Montag, 15. Januar 2018

[Rezension] Bluescreen (Ein Mirador-Roman) - Dan Wells

Titel: Bluescreen
Autor:  Dan Wells
Genre: Roman, Sci-Fi
Erscheinungsdatum: 4. Oktober 2016
Anzahl der Seiten: 368
Cover und Inhaltsangabe © Piper


" Los Angeles im Jahr 2050 ist eine Stadt, in der du tun und lassen kannst, was du willst – solange du vernetzt bist. Durch das Djinni, ein Implantat direkt in deinem Kopf, bist du 24 Stunden am Tag online. Für die Menschen ist das wie Sauerstoff zum Leben – auch für die junge Marisa. Sie wohnt im Stadtteil Mirador, doch ihre wirkliche Welt ist das Netz. Und sie findet heraus, dass darin ein dunkler Feind lauert. Als sie an die virtuelle Droge Bluescreen gerät, die Jugendlichen einen sicheren Rausch verspricht, stößt Marisa auf eine Verschwörung, die größer ist, als sie je ahnen könnte ..."




Nachdem ich vor kurzem in "Ich bin kein Serienkiller" von Dan Wells ein echtes Highlight gefunden habe, bin ich auf der Suche nach anderen Büchern von ihm auf "Bluescreen" gestoßen. In erster Linie hörte sich der Roman für mich hier nach einer interessanten Dystopie an, also habe ich dieses Buch zeitgleich mit "Mr. Monster", ebenfalls von Dan Wells gelesen.

Überrascht hat mich erst einmal der Schreibstil: In "Bluescreen" verfolgen wir das Geschehen aus der dritten Person, was ich erst einmal schade fand. Bei "Ich bin kein Serienkiller" hat mir besonders die Nähe durch die "Ich-Perspektive" gefallen. Das war hier nun nicht gegeben.

Ich muss sagen, dass ich Dan Wells Stil hier nicht wiedererkannt habe und leicht enttäuscht war, wie zäh sich die Geschichte doch angefühlt hat und wie langsam sie in Fahrt kam. Ich denke, dass dies vorwiegend an der Beschreibung der Welt lag und an den vielen technischen Begriffen ...




- Marissa -

Es fällt mir hier etwas schwer, einzelne Charaktere zu beschreiben, da mir niemand so richtig nah kam. Marisa ist aber unsere Protagonistin, sie ist praktisch die Heldin dieses Romans.

Natürlich ist sie eine begnadete Hackerin und hier fing auch schon mein Problem mit ihr an: Ich konnte teilweise gar nicht so recht nachvollziehen, was sie in dieser "virtuellen Welt" alles tut, da mir hier einfach das Hintergrundwissen gefehlt hat.

Auch war sie mir teilweise zu perfekt, zu geradlinig und daher auch etwas zu eindimensional. Das ganze Buch beschäftigt sich nur mit der Droge und dem Herausfinden, was jetzt genau dahinter steckt und Marisa begibt sich sozusagen auf die Suche nach Antworten. Auch die Abschnitte, in denen sie "Overworld" spielt und das natürlich absolut perfekt, konnten mich nicht vom Hocker reißen.




Ich muss zugeben, dass ich bei "Bluescreen" in erster Linie eine Dystopie erwartet habe, was vermutlich hier ein großer Fehler war, denn schon nach den ersten Seiten war ich maßlos überfordert. Statt auf eine interessante Zukunftskritik zu treffen, nehmen wir erst einmal an einem Online-Spiel teil, das sich als normales Ballerspiel entpuppt. Als wir dann aber in die "echte" Welt katapultiert werden, stellen wir schnell fest, wie stark das Online-Leben die Menschen beeinflusst.

Beinahe alle Leute tragen ein Implant im Kopf, das sogenannte Djinni, das es einem ermöglicht, rund um die Uhr mit dem Internet verbunden zu sein. Klingt anstrengend? Ist es auch ... So spielt sich das ganze Internet in dieser Welt direkt vor den eigenen Augen ab, die Leute steuern alles direkt mit ihrem Kopf, wodurch natürlich auch die "echte Welt" mit dieser virtuellen Welt kollidiert.

