Autor: Charles Dickens
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: erstmals 1838
Anzahl der Seiten: 336
Bereits gelesene Bücher des Autoren: keins
Erscheinungsdatum: erstmals 1838
Anzahl der Seiten: 336
Bereits gelesene Bücher des Autoren: keins
"Oliver Twist kämpft sich durchs Leben der Londoner Unterschicht. Eines Tages fällt er der Gaunerbande des alten Fagin in die Hände und wird zum Stehlen gezwungen. Als er sich erwischen lässt, muss Oliver ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung wartet die Bande bereits auf ihn. Doch dann taucht der mysteriöse Mr Brownlow auf …"
Endlich habe ich mein erstes Buch von Charles Dickens gelesen, denn wie ich bereits angekündigt hatte, soll der Mai ganz im Zeichen der großen Klassiker stehen und mich der einen oder anderen älteren Lektüre näherbringen. Zwar geht es bei mir im Privaten gerade drunter und drüber, was gerade das Lesen solcher anspruchsvollen Werke etwas mühselig macht, aber dennoch werde ich mich mit den Klassikern ein wenig auf andere Gedanken bringen.
Kommen wir hier auch nun zum Schreibstil und Aufbau des Buches. Es ist keine Lektüre, die einfach zu lesen ist. Teilweise habe ich einen klaren Kopf gebraucht, was mir momentan recht schwer fiel. So ehrlich und treffend Charles Dickens Stil auch ist, so wirr ist er auch teilweise - was ich vor allem auf die Vielzahl der auftretenden Personen schiebe.
Ich benötigte gerade zum Ende hin, als Oliver Geschichte komplett in den Händen anderer lag, eine hohe Konzentration und hätte das Buch mit einem freieren Kopf wohl noch eine Spur intensiver genießen können! Der Schreibstil hat mir aber zugesagt, denn es war spürbar, wie tief Charles Dickens selbst in der Geschichte rund um seinen kleinen Helden drin war und wie viel Freude ihn das Ausarbeiten der Story gemacht hat.
- Oliver Twist -
Wie der Titel es vermuten lässt, steht natürlich Oliver Twist selbst im Fokus der Geschichte. Wir erleben seine Geburt, sehen wie er in einem Waisenhaus aufwächst und stets ungerecht behandelt wird. Niemand will ihn haben, nicht einmal für Geld und das hat mir beim Lesen des Anfangs fast das Herz gebrochen.
Oliver habe ich schon nach wenigen Seiten in mein Herz schließen können. Er ist ein toller, wenn auch noch recht naiver Junge, der vollkommen einsam ist und im Armenhaus wie Abfall behandelt wird. Seine Geschichte ist tragisch, hat mich berührt und am liebsten wäre ich selbst in das Buch gestiegen, um ihn zu beschützen.
Oliver Twist ist der Held dieses Romans, ein kleiner Junge, der trotz etlicher Rückschläge immer wieder aufsteht und weitermacht. Klar, an dieser Stelle muss ich zugeben, dass Charles Dickens mit ihm als Protagonisten einen viel zu gebildeten, klugen und zuvorkommenden Jungen erschaffen hat, wenn man im Hinterkopf behält, wie er aufgewachsen ist!
- Mr. Brownlow -
Mr. Brownlow ist der erste Mensch, der ehrliches Interesse an Oliver zeigt und ihm vertraut, obwohl ihm bewusst ist, dass Oliver selbst auf die schiefe Bahn geraten ist. Er glaubt an das Gute ihn ihm, auch als ein weiteres Mal enttäuscht wird.
Die Geschichte, wie Oliver zu Mr. Brownlow kommt ist sehr tragisch, genau wie der Moment, als er diesen wieder verlassen muss. Ich hatte stets gehofft, dass sich ihre Wege noch ein weiteres Mal kreuzen werden, denn Mr. Brownlow hat Oliver geachtet und respektiert.
- Nancy -
Eigentlich sollte ich bei den Charakteren den Oberbösewicht und Anführer der Diebesbande Fagin erwähnen, aber ich habe mich stattdessen für Nancy entschieden, denn sie war ein Charakter, den ich ebenfalls sehr mochte. Sie stellt sich tapfer auf Olivers Seite, obwohl sie selbst Teil der Verbrecherbande ist. Ihr eigenes Leben ist ihr egal, denn es ist ihrer Meinung nach eh verschwendet.
