich in ihrem Ferienhaus, denn ihr Mann stirbt und sie ist mit Handschellen ans Bett gefesselt ...

Stephen King widmet sich hier einem sehr wichtigen Thema und zeigt hier das Fehlverhalten von Männern auf. Dabei steht aber nicht nur Gerald im Fokus, sondern vielmehr eine längst vergessen geglaubte Erinnerung Jessies. Dieses traumatische Erlebnis hat etwas sehr Beklemmendes an sich und zwingt Jessie schließlich dazu, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.

Genau wie "Das Mädchen" ist auch "Das Spiel" wieder ein Roman, in dem es im Grunde nur um eine einzige Person geht, die sich aus einer misslichen Lage befreien muss. Der Leser ist dabei, wie Jessie gegen die Fesseln ankämpft. Es sind allerdings nicht nur die Fesseln, mit denen sie ans Bett gefesselt wurde, sondern auch jene, die sich in ihrem Kopf befinden und die sie lange Zeit überhaupt nicht bemerkt hat.

Natürlich nagt die Verzweiflung an Jessie und sorgt dafür, dass sie anfängt mit den Stimmen in ihrem Kopf zu reden. Diese konkurrieren miteinander, gehört die eine doch einer alten, sehr rebellischen Freundin von Jessie und die anderen ihrem eigenem "guten" Ehefrauen-Ich. Es gefiel mir, wie Jessie sich hier langsam verändert und auch stärker wird, als sie all die Fehler in ihrem Leben erkennt.

"Das Spiel" von Stephen King ist, und da kann ich mir das Wortspiel nun nicht verkneifen, ein sehr fesselnder Roman. Jessies Panik war für mich durchwegs spürbar und ich mochte ihren Kampfgeist, der sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Nur diesen "Clou" am Ende hätte ich persönlich nicht gebraucht. Leider wirkte er auf mich nur so, als musste die Geschichte noch um gut 50 Seiten verlängert werden, es will nicht so recht zu der psychologischen Spannung passen, die diesen Roman beherrscht hat ...



"Das Spiel" ist ein sehr beklemmdener und spannender Roman über eine Frau, die ans Bett gefesselt und eigene Überleben kämpfen und dabei von ihrer eigenen Vergangenheit überrollt wird. Empfehlenswert, auch wenn ein Teil des Endes für mich nicht passen wollte ...

Ich vergebe 4 von 5.






Mittwoch, 28. Juli 2021

[Rezension] Tod im Schnee - Brigitte Aubert


Titel:
 
Tod im Schnee

Autor:  Brigitte Aubert

Genre: Roman, Krimi
Erscheinungsdatum: 1. Januar 2001
Anzahl der Seiten: 352
Cover und Inhalsangabe: © btb

Begonnen: 18.06.2021
Beendet: 21.06.2021



"Eigentlich wollte Elise Andrioli erholsame Tage in den französischen Alpen verbringen, doch kurz vor ihrer Abfahrt erhält sie ein Fax mit einer bedrohlichen Botschaft. Auch als sie in dem kleinen Ferienort angekommen ist, reißen die mysteriösen Ereignisse nicht ab. Da wird plötzlich eine junge Frau auf grausame Weise ermordet - und schon bald muss Elise erkennen, dass auch sie in höchster Gefahr schwebt ..."


Ich mag außergewöhnliche Charaktere sehr gerne und deswegen hat mich "Tod im Schnee" von Brigitte Aubert direkt angesprochen, geht es hier doch um eine blinde und stumme Frau, die seit einem Anschlag im Rollstuhl sitzt und bereits in einem anderen Buch, das ich allerdings nicht gelesen habe, einen Kriminalfall gelöst hat.

Ich habe eine spannende Geschichte erwartet, denn allein die ungewöhnliche Heldin, die ja weder sehen, noch kommunizieren oder gehen kann, bietet hier eine interessante Ausgangslage. Leider bleibt Elise nur die blinde und stumme Frau im Rollstuhl, die alles, was um sie herum passiert, nur durchs Hören wahrnimmt. So taucht hier plötzlich in einem Ferienort ein bestialische Mörder auf, der mehrere Frauen tötet und immer wieder Kontakt zu Elise aufnimmt, um ihr Angst zu machen und sie zu animieren, ihm auf die Schliche zu kommen.

