Freitag, 4. November 2016

[Rezension] Wie ein Fisch im Baum - Lynda Mullaly Hunt

Titel: Wie ein Fisch im Baum
Autor: Lynda Mullaly Hunt
Genre: Jugendbuch
Verlag: cbt
Bereits gelesene Bücher der Autorin: keins
Cover und Inhaltsangabe ©  cbt



"Ally ist elf Jahre alt und eine Einzelgängerin. An der Schule ist sie als Freak bekannt und den Lehrern ein Dorn im Auge. Dabei geht es Ally nur um eins: Um jeden Preis ihr Geheimnis zu wahren – sie kann weder lesen noch schreiben. Da kommt ein neuer Lehrer in die Klasse, Mr. Daniels. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern beobachtet er Ally genau und findet bald heraus, dass Ally an einer Lese-Rechtschreibschwäche leidet und gleichzeitig hochintelligent ist. Langsam lernt Ally, ihm zu vertrauen und schließt nebenbei Freundschaft mit zwei anderen Außenseitern. Gemeinsam widersetzen sie sich mutig dem Mobbing ..."




"Wie ein Fisch im Baum" von Lynda Mullaly Hunt hat mich bereits vor einigen Wochen beim Betrachten des Covers in den Bann gezogen. Ich muss sagen, dass ich bisher keine Bücher zum Thema Legasthenie, also der Lese-Rechtschreibschwäche gelesen habe, da ich das Gefühl habe, dass dies gerade bei Heranwachsenden ein absolutes Tabuthema ist.

Umso erstaunter war ich, dass ich hier beim Lesen sofort mit Ally mitfühlen konnte. Schon auf den ersten Seite konnte ich ihre Verzweiflung verstehen und hatte durchgehend feuchte Augen beim Lesen. Lynda Mullaly Hunt besitzt einen wundervollen und tiefgründigen Schreibstil ohne ihre Zielgruppe aus den Augen zu verlieren. Das Buch ist nämlich in erster Linie für Jugendliche geschrieben, besitzt aber viele Weisheiten, die ich auch erwachsenden Lesern ans Herz legen möchte.

Es ist eine Geschichte, die berührt, aber auch Hoffnung schenkt. Ich kann mir dieses Buch tatsächlich gut als Schullektüre vorstellen, denn es regt zum Nachdenken an und zeigt gleichzeitig, dass mit einer Lese-Rechtschreibschwäche sensibel umgegangen werden sollte. Was an den meisten Schulen ja leider nicht der Fall ist!




- Ally -

Ally ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie möchte eigentlich nur dazugehören und "normal" sein. Sie hat Angst vor jedem Schultag, davor, wieder schreiben oder etwas lesen zu müssen. Die Autorin zeigt hier zu Beginn auch auf, wie sehr Ally sich unter Druck gesetzt fühlt. Es gibt einige peinliche Momente, die Ally mit ihrer rebellischen Art ausgleicht - nur damit niemand erfährt, was wirklich mit ihr los ist!

Ally ist eine Außenseiterin in der Klasse, was vor allem an Shay liegt, die keine Gelegenheit auslässt, um Ally zu mobben. Wer mich kennt, weiß sehr mich das Thema Mobbing mitnimmt. Umso schlimmer fand ich es, dass wir es hier Elfjährigen zu tun haben. Oft hatte ich beim Lesen eine ungemeine Wut im Bauch, denn das, was die Autorin hier aufzeichnet, ist alles andere als Fiktion. So etwas passiert täglich an unzähligen Schulen und oft gibt es keine Hilfe für die Betroffenen!

- Keisha und Albert -

Im Laufe der Geschichte freundet sich Ally mit Keisha und Albert an. Keisha ist ein Mädchen, das immer den Mund aufmacht, wenn ihr etwas nicht passt. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die mich ebenfalls tief berührt hat!

Dann haben wir noch Albert, der in diesem Buch mein absoluter Lieblingscharakter war. Er ist superschlau, doch da er immer die gleichen Klamotten trägt und äußerlich nicht mit den geforderten Standards mithalten kann, wird er ausgeschlossen. Er hat sich selbst den Spitznamen "Elefant" gegeben, denn er ist ein Dickhäuter, der vieles einfach an sich abprallen lässt.

Seine Aussagen in diesem Buch haben mich echt sprachlos gemacht und mir oft eine Gänsehaut verursacht. Ob natürlich die Worte wirklich zu Elfjährigen passen, sei jetzt dahin gestellt, aber ich fand ihn einfach unglaublich! Ich wünschte, die Autorin würde ein Buch aus seiner Sicht verfassen!

