Autor: Kazuaki Takano
Genre: Roman, Krimi
Erscheinungsdatum: 13. November 2017
Anzahl der Seiten: 400
Cover und Inhaltsangabe © Penguin Verlag
"Ein unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilter soll hingerichtet werden. Der ehemalige Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Jun'ichi erhalten den Auftrag, den wahren Täter zu finden. Für das ungleiche Ermittlerduo beginnt damit nicht nur ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, sondern beide müssen sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen."
Lange ist es her, dass ich zum letzten Mal zu einem japanischen Buch gegriffen habe. Ich habe immer das Gefühl, etwas Probleme mit den Namen und Orten/Begebenheiten zu haben, finde die Kultur aber wahnsinnig interessant. Auf "13 Stufen" von Kazuaki Takano bin ich ganz zufällig gestoßen und besonders die Thematik der Todesstrafe hat mich hier direkt angesprochen.
Schon nach dem ersten Seiten wurde mir klar, dass "13 Stufen" eine ganz eigene Atmosphäre besitzt und komplett anders aufgebaut ist, als beispielsweise amerikanische oder deutsche Romane. Das Buch besitzt einen ungemeinen Sog, obwohl Kazuaki Takanos Schreibstil sehr ruhig ist. Vielleicht war es aber gerade die Ruhe, die mich so begeistern konnte. Er lässt sich viel Zeit, seine Charaktere zu beschreiben und schafft es, viele kritische Sichtweisen zu kombinieren.
Natürlich unterscheidet sich die Kultur Japans deutlich von unserer, aber genau das macht den Roman so interessant. Er ist emotional, obwohl viele Charaktere ihre Gefühle größtenteils verborgen halten und er geht in eine Tiefe, die den Leser zwingt, sich selbst ein Urteil zu bilden!
- Jun`ichi -
Erst einmal lernen wir Jun'ichi kennen, der gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis kommt. Er hat einen Mann umgebracht, allerdings kann man die Tat hier mehr oder weniger als Notwehr betrachten.
Er war selbst nur zwei Jahren im Gefängnis, hat durch die Zeit aber schon einige Schattenseiten des Justizsystems erfahren. Innerlich bereut er die Tat eigentlich nicht und es scheint, dass er auch etwas mit dem Mord zu tun hat, der vor 10 Jahren geschah. Nur was?
Als Jun'ichi wieder draußen ist, wird klar, dass das Leben sich auch für seine Eltern verändert hat. Schrecklich zu sehen war hier, dass diese eine Tat dunkle Schatten auf das Leben der ganzen Familie gezogen hat. Einerseits sehen sie sich mit den relativ negativen Meinungen der Gesellschaft konfrontiert, andererseits haben sie auch finanziell einen großen Schaden davongetragen, denn sie mussten Schadenersatz an die Familie des Opfers zahlen.
Jun'ichi fühlt sich selbst schuldig und das ist wohl der Grund, warum er den recht sonderbaren Auftrag annimmt, den wahren Täter hinter einem Mord zu suchen, für den anscheinend gerade jemand in der Todeszelle sitzt.
- Nangó -
Auf der anderen Seite haben wir hier Nangō, einen Gefängnisaufseher, der schon lange mitbekommen hat, dass das System nicht auf Gerechtigkeit beruht. Er findet heraus, dass Jun'ichi damals, zur Zeit des Mordes, ebenfalls in dem Ort des Geschehens war. Zufall?
Durch einen anonymen Auftraggeber bekommt er die Aufgabe, den wahren Täter zu suchen, denn bei dem Mord von damals gibt es so manche Ungereimtheiten. Zusammen mit Jun'ichi bildet er hier ein recht ungewöhnliches, aber dennoch sehr erfrischendes Ermittlerduo.
Über die Todesstrafe, die es noch in vielen Ländern dieses Welt gibt, zu diskutieren, führt wohl zu den unterschiedlichsten Meinungen. Ist es angemessen Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Dürfen wir Menschen wirklich Gott spielen, nur um eine Straftat zu vergelten? Und was ist mit jenen, die vielleicht unschuldig in solch einer Todeszelle sitzen?
Kazuaki Takano beschäftigt sich mit diesen Fragen in dieser Geschichte, die teilweise ein Roman, teilweise Krimi und zum Teil sogar ein Drama ist. Kritisch betrachtet er dabei das Justizsystems Japans, das definitiv nicht fehlerfrei funktioniert. Das beweißt der Fall rund um den Mord an einem älteren Ehepaar, der eigentlich nie ganz aufgeklärt wurde. Tatsache ist nur, dass Ryó Kihara in der Nähe des Tatorts gefunden wurde, allerdings mit einer Kopfverletzung, die eine Amnesie hervorgerufen hat. Er kann sich an die Tat also nicht erinnern ...