Ich habe mit Nancy gebangt, dass auch sie die Chance auf einen Neuanfang bekommt, weswegen ich ihre Geschichte am traurigsten in diesem Buch fand. Beinahe berührender als die von Oliver Twist selbst.
Der Beginn der Geschichte beschreibt die Geburt Oliver Twists und eine ersten Lebensjahre. Es wird schnell klar, dass er nirgends einen Platz in dieser Welt zu haben scheint und er vollkommen einsam ist - Ein Grund warum ich mich gut mit ihm identifizieren konnte. Seine ersten Lebensjahre waren voller Qual und Leid und er hatte dennoch stets Hoffnung, dass alles irgendwann besser werden würde.
Oliver Twist selbst ist ein kleiner Held, der sich zwar aufgrund seines Alters fast wie eine Marionette von einem Ort zum anderen leiten lässt und das Unrecht der damaligen Zeit am eigenen Leib spüren muss, dennoch aber immer nur das Gute in den Menschen sieht. Verstehen konnte ich Oliver deswegen nur bedingt, aber ich denke, dass auch eine gewisse Naivität eine Rolle spielt. Interessant ist auf jeden Fall, dass er sich nicht selbst aufgibt und nicht Teil der Verbrecherbande sein will.
Die Geschichte beschreibt die Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit, die Unterschiede zwischen Arm und Reich und auch die Hoffnungslosigkeit, die viele Menschen zu Verbrechern werden lässt. Die Diebesbande, die selbst auch im Zentrum dieser Geschichte steht und vor nichts zurückschreckt, soll aber auf jeden Fall der Abschreckung dienen, die Einzelschicksale sind allerdings berührend.
Ich muss gestehen, dass ich dachte, "Oliver Twist" wäre nur eine einfache "Abenteuergeschichte" über einen Jungen, der auf der Straße überleben muss, doch hier steckt noch viel mehr dahinter. Oliver selbst ist nämlich Teil einer Intrige, einer großen Lüge, die auch sein Leben bestimmt. Gerechnet hätte ich mit solch einer "Auflösung" seiner Geschichte nicht und weiß auch nicht, ob es das "Happy End" ist, das ich erwartet hatte.
Trotz meiner Kritik kann ich aber sagen, dass mich das Buch mit auf die Reise genommen hat. Ich
habe mit Oliver mitgefiebert, mit ihm gehofft und gelitten. Der Roman ließ sich erstaunlich gut lesen, erfordert aber aufgrund vieler auftauchender Personen eine hohe Konzentration. Dennoch kann ich es weiterempfehlen und freue mich schon darauf, weitere Bücher von Charles Dickens entdecken zu dürfen.
Hallo Jessi,
AntwortenLöschengroßartig, dass dir "Oliver Twist" so gut gefallen hat! Das Buch wird überall so sehr gelobt, aber ich komme mit Dickens einfach nicht zurecht. Sein Schreibstil ist so überhaupt nicht meins und daher habe ich nach zwei Versuchen aufgegeben. Stimmt, man muss sich konzentrieren, aber das allein war nicht mein Problem, weil ich zB mit Dostojewski schon zurecht komme. Aber egal, es freut mich, dass du Dickens und andere Klassiker für dich entdeckst.
Liebe Grüße,
Nicole
Hi Nicole :D
LöschenJa, ich dachte auch lange Zeit, Dickens wäre nichts für mich, sein Stil ist auch echt distanziert, aber er hat eine guten Sinn für Beobachtungen und Beschreibungen, das gefällt mir! :D Aber ich kann auch verstehen, dass er dir nicht so gefällt, das Thema hatten wir ja schon bei "Herr der Fliegen", der William Golding hat wohl eine ähnliche nüchterne Art!
Liebe Grüße
Jessi
Hallo Jessi,
Löschenja, das stimmt. Wobei mich Golding schon bei der Stange halten konnte, Dickens eher nicht. Für mich ist er das Pendant zu Jane Austen - mit ihr komme ich ja auch nicht zurecht. :D
Liebe Grüße,
Nicole
Hi Nicole :D
LöschenIch muss sagen, dass ich Goldings Stil anstrengender als den von Dickens fand! ;) Aber ich mag auch Jane Austen sehr gerne, im Moment lese ich ja "Emma" und mag ihren Stil, er ist doch tiefgründiger als der von Dickens! ;)
Liebe Grüße
Jessi