- Mr Daniels -

Mr Daniels ist der neue Lehrer der Klasse. Ein Lehrer, wie man ihn in der Realität nicht oft findet. Er ist mit Herzblut bei der Sache und will den Schülern helfen. Doch wie soll er Allys Fassade durchbrechen?

Leider hatte ich nie einen solchen Lehrer. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann ist da nur eine ungemeine Leere. Es gab Lehrer, die bei Mobbing weggesehen haben, Lehrer die teilweise mitgemacht haben und Lehrer, die einfach nichts sehen und verstehen wollten. Mr Daniels ist das Gegenteil davon. Er hat einen enormen Respekt vor seinen Schülern und möchte sie fördern. Solch einen Lehrer sollte es in jeder Klasse geben.




Aus unmöglich wird möglich. So kann man das Buch wohl am besten beschreiben. Ich bin im Geiste noch immer bei der Geschichte, die mich wirklich bewegen konnte. Selten hatte ich so viele Tränen in den Augen wie bei Allys Geschichte, nicht, weil irgendwas besonders Brutales passiert, sondern wegen all dem Druck, den sie sich auferlegt. Sie muss perfekt sein, muss überspielen, dass sie nicht lesen und schreiben kann und muss verhindern, dass sie anderen Kinder davon erfahren.

Was sie nicht sieht: Alle in in ihrer Klasse haben ihre Eigenheiten. Da ist Albert, der Wissenschaftler-Nerd, Oliver, der nie weiß, wann er aufhören muss zu reden oder Keisha, die zwar ruhig und besonnen wirkt, aber bei Ungerechtigkeiten nicht die Augen verschließen kann. Hier hat die Autorin gezeigt, wie unterschiedlich Menschen doch sein können und das dieser Unterschied auf keinen Fall schlecht ist!

Das Buch dreht sich um das Thema Legasthenie, also einer Lese-Rechtschreibschwäche und bleibt durchgehend sehr sensibel. Zu Beginn der Geschichte lernen wir die ängstliche Ally kennen, die sich schämt, wenn sie etwas falsch schreibt oder falsch vorliest und deswegen so tut, als wäre das beabsichtigt. Sie ist als Rebellin, die durchgehend den Unterricht stört, bekannt und muss viel Zeit bei der Direktorin verbringen. Das alles ändert sich erst, als der neue Lehrer an die Schule kommt ...

Mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten. Es gibt viele schlimme Momente, die mir beim Lesen weh getan haben, aber auch viele Augenblicke, in denen ich vor Freude weinen musste. Das Buch hat mich an "Wunder" von Raquel J. Palacio erinnert, ebenfalls eine Geschichte, die mich zutiefst bewegen konnte.

"Wie ein Fisch im Baum" hat so viele tolle, inspirierende und hoffnungsvolle Aussagen, Worte voller Melancholie und Worte voller Ehrlichkeit. All das habe ich von einem Jugendbuch nicht erwartet, aber dennoch bekommen. Da ich beim Lesen durchgehend feuchte Augen hatte und weiß, dass es eine Geschichte ist, die noch lange nachwirken wird, kann ich schon jetzt behaupten, ein Jahreshighlight entdeckt zu haben!




"Wie ein Fisch im Baum" hat mich zutiefst bewegt und mir gezeigt, wie ungerecht die Welt auf der einen Seite sein kann, aber wie viel Hoffnung doch in jedem Menschen steckt! Für mich bereits ein Jahreshighlight!

Ich vergebe 5 von 5 mit Extrakäse!




  

5 Kommentare:

  1. Hi Jessi, uijuih sogar Extrakäse und feuchte Augen.
    Das etwas ungewöhnliche Cover ist mir auch schon aufgefallen. Sieht so aus, als sollte ich mir auch den Titel dazu merken ... ;o)

    Liebe Wochenendgrüße
    Patricia

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    1. Hi Patricia :D

      Das Buch war echt toll, ich fand ja direkt das Cover so schön ansprechend, da musste ich es einfach lesen! :D

      Liebe Grüße
      Jessi

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  2. Hallo Jessi :)

    Ich hatte vor allem am Ende Tränen in den Augen. ^^ Und bei dem Nachwort der Autorin. Die Geschichte hat mich einfach wahnsinnig berührt. Sie macht so viel Mut und findet für das schwierige Thema tolle Worte.
    Ich habe deine Rezension in meiner verlinkt, wenn du nichts dagegen hast. ^^

    Liebste Grüße
    Ellen
    xbooktraveler.wordpress.com

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  3. Auf welcher Seite findet sie heraus das sie legesthenikerin ist?

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  4. Auf welcher Seite findet sie heraus das sie legesthenikerin ist?

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