Autor: Maurice Sandoz
Genre: Kurzgeschichten
Erscheinungsdatum: 1. November 1991
Erscheinungsdatum: 1. November 1991
Anzahl der Seiten: 283
Cover und Inhaltsangabe: © Diogenes
Begonnen: 20.05.2020
Beendet: 22.05.2020
Die Bücher aus dem Diogenes-Verlag habe ich schon vor einer Weile lieben gelernt. In diesem Kurzgeschichtenband durfte ich nun den aus der Schweiz stammenden Maurice Sandoz kennenlernen, der auf dem Klappentext mit Edgar Allen Poe verglichen wurde.
"Am Rande" beinhaltet neun Kurzgeschichten. In den ersten vier Geschichten befassen sich hierbei mit den "Irren" und "Narren" dieser Gesellschaft. Wie der Autor in seiner Einleitung erklärt, wurden hier durch die Besuche in verschiedenen Einrichtungen die Geschichten der Patienten gesammelt. Dabei überlässt Maurice Sandoz es allerdings seinen Lesern diese zu deuten.
Schon nach der ersten Geschichte namens "Die Tsantsa" hat mich der Autor tief in den Bann gezogen. Hier geht es um einen Mann, der sich masochistisch in eine Beziehung begibt und seiner Freundin nun eine Tsantsa, also eine Kriegstrophäe in Form eines geschrumpften Kopfes schenken soll. Hier hatte ich beim Lesen oft eine Gänsehaut, schon allein die Beschreibung zur Herstellung einer solchen Tsantsa hat mich fasziniert und zeitgleich abgestoßen.
"Der Mann Rabbi" beschäftigt sich mit einem Patienten, der sich für Jesus hält und der die Frage aufwirft, ob Gott eigentlich noch existiert, während sich "Die Falle" um einen Mann handelt, der in ein Bassin springt und dort nicht mehr herauskommt. "Am Rande" zeigt schließlich auf, wie schnell ein jeder von uns plötzlich die "Seite" wechseln kann und sich vielleicht plötzlich unter den "Verrückten" und damit den "Ausgestoßenen" wiederfindet.
In diesen ersten vier Geschichten hört der Autor sich die Erzählungen von vier Patienten an und es wird schnell klar, dass es doch im Auge des Betrachters (und schließlich auch in dem des Lesers!) liegt, zu entscheiden, was normal und was verrückt ist. Beim Lesen hatte ich doch stets das Gefühl, dass ich bei den "Verrückten" besser aufgehoben bin, denn wie Sandoz so schön sagt: "Ein Irrer ist ein Wesen, das nicht weniger, sonder mehr Möglichkeiten in sich trägt als andere Menschen." (S. 154)
Die restlichen fünf Geschichten beschäftigen sich hierbei mit sonderbaren Begegnungen und Ereignissen und wissen ebenfalls zu unterhalten. So begegnen wir hier beispielsweise einem ehemaligen Museumswärter, der von der Leiden der mumifizierten Kleopatra berichtet, wir erleben eine seltsame Begegnung auf einem Friedhof und werden in ein Sanatorium geschickt, in dem ein Sterbenskranker noch von seiner letzten Hoffnung erzählt.
Obwohl sich beinahe alle Geschichten mehr wie Berichte lesen, verströmen sie doch allesamt eine tolle Atmosphäre und ich habe die 283 Seiten wirklich sehr schnell gelesen, nein, förmlich inhaliert. Zwar gibt es nur wenig wirklich unheimliche Momente, aber dennoch halte ich den Vergleich mit Edgar Allan Poe hier zur passend, wenngleich Maurice Sandoz natürlich auch einen ganz eigenen Stil besitzt, der mich auf jeden Fall animiert, mir weitere Werke von ihm anzusehen.
"Am Rande" vereint neun interessante Geschichten, die sich teilweise in der Welt der "Verrückten" und von der Gesellschaft Ausgeschlossenen zutragen, teilweise aber auch normale Menschen in den Fokus rücken. Dabei liegt es hier beim Lesen, die einzelnen Geschehnisse zu deuten. Für mich definitiv ein Autor, den ich weiter betrachten werde!