Sollte also jemand, der sich an einen angeblichen Mord nicht erinnern kann, einfach hingerichtet werden? Wenn es nach dem japanischen Gericht geht, dann schon. Seit sieben Jahren sitzt Ryō Kihara jetzt in der Todeszelle und weiß, dass er irgendwann, wenn 13 Beamte seiner Hinrichtung zugestimmt haben, sterben wird ...
Dies ist das erschreckende Ausgangsszenario dieses Buches. Der Fall wird 10 Jahre später jetzt noch einmal aufgerollt - von einem anonymen Auftraggeber, der hier auch noch ein recht ungleiches "Ermittlerduo" einsetzt. Auf der einen Seite haben wir den Gefängnisaufseher Nangō, der das Justizsystem damit kennt, auf der anderen Seite ist es Jun'ichi, der selbst ein Mörder ist, also selbst an eigenem Leben zu spüren bekam, wie das System versucht, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dieses Gespann hat mir sehr gut gefallen, weil beide unterschiedliche Blickwinkel mit in die Ermittlungen bringen.
Die Geschichte ist von Anfang an fesselnd und wirft unzählige Fragen auf, zum Beispiel, warum Jun'ichi selbst damals im selben Ort war, als der Mord geschah. Es gibt sehr viele Spuren, denen die beiden im Laufe der Geschichte nachgehen - genauso viele Vermutungen und auch Tatverdächtige tun sich auf. Wer hier allerdings einen waschechten Thriller oder Krimi erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Lange Zeit, ich würde sagen fast die Hälfte des Buches, verläuft die Geschichte sehr ruhig, viele falsche Fährten tun sich auf und es gibt sehr wenig greifbare Hinweise.
Zugegeben: Manche Schlussfolgerungen waren für mich nicht nachvollziehbar und an einigen Ecken fehlte es mir an eine gewisse Logik bei den Ermittlungen, aber das konnte ich diesem Buch verzeihen.
Während Nangō und Jun'ichi kaum Fortschritte machen, erfährt der Leser mehr über die Hintergründe der Todesstrafe und betrachtet sie aus den verschiedensten Blickwinkeln, was mir absolut gut gefallen hat, auch wenn die Aufklärung des Mordfalls etwas in den Hinterrund gerückt wurde. Der Autor lässt sich hier viel Zeit und geht kritisch, aber auch offen, mit den verschiedensten Meinungen um, ohne direkt in eine Richtung zu drängen!
Das Ende liest sich beinahe wie ein Thriller, alles deckt sich hier erst auf und es ist ungemein spannend. Alles fügt sich zusammen und mich hat die letztendliche Auflösung komplett überzeugt, ja ich hatte sogar teilweise eine Gänsehaut. Hier hat der Autor definitiv die richtigen Worte gefunden, um das Buch noch lange nachhallen zu lassen!
"13 Stufen" ist ein ungemein interessanter und kritischer Roman, der ganz leicht eine Krimi- beziehungsweise Thrillerrichtung einschlägt, mich aber besonders durch die Charaktere, die vielen Blickwinkel zur Todesstrafe und dem Gänsehaut-Ende begeistern konnte. Ein sehr wichtiges Buch!
Erscheinungsdatum: 13. November 2017
Anzahl der Seiten: 400
Cover und Inhaltsangabe © Penguin Verlag
"Ein unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilter soll hingerichtet werden. Der ehemalige Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Jun'ichi erhalten den Auftrag, den wahren Täter zu finden. Für das ungleiche Ermittlerduo beginnt damit nicht nur ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, sondern beide müssen sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen."
Lange ist es her, dass ich zum letzten Mal zu einem japanischen Buch gegriffen habe. Ich habe immer das Gefühl, etwas Probleme mit den Namen und Orten/Begebenheiten zu haben, finde die Kultur aber wahnsinnig interessant. Auf "13 Stufen" von Kazuaki Takano bin ich ganz zufällig gestoßen und besonders die Thematik der Todesstrafe hat mich hier direkt angesprochen.
