Autor: Patricia Highsmith
Genre: Krimi, Roman
Erscheinungsdatum: 1976
Anzahl der Seiten: 268
Cover und Inhaltsangabe © Diogenes
"Der sensible und labile Robert Forester lebt nach der Trennung von seiner Frau in der Kleinstadt Langley. Auf seinen einsamen Spaziergängen beobachtet er in einem Haus ein Mädchen und wird immer stärker von ihrem Anblick angezogen. Als er Jenny eines Tages kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und löst ihre Verlobung mit Greg. Greg versucht, Jenny wiederzugewinnen, doch sie liebt Robert. Der mag sie zwar, liebt sie aber nicht ..."
"Der Schrei der Eule" ist mittlerweile mein viertes Buch von Patricia Highsmith und ich kann nur wieder einmal betonen, wie froh ich bin, diese überaus talentierte Autorin entdeckt zu haben. Ihre Werke heben sich deutlich von der breiten Masse ab und ihr Blickwinkel auf das Gute und auch das Böse in den Menschen ist beeindruckend.
Ihre Geschichte besitzen keine normale Krimihandlung, es geht, wie ich schon in den anderen Rezensionen geschrieben habe, nicht um das "Wer" hinter einer Tat sondern um das große "Warum". Patricia Highsmith möchte, dass der Leser versteht, was hinter einer Tat steckt, ja sie möchte den Leser förmlich zwingen, einen genauen Blick zu riskieren und sich ein eigenes Bild zu verschaffen.
"Der Schrei der Eule" ist nicht nur eindringlich, nein, es geht unter die Haut und verschlingt den Leser förmlich. Es zeigt auf schockierende Art und Weise, wie Menschen ticken. Dabei geht die Autorin auch hier wieder auf die Ungerechtigkeiten der damaligen und leider auch heutigen Gesellschaft ein und zeigt schonungslos, dass die Menschheit sich wohl niemals ändern wird ...
- Robert -
Robert Forrester ist ein einsamer Mann, der gerade aber auf dem Weg der Besserung zu sein scheint. Seine Depressionen und das Gefühl der Einsamkeit treiben ihn zu dem Haus eines jungen Mädchen und auf dem ersten Blick erscheint er hier tatsächlich wie der typische Voyeur, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Doch es ist doch alles ganz anders ...
Robert sehnt sich einfach nur nach Glück, ist nach der gescheiterten Ehe mit seiner Frau aber nicht bereit, sich noch einmal zu verlieben. Als er Jenny plötzlich persönlich kennenlernt, ist plötzlich alles anders ... Hat er vielleicht die falsche Frau beobachtet? Eine Frau, die mit ihrem Verlobten alles andere als glücklich ist? Ja, die ihn als Fügung des Schicksals ansieht?
Sehr tiefgründig beschreibt Patricia Highsmith unseren Protagonisten, der hier eigentlich nur friedlich leben und anderen nicht zur Last fallen möchte - plötzlich aber als Voyeur und sogar als Täter angesehen wird. Die Ungerechtigkeiten die Robert hier zu spüren bekommt, gingen mir sehr nahe. Selten habe ich so mit einem Protagonisten gelitten!
- Jenny -
Jenny ist keine normale und vor allem keine glückliche Junge Frau - auch wenn dies auf den ersten Blick so scheint. Sie ist mit Greg verlobt, den sie irgendwie mag, aber definitiv nicht liebt. Als sie Robert um ihr Haus schleichen sieht, lädt sie ihn spontan zu sich ein und verliebt sich in ihn.
Schon allein dieses Fehlen von Angst und die sofortige Vertrautheit zu Robert spiegeln Jennys Charakter sehr gut wieder. Sie gibt sich so sehr hin, dass sie die Verlobung zu Greg auflöst und sich ganz auf Robert konzentrieren - auch wenn dieser nicht an einer Beziehung mit ihr interessiert ist.
Auch Jenny wird hier sehr vielschichtig, aber auch sehr düster beschrieben. Ihre Geschichte fand ich furchtbar traurig.
Patricia Highsmith besitzt einen sehr kritischen Blick auf die Menschen. Sie sieht das Gute, aber auch das Schlechte, das sich in ihren Romanen/Krimis in das absolut Böse verwandelt. Dabei zwingt sie den Leser genau hinzuschauen und sich ein eigenes Urteil zu bilden!
So haben wir hier zu Beginn der Geschichte einen gebrochenen Mann, der heimlich eine junge Frau beobachtet. Auf den ersten Blick wirkt es verstörend, doch je intensiver wir Robert kennenlernen, so wird klar, dass er ein sehr verlorener Mann ist, der niemanden ein Leid zufügen will.