Begonnen: 20.05.2020
Beendet: 22.05.2020
Die Bücher aus dem Diogenes-Verlag habe ich schon vor einer Weile lieben gelernt. In diesem Kurzgeschichtenband durfte ich nun den aus der Schweiz stammenden Maurice Sandoz kennenlernen, der auf dem Klappentext mit Edgar Allen Poe verglichen wurde.
"Am Rande" beinhaltet neun Kurzgeschichten. In den ersten vier Geschichten befassen sich hierbei mit den "Irren" und "Narren" dieser Gesellschaft. Wie der Autor in seiner Einleitung erklärt, wurden hier durch die Besuche in verschiedenen Einrichtungen die Geschichten der Patienten gesammelt. Dabei überlässt Maurice Sandoz es allerdings seinen Lesern diese zu deuten.
Schon nach der ersten Geschichte namens "Die Tsantsa" hat mich der Autor tief in den Bann gezogen. Hier geht es um einen Mann, der sich masochistisch in eine Beziehung begibt und seiner Freundin nun eine Tsantsa, also eine Kriegstrophäe in Form eines geschrumpften Kopfes schenken soll. Hier hatte ich beim Lesen oft eine Gänsehaut, schon allein die Beschreibung zur Herstellung einer solchen Tsantsa hat mich fasziniert und zeitgleich abgestoßen.
"Der Mann Rabbi" beschäftigt sich mit einem Patienten, der sich für Jesus hält und der die Frage aufwirft, ob Gott eigentlich noch existiert, während sich "Die Falle" um einen Mann handelt, der in ein Bassin springt und dort nicht mehr herauskommt. "Am Rande" zeigt schließlich auf, wie schnell ein jeder von uns plötzlich die "Seite" wechseln kann und sich vielleicht plötzlich unter den "Verrückten" und damit den "Ausgestoßenen" wiederfindet.
In diesen ersten vier Geschichten hört der Autor sich die Erzählungen von vier Patienten an und es wird schnell klar, dass es doch im Auge des Betrachters (und schließlich auch in dem des Lesers!) liegt, zu entscheiden, was normal und was verrückt ist. Beim Lesen hatte ich doch stets das Gefühl, dass ich bei den "Verrückten" besser aufgehoben bin, denn wie Sandoz so schön sagt: "Ein Irrer ist ein Wesen, das nicht weniger, sonder mehr Möglichkeiten in sich trägt als andere Menschen." (S. 154)
Die restlichen fünf Geschichten beschäftigen sich hierbei mit sonderbaren Begegnungen und Ereignissen und wissen ebenfalls zu unterhalten. So begegnen wir hier beispielsweise einem ehemaligen Museumswärter, der von der Leiden der mumifizierten Kleopatra berichtet, wir erleben eine seltsame Begegnung auf einem Friedhof und werden in ein Sanatorium geschickt, in dem ein Sterbenskranker noch von seiner letzten Hoffnung erzählt.
Obwohl sich beinahe alle Geschichten mehr wie Berichte lesen, verströmen sie doch allesamt eine tolle Atmosphäre und ich habe die 283 Seiten wirklich sehr schnell gelesen, nein, förmlich inhaliert. Zwar gibt es nur wenig wirklich unheimliche Momente, aber dennoch halte ich den Vergleich mit Edgar Allan Poe hier zur passend, wenngleich Maurice Sandoz natürlich auch einen ganz eigenen Stil besitzt, der mich auf jeden Fall animiert, mir weitere Werke von ihm anzusehen.
"Am Rande" vereint neun interessante Geschichten, die sich teilweise in der Welt der "Verrückten" und von der Gesellschaft Ausgeschlossenen zutragen, teilweise aber auch normale Menschen in den Fokus rücken. Dabei liegt es hier beim Lesen, die einzelnen Geschehnisse zu deuten. Für mich definitiv ein Autor, den ich weiter betrachten werde!
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