Das Djinni ist auf jeden Nutzer abgestimmt, es gibt Werbung, egal wohin man tritt und natürlich lässt sich das gesamte Leben über diesen Internetzugang regeln. Dieser technische Fortschritt bringt aber auch Schattenseiten mit sich: Es gibt immer weniger Arbeitsplätze, weil die Technik praktisch alles übernimmt, sei es das Putzen oder aber die Lieferung von Essen.

Klingt erst mal nach einer interessanten Welt? Ja, wäre da nur nicht die fehlende Kritik. In diesem Roman akzeptieren nämlich alle, unsere Protagonistin eingeschlossen, dieses System und deswegen wird auch kaum etwas in Frage gestellt. Vielmehr geht es nun um die Droge "Bluescreen", die dieses ach so tolle Leben bedroht.

Puhh, ich muss sagen, dass ich das Buch fast eine Woche mit mir herumgeschleppt habe und immer gehofft habe, dass jetzt doch noch irgendwas kommt. Die Grundidee mit diesem technischen Fortschritt ist gut, wenn auch nicht neu, aber mir fehlte es hier einfach an einer kritischeren Betrachtung.

Hinzu kommt leider, dass ich mir die Welt kaum im Ganzen vorstellen konnte. Meiner Meinung nach gab es einige Ungereimtheiten bezüglich der verwendeten Technik, aber ich möchte mich hier auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da es leider so gar nicht mein Interessengebiet ist. Ich war beim Lesen an vielen Stellen auf jeden Fall stark überfordert und ich hätte mir echt gewünscht, mehr Erklärungen zu bekommen.

Geschockt war ich, als ich gelesen habe, dass "Bubble Tea" das supercoole Getränk der Zukunft sein soll. Ernsthaft? Ist der Trend um dieses klebrige und ungesunde Zeug nicht längst vorüber? Und warum kleiden sich die Jugendliche in diesem Buch so sonderbar? Und die Frage aller Fragen: Was sollte der Handlungsstrang mit diesem Onlinespiel? Sollte es nur irgendwie das Buch füllen?

Auch Emotionen kann das Buch leider nicht bieten, was noch ein großer Kritikpunkt ist. Die Freunde sind allesamt nicht so recht sympathisch und besitzen überhaupt keinen Hintergrund, weswegen das Gemeinschaftsgefühl bei mir leider nicht aufkam. Die Geschichte ist zwar an einigen Stellen recht spannend, doch die langweiligen Abschnitte überwiegen leider, sodass ich leider überhaupt nicht in den Lesefluss kam. Schade, denn eigentlich hat es Dan Wells echt drauf!




"Bluescreen" wirkte auf mich wie eine wild zusammengewürfelte Zukunftsvision, die leider keine kritische Betrachtungsweise bietet. Der technische Fortschritt steht im Mittelpunkt dieses Romans, der wohl nur von Computerfreaks vollständig verstanden werden kann. Die Geschichte rund um die Droge "Bluescreen" ist spannend, aber die Welt zu einseitig und die Charaktere leider viel zu farblos. Echt schade!



4 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    das Buch hat mehr etwas von einen Thriller mit Gangsterhintergrund als von einer Dystopie. Das hatte mich auch überrascht. Mir hat diese Vision von Los Angeles recht gut gefallen. Man merkt, dass Wells von einer realen Basis ausgeht. Deine Kritikpunkte kann ich allerdings gut nachvollziehen.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Hi Nicole,

      ich habe deine Rezension dazu auch gelesen :D Dich konnte es ja überzeugen, ich habe hier wohl einfach etwas vollkommen anderes erwartet ... ;(

      Liebe Grüße
      Jessi

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  2. Hi Jessi,

    puh, da ich das Buch auch hier liegen habe, bin ich erstmal nur zum Fazit und zur Wertung gehuscht. Die allerdings schreckt mich jetzt total von der Lektüre ab ...
    Schade, weiter nach oben rutscht es jetzt wohl nicht im Stapel der nächsten Bücher! :o(

    Liebe Grüße
    Patricia

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    1. Hi Patricia :D

      Ich denke, es war mit diesem Sci-Fi-Setting und der ganzen Action einfach nicht mein Geschmack ;( Hab sonst aber auch fast nur positive Rezensionen dazu gefunden, Nicole zum Beispiel mochte das Buch ganz gerne!

      Liebe Grüße
      Jessi

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