Donnerstag, 16. März 2023

[Rezension] Mein Herz so weiß - Javier Marías

 


Titel: Mein Herz so weiß

Autor:  Javier Marías

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1998
Seitenzahl: 352
Cover: © dtv
Begonnen: 24.02.2023
Beendet: 01.03.2023


Eine junge Frau, die gerade erst von ihrer Hochzeitsreise zurückgekehrt ist und mit ihrer Familie isst, erhebt sich plötzlich vom Tisch, geht ins Bad und schießt sich mitten ins Herz. Das ist die Ausgangslage, die auch Folgen für den Ich-Erzähler, der erst spät davon erfährt, dass diese Frau seine Tante war und sein Vater ihr damaliger frisch vermählter Mann, haben soll.

Der anfangs namenlose Protagonist wirkt nach seiner eigenen Hochzeit verloren und bekommt Zweifel. Immer wieder bekommt er zu hören und zu spüren, dass die Liebe nur ein Zwang sei. Zwingt auch er seine Frau in diese Ehe? Und warum gab ihm sein Vater bei der Hochzeit den Tipp, seine Geheimnisse niemals mit seiner Frau zu teilen?

"Mein Herz so weiß" war mein allererstes Buch von dem im vergangenen Jahr verstorbenen, sehr bekannten Schriftsteller, der einen beeindruckenden, wenngleich auch nicht allzu leicht zu lesenden Schreibstil besitzt. Seine Sätze sind sehr verschachtelt, recht poetisch und oft gibt es über viele Seiten keinen einzigen Absatz. Ich musste mich nach dem perfekten beschriebenen Schockmoment am Anfang erst einmal hineinfinden und vor allem verstehen, wohin das Buch mich denn führen will.

Es handelt sich nicht um eine geradlinig erzählte Geschichte. Der Autor schweift oft ab, lässt den Protagonisten (und damit auch den Leser) umherirren und konfrontiert ihn immer wieder mit den dunklen Seiten, die in jedem Menschen schlummern. Besonders interessant fand ich hier Berta, die mit einem wildfremden Mann schreibt und plötzlich bereit ist, alles für ihn zu tun.

Das Ende zeichnet sich hier im Grunde schon zu Beginn ab und so sind die Hintergründe des damaligen Selbstmords wenig überraschend. Sprachlich ist "Mein Herz so weiß" sicherlich ein kleines Meisterwerk, das zum Nachdenken einlädt. Nach dem Zuschlagen hatte ich aber auch das Gefühl, gerade eine zu aufgeblähte und mit viel zu vielen Worten geschilderte Geschichte gelesen zu haben ...



Sprachlich gesehen ist "Mein Herz so weiß" von Javier Marías ein kleines Meisterwerk, das philosophische Fragen stellt und tief in Abgründe schauen lässt. Leider kann die Handlung da nicht so recht mithalten und ist rückblickend betrachtet zu aufgebläht ...

Ich vergebe 4 von 5.


2 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    eine schöne Rezension, aber das Buch hört sich doch recht anstrengend an, wie du den Schreibstil beschreibt. Ich bin aufgrund es Titels neugierig geworden, weil ich "Mein Herz so schwarz" von Jenny Blackhurst gelesen habe. Da stirbt eingangs auch eine Braut, die sich ins Meer stürzt. Ob sich die Autorin hier Anregungen geholt hat?

    Liebe Grüße
    Nicole

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  2. Huhu Nicole,

    Witzigerweise habe ich "Mein Herz so schwarz" ja auch vor kurzem gelesen. Kann schon gut sein, dass es davon inspiriert wurde, es waren ja beide Male Frischverheiratete. :)

    Allerdings ist das hier schon ein literarisches Werk, das eigentlich alles genau zu ergründen versucht, dabei aber halt nicht überraschen kann, weil der Leser schon recht früh erkennt, was die Hintergründe sind.

    Liebe Grüße
    Jessi

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