Schon nach dem ersten Seiten wurde mir klar, dass "13 Stufen" eine ganz eigene Atmosphäre besitzt und komplett anders aufgebaut ist, als beispielsweise amerikanische oder deutsche Romane. Das Buch besitzt einen ungemeinen Sog, obwohl Kazuaki Takanos Schreibstil sehr ruhig ist. Vielleicht war es aber gerade die Ruhe, die mich so begeistern konnte. Er lässt sich viel Zeit, seine Charaktere zu beschreiben und schafft es, viele kritische Sichtweisen zu kombinieren.
Natürlich unterscheidet sich die Kultur Japans deutlich von unserer, aber genau das macht den Roman so interessant. Er ist emotional, obwohl viele Charaktere ihre Gefühle größtenteils verborgen halten und er geht in eine Tiefe, die den Leser zwingt, sich selbst ein Urteil zu bilden!
- Jun`ichi -
Erst einmal lernen wir Jun'ichi kennen, der gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis kommt. Er hat einen Mann umgebracht, allerdings kann man die Tat hier mehr oder weniger als Notwehr betrachten.
Er war selbst nur zwei Jahren im Gefängnis, hat durch die Zeit aber schon einige Schattenseiten des Justizsystems erfahren. Innerlich bereut er die Tat eigentlich nicht und es scheint, dass er auch etwas mit dem Mord zu tun hat, der vor 10 Jahren geschah. Nur was?
Als Jun'ichi wieder draußen ist, wird klar, dass das Leben sich auch für seine Eltern verändert hat. Schrecklich zu sehen war hier, dass diese eine Tat dunkle Schatten auf das Leben der ganzen Familie gezogen hat. Einerseits sehen sie sich mit den relativ negativen Meinungen der Gesellschaft konfrontiert, andererseits haben sie auch finanziell einen großen Schaden davongetragen, denn sie mussten Schadenersatz an die Familie des Opfers zahlen.
Jun'ichi fühlt sich selbst schuldig und das ist wohl der Grund, warum er den recht sonderbaren Auftrag annimmt, den wahren Täter hinter einem Mord zu suchen, für den anscheinend gerade jemand in der Todeszelle sitzt.
- Nangó -
Auf der anderen Seite haben wir hier Nangō, einen Gefängnisaufseher, der schon lange mitbekommen hat, dass das System nicht auf Gerechtigkeit beruht. Er findet heraus, dass Jun'ichi damals, zur Zeit des Mordes, ebenfalls in dem Ort des Geschehens war. Zufall?
Durch einen anonymen Auftraggeber bekommt er die Aufgabe, den wahren Täter zu suchen, denn bei dem Mord von damals gibt es so manche Ungereimtheiten. Zusammen mit Jun'ichi bildet er hier ein recht ungewöhnliches, aber dennoch sehr erfrischendes Ermittlerduo.
Über die Todesstrafe, die es noch in vielen Ländern dieses Welt gibt, zu diskutieren, führt wohl zu den unterschiedlichsten Meinungen. Ist es angemessen Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Dürfen wir Menschen wirklich Gott spielen, nur um eine Straftat zu vergelten? Und was ist mit jenen, die vielleicht unschuldig in solch einer Todeszelle sitzen?
Kazuaki Takano beschäftigt sich mit diesen Fragen in dieser Geschichte, die teilweise ein Roman, teilweise Krimi und zum Teil sogar ein Drama ist. Kritisch betrachtet er dabei das Justizsystems Japans, das definitiv nicht fehlerfrei funktioniert. Das beweißt der Fall rund um den Mord an einem älteren Ehepaar, der eigentlich nie ganz aufgeklärt wurde. Tatsache ist nur, dass Ryó Kihara in der Nähe des Tatorts gefunden wurde, allerdings mit einer Kopfverletzung, die eine Amnesie hervorgerufen hat. Er kann sich an die Tat also nicht erinnern ...
Sollte also jemand, der sich an einen angeblichen Mord nicht erinnern kann, einfach hingerichtet werden? Wenn es nach dem japanischen Gericht geht, dann schon. Seit sieben Jahren sitzt Ryō Kihara jetzt in der Todeszelle und weiß, dass er irgendwann, wenn 13 Beamte seiner Hinrichtung zugestimmt haben, sterben wird ...
Dies ist das erschreckende Ausgangsszenario dieses Buches. Der Fall wird 10 Jahre später jetzt noch einmal aufgerollt - von einem anonymen Auftraggeber, der hier auch noch ein recht ungleiches "Ermittlerduo" einsetzt. Auf der einen Seite haben wir den Gefängnisaufseher Nangō, der das Justizsystem damit kennt, auf der anderen Seite ist es Jun'ichi, der selbst ein Mörder ist, also selbst an eigenem Leben zu spüren bekam, wie das System versucht, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dieses Gespann hat mir sehr gut gefallen, weil beide unterschiedliche Blickwinkel mit in die Ermittlungen bringen.
