Titel: Das Haus der bösen Träume
Autor: F.R. Tallis
Genre: Roman
Verlag: btb
Seitenzahl: 352
Cover und Inhaltsangabe © btb
"Suffolk, 1950er Jahre: Der junge Psychiater James Richardson tritt eine Stelle in Wyldehope Hall an, einer Privatanstalt unter der Leitung des renommierten Professor Maitland. Weitgehend allein bleibt ihm die Führung der Klinik überlassen; u.a. die Betreuung einer besonderen Station im Kellergewölbe des alten Hauses. Dort sind sechs Patientinnen in einen künstlichen Dauerschlaf versetzt – laut Maitland eine neuartige Behandlung ihrer psychischen Störung. Doch dann kommt eine junge Nachtschwester zu Tode, kurz nachdem sie in panischer Angst aus dem Keller floh. Richardson beschleichen Zweifel …"

Alte und düstere Psychiatrien finde ich schon lange interessant und bei F.R. Tallis "Das Haus der bösen Träume" hat mich besonders die Tatsache angesprochen, dass das Buch in den 50ern spielt. Wie wir alle ja wissen, war die Psychologie zu dieser Zeit noch nicht besonders weit und es gab zahlreiche Experimente von strebsamen Psychologen und Ärzten, die nicht das Wohle des Patienten im Vordergrund gesehen haben.
Dieses Thema schneidet der Autor, der selbst auch Psychologe ist, in diesem Buch an und die Geschichte besticht für mich vor allem durch die gründliche Recherche. Es werden verschiedene Behandlungsmethoden gezeigt, wodurch der Schreibstil aber immer öfter ein wenig ins medizinische abtriftet und ein wenig an Spannung verliert! Trotzdem muss ich sagen, dass ich hier sehr viele interessante Fakten dargeboten bekommen habe, besonders das Thema "Schlafkur", also Heilung durch einen künstlich zugeführten Schlaf, empfand ich hier als sehr spannend!
-James Richardson-
James ist ein junger Psychologe, der zu Beginn der Geschichte einen Job an der Privatklinik Wyldehope Hall angeboten bekommt. Er wirkt noch recht unerfahren, jung, aber wissbegierig. In der Anstalt angekommen wird er sofort mit den dortigen Behandlungsmethoden vertraut gemacht und lebt sich schnell ein.
Als Arzt trägt er eine gewisse Verantwortung in Wyldehope Hall und versucht, den Patienten zu helfen. Er findet jedoch heraus, dass der Leiter der Klinik, Hugh Maitland, ganz eigene Ziele verfolgt und die Hintergrundgeschichten der Patienten für unwichtig einstuft.
-Hugh Maitland-
Der Leiter der Klink möchte im Grunde nur eines: Erfolg. Er schreibt selbst Bücher zum Thema Psychologie und "experimentiert" ein Wenig mit seinen Patienten. Maitland selbst war mir eim Lesen oft unsympathisch, auch wenn er nur eine Randfigur war!
-Jane Turner-
Ich war mir erst unsicher, ob ich Jane Turner ebenfalls in dieser Charakterbeschreibung erwähnen soll, aber ich denke, dass auch sie eine wichtige Rolle in dieser Geschichte spielt. James geht es nämlich nicht nur um die Arbeit, nein, es entwickelt sich auch eine kleine "Liebesgeschichte", die einen großen Teil der Geschichte einnimmt!
Jane ist Krankenschwester in der Anstalt und es wird schnell deutlich, dass sie ein Auge auf James geworfen hat. Doch die Geschichte der beiden entwickelt sich in eine ganz andere Richtung!
Schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass "Das Haus der bösen Träume" von F.R. Tallis ein Buch ganz nach meinem Geschmack ist. Die düstere Stimmung der Anstalt war direkt nach James Ankunft zu spüren und ich habe alle Fakten bezüglich der Schlafkur und der Behandlung der Patienten in mich aufgezogen. Ich habe mich so gefühlt, als wäre ich selber Arzt und müsste mich um all die kranken Seelen dort kümmern.
Die ersten 100 Seiten habe ich direkt in mich aufgezogen und voller Spannung den ersten Gruselmoment erwartet, doch leider wurde ich enttäuscht. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich allgemein zu abgehärtet bin, aber eine gruselige Atmosphäre kam bei mir leider zu keinem Zeitpunk auf! Der Hauptgrund hierfür war für mich auf jeden Fall der Schreibstil, der bei psychologischen Erklärungen sehr gut funktioniert, aber in Momenten der Spannung leider versagt hat!
Aufgrund der streckenweise fehlenden Spannung verlor das Buch für mich ab der Hälfte einen gewissen Reiz. Ich habe es zwar immer noch gerne gelesen, aber mir fehlten diese Momente, die mein Herz zum rasen bringen! Zwar gab es einige Vorkommnisse, die für mich aber zu beiläufig wirkten, beinahe zu unwichtig! Der liebe James, seine Liebesgeschichten und seine Strebsamkeit nehmen einen großen Teil der Geschichte ein und für mich fehlte es gerade im Mittelteil an Atmosphäre!
Das Ende hat dann aber noch zum Nachdenken angeregt und es gibt hier einen echten Schlüsselmoment mit einem tollen Zitat. (Das ich an dieser Stelle aufgrund von Spoilern aber nicht erwähnen werde!) Zwar habe ich mit dieser Art der Auflösung gerechnet, doch es gab dennoch einen Wow-Moment!
Ob es in Wyldehope Hall spukt oder nicht, werdet ihr wohl alleine herausfinden müssen. Trotz fehlendem Grusel verbirgt sich in diesem recht unscheinbaren Buch doch eine interessante Geschichte, die zum Miträtseln und eigenem Nachdenken auffordert!
Ich vergebe 4 von 5 Käseratten.