Leider gerät Robert hier einen Strudel aus Obsession und Gewalt, obwohl er eigentlich nur ein ruhiges Leben führen möchte. Er mag Jenny, doch kann sie momentan nicht lieben. Das ist für die junge Frau, die zu allem Überfluss auch noch ihren Verlobten Greg verlässt, schwer zu ertragen. Hinzukommt, dass Greg auch alles andere als begeistert über die Trennung ist - und dies Robert, den er als Hauptverantwortlichen sieht, auch deutlich spüren lässt!
Robert gerät also zwischen die Fronten und wird schnell auch von der Öffentlichkeit verurteilt. Als es dann auch noch augenscheinlich zu einem Verbrechen kommt, steht für die Leute der Schuldige schnell fest: Es muss der Voyeur sein, der einem anderen die Frau ausspannen wollte. Hier gibt es keine Uschuldsvermutung, nein, vielmehr sollte es heißen: Er ist schuldig bis er selbstständig seine Unschuld bewiesen hat ...
"Der Schrei der Eule" war wieder ein Buch, das mich furchtbar mitgenommen. Es hat mich innerlich zerrissen, so sehr habe ich mit Robert und Jenny gelitten. Patricia Highsmith, die mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen gehört, hat hier eine sehr verstörende, ungerechte Geschichte verfasst, die wütend macht, den Leser verzweifelt zurücklässt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.
Die Geschichte zeigt wieder einmal, wie leicht wir Menschen doch urteilen - oft genügt ein Blick, eine winzige Informationen um jemanden abzustempeln. Dabei wäre es gar nicht so schwer, einmal hinter die Fassade zu schauen - ja, Dinge zu hinterfragen, statt sie einfach hinzunehmen. Das Ende von "Der Schrei der Eule" könnte nicht tragischer und ironischer sein. Außenseiter, Andersdenkende, ja Menschen fern der Normalität, werden wohl immer abgestempelt werden ... weil es eben leichter ist ...
Mit "Der Schrei der Eule" hat Patricia Highsmith ein kleines, stilles Meisterwerk hingelegt. Es geht um Obsession, um Schuld und Unschuld und die Gesellschaft, die viel zu schnell (ver-)urteilt. Ein Buch, das bewegt, verstört, wütend macht und zum Nachdenken anregt!
Erscheinungsdatum: 1976
Anzahl der Seiten: 268
Cover und Inhaltsangabe © Diogenes
"Der sensible und labile Robert Forester lebt nach der Trennung von seiner Frau in der Kleinstadt Langley. Auf seinen einsamen Spaziergängen beobachtet er in einem Haus ein Mädchen und wird immer stärker von ihrem Anblick angezogen. Als er Jenny eines Tages kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und löst ihre Verlobung mit Greg. Greg versucht, Jenny wiederzugewinnen, doch sie liebt Robert. Der mag sie zwar, liebt sie aber nicht ..."
"Der Schrei der Eule" ist mittlerweile mein viertes Buch von Patricia Highsmith und ich kann nur wieder einmal betonen, wie froh ich bin, diese überaus talentierte Autorin entdeckt zu haben. Ihre Werke heben sich deutlich von der breiten Masse ab und ihr Blickwinkel auf das Gute und auch das Böse in den Menschen ist beeindruckend.
Ihre Geschichte besitzen keine normale Krimihandlung, es geht, wie ich schon in den anderen Rezensionen geschrieben habe, nicht um das "Wer" hinter einer Tat sondern um das große "Warum". Patricia Highsmith möchte, dass der Leser versteht, was hinter einer Tat steckt, ja sie möchte den Leser förmlich zwingen, einen genauen Blick zu riskieren und sich ein eigenes Bild zu verschaffen.
"Der Schrei der Eule" ist nicht nur eindringlich, nein, es geht unter die Haut und verschlingt den Leser förmlich. Es zeigt auf schockierende Art und Weise, wie Menschen ticken. Dabei geht die Autorin auch hier wieder auf die Ungerechtigkeiten der damaligen und leider auch heutigen Gesellschaft ein und zeigt schonungslos, dass die Menschheit sich wohl niemals ändern wird ...
- Robert -
Robert Forrester ist ein einsamer Mann, der gerade aber auf dem Weg der Besserung zu sein scheint. Seine Depressionen und das Gefühl der Einsamkeit treiben ihn zu dem Haus eines jungen Mädchen und auf dem ersten Blick erscheint er hier tatsächlich wie der typische Voyeur, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Doch es ist doch alles ganz anders ...
