Titel: Herr Jensen steigt aus
Autor: Jakob Hein
Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2006
Seitenzahl: 144
Cover: © Piper
Begonnen: 13.02.2023
Beendet: 15.02.2023
Herr Jensen arbeitet bei der Post und ist mit sich und der Welt zufrieden. Doch dann verliert er seinen Job und weiß plötzlich nichts mehr mit sich anzufangen. Immer bewusster nimmt er Dinge wahr, die er zuvor nicht gesehen hat und erkennt, dass er auf keinen Fall in das System zurück will.
Im letzten Jahr habe ich mein erstes Buch von Jakob Hein gelesen und war fasziniert von seinen tiefgründigen Beobachtungen. Auch hier steht wieder ein Mann am Rand der Gesellschaft im Fokus. Herr Jensen hat sich immer irgendwie durchgemogelt und hatte - so wie fast alle Menschen - einen geregelten, wenngleich auch sterbenslangweiligen Tagesablauf. Als er seinen Job verliert und vom Arbeitsamt in eine Maßnahme gesteckt wird, beginnt er, über das System nachzudenken ...
Tragisch und doch mit einer gewissen Komik beschreibt der Autor einen Menschen, der überall aneckt und nirgends reinzupassen scheint. Es war also kein Wunder, dass ich mich mit Herr Jensen identifizieren konnte. Genau wie er habe ich mich aus der Gesellschaft verabschiedet und daher konnte ich seine Abkapselung verstehen, empfand es aber als etwas schade, dass er mit seiner freien Zeit nicht wirklich etwas anzufangen wusste. Er wirkt von der ersten bis zur letzten Seite sehr leidenschaftslos. Hier hätte ich mir doch noch eine Entwicklung gewünscht, denn dieser ganze Zwang und die Abhängigkeit waren für mich beim Lesen nur schwer auszuhalten.
Einen sehr bitteren Nachgeschmack hinterlässt das ziemlich abrupte Ende, das wieder einmal das Gefühl aufkommen lässt, dass der Autor seine Protagonisten nur für einen kurzen Moment beobachtet und sie dann fallen lässt. Während ich die Kürze in "Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht" passend fand, hat mir hier zum Ende noch irgendwas gefehlt.
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