Neben Elise spielen auch andere behinderte Menschen eine Rolle, allerdings hat es mir auch hier nicht gefallen, dass sie keine Hintergrundgeschichten besaßen und einfach nur ihre Diagnosen heruntergeleiert werden ... Das wirkte auf mich leider sehr abschreckend, denn kein einziger Charakter schien irgendwie Leben in sich zu haben. Gerade diese Menschen, die mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen zu kämpfen haben, werden einfach nur darauf reduziert und bekommen von der Autorin keine Chance, einen eigenen Charakter zu entwickeln.

Wenn nun wenigstens die Krimihandlung gut aufgebaut gewesen wäre, hätte ich mit den farb- und leblosen Charakteren vielleicht leben können, doch leider saugt sich die Autorin hier eine echt unsinnige Geschichte aus den Fingern, die zum Ende hin einfach nur lächerlich wird. Das ganze Konstrukt, das sie zuvor aufgebaut hat, wird mit diesem überdrehten Showdown schließlich zum Einsturz gebracht und ich habe das Buch schließlich mit einem Kopfschütteln zugeschlagen. Ich habe schon viele Bücher gelesen, aber dieses Ende war wohl eine der unpassendsten und auch lächerlichsten ...


"Tod in Schnee" besitzt leider viel zu blasse Charaktere und eine Krimihandlung, die viel zu konstruiert wirkt und am Ende mit einer lächerlichen Auflösung für sehr viel Frust sorgt. Schade!

Ich vergebe 2 von 5.










Montag, 26. Juli 2021

[Rezension] Lady Punk - Dagmar Chidolue

 


Titel: Lady Punk

Autor:  Dagmar Chidolue

Genre: Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 25. Juni 2009
Anzahl der Seiten: 232
Cover und Inhalsangabe: © Gulliver

Begonnen: 17.06.2021
Beendet: 21.06.2021



"Terry ist fünfzehn und sieht aus wie siebzehndreiviertel. Sie ist ein Biest und ganz schön verrückt. In diesem Sommer will Terry wissen, was es mit der Liebe auf sich hat und sie versucht, ihre Mutter und deren Freund Hugo auseinander zu bringen. Vor allem will sie ihren Vater C. W. Burger aufspüren, an dem sie mit den zärtlichsten Gefühlen hängt. Doch es kommt alles ganz anders ..."


"Lady Punk" von Dagmar Chidolue wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und beschreibt sehr anschaulich das Leben eines pubertierenden Mädchens, das auf den allerersten Blick alles zu haben scheint - alles bis auf Liebe.

Ich habe bereits andere Rezensionen gelesen, in denen kritisiert wird, dass Terry doch einfach nur eine verzogene Göre ist, die sich zusammenreißen sollte. Aber genau darum geht es in diesem Buch. Nie hat jemand Terry an die Hand genommen und ihr gezeigt, wie genau die Welt funktioniert. Da ist nur die Mutter, die ihre Zeit lieber mit Männern verbringt und ihre Großmutter, die durch ein Erbe sehr viel Geld angehäuft hat und Tochter und Enkelin ein "angenehmes" Leben ermöglicht. Terry ist weder aufgeklärt, noch hat sie den Hauch einer Ahnung, was Liebe denn überhaupt ist und wie man Gefühle ausdrückt. 

Für mich war es teilweise echt schlimm zu lesen, wie Terry krampfhaft versucht erwachsen zu werden, sich dabei aber immer mehr verliert. Stundenlang sitzt sie allein in Restaurants und stopft sich voll - denn Geld hat sie ja genug. Hier entsteht das sehr passende Bild eines Mädchens, das an Geld beinahe erstickt, während sie innerlich immer kälter wird und sämtliche Gefühle unterdrückt. Ihre einzige Hoffnung ist es, ihren leiblichen Vater kennenzulernen, den sie für ihren großen Retter hält, doch auch dies entpuppt sich als Sackgasse.

