Donnerstag, 19. Februar 2015

Sorry - Zoran Drvenkar

Titel: Sorry
Autor: Zoran Drvenkar
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Seitenzahl: 400 Seiten
Genre: Thriller
ISBN: 978-3548281834

Inhalt

"Die fetten Jahre sind vorbei. Eine gute Geschäftsidee ist gefragt. Frauke, Tamara, Kris und Wolf, vier junge Berliner, stört, dass sich niemand mehr für nichts verantwortlich fühlt. Sie setzen auf die heilsame Kraft eines einfachen »Sorry« und gründen eine »Agentur für Entschuldigungen«. Erstaunt stellen sie fest, dass die Resonanz überwältigend ist. Bis Kris eines Tages am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche findet. Und den Auftrag, sich bei ihr zu entschuldigen. Die vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, das immer perfider und grausamer wird. Ihr Angebot rüttelt die Geschäftswelt auf, denn sie entschuldigen sich für die Vergehen von Unternehmen. Sie bieten den Schuldigen Unterstützung an und helfen den Opfern. Sie selbst verdienen viel Geld damit, die vier jungen Berliner, die diese clevere Geschäftsidee hatten, irgendwann, bevor alles anfing. Immer mehr Menschen erleichtern über sie ihr Gewissen - als ihnen eines Tages jemand den Auftrag erteilt, eine Tote um Verzeihung zu bitten für die unvorstellbaren Qualen, unter denen sie starb. Hier schnappt die Falle zu. Die Lektion, die der Auftraggeber ihnen ab jetzt erteilt, ist voller Dunkelheit: Wie Schachfiguren werden sie auf eine Spur der Grausamkeit gesetzt, auf der es keine Vergebung gibt, kein Schwarzweiß mehr zwischen Opfer und Täter."

Charaktere

Die Charaktere sind ähnlich wie in all den anderen Büchern von Zoran Drvenkar auf der einen Seite sehr tiefgründig gezeichnet, doch der Autor gibt diese Charaktertiefe nur Stückchenweise und lässt dabei sehr viel im Schatten. Das ist bemerkenswert. Bei Zoran Drvenkars Geschichten habe ich nie das Gefühl, dass es einen Protagonisten gibt. Nein, alle Charaktere bilden eine Einheit und spielen zugleich eine wichtige Rolle in dem Verlauf des Buches, wie Schachfiguren, die nach und nach gesetzt werden. Für den Leser ist es schwer, zu entscheiden wer gut und böse ist, Vielleicht ist es eine Art zu zeigen, dass gut und böse nicht zwangsläufig von einander getrennt sein müssen. Nein, vielleicht vereint jeder Mensch sowohl gut und böse.

Meine Meinung

Zoran Drvenkar gehört für mich seit "Du" und "Still" zu den besten Thrillerautoren. Seine Bücher muss man genießen, sie sind schon allein sprachlich ein echtes Highlight. Ich hoffe, der Autor wird diesen Stil niemals verlieren, denn er ist besonders und einzigartig. Auch in "Sorry" setzt er diesen Stil konsequent durch. Die gewohnte "Du"-Sichtweise ist auch hier vorhanden und sie bringt wirklich wieder Spannung in die ganze Story. Leider muss ich jedoch sagen, dass "Sorry" von dem Inhalt her nicht so ganz an "Du" oder "Still" herankommen.

"Sorry" ist wie die anderen Thriller von Zoran Drvenkar ein Buch, das man nicht mal eben nebenbei lesen kann. Nein, dieses Buch erfordert viel Aufmerksamkeit, die Lösungen müssen sich dem Leser selbst erschließen. Es ist ein Buch zum mitdenken, ein Buch, das mit dem Leser erst zum Leben erwacht. Die Geschichte spielt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Man bekommt die einzelnen Puzzleteile vorgesetzt und muss im Verlauf des Buches das Puzzle zusammensetzen. Wirklich spannend und mir gefällt diese Art von Thriller sehr. Nur leider hat mich die Auflösung, die Zoran Drvenkar hier am Ende präsentiert, etwas enttäuscht zurückgelassen. Klar, das Puzzle ist zusammengesetzt, nur bei mir fehlen hier und da ein paar Teile. Teile, die ich als Leser vermisst habe.

Die Idee mit der "Sorry"-Agentur fand ich sehr gut und die einzelnen Personen, die dort beteiligt sind, wurden dem Leser im ersten Drittel des Buches näher gebracht. Doch eigentlich ist diese Agentur nur am Rande wichtig, denn die eigentliche Geschichte begann schon viel früher mit zwei befreundeten Jungs...

Nach und nach wird zwar klar, wie die einzelnen Geschichten zueinander gehören, aber leider hat mir die Rolle der Leute aus der "Sorry"-Agentur nicht so zugesagt. Obwohl das Buch ja "Sorry" heißt und sie auch in diesen Fall, der ja im Grunde nichts mit ihnen zu tun hat, hineingezogen werden, fand ich ihre Entscheidungen während des Buches nicht plausibel. Warum sollte man für jemand anderen einen Mord vertuschen? Jemand, den man überhaupt nicht kennt? Hier haben sich für mich leider einige Logiklücken aufgetan, die der Autor zwar überspielen wollte, es aber letztendlich nicht geschafft hat.

