Dienstag, 16. Juni 2015

[Rezension] Heimweh - Marc Raabe

Titel: Heimweh
Autor: Marc Raabe
Verlag: Ullstein
Genre: Psychothriller
Seitenzahl: 432
ISBN: 978-3548286907 







„Jesse Berg ist ein erfolgreicher Kinderarzt. Frisch geschieden, kümmert er sich liebevoll um seine kleine Tochter Isa. Über seine Vergangenheit spricht er nicht. Bis plötzlich seine Exfrau ermordet und seine Tochter entführt wird. Der Täter hinterlässt für Berg eine Nachricht: Sie gehört dir nicht. Du musst sie vergessen. Berg ist klar, dass er selbst das Ziel des Anschlags ist. Eine langvergessene Schuld drängt ans Licht. Um Isa zu finden, muss er das tun, was er nie wollte: zurück in seine Vergangenheit. Zurück ins Heim. Dort hat er gelernt, sich zu wehren, und dort wäre er beinahe getötet worden. Berg nimmt die Kampfansage an. Denn für Isa würde er alles tun.“





Vor langer Zeit habe ich schon mal ein Buch von Marc Raabe gelesen und ich erinnere mich noch daran, dass ich es sehr mochte und auch sehr tief in die Geschichte eintauchen konnte. Aus diesem Grund war ich erfreut, dass ich sein neues Buch zusammen mit anderen Lesebegeisterten bei Lovelybooks lesen durfte. Die Leserunde wurde von dem Autoren begleitet und so haben wir natürlich auch einige Hintergrundinformationen erfahren dürfen!

Als erstes: Marc Raabe hat definitiv Talent zum Schreiben. Der Grundstein ist also gelegt. Er hat einen sehr einfachen Schreibstil, der besonders durch zahlreiche Dialoge angetrieben wird. Man könnte fast meinen, dass das Buch so wie es ist, klasse verfilmt werden könnte, denn in allen Handlungen wird nur das nötigste beschrieben. Leider ist dies auch ein kleiner Kritikpunkt von mir: Denn leider kamen bei mir keinerlei Emotionen wie Angst, Verzweiflung oder Entsetzen an. Die Stimmung des Buches war mir ein bisschen zu kühl und das lag sicher nur an den beschriebenen winterlichen Temperaturen.




Jesse fand ich am Anfang noch einen sehr interessanten Charakter. Er ist heute Kinderarzt, ist von seiner Frau getrennt und hat ein Kind. Leider kann ich nicht mehr über ihn sagen, denn als Leser habe ich recht wenig über ihn oder die anderen Charaktere erfahren. Zwar gibt es so einige Rückblenden aus der Zeit, wo er noch im Heim war, aber ich denke, dass hier besonders eine eigene Entwiclung sehr wichtig gewesen wäre. Zwar war mir zum Ende hin klar, warum Jesse so blass gezeichnet wurde, aber ich mir hat es das Lesevergnügen ein wenig getrübt.

Jule, eine Psychologin, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Allerdings dürfen wir sie auch nicht näher kennenlernen. Was wir über sie wissen? Sie arbeitet mit Jugendlichen und hat anscheinend Psychologie studiert. Leider kann sie das Gelernte nicht so recht einsetzen. Auf mich wirkte sie fast wie eine Marionette, die einfach nur so agiert hat, ohne eigene Gedanken mit reinzubringen. Leider konnte ich mich aus diesem Grund weder mit ihr, noch mit Jesse so richtig identifizieren.

Marc Raabe lässt seine Charaktere einfach agieren ohne ihn einzelne Charaktereigenschaften oder Entwicklungsrichtungen vorzugeben. Dies ist wohl einfach sein Stil und als Leser muss man wohl selbst entscheiden, ob man diesen mag oder eben nicht. Ich gehöre wohl eher zu der letzteren Kategorie, denn mir ist es wichtig, dass ich mich mit den einzelnen Charakteren identifizieren kann beziehungsweise, dass ich sie wenigstens verstehe und mit ihnen ihr „Abenteuer“ erleben kann, denn schließlich verbringe ich ja einige Stunden mit ihnen während ich das Buch lese.





Das Buch fing richtig spannend mit einem tollen Prolog an und ich dachte nur „Wow“, endlich mal wieder ein Psychothriller, der diese Bezeichnung auch verdient. Die ersten Seiten vergingen dann auch wie im Flug und ich war regelrecht begeistert. Doch dann kamen leider die ersten Sachen, die ich nicht so recht nachvollziehen konnte. Aber fangen wir mal von vorne an!

Jesse hatte damals einen „Unfall“. Er wurde anscheinend lebendig vergraben von einem „Insektenmann“. Wer sich dahinter verbirgt erfahren wir natürlich im Laufe der Geschichte. Hier hat Marc Raabe allerdings einen sehr hohen Spannungsbogen vorgelegt, den er aber meiner Meinung nach leider nicht halten konnte.

Abwechselnd erfahren wir hier weiterhin die Geschichte von Jesses Vergangenheit im Heim. Diese Abschnitte waren sehr düster, denn Jesse kommt aus einer zerbrochenen Familie (Vater Alkoholiker, Mutter tot). Diese Abschnitte haben mir am besten gefallen, auch wenn sich dort eine andere „Seite“ von Jesse zeigt. Ich mag es gerne etwas böser, besonders bei Thrillern.

Ich muss hier jedoch gleich einmal anmerken, dass die Bezeichnung „Psychothriller“ für mich nicht ganz zutreffend war. Für mich war „Heimweh“ eine Mischung aus verschiedenen Genres. Am Anfang war es noch ein Thriller, doch dann verwandelt es sich in einen Krimi, wo plötzlich das Aufdecken des Geheimnisses an erster Stelle steht und schlussendlich besitzt das Buch auch etwas von einem Drama. Ich fand das nicht schlimm, aber ich weiß, dass es Leser gibt, die bei einem Psychothriller eben genau einen solchen erwarten. Aus diesem Grund wollte ich das hier einfach mal anmerken!

Spannend war das Buch auf jeden Fall. Auch die Titelwahl fand ich einfach genial und perfekt für diese Geschichte. Allerdings hat mit irgendwas gefehlt, sodass ich nicht vollständig in die Geschichte abtauchen konnte. Ich kam mit der Kälte der Protagonisten nicht so recht klar und konnte deswegen auch nicht mit dem vermissten Mädchen mitfiebern. Alles in allem hat mich die Geschichte aber gut unterhalten. Besonders die Rückblenden waren für mich ein echtes Highlight!

Auch das Ende fand ich sehr passend und völlig unerwartet. Lustig waren die ganzen Spekulationen während der Leserunde! Aber auf diese Auflösung konnte man wohl nicht so schnell kommen, auch wenn ich bereits ahnte, dass etwas mit.... Ach ne, ich verrate hier nichts. ;)




Zwar kein Psychothriller, aber dennoch lesenswert, wenn auch mit einigen Dingen, die mit den Lesespaß etwas vermindert haben. Ich kann das Buch dennoch empfehlen, denn es hat mich auf keinen Fall gelangweilt!

Ich vergebe 3 von 5 Käseratten.

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