Trotz des doch sehr altmodischen Stils und einigen ungeschickten Formulierungen habe ich das Buch sehr gerne gelesen, muss aber auch sagen, dass es mich sehr mitgenommen hat, denn meine Familie ähnelt doch leider der von Terry. Es gibt viele Arten von Vernachlässigung und einige sind auf den ersten Blick als diese überhaupt nicht zu erkennen. Das Buch zeigt hier sehr schön, das vieles unter der Oberfläche verborgen liegt und das Geld weder Liebe ausdrücken noch ersetzen kann. Wieso sehen nur so viele Eltern nicht, was sie ihren Kindern antun? Ja, dass sie ihr ganzes Leben bereits zerstören bevor es überhaupt begonnen hat? Das Ende von "Lady Punk" ist sehr bitter, wenn nicht sogar frustrierend, denn es ändert sich nichts, absolut nichts ...


Geld kann keine Liebe ersetzen. Das zeigt diese Geschichte sehr anschaulich an einem rebellierenden Teenager, der auf den ersten Blick alles zu haben scheint, sich aber dennoch verloren fühlt. Ein lesenswertes Buch, das zeigt, wie Eltern ihre Kinder zerstören und es selbst noch nicht einmal merken ...

Ich vergebe 4 von 5.






Samstag, 24. Juli 2021

[Rezension] Die Verbrechen der Charlotte Brontë und das Geheimnis von Haworth - James Tully

 


Titel: Die Verbrechen der Charlotte Brontë und das Geheimnis von Haworth

Autor:  James Tully

Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 2003
Anzahl der Seiten: 295
Cover und Inhalsangabe: © dtv

Begonnen: 15.06.2021
Beendet: 17.06.2021



"Das Leben der Schwestern Charlotte, Emily und Anne Bronte mit ihrem Vater, dem verwitweten Pfarrer, und Branwell, dem Tunichtgut von Bruder, inmitten der einsamen Yorkshire-Moore war schon immer von Geheimnissen umwittert. Eine schaurige Geschichte mit Schwangerschaft und Serienmord über eine sehr berühmte viktorianische Familie."


Vor nicht allzu langer Zeit habe ich die Brontë-Schwestern für mich entdeckt und sowohl "Sturmhöhe" von Emily Bronte als auch "Jane Eyre" von Charlotte Brontë gelesen. Letzteres hat mir unfassbar gut gefallen. Nun habe ich in einem öffentlichen Bücherschrank dieses Buch entdeckt, das sich mit einer sehr düsteren Seite der Brontë-Familie auseinandersetzt.

Der Autor erzählt zu Beginn von einem Bericht der damaligen Haushälterin, der nun aufgetaucht ist und eine sehr bitterer Geschichte erzählt, die sich angeblich damals in dem alten Pfarrhaus zugetragen hat. Ich muss zugeben, dass ich mich mit den Brontë-Schwest nie wirklich intensiv beschäftigt habe, durch dieses Buch aber mein Interesse geweckt wurde. In großen Teilen besteht dieses Werk wohl aus Mutmaßungen, die der Autor am Ende jedes Kapitels auch mit Hintergrundwissen zu belegen versucht.

Einst ist aber definitiv klar: die Brontë-Schwestern waren keine Heiligen und vor allem Charlotte war teilweise eine echte Tyrannin. Interessant ist hier definitiv auch die Rolle des Hilfspfarrers Mr. Nicholls, der so viele Frauen um den Finger wickeln konnte und schließlich auch zu einer zentralen Figur in dieser Tragödie wurde.

James Tully deckt hier viele Widersprüche auf, die es in der öffentlichen Darstellung von Charlotte, Anne und Emily Brontë gibt und stellt viele Fragen, auf die es allerdings keine eindeutige Antworten mehr geben wird. Spannend fand ich besonders die Entstehung der drei Romane, die alle zur selben Zeit erschienen. Der Autor wirft hier auch die Frage auf, ob Emily einen Teil der Geschichte von "Sturmhöhe" von ihrem Bruder gestohlen hat. Klingt logisch, wenn man bedenkt, dass das Werk recht schnell die Perspektive von einem Mann zu einer Frau wechselt. Die einzelnen Tode haben mich hier sehr mitgenommen, vor allem, da weder der Bruder, noch die drei Schwestern ein solches Ende verdient hatten.