Robert sehnt sich einfach nur nach Glück, ist nach der gescheiterten Ehe mit seiner Frau aber nicht bereit, sich noch einmal zu verlieben. Als er Jenny plötzlich persönlich kennenlernt, ist plötzlich alles anders ... Hat er vielleicht die falsche Frau beobachtet? Eine Frau, die mit ihrem Verlobten alles andere als glücklich ist? Ja, die ihn als Fügung des Schicksals ansieht?
Sehr tiefgründig beschreibt Patricia Highsmith unseren Protagonisten, der hier eigentlich nur friedlich leben und anderen nicht zur Last fallen möchte - plötzlich aber als Voyeur und sogar als Täter angesehen wird. Die Ungerechtigkeiten die Robert hier zu spüren bekommt, gingen mir sehr nahe. Selten habe ich so mit einem Protagonisten gelitten!
- Jenny -
Jenny ist keine normale und vor allem keine glückliche Junge Frau - auch wenn dies auf den ersten Blick so scheint. Sie ist mit Greg verlobt, den sie irgendwie mag, aber definitiv nicht liebt. Als sie Robert um ihr Haus schleichen sieht, lädt sie ihn spontan zu sich ein und verliebt sich in ihn.
Schon allein dieses Fehlen von Angst und die sofortige Vertrautheit zu Robert spiegeln Jennys Charakter sehr gut wieder. Sie gibt sich so sehr hin, dass sie die Verlobung zu Greg auflöst und sich ganz auf Robert konzentrieren - auch wenn dieser nicht an einer Beziehung mit ihr interessiert ist.
Auch Jenny wird hier sehr vielschichtig, aber auch sehr düster beschrieben. Ihre Geschichte fand ich furchtbar traurig.
Patricia Highsmith besitzt einen sehr kritischen Blick auf die Menschen. Sie sieht das Gute, aber auch das Schlechte, das sich in ihren Romanen/Krimis in das absolut Böse verwandelt. Dabei zwingt sie den Leser genau hinzuschauen und sich ein eigenes Urteil zu bilden!
So haben wir hier zu Beginn der Geschichte einen gebrochenen Mann, der heimlich eine junge Frau beobachtet. Auf den ersten Blick wirkt es verstörend, doch je intensiver wir Robert kennenlernen, so wird klar, dass er ein sehr verlorener Mann ist, der niemanden ein Leid zufügen will.
Leider gerät Robert hier einen Strudel aus Obsession und Gewalt, obwohl er eigentlich nur ein ruhiges Leben führen möchte. Er mag Jenny, doch kann sie momentan nicht lieben. Das ist für die junge Frau, die zu allem Überfluss auch noch ihren Verlobten Greg verlässt, schwer zu ertragen. Hinzukommt, dass Greg auch alles andere als begeistert über die Trennung ist - und dies Robert, den er als Hauptverantwortlichen sieht, auch deutlich spüren lässt!
Robert gerät also zwischen die Fronten und wird schnell auch von der Öffentlichkeit verurteilt. Als es dann auch noch augenscheinlich zu einem Verbrechen kommt, steht für die Leute der Schuldige schnell fest: Es muss der Voyeur sein, der einem anderen die Frau ausspannen wollte. Hier gibt es keine Uschuldsvermutung, nein, vielmehr sollte es heißen: Er ist schuldig bis er selbstständig seine Unschuld bewiesen hat ...
"Der Schrei der Eule" war wieder ein Buch, das mich furchtbar mitgenommen. Es hat mich innerlich zerrissen, so sehr habe ich mit Robert und Jenny gelitten. Patricia Highsmith, die mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen gehört, hat hier eine sehr verstörende, ungerechte Geschichte verfasst, die wütend macht, den Leser verzweifelt zurücklässt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.
Die Geschichte zeigt wieder einmal, wie leicht wir Menschen doch urteilen - oft genügt ein Blick, eine winzige Informationen um jemanden abzustempeln. Dabei wäre es gar nicht so schwer, einmal hinter die Fassade zu schauen - ja, Dinge zu hinterfragen, statt sie einfach hinzunehmen. Das Ende von "Der Schrei der Eule" könnte nicht tragischer und ironischer sein. Außenseiter, Andersdenkende, ja Menschen fern der Normalität, werden wohl immer abgestempelt werden ... weil es eben leichter ist ...
Mit "Der Schrei der Eule" hat Patricia Highsmith ein kleines, stilles Meisterwerk hingelegt. Es geht um Obsession, um Schuld und Unschuld und die Gesellschaft, die viel zu schnell (ver-)urteilt. Ein Buch, das bewegt, verstört, wütend macht und zum Nachdenken anregt!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Datenschutzerklärung
dieses Blogs.