Das Ende war zwar Spannung, aber für mich als Leser hat der Autor zu viele Informationen in das Ende gepackt. Während des gesamten Buches lag alles im dunkeln, man konnte zwar Mutmaßungen anstellen, aber die Lösung kommt erst zum Schluss. Ein gewaltiger Schluss, der meiner Meinung nach viel zu überladen wirkt und den gesamten Anfang schwächer erscheinen lässt. Vielleicht war der Autor hier selbst zu tief in seiner Geschichte gefangen und hat den roten Faden, der ihn wieder nach draußen bringen sollte, verloren. Für mich hat sich dieses Buch von daher eher zum Mittelmaß entwickelt, obwohl die Geschichte sicher mehr hergegeben hatte.

Fazit

Zoran Drvenkars erstklassiger Schreibstil hat die Geschichte leider nicht retten können. Sie bleibt ein wenig wirr und besitzt einige unlogische Lücken. Für Zoran Drvenkar- Fans aber mit Sicherheit ein Muss.

Ich vergebe 3 von 5 Käseratten.



9 Kommentare:

  1. Haargenauso sehe ich das auch. Ich habe "Sorry" selbst erst vor kurzem gelesen und rezensiert, konnte meine Kritikpunkte aber nicht einmal ansatzweise so gut definieren und auf den Punkt bringen. Deswegen: Respekt für diese gelungene Besprechung! ;-)
    Auch mir hat "Still" um einiges besser gefallen als "Sorry". Und nach diesem Buch hier habe ich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr so große Lust auf weitere Bücher des Autors.

    Schönen Abend und alles Liebe ♥,
    Janine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Janine ;)

      Schön, dass dir meine Rezension gefallen hat ;)
      Ich denke mal, ich werde noch die restlichen Bücher lesen, aber ich war mit "Sorry" jetzt auch nicht so recht zufrieden. Der Stil von Zoran Drvenkar ist aber echt toll, für mich is er sprachlich ein Meister. Falls du "DU" von ihm noch nicht kennst, das kann ich wirklich empfehlen.

      Liebe Grüße
      Jessi

      Löschen
  2. Hey, ich habe dich/euch für den "Liebsten Award" nominiert, würde mich freuen, wenn du Lust hast mitzumachen... http://analogzweinull.blogspot.de/2015/02/liebster-award.html
    Liebe Grüße,
    Rena

    AntwortenLöschen
  3. Hallöchen :)

    erst mal vielen Dank für deinen (euren?) Besuch auf meinem Blog, ich habe mich sehr gefreut und lasse mir da einen Gegenbesucht nicht nehmen.
    'Sorry' habe ich mir vor kurzem bestellt, zusammen mit 'Du' ist es auf dem Weg zu mir. Ich habe bisher noch nichts von dem Autor gelesen, das wären meine ersten Bücher von ihm. Jetzt bin ich nach den kleinen Kritikpunkten, die du anzumerken hast ein bisschen verunsichert... Ich hoffe, dass mir das Buch (bzw. beide Bücher) trotzdem gefallen wird ;)
    Sehr schöne, ausführliche Rezension!

    Liebe Grüße
    Insi Eule

    PS: Eure (Lese)Ratte ist ja total süß ♥

    AntwortenLöschen
  4. Hallo liebe Jessi! :-)

    Ich bins nochmal...^^

    Wollte dich fragen, ob ich deine Rezension hier verlinken darf?
    Ich bin nämlich hier Mitglied: https://bloggervernetzt.wordpress.com/ und dort sammeln wir zu allen möglichen Büchern Rezensionen - und von den unterschiedlichsten Blogs - und verlinken sie dort. Das soll nämlich irgendwann zu einem ganz großen Blogger-Rezensions-Netzwerk werden. ;-) Habe ich deine Erlaubnis? :)

    Alles Liebe ♥,
    Janine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Janine ;)

      Ja klar, du kannst den Beitrag sehr gerne verlinken. Das Blogger-Rezensions-Netzwerk klingt echt spannend. ;)

      Liebe Grüße
      Jessi

      Löschen
  5. Für mich war das das erste Buch von Zoran Drvenkar und ich fand es einfach großartig! :)
    Die Schreibweise war für mich völlig neu und ich habe es geliebt.
    Das wird auch sicher nicht mein letztes Buch von ihm gewesen sein. Mal gucken was ich sage, wenn ich noch ein paar andere von ihm gelesen habe ;)

    http://franzyliestundlebt.blogspot.de

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Franzi ;)

      Ich kann dir auch die anderen Bücher von ihm empfehlen, vor allem "Still". Sein Stil ist einfach super klasse!

      Liebe Grüße
      Jessi

      Löschen

Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Datenschutzerklärung
dieses Blogs.