Charlotte Brontë wird hier als wohl unsympathischste der drei Schwestern dargestellt, die kaum Mitgefühl besaß und sich nach dem Tod ihrer Schwestern kaum getrauert hat. Allerdings ist der Titel hier doch irreführend, da es doch nicht ihre "Verbrechen" waren und gerade zum Ende hin klar wir, dass sie dieses Schicksal ebenfalls nicht verdient hat! Was auch immer sich damals wirklich zugetragen hat, das Mysterium rund um die drei Schriftstellerinnen ist fruchtbar spannend und weiß in diesem Buch, das sich zum Teil wie ein Roman und zum Teil wie ein Tatsachenbericht liest, definitiv zu unterhalten, zu berühren und zu schockieren.


Ein interessanter und fesselnde Einblick in die Familie Brontë  und die vielen kleinen Geheimnisse und Mysterien, die wohl nie befriedigend aufgedeckt werden, aber zu zahlreichen Mutmaßungen einladen. Eine spannende Lektüre!

Ich vergebe 5 von 5.

Donnerstag, 22. Juli 2021

[Rezension] Ein Fremder liegt in meinem Grab - Margaret Millar

 


Titel: Ein Fremder liegt in meinem Grab

Autor:  Margaret Millar

Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1973
Anzahl der Seiten: 395
Cover und Inhalsangabe: © SVB

Begonnen: 14.06.2021
Beendet: 16.06.2021



"Daisy Harker ist beunruhigt: Sie hat im Traum vor ihrem eigenen Grabstein gestanden und das Todesdatum gelesen — 2. Dezember 1955. Dieses Datum liegt vier Jahre zurück.
Daisy Harker wird mißtrauisch: Warum reagieren ihr Mann und ihre Mutter so seltsam, als sie ihnen von diesem Traum erzählt?
Daisy Harker sucht Klarheit: Sie will die Ereignisse dieses vergessenen Tages rekonstruieren und lässt sich dabei von einem sympathischen jungen Detektiv helfen.
Daisy Harker macht reinen Tisch: Als sich zeigt, dass sie bisher von Lüge, Heuchelei, Betrug, ja Verbrechen umgeben war, bricht sie auf in eine weniger gesicherte, aber hoffnungsvollere Zukunft."


Es ist kein Geheimnis, dass ich seit einigen Jahren großer Fan von Margaret Millar bin. Schon mit ihren ersten Buch hatte sie mich für sich gewonnen und nun bin ich jedes Mal unfassbar glücklich, wenn ich ein Werk von ihr in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckte.

So stieß ich nun auf "Ein Fremder liegt in meinem Grab", das die Geschichte von Daisy erzählt, die von ihrem eigenem Grab träumt und sogar das Datum darauf erkennen kann: der 2. Dezember 1955 und damit ein Tag, der bereits vier Jahre zurückliegt. Was soll das bedeuten? Ihr Mann Jim und ihre Mutter wollen nicht, dass sie Nachforschungen anstellt und damit ihr Glück gefährdet. Denn Daisy ist doch eine glückliche Ehefrau, nicht wahr?

Was ich so an Margaret Millar liebe ist ihr Geschick für wirklich fesselnde Ausgangslagen und Charaktere, die allesamt etwas vor sich oder anderen verbergen. Auch hier begegnen wir wieder einigen sehr vielschichtigen Personen. Zum einen ist da Daisy, die sich seit dem Traum fragt, ob sie innerlich bereits längst tot, zum anderen aber der Privatdetektiv namens Pinata, der in die ganze Sache hineingezogen wird und weder seine Eltern, noch seine eigene Abstammung kennt. 

Lange Zeit lässt sich Margaret Millar nicht in die Karten schauen und präsentiert mehrere Geschichten, die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, dann aber geschickt verknüpft werden. Millars wirft einen kritischen Blick auf die Gesellschaft, zeigt, dass es oft nur im den äußeren Schein geht und viel verdrängt wird, um innerhalb des Systems irgendwie zu funktionieren und wenn möglich nicht aufzufallen. Das dies aber nicht lange gut gehen kann, beweist diese Geschichte, in der zahlreiche Lügen und Geheimnisse aufgedeckt werden. Das Ende war so, wie ich es von der Autorin gewohnt bin, denn sie weiß zu überraschen und fordert den Leser auf, auch nach dem Buch noch über die eigenen Fehler nachzudenken. Klasse!


