Cover © Diogenes |
Guy Haynes, ein Architekt mit dem sich wohl jeder Leser irgendwie identifizieren kann, lernt auf
einer verhängnisvollen Zugfahrt Charles Bruno, eine recht durchgeknallten Kerl, der seinen Vater hasst und schon lange über den perfekten Mord grübelt. Da Guy mit seiner Noch-Ehefrau einigen Stress hat, da sie von einem anderen Mann schwanger ist, sich aber dennoch nicht scheiden lassen will, kommt Bruno auf eine abstruse Idee. Warum tötet er nicht Guys Frau und Guy im Gegenzug Brunos Vater? Beide können sich so ein wasserdichtes Alibi verschaffen.
Das Buch ist ein echter Krimi, der zum Glück ohne große Ermittlungsarbeit auskommt. Wie bereits in meiner Rezension erwähnt, geht in den Krimis von Highsmith eher um das "Whydunit", also das große Warum hinter einer Tat. So begleiten wir in diesem Buch einen jungen Mann, der eigentlich nur friedlich und vor allem glücklich leben will, dann aber in die Fänge eines Psychopathen gerät. Besonders toll fand ich bei diesem Buch, das definitiv nicht mein letztes der Autorin gewesen ist, die psychologische Tiefe. Ein unschuldiger und gesetzestreuer Mensch wird hier so stark manipuliert, dass die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt. Ist wirklich jeder dazu fähig, einen Mord zu begehen?
Hin und wieder finde ich Schwarz-Weiß-Filme sehr interessant. So konnte ich es mir nicht nehmen lassen, auch die Verfilmung dieses Krimis anzuschauen, die unter dem Namen "Der Fremde im Zug" (OT: Strangers in the Train) erschien. Unter der Regie von Alfred Hitchcook, der mich schon in jungen Jahren mit "Psycho" begeistert hat, erwartete ich hier eine tolle Umsetzung dieses spannenden Krimis. Leider weicht die Handlung hier enorm von der Geschichte des Buches ab.
Hätte ich das Buch nicht kurz vorher gelesen und wäre ich nicht so begeistert gewesen, so hätte ich beim Schauen des Filmes wohl ein Auge (oder auch zwei ...) zugedrückt. Doch beim Film fielen mir sofort jede Menge Schwachstellen auf, was vor allem wohl auch daran lag, dass die Handlung sehr stab abgeändert wurde.
Obwohl die Schauspieler größtenteils wirklich gute Arbeit geleistet haben, kommt hier leider kaum Spannung auf. Farley Granger in der Rolle als Guy Haynes bleibt recht blass, seine innere Zerrissenheit, die im Buch solch ein zentrales Thema spielt, ist im Film nicht greifbar. Bis zum großen Showdown bleibt er ohne eigenen Antrieb und lässt sich mehr oder weniger durch die Geschichte treiben. Hier glänzt zwar seine liebende Partnerin Anne Morton, er selbst wirkt dadurch aber furchtbar träge und eintönig.
Einzig und allein die weiblichen Personen, allen voran Alfred Hitchcooks Tochter Patricia Hitchcook fand ich passend. Bei allen anderen Charaktere fehlte mir das Gefühl. Guy Haynes wirkte so teilnahmslos und Bruno leider nicht wie der Verrückte aus der Originalgeschichte. Mir kam er, bis auf ein paar Ausnahmen, zu weich vor. Ihm fehlte die Härte, aber auch gleichzeitig dieses Gewissen, dass ihm im Buch bereits zu Beginn geplagt hat ...
Unterhalten konnte mich der Film größtenteils zwar schon, war durch diverse Logiklücken aber auch unfreiwillig lustig. So steht hier definitiv nicht das "perfekte Verbrechen" in Mittelpunkt, denn von Anfang an gibt es kein echtes Alibi und dadurch auch nur eine sehr stümperhafte Tat. Zum anderen wird am Ende versucht, noch Spannung mit einem recht unlogischen Beweisstück gemacht - das, sollte es an einem Tatort gefunden werden, an dem tausende Menschen seit dem Mord waren, eigentlich nichts aussagen sollte. Dennoch fand ich aber den großen Showdown als Unterhaltungswerk ganz gut, im Gesamtwerk empfand ich den Film aufgrund vieler Logikfehler leider deutlich schwächer als das Buch ...
Hier gewinnt, wie so oft, mal wieder das Buch, allerdings mit deutlichem Vorsprung! So unterhaltsam der Film auch ist, er hat mit der Handlungs der Originalgeschichte wenig zu tun. Das Ende wurde komplett abgeändert und verliert daher auch seinen Nachklang. Der Film beschäftigt sich nicht mit den moralischen Fragen des Buches, bietet keinen Einblick in die Psyche unserer beiden Charaktere und dient allein der Unterhaltung. Wenn man den Kopf abschaltet und nicht mitdenkt, ist es ein guter Film mit für die Zeit tollen Kameraeinstellung - allerdings für mich kein Meisterwerk ...
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