Donnerstag, 7. Januar 2016

[Rezension] All die verdammt perfekten Tage - Jennifer Niven

Titel: All die verdammt perfekten Tage
Originaltitel: All the bright places
Autor: Jennifer Niven
Verlag: Limes Verlag
Seitenzahl: 400
ISBN: 978-3809026570
Cover und Inhaltsangabe © Limes Verlag




"Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden…"




"All die verdammt perfekten Tage" von Jennifer Niven ist ein Jugendbuch, das zum Nachdenken anregt, ein Buch, das leise Töne anschlägt und ein Buch, das sehr viel Leben in sich trägt. Dass dieses Buch keine einfache Kost werden wird, war mir von Anfang an klar. Schon die Ausgangssituation auf dem Turm hat es in sich. Dort treffen sich Violet und Finch, die beide "irgendwie" sterben möchten, um ihren Problemen zu entfliehen. Wer hier jetzt ein todtrauriges Buch voller Melancholie erwartet, wird aber eines besseren belehrt. Das Buch schlägt durchgehend leise Töne an und besitzt einen Hang zu Posie, aber es ist dennoch sehr jugendlich und steckt eben auch voller Lebensfreude und wirklich schönen, befreienden Abschnitten. 




Mit den Charakteren musste ich erst einmal warm werden, da mich das Thema Suizid bei beiden doch stark mitgenommen hat. Auf der einen Seite lernen wir Violet kennen, die vor kurzem ihre Schwester verloren hat und ihr immer noch nachtrauert. Sie hat sich selbst die Haare geschnitten und trägt die Brille ihrer Schwester, durch die sie eigentlich nichts sehen kann, nur um ihr wieder nah zu sein. Sie hat selbst aufgehört zu leben und merkt überhaupt nicht, wie tief sie bereits in ihrer Trauer gefangen ist.

Finch ist der "Freak" der Schule, der eigentlich ständig an Selbstmord denkt. Er kommt aus einer zerrütteten Familie und niemand scheint mitzubekommen, wie es in ihm aussieht. Seine Sehnsucht nach dem Tod nimmt er durchwegs mit Humor, was für mich oft einen fahlen Beigeschmack hinterlassen hat. Beim Lesen tat er mir furchtbar leid, so sehr, dass ich am liebsten ins Buch gestiegen wäre, um irgendjemanden aus seinem Umfeld anzuschreien, dass er Hilfe braucht!

Durch das Aufeinandertreffen von Violet und Finch kommen alle Probleme ans Tageslicht. Beide offenbaren sich Stück für Stück, doch nur um zu begreifen, dass sich manche Dinge nicht so einfach reparieren oder ändern lassen. Beide Charaktere besaßen für mich eine enorme Tiefe und sie haben mich von ihrer jeweiligen Art berühren können!




Das Buch beginnt sofort sehr emotional auf dem Dach nahe der Schule. Finch fragt sich, ob das nun endlich der Tag ist, an dem er springen wird - bis Violet auftaucht und anscheinend das selbe vorhat. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein. Finch der Freak, den alle meiden und Violet, das nette Mädchen, das jeder mag. Wie es der Zufall so will retten sie einander an diesem Tag und es beginnt eine Art "Freundschaft", als sie eine Schulaufgabe zusammen machen sollen. 

Diese Aufgabe, die daraus besteht, Orte in ihrer Nähe aufzusuchen, bringt die beiden zusammen und ich fand die "Reise", die die beiden gemacht haben, sehr passend. Diese Abschnitte stecken voller Leben, voller Freude und ja, auch voller Liebe. Aber wie soll eine Liebe gegen die angestauten Probleme ankommen? Kann man einen Ertrinkenden noch retten?

Finch ist wie ein Wanderer. Seine Abschnitte waren meist sehr traurig, auch wenn sein Humor immer wieder durchschimmert. Hier haben wir es mit einem Jungen zu tun, der seine Probleme akzeptiert und aufhört, gegen sie anzukämpfen. Er will einen Neuanfang und denkt, diesen nur im Tod zu finden. Was ich allerdings etwas schade fand, war, dass die ganze Familiensituation nur von Finch Seite aus zu sehen war. Ich hätte mir hier ein wenig mehr Hintergrundwissen gewünscht, warum die Verhältnisse so verrüttet sind.