Auch mein nächstes Buch von Margaret Millar konnte mich aufgrund der vielschichtigen Thematik, den interessanten Charakteren und der kritischen Betrachtungsweise überzeugen. Wer Millar noch nicht kennt und keine Lust mehr auf moderne Ermittlerkrimis hat, die alle nach dem gleichen Schema ablaufen, sollte ihren Werken unbedingt einmal eine Chance geben!

Ich vergebe 5 von 5.




Dienstag, 20. Juli 2021

[Rezension] Moby Dick - Herman Merville

 


Titel: Moby Dick

Autor:  Herman Merville

Genre: Roman, Klassiker
Erscheinungsdatum: 1983
Anzahl der Seiten: 380
Cover und Inhalsangabe: © Lingen

Begonnen: 10.06.2021
Beendet: 14.06.2021



Das gewaltige Epos vom großen weißen Wal und Kapitän Ahab, abenteuerliche Reisen durch alle stürmischen Meere und die Geschichte von Ismael, der sich, des Festlands müde, auf den Ozean der Möglichkeiten begibt, indem er auf dem Walfänger ›Pequod‹ anheuert ...


Ich bin immer auf dem Suche nach Klassikern der Weltliteratur und habe nun "Moby Dick"  von Herman Melville in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt.

Der sehr abenteuerliche Roman beschäftigt sich mit der Walfischjagd und beschreibt die Monomanie von Kapitän Ahab, der nur noch ein Ziel im Leben hat: den legendären weißen Wal namens "Moby Dick", der ihm vor vielen Jahren ein Bein genommen hat, zu töten.

Aus der Sicht des aus einer angesehenen Familie kommenden Ismael, der sich nach dem Meer sehnt und schließlich mit seinem Freund Queequeg auf der "Pequod" landet, erleben wir eine wilde Schifffahrt. Der Leser lernt hier einiges über den Walfischfang, aber auch über die mehrere Jahre dauernde Fahrt auf einem Schiff. Ich würde sagen, dass mindestens ein Drittel des Romans nur aus Fakten besteht, die für mich aber gut in den Fließtext eingebaut wurden und zu keiner Zeit langweilten. Das Fangen der Wale und die anschließende Verarbeitung ihrer Körper hat mich beim Lesen schon sehr mitgenommen. Hier stellt sich nur eine Frage: Warum fühlt sich der Mensch so erhaben, über Leben und Tod zu entscheiden und anderen Lebewesen so etwas Grausames anzutun?

Der Schreibstil selbst wirkt sehr altmodisch und in dieser doch sehr alten Übersetzung war es für mich an einigen Stellen, besonders wenn sehr viel auf einmal passiert, nicht einfach, dem Geschehen zu folgen. Ich habe beim Lesen viel mehr Konzentration gebraucht als bei anderen Werken. Dennoch halte ich "Moby Dick" dennoch auch heute noch für einen sehr spannenden Roman, der interessante Charaktere besitzt und zeitgleich sehr viel Wissen vermittelt. Ich denke aber, dass es bessere Übersetzungen gibt als diese hier ...



Die Geschichte eines Kapitäns, der in seinem Wahn sein eigenes Leben und das seiner Mannschaft aufs Spiel setzt. Ein wahrer Klassiker, der sich zwar nicht einfach lesen lässt, aber dennoch eine fesselnde Geschichte und sehr viel Wissen vermittelt, wenngleich auch einen sehr altmodischen Stil besitzt!

Ich vergebe 4 von 5.












Sonntag, 18. Juli 2021

[Rezension] Post Mortem - Guy Cullingford

 


Titel: Post Mortem

Autor:  Guy Cullingford

Genre: Krimi, Thriller
Erscheinungsdatum: 1977
Anzahl der Seiten: 234
Cover und Inhalsangabe: © Diogenes

Begonnen: 09.06.2021
Beendet: 11.06.2021


"Für ihn selber nicht überraschend wird der Schriftsteller Gilbert Worth ermordet. Sehr zu seinem Erstaunen findet er sich neben seiner Leiche wieder und kann sich nun auf die Suche nach seinem Mörder machen, ohne dass geschlossene Türen für ihn ein Hindernis wären."


