Donnerstag, 10. November 2016

[Rezension] Die Dramaturgie des Tötens - Jincy Willet

Titel: Die Dramaturgie des Tötens
Autor: Jincy Willet
Genre: Krimi
Verlag: rororo
Bereits gelesene Bücher der Autorin: kein
Cover und Inhaltsangabe ©  rororo





"Wer nicht schreiben kann, muss STERBEN!

Seit dreißig Jahren hat Amy Gallup keinen Roman mehr veröffentlicht. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, gibt sie Schreibseminare. Dieses Semester entwickelt sich der Kurs allerdings in eine beunruhigende Richtung: Einer der Teilnehmer mokiert sich – anonym und auf äußerst verletzende Weise – über seine Mitschüler und beginnt, sie durch zunehmend gefährlichere Streiche zu terrorisieren. Schließlich wird einer der Schüler ermordet. Und Amy fragt sich: Wer aus der harmlosen kleinen Gruppe ist fähig, einen Menschen wegen eines schlechten Manuskripts zu töten?"




"Die Dramaturgie des Tötens" liegt jetzt schon geschlagene fünf Jahre auf meinem SUB. Obwohl sich der Klappentext so toll angehört und zu einem Spontankauf animiert hatte, habe ich immer nur in das Buch hineingelesen, es aber dann immer beiseite gelegt? Warum eigentlich? Es ist doch eigentlich genau mein Thema und Humor ...

In erster Linie richtete sich das Buch vorwiegend an Autoren, die wissen, wie groß die Selbstzweifel sind, wie groß die Sucht, aber auch wie groß die Angst vor einer Niederlage ist. "Die Dramaturgie des Tötens" nimmt aber zeitgleich das ganze Verlagswesen und die Autoren, die um jeden Preis einen Bestseller schreiben wollen, auf die Schippe.

Dabei ist das Buch kein Krimi der herkömmlichen Sorte, denn für mich waren die seltsamen Vorkommnisse und die Morde nur Nebensache. Tatsächlich war der Einblick in das Schreibseminar und in die Gruppe, die aus verschiedenen schreibenden Menschen besteht, das wahre Highlight in diesem Buch. Die Autorin hat einen sehr bissigen Schreibstil voller Humor, aber auch versteckter Wahrheiten. Ich musste beim Lesen sehr oft lachen, hab mich aber auch, zugegebenermaßen, in manchen Eigenheiten der Schreiberlinge wiedererkannt!




- Amy -

Amy lernen wir als recht mürrische Lehrerin kennen, die eigentlich gar nicht so viel von ihrem Schülern hält. (Die bringen halt Geld ein, werden aber wohl nie ein gutes Buch schreiben!) Die Gruppe, die Amy während dieses Kurses bekommt, scheint aber anders zu sein. Sie wachsen zusammen, weil sie alle die Liebe zu den geschriebenen Worten antreibt und das ist auch spürbar.

Amy selbst entwickelt sich im Laufe der Geschichte. Die ehemalige Schriftstellerin, die nie besonderen Wert darauf gelegt hat, berühmt zu sein, zieht einfach ihr eigenes Ding durch und das fand ich bemerkenswert!

- Die Gruppe -

Ich werde hier verzichten, alle Charaktere einzeln zu beschreiben, da die Seminargruppe doch recht groß ist. Interessant fand ich hier die unterschiedlichen Motivationen zum Schreiben. Da ist der Arzt, der einfach seiner Leidenschaft nachgeht und einen Medizinthriller schreibt oder die Ehefrau, der man auf dem ersten Blick nichts zutraut.




"Die Dramaturgie des Tötens" ist ein satirischer Kriminalroman mit jeder Menge Humor, der sich definitiv von der Masse abhebt. Das Buch ist bereits 2008 erschienen, doch ist auch heute noch aktuell. Es gibt immer mehr Autoren, immer mehr Menschen, die schreiben wollen, um berühmt zu werden. Dabei vergessen sie das Grundlegendste: Es geht in erster Linie nichts ums Geld verdienen. (Jedenfalls sollte es so sein!) und Talent allein reicht meistens nicht aus. Das Schreiben ist ein lebenslanger Prozess, der sich stets verbessert, wenn man am Ball bleibt!