Was mir leider auch nicht ganz so gut gefallen hat, war die beginnende "Liebelei" zwischen den Beiden, die für mich durch einen einzigen Moment ziemlich zerstört wurde. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber ich empfand dieses "Stürmische" einfach als zu unpassend, vor allem im Hinblick auf die Charaktere. Hier hätte die Autorin meiner Meinung nach einen besseren Zeitpunkt erwischen müssen, um besonders das Ende noch emotionaler zu machen!

Dann kommen wir jetzt auch schon zum Ende. Es hat mich auf jeden Fall berühren können und ich muss sagen, dass ich beim Lesen oft einen Kloß im Hals hatte. Als Leser wünsch man sich wohl einen anderen Ausgang, aber ich denke, dass hier ein sehr Realistisches Buch fern des schwarz/weiß-Denkens geschaffen wurde. Jeder Mensch ist frei und ich denke deswegen sollten solche Entscheidungen nicht als falsch oder richtig abgeschrieben werden! Aber lest selber und bildet euch in eigenes Urteil!




Ein emotionales Jugendbuch über eine Reise zweier Verlorener, die auf ihrem Weg das ein oder andere wiederfinden, aber auch verlieren...

Ich vergebe 4 von 5 Käseratten!





7 Kommentare:

  1. Hallo liebe Jessi! :)

    Irgendwie ärgere ich mich gerade ein wenig, dass ich damals, als mir der Verlagsmitarbeiter ein RE von diesem Buch angeboten hat, nicht zugesagt habe. Aber da hatte ich momentan einfach zu viele REs Zuhause, die ich noch lesen sollte.
    "All die verdammt perfekten Tage" klingt nach einem Buch ganz nach meinem Geschmack und ich vermute auch, dass ich darin zitatemäßig voll auf meine Kosten kommen würde. Ich lese gerne tiefsinnige Bücher und traurige Bücher (über das Leben, das Sterben und den Tod), die mich zum Nachdenken bringen. Wenn Humor in solchen Büchern dann auch passt und es nicht allzu depressiv erzählt wird, dann kann ich solchen Geschichten viel abgewinnen.
    Ich sollte mir das Buch vielleicht doch noch auf die Wunschliste setzen! Danke für deine schöne Rezension! :)

    Alles Liebe ♥,
    Janine

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    1. Hi Janine! ;D

      Ja, das Buch hatte ich auch angeboten bekommen, aber wo ich geantwortet hatte, waren schon alle Exemplare weg! :D Aber das Buch lohnt sich in jedem Fall auch so, es ist nicht so arg depressiv, dass man nach dem Lesen in ein tiefes Loch fällt, sondern es macht auf jeden Fall Hoffnung und gibt auch genug Freiraum, damit jeder selbst entscheiden kann, wie er zu dem Thema steht! ;)

      Und ja, der Humor hat hier für mich gepasst, aber vielleicht wird das nicht jeder so sehen! Solch ein sensibles Thema fasst ja jeder anders auf!

      Ganz liebe Grüße
      Jessi

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  2. "Beim Lesen tat er mir furchtbar leid, so sehr, dass ich am liebsten ins Buch gestiegen wäre, um irgendjemanden aus seinem Umfeld anzuschreien, dass er Hilfe braucht!" Da merkt man das du wirklich "in Büchern Leben" tust :D

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  3. Huhu Jessi,
    Das Buch wartet auch schon in meinem Regal. Hab mir jezt nur kurz dein Fazit durchgelesen. Freu mich schon darauf, ich glaube ich habe noch keine enttäuschte Rezi dazu gelesen.

    Liebe Grüße vom Lesemonsterchen Dani

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  4. Hallo,
    das Buch sagte mir gar nichts, aber es klingt sehr bewegend. Danke für die Rezension, ich werde es mir auf jeden Fall mal genauer anschauen.
    Lg anja

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  5. Liebe Jessi,

    bisher war ich mir bei diesem Buch noch recht unsicher, ob es etwas für mich ist. Deine Rezension hört sich aber echt gut an :-) Wobei ich nach For Good erst einmal eine Pause brauche. Das Buch hat mich emotional total mitgenommen. Trotzdem liebe ich es :-)

    Liebe Grüße
    Nadine

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  6. Huhu Jessi,
    ich kann dir nur zustimmen, ich habe das Buch auch gelesen und war echt begeistert. Liebe Grüße
    Line

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