Guy Cullingford ist das Pseudonym einer Frau, die zu ihren Lebzeiten unter einem männlichen Namen veröffentlicht hat. Ihr richtiger Name lautet Constance Lindsay Taylor und nachdem ich jetzt mein allererstes Buch von ihr gelesen habe, kann ich nur sagen, dass sie eine sehr talentierte und außergewöhnliche Frau war.

"Post mortem" ist ein origineller und vor allem auch unfassbar spannender Krimi. Im Mittelpunkt steht der Autor Gilbert Worth, der als Geist die Wahrheit über seinen eigenen Tod herausfinden muss, der für alle erst einmal wie ein Selbstmord aussieht. Doch Gilbert weiß, dass er sich nicht selbst getötet hat. Fast jeder in der Familie, in der Dienerschaft und auch in seinem Bekanntenkreis scheint ein Motiv zu haben und Gilbert erkennt selbst schließlich, welch großer Egoist er zu Lebzeiten war.

Interessant ist hier erst einmal, dass Gilbert ein sehr unsympathischer Mensch ist, gleichzeitig aber die Eigenarten vieler Künstler widerspiegelt. Er hat sich immer nur um sein Schreiben gekümmert, hat seine Kinder nie geliebt, seine Frau vernachlässigt und sogar eine Affäre mit seiner Sekretärin angefangen. Die Autorin hat es geschafft, hier einen sehr menschlichen, unperfekten Künstler darzustellen und den Leser dennoch zu motivieren, ihn und seine Eigenarten zu verstehen.

Als Autorin habe ich dieses Buch besonders genießen können, denn es gibt viele Einblicke in die typischen Probleme eines Künstlers. Sei es das Unverständnis des eigenen Umfeldes, das ständige Grübeln, das mitunter von anderen Menschen als unhöflich und egoistisch aufgefasste Verhalten und das Urteilen über die eigene Existenz. Es gibt sehr tiefgründige Einblicke in das Leben eines Schriftstellers. Guy Cullingford hat mir hier wirklich aus der Seele gesprochen.

Auch der Kriminalfall ist spannend und kreativ. Gilbert beobachtet hier verschiedene Gespräche und setzt so nach und nach das Puzzle zusammen, um am Ende zu erkennen, wie es zu seinem Tod kam. Die Auflösung ist tragisch, bitter und passt hier perfekt zu der Geschichte, die doch zeigt, wie wenig wir Menschen einander doch verstehen und wie sehr wir uns nicht umeinander bemühen ... Dabei sollten uns gerade die Andersartigkeiten dieser Welt miteinander verbinden ...


"Post mortem" ist ein vielschichtiger und spannender Krimi, in dem ein Autor seinen angeblichen Selbstmord ergründen muss und dabei die eigenen Fehler aufzeigt bekommt. Ein spannendes Werk, in dem sich besonders Autoren wiederfinden werden! Für mich ein echtes Highlight

Ich vergebe 5 von 5 mit Extratropfen.





Freitag, 16. Juli 2021

[Rezension] Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe - Rainer Moritz

 


Titel: Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe

Autor:  Rainer Moritz

Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2010
Anzahl der Seiten: 256
Cover und Inhalsangabe: © Piper

Begonnen: 08.06.2021
Beendet: 09.06.2021


"Ein Appartement am Montmartre, ein erfüllender Beruf, Freunde: Eigentlich könnte Nathalie Cottard glücklich sein. Warum aber bringt sie dann ein Wasserschaden so aus der Fassung? Fehlt ihr doch etwas? Als ihr Wohnungsnachbar, der scheue Robert Bernthaler, auf den Plan tritt, muss sie sich eine ganz neue, entscheidende Frage stellen: eine Pariser Buchhändlerin und ein deutscher Korkenverkäufer – kann das gut gehen?"


"Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe" war mal wieder so ein zufälliger Bücherschrankfund, bei dem mich vor allem der Klappentext angesprochen hat. Die Story selbst lässt sich schnell zusammenfassen. Eine Buchhändlerin namens Nathalie hat einen Wasserschaden und lernt so ihren Nachbarn Robert kennen. 