Jincy Willet zeigt in diesem Buch den harten Alltag eines Autoren, die Selbstzweifel, die depressiven Phasen, aber auch die positiven Seiten wie die Gefühle während des Schreibprozesses oder auch das Selbstvertrauen, das der Autor mit der Zeit entwickelt. Als Schriftsteller muss man stark sein, um mit Kritik gut umgehen zu können. Dabei ist ihr Buch sehr locker gehalten, denn viele Dinge werden einfach nicht ernst genommen. Abwechslungsreich sind zudem die vielen Listen, Blogbeiträge, Emailkontakte und Kurzgeschichten und Gedichte, die teilweise eingeworfen werden.

Auf den ersten 200 Seiten ist kaum Gefahr zu spüren und als Leser dürfen wir erst einmal an dem Kurs teilnehmen, um alle Charaktere kennenzulernen. In jeder Stunde dürfen zwei Teilnehmer eine ihrer Geschichten diskutieren lassen. Hier bekommen wir als Leser gelehrt, was es mit der Dramaturgie des Schreibens zu tun, was die typischen Fehler sind und wie der Autor mit Kritik umgehen sollte. Viele Texte werden auseinandergenommen, aber Amy stellt auch schnell fest, dass es einige talentierte Schreiber in ihrem Kurs gibt!

Diese Gruppe ist etwas Besonderes, da ist sich Amy schnell sicher. Dann geschehen jedoch seltsame Dinge. Es fängt damit an, dass die Manuskripte der Teilnehmer mit seltsamen Kommentaren bekritzelt sind und es reicht schließlich bis zum ersten Mord. Schnell wird klar, dass einer der Teilnehmer dafür verantwortlich ist. Wer von ihnen ist so von seinem Schreiben besessen, dass er dafür über Leichen gehen würde? Wer möchte den Kurs frühzeitig beenden?

"Die Dramaturgie des Tötens" ist ein Buch, das sich eindeutig von der Masse abhebt. Ich bin mir jedoch nicht ganz so sicher, wie man als "Nicht-Autor" den recht satirischen Einblick in das Schreiberleben empfindet. Das Buch ist kein traditioneller Krimi in dem es um die Aufklärung eines Mordes geht, vielmehr ist es mit schwarzem Humor bestückter Roman mit einer zynischen, aber liebenswerten Protagonistin und einer Gruppe Schreibsüchtiger!




Als Autor habe ich mich teilweise selbst in den Charakteren wiedergefunden und beim Lesen habe ich mich sehr oft weggeschmissen vor Lachen. Für Leute, die einen rabenschwarzen Humor haben und Einblick in das Leben eines Schriftstellers bekommen wolle, ist dieser Roman/Krimi ein absolutes Must Read!

Ich vergebe 5 von 5 Käseratten.

4 Kommentare:

  1. Hi Jessi,
    ich überlege ernsthaft ob ich dieses Buch noch auf dem SUB habe oder ob ich es wieder weggegeben hab.
    Ich muss morgen echt mal schauen. Falls es noch da ist, ziehe ich es dank deiner Rezi weiter nach vorne :)
    Liebe Grüße
    Ela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Haha Ela, ich hatte das Buch ja auch etwa 4 Jahre auf dem SUB und ich habe es nie beachtet. Nach dem Lesen tat es mir direkt leid! ;)

      Liebe GRüße
      Jessi

      Löschen
  2. Hallo Jessi,

    ich muss schon sagen, da finden sich ja richtige Schätzchen auf deinem SuB. :D Wieder ein Buch, das sich gar nicht schlecht anhört und der schwarze Humor reizt mich hier schon. Vielleicht begegnet es mir mal.

    Liebe Grüße,
    Nicole

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Nicole! :D

      Ja, hätte ich auch nicht erwartet, dass das Buch so gut ist! :D Vor allem da ich es vor Jahren auf jeden Fall schon einmal angelesen hatte! :D

      Ich glaube, zu kaufen gibt es das nur noch als Ebook! Oder mit etwas Glück das Taschenbuch gebraucht! ;)

      Liebe Grüße
      JEssi

      Löschen

Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Datenschutzerklärung
dieses Blogs.