Die Geschichte ist von Anfang an fesselnd und wirft unzählige Fragen auf, zum Beispiel, warum Jun'ichi selbst damals im selben Ort war, als der Mord geschah. Es gibt sehr viele Spuren, denen die beiden im Laufe der Geschichte nachgehen - genauso viele Vermutungen und auch Tatverdächtige tun sich auf. Wer hier allerdings einen waschechten Thriller oder Krimi erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Lange Zeit, ich würde sagen fast die Hälfte des Buches, verläuft die Geschichte sehr ruhig, viele falsche Fährten tun sich auf und es gibt sehr wenig greifbare Hinweise.
Zugegeben: Manche Schlussfolgerungen waren für mich nicht nachvollziehbar und an einigen Ecken fehlte es mir an eine gewisse Logik bei den Ermittlungen, aber das konnte ich diesem Buch verzeihen.
Während Nangō und Jun'ichi kaum Fortschritte machen, erfährt der Leser mehr über die Hintergründe der Todesstrafe und betrachtet sie aus den verschiedensten Blickwinkeln, was mir absolut gut gefallen hat, auch wenn die Aufklärung des Mordfalls etwas in den Hinterrund gerückt wurde. Der Autor lässt sich hier viel Zeit und geht kritisch, aber auch offen, mit den verschiedensten Meinungen um, ohne direkt in eine Richtung zu drängen!
Das Ende liest sich beinahe wie ein Thriller, alles deckt sich hier erst auf und es ist ungemein spannend. Alles fügt sich zusammen und mich hat die letztendliche Auflösung komplett überzeugt, ja ich hatte sogar teilweise eine Gänsehaut. Hier hat der Autor definitiv die richtigen Worte gefunden, um das Buch noch lange nachhallen zu lassen!
"13 Stufen" ist ein ungemein interessanter und kritischer Roman, der ganz leicht eine Krimi- beziehungsweise Thrillerrichtung einschlägt, mich aber besonders durch die Charaktere, die vielen Blickwinkel zur Todesstrafe und dem Gänsehaut-Ende begeistern konnte. Ein sehr wichtiges Buch!
Huhu,
AntwortenLöschenich hatte das Buch schon auf meiner Wunschliste, aber nun ist es definitiv noch ein Stückchen weiter nach oben geklettert!!! Eine sehr interessante und tolle Rezension von dir!
Liebe Grüße
Martina
Hi Martina :D
LöschenDas Buch war echt ein Highlight! :D Ich hoffe, du wirst es auch lesen! :D
Liebe Grüße
Jessi
Hi Jessi,
AntwortenLöschennun war ich sehr neugierig auf deine Rezi und ich finde sie sehr gelungen.
Liebe Grüße
Walli :-)
Huhu Walli :D
LöschenVielen lieben Dank für deinen Besuch und deine lieben Worte! :D
Ganz liebe Grüße
Jessi
Hallo Jessi,
AntwortenLöschenich habe jetzt erst bemerkt - Monatsrückblick sei Dank - dass du dieses Buch gelesen hast. Ich habe vom Autor "Extinction" gelesen, das war wirklich gut, aber eben ein typischer Thriller. Mir war gar nicht bewusst, dass "13 Stufen" eher ernstere Töne anschlägt. Sehr schön rezensiert!
Liebe Grüße,
Nicole
Huhu Nicole :D
Löschen"Extinction" hat ich mir nach dem Lesen von "13 Stufen" angeschaut, um zu schauen, was der Autor noch so geschrieben hat. Ich war da überrascht, dass es sich wie ein typischer Thriller angehört hat, denn "13 Stufen" ist definit anders. Das Buch war für mich im Januar echt ein Glücksgriff, denn es war mal wieder so ein Werk, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird ;D
Liebe Grüße
Jessi
ich muss nächste woche eine buchvorstelllung über dieses buch halten, es wäre so nett wenn du mir einige sachen erklären könntest
AntwortenLöschenwäre sehr nett
AntwortenLöschenHuhu :D
LöschenWas genau möchtest du denn wissen? Du kannst mir auch gerne eine Email schreiben, auch wenn das Buch jetzt schon etwas her ist!
Liebe Grüße
Jessi