Die Geschichte ist sehr kurz und kam mir beim Lesen doch sehr unbedeutend vor. Rainer Moritz hat dabei einen sehr eigenwilligen Stil. Dialoge werden nicht gekennzeichnet und so hatte ich doch Schwierigkeiten dabei zu erkennen, was die beiden Protagonisten denn denken und was wirklich sagen. Das Lesen selbst war alles andere als entspannt, die Geschichte selbst hingegen hatte schon etwas Einschläferndes an sich.

Nathalie und Robert waren mir eine Spur zu langweilig. Während Robert bei einer Korkenfirma arbeitet und auch ausgiebig darüber berichtet, ist Nathalie Buchhändlerin, wirkt aber, auch wenn sie selbst das Gegenteil von sich behauptet, etwas leidenschaftslos.

Rainer Moritz will mit diesem Roman eine ganz gewöhnliche "Liebe" aufzeigen, in der es einfach nur um das Kennenlernen beziehungsweise Annähern zweier Menschen geht. Romantik oder gar große Gefühle sucht man hier vergebens. Auf mich wirkte der Roman etwas lieblos, der Fokus lag eher auf der Beschreibung von Paris und den zahlreichen kulinarischen Köstlichkeiten, die der Autor hier mit mehr Leidenschaft beschreibt als seine Charaktere. Für mich leider ein Buch, das nach den Lesen direkt wieder verpufft ...


Ein Liebesroman, der überhaupt kein Liebesroman sein will und sich in Nebensächlichkeiten verliert ... Nathalie und Robert werde ich recht schnell wieder vergessen haben!

Ich vergebe 3 von 5.



Mittwoch, 14. Juli 2021

[Rezension] American Gods - Neil Gaiman

 


Titel: American Gods

Autor:  Neil Gaiman

Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 2003
Anzahl der Seiten: 600
Cover und Inhalsangabe: © Heyne

Begonnen: 04.06.2021
Beendet: 09.06.2021


"Als Shadow aus dem Gefängnis entlassen wird, ist nichts mehr wie zuvor. Seine Frau wurde getötet, und ein mysteriöser Fremder bietet ihm einen Job an. Er nennt sich Mr. Wednesday und weiß ungewöhnlich viel über Shadow. Er behauptet, ein Sturm ziehe auf, eine gewaltige Schlacht um die Seele Amerikas. Eine Schlacht, in der Shadow eine wichtige Rolle spielen wird ...

Eines der meistbeachteten Bücher des letzten Jahrzehnts: eine kaleidoskopische Reise durch die Mythologie und durch ein Amerika, das zugleich unheimlich vertraut und völlig fremd wirkt. Erstmals ungekürzt auf Deutsch und komplett neu übersetzt."


Als ich dieses Buch entdeckt habe, wusste ich noch nichts von der Serie, die es dazu gibt. Da ich aber gerade "Ragnarök" auf Netflix geschaut und wirklich geliebt habe, wollte ich nun ein Buch lesen, in dem es ebenfalls um alte Götter in der modernen Welt geht.

Am Anfang konnte mich Neil Gaiman mit seinen "American Gods" wirklich in den Bann ziehen. Wir lernen hier erst einmal Shadow kennen, der aus den Gefängnis entlassen wird und schließlich erfährt, dass seine Frau bei einem Autounfall und Leben gekommen ist. Im Flugzeug trifft Shadow auf Mr. Wednesday, der ihm einen Job anbietet. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Shadow noch nicht, dass er bald die Welt der Götter betreten wird und dass Mr. Wednesday kein geringerer als der Allvater Odin ist.

Es beginnt ein echt verrückter Roadtrip und Shadow lernt einige moderne Götter kennen. Ich war überrascht, wie viele Begegnungen es gibt. Die Charaktere sind definitiv gelungen, auch wenn für mich an vielen Stellen die Parallelen zu den Göttern nicht wirklich ersichtlich war. Der Autor reist zudem auch munter in der Zeit umher, um noch mehr Geschichten einzubauen. Dadurch wirkte das Buch auf mich aber doch sehr überladen.

Es fiel mir schwer, einen roten Faden zu erkennen. Ich wusste nicht, worauf die Geschichte nun abzielt und muss daher sagen, dass sich das Buch leider etwas verliert. Meine anfängliche Begeisterung hat nachgelassen und ich war etwas enttäuscht über das Ende und diesen "Krieg", den ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden habe.

