Montag, 8. Juni 2020

[Rezension] Ins Freie - David Lodge

Titel: Ins Freie
Autor:  David Lodge
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. Juli 2003
Anzahl der Seiten: 365
Cover und Inhaltsangabe: © List Taschenbuch


Begonnen: 14.05.2020
Beendet: 16.05.2020



"Als der 16-jährige Londoner Timothy 1951 die Sommerferien in Heidelberg verbringt, öffnet sich ihm eine neue Welt: das privilegierte Schlaraffenland der amerikanischen Besatzer, hübsche Fräuleins, die erste Zigarette und der erste Kuss ..."



Als ich "Ins Freie" von David Lodge im Bücherschrank gefunden habe, hätte ich allein vom Cover eine ganz andere Art von Geschichte erwartet. So war ich doch sehr überrascht, hier erst einmal aus den Augen eines Kindes die Zeit des zweiten Weltkrieges zu betrachten. Hier bekommt die Kindheit des Protagonisten die ersten Risse ...

Timothy entwickelt einen regelrechten Hass den Deutschen gegenüber, die er für den Krieg, das Leid Englands und seine persönlichen Verluste verantwortlich macht. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges hofft er, dass alles besser wird, doch das Gegenteil ist der Fall. Auch in den folgenden Jahren gibt es Lebensmittelrationalisierungen und seine Eltern kommen gerade so über die Runden, während Tmiothys Schwester ins Ausland geht und dort ein besseres und vor allem sichereres Leben findet.

Mit seinen 16 Jahren steht Timothy plötzlich vor einer großen Entscheidung. Soll er eine Lehre machen oder studieren? Und was genau hat das Leben eigentlich zu bieten? Um das herauszufiden reist er zu seiner Schwester nach Heidelberg und lernt dabei nicht nur das besetzte Deutschland, sondern auch sich selbst kennen.

David Lodges Schreibstil ist sehr einfach, wenngleich ich zu Beginn die Dialoge, die hier ohne Anführungszeichen auskommen und sich nur durch einen altmodoschen Bindestrich vom restlichen Text abheben, doch sehr anstrengend fand.  Dennoch lässt sich das Buch aber durch Timothys jugendliche Sicht sehr schnell lesen und eignet sich meiner Meinung nach hier besonders für jüngere Leser.

Mir hat es große Freuden bereitet, Timothy nach Heidelberg zu begleiten und das von den Amerikanern besetzte Westdeutschland kennenzulernen. Viele geschichtliche Hintergründe werden hier sehr locker eingebaut und vermittelt und der Autor hat die Zeit sehr atmosphärisch wiedergespiegelt.

Natürlich geht es in diesem Buch zentral um das Thema "Selbstfindung" und das "Erwachsenwerden". Timothy, der zu Beginn noch ein sehr schüchterner und unsicherer Junge war, lernt hier durch die Freunde seiner Schwester, aber auch eigene Bekanntschaften eine ganz andere Welt kennen. Hier spielen auch die ersten sexuellen Erfahrungen Timothys eine große Rolle, doch die Sache mit dem Mädchen am Ende ging mir dann zu schnell. Vor allem da das Thema seiner Religiösität zwar immer wieder angeschnitten wird, plötzlich aber kaum noch eine Rolle zu spielen scheint.

"Ins Freie" besitzt auf jeden Fall einige tolle Lebensweisheiten und zeigt auf, wie groß die Welt ist und wie viele Möglichkeiten ein jeder von uns doch hat, ganz gleich zu welchen schwierigen Zeiten er lebt. Dabei zeigt sich allerdings auch, dass der erste zaghafte Schritt "ins Freie" nicht gleichzeitig auch immer in die Freiheit führt, sondern dieser Weg mitunter sehr lang sein kann ...




"Ins Freie" beschreibt den Ausbruch und den Aufbruch des 16-Jährigen Teenagers, der in das besetzte Deutschland reist und die Welt von einer ganz anderen Seite kennenlernt ... Ein unterhaltsamer Roman, der allerdings das Thema der Sexualität etwas zu überstürzt behandelt ...


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