Nichtsdestotrotz ist Neil Gaiman hier aber ein einzigartiges und sehr vielschichtiges Werk gelungen, das vollgepackt mit witzigen Ideen und sehr originellen Einfällen ist. Eine mangelnde Fantasie kann man dem Autor definitiv nicht vorwerfen. Eine Bewertung fiel mir an dieser Stelle wirklich schwer, viele Abschnitte fand ich genial, andere enttäuschend. Fairerweise muss ich aber sagen, dass die Geschichte zu keinem Zeitpunkt langweilig oder gar vorhersehbar wird, daher ist es definitiv kein herkömmlicher Roman, Thriller, Fantasyroman, sondern in Werk, das in seiner Vielschichtigkeit in der Bücherwelt nicht allzu oft aufzufinden ist.


Etwas überladen, aber dennoch voll mit originellen Ideen erzählt der Autor hier von einem echte verrückten Roadtrip, bei dem es so einige Göttersagen zu entdecken gibt!

Ich vergebe 4 von 5.


Montag, 12. Juli 2021

[Rezension] Gut. Besser. Das Beste auf der Welt - Johanna Lindbäck

 

Titel: Gut. Besser. Das Beste auf der Welt

Autor:  Johanna Lindbäck

Genre: Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 2005
Anzahl der Seiten: 369
Cover und Inhalsangabe: © Beltz & Gelberg

Begonnen: 04.06.2021
Beendet: 07.06.2021


"Nach einem Jahr London kommt Sara zurück nach Luleå. Nichts hat sich verändert – aber für Sara ist alles anders: Soalsoballesnormalwäreaberichsterbe. Sie verliebt sich in Adrian, wenn da nicht ihr Ex wäre ... Eine aufregend authentische Liebesgeschichte, rasant, knisternd, witzig erzählt - ein Liebesdrama."


"Gut. Besser. Das Beste auf der Welt." war ein Buch, das ich aus einem witzigen Grund aus einem öffentlichen Bücherschrank gefischt habe: nämlich dieser seltsame Kinn-Kuss auf dem Cover. Soll das ein Filmkuss sein? Oder mögen die beiden sich einfach nur nicht besonders?

Die Geschichte ist eine typische Teenie-Pubertätsgeschichte bei dem vieles wohl mehr Schein als Sein ist. Sara war einst mit Mattias zusammen, war dann aber ein Jahr in England und hat kurz davor mit ihm Schluss gemacht. Nach ihrer Rückkehr fühlt sie sich aber wieder zu ihm hingezogen, während er sie ignoriert und dir Trennung noch nicht verkraftet hat. Nun versucht Sara, sich wieder mit ihm anzufreunden, zeitgleich lernt sie aber einen süßen langhaarigen Typen namens Adrian kennen ...

Als richtige Liebesgeschichte würde ich das Buch nicht bezeichnen. Dafür fehlen einfach die Emotionen. Es ist im Grunde nur ein Hin und Her zwischen Matthias und Adrian. Saras Verwirrtheit ist hier gut dargestellt und das Buch wirkt vom Stil auch sehr jugendlich und frisch. Dies liegt wohl daran, dass es immer wieder viele Sätze auf Englisch gibt und auch die Dialoge sehr modern gehalten sind.

Richtig fesseln konnte mich das Buch allerdings nicht. Sara ging mir irgendwann auf die Nerven, vor allem da sie sich einfach nicht entscheiden kann und gleichzeitig selbst tierisch eifersüchtig ist. Zudem wirkt sie sehr egoistisch und irgendwie auch bei keinem der Jungs wirklich verliebt. Auch die Themen "Sex" und "das erste Mal" wurden für mich nur starr abgearbeitet und ich bekam das Gefühl, dass die Autorin sich keine Gedanken darüber gemacht hat, wie das bei gerade jüngeren, unerfahrenen Lesern ankommen könnte. Vor allem da auch vermittelt wird, dass es total unwichtig ist, zu verhüten ... Das geht für mich leider überhaupt nicht ...


"Gut. Besser. Das Beste auf der Welt." ist ein nettes Buch für Zwischendurch, das sich zwar einfach lesen lässt, aber leider kaum Emotionen besitzt ... 

Ich vergebe 3 von 5.